Hallo.
Einfach behaupten, dass es so etwas wie Äther nicht gibt - ganz so einfach sollte man es sich mit dem Äther nicht machen. Das hat auch Einstein nicht getan, entgegen dem landläufigen Glauben, er hätte ihn abgeschafft. Es hängt halt davon ab, was man unter dem Begriff versteht. Einstein selbst hat vielmehr die Ansicht vertreten, dass er zwar dem Äther die früher zugeschriebenen Eigenschaften ausgetrieben hat, aber ihn stattdessen sozusagen mit neuen Eigenschaften ausgestattet hat:
„Indessen lehrt ein genaueres Nachdenken, daß diese Leugnung des Äthers nicht notwendig durch das spezielle Relativitätsprinzip gefordert wird. […] Nach der allgemeinen Relativitätstheorie ist der Raum mit physikalischen Qualitäten ausgestattet; es existiert also in diesem Sinne ein Äther. Gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie ist ein Raum ohne Äther undenkbar; denn in einem solchen gäbe es nicht nur keine Lichtfortpflanzung, sondern auch keine Existenzmöglichkeit von Maßstäben und Uhren, also auch keine räumlich-zeitlichen Entfernungen im Sinne der Physik. Dieser Äther darf aber nicht mit der für ponderable Medien charakteristischen Eigenschaft ausgestattet gedacht werden, aus durch die Zeit verfolgbaren Teilen zu bestehen; der Bewegungsbegriff darf auf ihn nicht angewendet werden.“
„Auch nach der speziellen Relativitätstheorie war der Äther absolut, denn sein Einfluss auf Trägheit und Lichtausbreitung war als unabhängig gedacht von physikalischen Einflüssen jeder Art. […] Der Äther der allgemeinen Relativitätstheorie unterscheidet sich also von demjenigen der klassischen Mechanik bezw. der speziellen Relativitätstheorie dadurch, dass er nicht ‚absolut‘, sondern in seinen örtlich variablen Eigenschaften durch die ponderable Materie bestimmt ist.“
(Beide Auszüge aus: Äther und Relativitätstheorie, Rede gehalten am 5. Mai 1920 an der Reichs-Universität Leiden. In: Springer. , Berlin1920
Im Sinne eines grundlegenden Kontinuums, dass gewisse physikalische Eigenschaften trägt, hält Einstein ihn sogar für unverzichtbar:
„Aber selbst wenn diese Möglichkeiten zu wirklichen Theorien heranreifen, werden wir des Äthers, d. h. des mit physikalischen Eigenschaften ausgestatteten Kontinuums, in der theoretischen Physik nicht entbehren können; denn die allgemeine Relativitätstheorie, an deren grundsätzlichen Gesichtspunkten die Physiker wohl stets festhalten werden, schliesst eine unvermittelte Fernwirkung aus; jede Nahewirkungs-Theorie aber setzt kontinuierliche Felder voraus, also auch die Existenz eines ‚Äthers‘.“
(Auszug aus : A. Einstein: Über den Äther. In: Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 105, Nr. 2, 1924, S. 85–93)
Und auch moderne Physiker und Nobelpreisträger werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass man den modernen Quantenfeldern in der gleichnamigen Theorie sehr wohl den Charakter eines Äthers zusprechen kann. Frank Wilczek z.B. (siehe "The Lightness of Beeing", 2008 oder auch schon hier:
The Persistence of Ether 1999) weist in diesem Sinne darauf hin, dass man das Vakuum bzw. den Raum auch als ein ätherähnliches Material auffassen kann, weil beide einem Material analoge Eigenschaften aufweisen: sie können schwingen, sich krümmen oder verziehen, sich ausdehnen etc.
Siehe dazu auch den Wikipediaartikel, wo es dazu heißt: "Es gibt Phänomene, welche von manchen Physikern immer noch als Analogien zum Ätherbegriff gesehen werden. In seiner
Nobelpreisrede (2006)
[58] erwähnte
George F. Smoot, dass das Bezugssystem, in dem die
kosmische Mikrowellenstrahlung isotrop ist, als Äther bezeichnet werden könnte („Neue Ätherdrift-Experimente“). Smoot stellte klar, dass hier kein Widerspruch zur SRT und dem Michelson-Morley-Experiment vorliegt, da die Bevorzugung dieses Bezugssystems nur zur Vereinfachung der Beschreibung der Expansion des Universums erfolgt. Meinungen außerhalb des wissenschaftlichen Mainstreams werden weiterhin von den Nobelpreisträgern
Robert B. Laughlin und
Frank Wilczek vertreten, wonach auch in der modernen Physik – vor allem mit Blick auf das
Quantenvakuum – von einem Äther gesprochen werden kann...."
Last but not least: Auch die Vorstellung vom Äther als einer Quintessenz (das fünfte Element des Aristoteles) ist in die moderne Kosmologie quasi wieder eingekehrt, siehe z.B. die sehenswerten Vorträge von Christof Wetterich auf Youtube.
Mit dem Formelwerk oben von quantenmaschine kann ich zwar nichts anfangen, das ist mir zu hoch...
Ich plädiere aber dafür, so etwas grundsätzlich mit Gelassenheit und mehr Wohlwollen aufzunehmen, unabhängig davon, ob es nun der Weisheit letzter Schluß ist oder nicht. Wer nicht mag, muß sich ja nicht damit befassen. Etwas gleich rundum negativ abzuqualifizieren, was ich mangels Vorkenntnissen wahrscheinlich gar nicht richtig beurteilen kann, würde ich mir aber nicht anmaßen. Ist wie im Theater oder Konzert. Man kann sich ja auch da von einer "Vorstellung" zu einem netten Gespräch anregen lassen - oder, wenn einem dazu nichts weiter einfällt und man den Tiefsinn vermisst, sie höflich verhallen lassen.
Gruß,
Mathias