Hallo Chris,
ich habe zwar nur die kleine Schwester der ASI6200 (die ASI2600), möchte aber trotzdem meinen Senf dazu geben
Da beide Kameras neueste Sony-Chips haben ist von der Chipqualität her erstmal kein Unterschied. Der größte Unterschied ist offensichtlich die Pixelgröße. Da es bei Kameras mit so geringem Ausleserauschen nicht mehr erforderlich ist, die Pixelgröße an die Brennweite anzupassen, ist die ASI6200 die flexiblere Kamera, weil sie bei kurzen Brennweiten (Hyperstar) eine bessere Auflösung hergibt. Bei langer Brennweite kann man sie dann im 2x2 Binning-Modus betreiben. Das dadurch erzeugte "Superpixel" hat zwar das doppelte Ausleserauschen eines nicht gebinnten Pixels, aber das Ausleserauschen kann man ja durch passenden Gain minimieren.
Vom Ausleserauschen her ist die 6200 bei Gain 0 deutlich besser, dazu hat die 2400er bei Gain 0 wegen der "nur" 14 Bit Auslesung auch noch ein nicht unerhebliches Quantisierungsrauschen (sie braucht über sechs Elektronen für eine ADU). Beides zusammen ist aber immer noch geringer als das Ausleserauschen vieler KAF8300 oder KAF16200 CCDs. Da ich Gain 0 aber wohl nur am Hyperstar verwenden würde, wo es massig Licht gibt, spielt da das Kamerarauschen auch keine große Rolle.
Bei dem Gain, wo der High Conversion Gain einsetzt, sind beide Kameras von Ausleserauschen und Full Well-Kapazität her nahezu identisch. Diesen Modus würde ich bei dunklem Himmel und f/7 mit beiden Kameras verwenden.
Die Full-Well-Kapazität ist wie gesagt bei hohem Gain ungefähr gleich, bei niedrigem Gain (Gain 0) auch. Die 2400er hat zwar nominell 100k Elektronen FWC und die 6200 "nur" gut 50k, aber wenn es darum geht, wie schnell etwas ausbrennt, muss man auch die Pixelgröße einbeziehen. Ein kleines Pixel fängt ja weniger Licht ein und "braucht" daher auch weniger FWC, um bei einem bestimmten Teleskop und bestimmter Belichtungszeit nicht auszubrennen. Das gleicht sich hier ungefähr aus, pro "Flächeneinheit" ist die FWC beider Chips ähnlich.
Das Fazit für mich wäre, dass die 6200 flexibler ist, weil man bei kurzer Brennweite einen besseren Abbildungsmaßstab bekommt. Und bei langer Brennweite kann man binnen, wenn man die großen Dateien nicht will.
Wenn du die sicher sein solltest, dass der Haupt-Einsatzzweck die Fotografie mit langer Brennweite ist, würde ich allerdings eher die 2400er nehmen, da hat man von Anfang an einen passenderen Abbildungsmaßstab.