August 2024 - SNR G180.0+01.7 - besser bekannt als Simeis 147

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Im Astrofoto des Monats August 2024 präsentieren wir ein selten gezeigtes Objekt: den Supernovaüberrest SNR G180.0+01.7, der allgemein besser bekannt sein dürfte unter der Kurzbezeichnung Simeis 147 bzw. Sim 147. Bildautoren sind Niklas Schneiderbauer und Hannes Dürrwald, die unser AdM-Team als Neulinge mit einem herzlichen Willkommen im Kreis der AdM-Astrofotografen begrüßt.

Das Bild ist eine Co-Produktion, entstanden im Januar 2024 mit zwei Ausrüstungen in Österreich und Deutschland. Orte wurden nicht angegeben. Niklas verwendete als Aufnahmeoptik einen Astrografen Askar FMA180 pro mit 40 mm Öffnung und 180 mm Brennweite, dazu als Kamera eine Nikon 5100a und einen Dualbandfilter L-eNhance von Optolong. Hannes fotografierte mit einem Apochromaten RedCat 51 von William Optics (51 mm Öffnung, 250 mm Brennweite), dazu eine Canon 600da und als Filter ebenfalls den L-eNhance. Die Belichtungszeiten betrugen bei Niklas 128 x 10 min, bei Hannes 145 x 5 min. Das sind insgesamt 33 h 25 min. Beide stellten die Kameras auf ISO 1600 ein. Zur Bildbearbeitung/Software gab es leider keine Angaben.

Das wunderschöne Astrofoto mit einer Bildfeldgröße von 7,5° x 5° zeigt Norden oben und Osten links. Die Bildfeldgröße beträgt 7,5° x 5°. Simeis 147 besitzt eine kugelförmige Gestalt, die durch ein Netz aus faserigen Filamenten aufgespannt wird,welche die hier kräftig im Licht von H-alpha und [OIII] leuchten. Der auf dem Bild gemessene Objektdurchmesser kommt auf 4,3° Ausdehnung in Ost-West-Richtung und 3,3° in Nord-Süd-Richtung. Über dieses Ergebnis dürfen sich die Bildautoren garantiert freuen, denn sowohl im bekannten Green´schen SNR-Katalog von 294 Supernovaüberresten als auch in der Datenbank Simbad wird gleichermaßen nur 3° x 3° angegeben. Und das seit Jahren - offensichtlich misst keiner nach.

Wie kommt der Name Simeis 147 zustande? Die russischen Astronomen Vera. F. Gaze und Grigori A. Shajn, die vor 70 Jahren am Krim-Observatorium arbeiteten, entdeckten das runde, filamentöse Nebelobjekt zu Beginn der 1950er Jahre in ihren Aufnahmen von Emissionsnebeln. Sie veröffentlichten das Objekt 1951 in ihrer "Second list of diffuse nebulae" (insgesamt erschienen vier solcher Publikationen in der Hauszeitschrift des Observatoriums).

Das Alter von Simeis 147 wurde 1973 in einer Veröffentlichung von J. Silk und G. Wallerstein mit 90.000 +- 30.000 Jahren angegeben. Als Expansionsgeschwindigkeit schlugen sie 90 km/s vor, als Entfernung 1,2 kpc (ca. 3900 Lj). Damit käme Simeis 147 auf fast 300 Lj Durchmesser. Auch Steward Sharpless fiel der runde Nebel auf. Daher brachte er ihn als Objekt Nr. 240 in seine Liste von HII-Regionen (Sh2-240). Noch ein Sharpless-Objekt ist im Bild zu sehen: der ca. 8,5' große Sh2-242, hier stark überbelichtet. Auch ein Pulsar liegt im Bereich von Simeis 147: PSR J0538+2817 ist die nach der Supernovaexplosion übrig gebliebene Sternenleiche.

Anmerkungen: Das vorliegende AdM ist ein sehr schönes Beispiel für das Zusammenwirken von Amateur-Astrofotografen. Beide verwendeten Optiken haben den ähnlichen Brennweitenbereich, so dass die Addition der beiden Ergebnisse eine sehr gutes Projekt wurde. Das Endbild hier überzeugt in Schärfe und Farbwiedergabe, wenngleich es sich um ein Falschfarbenbild handelt.

Vielen Dank für diese wunderbare Bildeinsendung! Und dazu die herzliche Gratulation des AdM-Teams zum Astrofoto des Monats!



Peter Riepe
Bildautoren: Niklas Schneiderbauer und Hannes Dürrwald



Koordinaten (J2000) von Simeis 147:
RA = 05 h 39 min, Dec = +27° 50'



Vollbild unter: https://www.astronomie.de/aktuelles...4-snr-g1800-017-besser-bekannt-als-simeis-147



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Gerade dieser Nebel ist ein mustergültiges Beispiel für die Weiterentwicklung der Astrofotografie. Ich kann mich noch an die A´s und Oh´s erinnern, als irgendwann herum um 1987 Bernd Koch auf einer BoHeTa seine ersten Resultate mit Schmidt-Kamera, Kodak 103a-E und Wratten 92-Filter präsentierte. Mittlerweile ist dieser "helle" Nebel ein Standardobjekt... und hier einmal mehr zurecht präsentiert!

CS,
Stefan
 
Hi,

ich habe auch schon mit Film experimentiert, aber der riesen Vorteil der Digitalen ist die nichtlineare Bearbeitung die aus meiner Sicht sowas erst möglich macht.

Gruß Markus
 
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