Hallo Demir,
Ist die Bildfeldwölbung gleich oder hat das zweite System durch eine höhere Gesamtbrennweite eventuell weniger Bildfeldwölbung?
der Krümmungsradius des Bildfeldes skaliert mit der Brennweite wie hier ja auch schon gesagt wurde.
Wenn wir aber die Auswirkung der Bildfeldwölbung also den dadurch hervorgerufenen Defokus im Feld betrachten muss man zwischen Achsabstand und Feldwinkel unterscheiden.
Betrachten wir den gleichen Feldwinkel so ist der Defokus bei diesem Winkel bei doppelter Brennweite auch doppelt so groß.
Hier kehrt sich die Situation also um und die kleinere Brennweite ist klar besser.
Das liegt daran das der Defokus mit dem Quadrat des Achsabstandes anwächst.
Bei doppelter Brennweite hat man zwar den doppelten Krümmungsradius des Bildfeldes aber man benötigt um den gleichen Feldwinkel zu erreichen eben auch den doppelten Achsabstand.
Bei gleichem Krümmungsradius würde das den 4 fachen Defokus bedeuten und bei doppelten Krümmungsradius haben wir immer noch den doppelten Defokus.
Wenn man große Felder möchte ist man also mit kleinerer Brennweite auch bezüglich Bildfeldwölbung bzw. deren Auswirkung also dem Defokus im Feld ganz klar im Vorteil.
Nur bei gleichem Achsabstand ergibt sich bei der größeren Brennweite ein Vorteil der aber mit dem Nachteil des kleineren Feldes verbunden ist.
Ich möchte aber auch nochmal betonen das Bildfeldwölbung bei den heute üblichen Sensorgrößen meist das kleinere Problem ist.
Es hier in erster Linie Koma und Astigmatismus im Feld worauf es ankommt und die möglichst gut korrigiert sein sollten.
Es macht daher keinen Sinn nur auf der Bildfeldwölbung rumzureiten wenn man die Abbildung im Feld beurteilen will.
Ein schönen Beispiel wie wenig Sinn die Fixierung auf die Bildfeldwölbung machen kann sind zb. die Made ACF.
Dort macht man sich die Mühe den SP asphärisch zu retuschieren was ein erheblicher Aufwand ist der sich natürlich auch im Preis niederschlägt.
Dadurch ist es möglich die sehr ausgeprägte Koma eines gewöhnlichen SCTs vollständig zu korrigieren.
Das ACF ist daher bezüglich Feldabbildung einem gewöhnlichen SCT haushoch überlegen.
Das gilt sowohl visuell als auch Fotografisch, zumindest bei heute üblichen Sensorgrößen.
Und das obwohl der Krümmungsradius des Bildfeldes beim ACF deutlich kleiner ist wie der eines gewöhnlichen SCT mit gleichen Eckdaten.
Wer sich hier also auf die Bildfeldwölbung fixiert der würde zum gegenteiligen Schluss kommen und meinen die ACF wären schlechter im Feld.
Das Hauptproblem war aber die Koma die das ACF vollständig beseitigt.
Koma steigt im Feld aber „nur“ linear zum Achsabstand an während der Defokus wegen Bildfeldwölbung mit dem Quadrat des Achsabstandes anwächst.
Daher wird die Koma bei sehr großen Achsabständen vom Defokus wegen Bildfeldwölbung überholt und dann wird die Bildfeldwölbung zum dominaten Fehler.
Daher hatte man früher als man noch mit vergleichsweise riesigen Fotoplatten hantiert hatte der Bildfeldwölbung die größte Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Fixierung darauf ist also ein Erbe längst vergangener Tage mit riesigen Fotoplatten und angesichts heute üblicher Sensorgrößen nicht mehr zeitgemäß.
Grüße Gerd