Moin zusammen!
Auch ich hatte letze Nacht noch Glück, obwohl das zunächst überhaupt nicht danach aussah. Am Abend war die Durchsicht nach der Dämmerung hervorragend: Die Kometen Christensen (+9,7 m) und Kushida (+8,7 m) waren im 90er bzw. 120er Refri recht einfach zu finden. Der Himmel gab das her. Kushida stand neben dem Doppelsternhaufen MGC 1807/1817 (Taurus) und war so im Kometensucher ein netter Anblick. Leider ist dieser Komet sehr diffus, daß man doch einen Moment braucht, bis man ihn sicher hat.
Oka, weiter zum Hauptthema: Gegen Mitternacht wollte ich mich schon ins Zielgebiet nahe Theta Vir stürzen, doch die Gegend hing voller Nebel und Woklenfestzen, die sich wg. Windstille auch keinen Meter fortbewegten. Watt'n Mist, das kannste wohl wieder vergessen, dachte ich schon...
Gegen Zwei hob sich der Hochnebel erstaunlicherweise und immer mehr Sterne kamen raus. Den Kometen Lulin hatte ich im 120er Refraktor bei 30facher Vergrößerung sehr schnell, zu übersehen ist dieser Komet nun wirklich nicht mehr! - ...und hell! Ich hab' ihn +5,3 m verpaßt, obwohl keine Vergleichssterne ähnlicher Helligkeit in der Nähe sind. Die gestreckte Koma von ca. 15' Länge mit deutlich abgegrenzten Kern geht an beiden Seiten in kurze Schweifansätze über. Den Hauptschweif konnte ich 1-1,5 Grad (!) weit verfolgen, bevor er sich im immer noch nicht genz optimalen Himmel verlor. Sehr schön und unbedingt sehenswert! Gar nicht mal mit mehr Vergrößerung (30x). Den Schweif erkennt man am besten, wenn man das Teleskop ein bißchen bewegt.
Apropos "bewegen": Die Bewegung Lulins ist innerhalb kurzer Zeit an den Feldsternen deutlich sichtbar!
Dann zog ich die Ferngläser raus: Im 10x50 Lidl-Glas gefiel Lulin wieder am besten, das 8x30 sammelt halt nicht soviel Licht, obwohl der Komet hier auch leicht erkennbar ist. Doch für eine bessere Sicht sollte man den Landhimmel vorziehen - nicht so wie ich, der Richtung SO quer über die Stadt gucken muß.
Okay, dann blieb noch auszuprobieren, wie es mit der Freisichtigkeit stand - ich hab's mindestens eine halbe Stunde lang versucht: Theta Vir (+4,4 m) war direkt sichtbar, und drei, viermal hatte ich tatsächlich den Eindruck, gleich daneben mit indirekten Sehen etwas flächig-unscharfes erkennen zu können. Das ging aber nur mit guter Adaption

vom abgedunkelten Zimmer heraus, wobei ich den Himmelsausschnitt mit Abdeckungen klein hielt, um mir die Adaption nicht zu versauen. Ja, hat geklappt, das ist die Hauptsache! <froi>
Nach 'ner Stunde konnte ich dann ins Bett fallen. Das reichte dann auch wieder einmal, toller Komet!

:augenrubbel: