CGE: Schneller poljustieren durch Kenntnis des Cone Errors?

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Altair

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Hallo zusammen,

Zeit unter klarem Himmel ist bei uns (gerade im Norden) bekanntlich ja ziemlich selten und kostbar. Seit November (!), gab es dieses Wochenende die erste brauchbare Gelegenheit mal wieder ein paar Photonen von Deepsky Objekten zu sammeln. Für mich ist daher jede Minute, die ich länger mit Aufbauen verwende, kritisch. Daher bin ich stetig dabei meine Abläufe zu optimieren.
Leider habe ich nicht die Möglichkeit eine fest installierte und dauerhaft poljustierte Montierung zu nutzen. Mit der CGE nutze ich die eingebaute Polar alignment Routine, die ein Two Star Alignment und besser noch 2-3 Kalibriersterne vorrausetzt. Diese Methode der Poljustierung funktioniert grundsätzlich sehr gut, benötigt jedoch einige Zeit. Nach einer Poljustierung ist die Montierung dann zwar korrekt auf den Himmelspol ausgerichtet, das Aligment allerdings auch wieder hinfällig, sodass man die ganze Alignment-Prozedur nochmal wiederholen muss, sofern man GoTo über die Handsteuerung nutzen möchte. Diesen Schritt kann ich mittlerweile bereits umgehen, da ich Point Craft (PlateSolving) über APT nutze und so meine Montierung anhand eines gelösten Bildfeldes synchronisieren kann. Das spart schon mal viel Zeit und ist eine hervorragende Sache um Objekte zu finden und Bildausschnitte festzulegen.
Die Polausrichtung bleibt aber nach wie vor eine längliche Angelegenheit und ich habe überlegt wie ich diese beschleunigen kann.

Bei einem vollständigen Alignment mit Kalibriersternen auf beiden Seiten des Meridians wird von der CGE der Cone Error bestimmt und auch die RA- und DEC-Switch Positionen justiert. Mein Verständnis dieser Justiermethode ist, dass die Optik beim Anfahren der Switch-Positionen dann zeitgleich mit der RA-Achse der Montierung auf den Himmelsnordpol zeigt. In diesem Fall wäre eine vereinfachte Poljustierung durch Ausrichten der Optik auf Polaris möglich.
In der Realität scheint das aber nicht wirklich zu funktionieren. Wenn ich Aufbaue, die Switch-Positionen anfahre und Polaris über Azimutschrauben und Polhöhe in die Bildmitte bringe ist die Montierung nicht wirklich poljustiert. Bei anschließendem Alignment wird immer eine recht große Abweichung in RA sichtbar.


Meine Fragen:
1. Ist meine Vorstellung von der Justiermethode überhaupt korrekt? Kann die leisten was ich vor habe?
2. Wenn nein, was bringt die Bestimmungen des Cone Errors, RA- und DEC-Switch? Laut Anleitung soll der initiale GoTo Fehler geringer sein. In der Praxis konnte ich keinen signifikanten Unterschied sehen.
3. Wie könnte ich die Poljustierung beschleunigen (neben Polsucher)? Ist es vielleicht möglich einen Offset in RA/DEC zu berechnen, den ich einstellen kann um dann mit der Optik auf Polaris zu zielen und die Montierung zu justieren?

Vielen Dank!


Grüße aus Hamburg

Victor
 
Hallo Victor

Den Cone Error in Richtung Polhöhe kann man minimieren in den man die Rohrschellenbasis zur Prismenschiene an entprechender Stelle mit Papier / Blechsteifen unterfüttert.
Quer dazu, in Drehrichtung, wird es schwieriger.
Die Starposition wird bestimmt durch Tastschalter die durch "Absätze" am runden Instrumententräger geschaltet werden. Der Schaltpunkt lässt sich leider nur sehr, sehr grob einstellen. Zur Feineinstellung habe ich mir einen Prismenschuh gebaut den ich mit Knebelschäubchen auf dem Instrumententräger in Drehrichtung / zur Startposition des Tastschalters justieren kann. Ich kann daher meine Primäroptik so hin justieren, daß sie immer in Starposition genau parallel zur Rektaszensionsachse steht. Egal wie ich die Rektaszensionsachse verdrehe, die Optik zeigt in Startposition immer auf den selben Null-Punkt! Dadurch kann ich die Primäroptik als Polsucher nutzen da ich den Cone Error in Richtung Rektaszensionsachse durch die wenigen Freiheitgrade auf Null einstellen kann! Entsprechend kann ich nun die ganze Montierung per Primäroptik genau zur Erachse ausrichten!
Damit das so funktionieren kann und um die Tragfähigkeit der Montierung deutlich zu erhöhen habe ich mir zwei stärkere Achsen eine mit (Deklinationsachse) und eine ohne Führungszapfen angefertigt. Die Stellschräubchen wirken gegen die zwei Passstifte im Instrumententräger. Die 4 Knebel / Madenschrauben befinden sich, kaum sichtbar, im Prismenschuh.

-Bild 1: runder Instrumententräger mit Schaltnocken und verstärkter / dickerer Achse.
-Bild 2: Rektaszensionsachse, der Tastschalter hängt lose links am dreiadrigen Kabel
-Bild 3: justierbarer Prismenschuh mit Stellschrauben
DSC_2242 (800x532).jpg
DSC_2236 (800x532).jpg
DSC_2244 (800x532).jpg


Des Weiteren kann man sich das nerfige Alignment bei der CGE meistens sparen wenn man immer wieder den selben Beobachtungsplatz aufsucht. Dazu richte ich die Montierung mit dem Kompas grob nach norden aus. Beim Start benutze ich dann anstatt two star alignment last alignment. Dann fahre ich ein Motiv im Osten oder Westen an und stelle das Motiv manuell mittig in dem ich die ganze Montierung samt Polblock zum Motiv hindrehe. Das funktioniert präzise solange das Alignment von der letzten "Sitzung" genau gepasst hat! Das geht dank sich immer wiederholender präziser Starposition erstaunlich gut!

Gruß Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Peter,

vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Eine hardwareseitige Korrektur des Cone Errors habe ich so noch nicht in Betracht gezogen. Zumindest den DEC/Polhöhenfehler kann man ja relativ leicht beheben. Bisher war der Ansatz das ganze softwareseitig bzw. mit einem RA/DEC Offset zu lösen.
Ich glaube ich habe noch ein Verständnisproblem. Die Montierung bestimmt ja drei Größen, nach einem erfolgreichen Alignment.

RA Switch
DEC Switch
Cone Error

Der Cone Error entsteht dadurch, dass die Primäroptik nicht parallel zur RA-Achse bzw. orthogonal zur DEC-Achse ist. Das kann also zu einem Polhöhen- und Azimutfehler führen. Der Cone Error wird in der CGE aber als nur ein Wert angezeigt, wenn ich mich korrekt erinnere. Handelt es sich hier um die Polhöhen- oder Azimutabweichung? Oder beschreibt der BEgriff nur die Abweichung in eine Richtung?
Des weiteren hatte ich die Justierung der beiden Switch Positionen (Mount calibration) so verstanden, dass die Indexpositionen derart eingestellt werden, dass die Anpassung exakt den Cone Error (in Polhöhe und Azimut) kompensiert. In diesem Fall sollte dann die Primäroptik auch ohne hardwareseitige Anpassung parallel zur RA Achse ausgerichtet sein.
Ist das Verständnis so korrekt?

Danke auch für den Tipp mit dem "Last alignment". Habe ich bisher nie ausprobiert und immer neu aligned.


Grüße

Victor
 
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