Deutschlands Lunar Exploration Orbiter

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blue_scape

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Hallo,

vor wenigen Monaten machte die Meldung die Runde, dass Deutschland alleine zum Mond aufbrechen will. Und nun wurden auf dem noch bis zum 24. August laufenden European Planetary Science Congress 2007, kurz EPSC, in Potsdam weitere Details der Öffentlichkeit vorgestellt.

So soll Deutschlands LEO (Lunar Exploration Orbiter)-Mission aus 2 Satelliten bestehen, die die Mondoberfläche dreidimensional untersuchen sollen, ganz wie die aktuelle Mission STEREO, die unseren Stern in 3D beobachtet. Die Satelliten sollen 500 und 150 Kilogramm wiegen und identische Instrumente erhalten, mit denen das lunare Magnet- und Schwerefeld genauer untersucht werden soll.

Nach derzeitiger Planung soll LEO 2012 zum Mond starten, 4 Jahre sind für die gesamte Missionsdauer, in der der Erdtrabant auch hochauflösend kartiert werden soll, veranschlagt.

- Details on Germany's Lunar Exploration Orbiter

Gruß - Nico
 
Wie das Nachrichtenmagazin Focus jetzt berichtet, soll die Finanzierung des Orbiters gesichert sein. Dabei geht um bis zu 400 Millionen Euro.
 
400 Mega-Euro sind für eine Mondmission ein ganz schön satter Happen.
Soll der LRO (die Ami-Kiste) nicht sogar unter 100 Mille kosten?

Fänd ich schon eine nette Sache, wenn das Projekt tatsächlich umgesetzt wird. Aber glauben werde ichs erst, wenn die Sonden auf der Startrampe stehen.

Hoffentlich sind die Germanen nicht so bild-geizig wie die ESA :)
 
Mondprogramm Leo verschoben

Grade im Radio gehört:
Das deutsche Mondprogramm - sollte 2009 beginnen - wird verschoben, da die Mittel von 350 Mio Euro nicht bewilligt wurden.

Zunächst mal kein Kommentar von mir.

Thomas
 
Re: Mondprogramm Leo verschoben

So, hier: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,565521,00.html ein Pressebericht dazu. Man kann jetzt spekulieren (vllt. war eine Bayern-Connection am Werke, denn das Geld soll an einen bayerischen Forschungsstandort "umgeleitet" worden sein). Von der Menge her (350 Mio über 7 Jahre) scheint mir das ja nicht *soo* viel zu sein. Vllt. sollte man es doch lieber in einem europäischen Joint-Venture versuchen? :gruebel:

Thomas

P.S. Michael Khan (von der ESA, Darmstadt) vertritt einen interessanten Standpunkt zu dem Thema im usenet-Forum de.sci.raumfahrt.
 
Re: Mondprogramm Leo verschoben

Nachdem Deutschlands Mondmission LEO erstmal auf Eis gelegt ist, kommt der DLR-Chef bereits mit neuen Plänen: Der erste Deutsche könnte schon im Herbst 2016 auf dem Mond landen. Aber es wird kein Mensch sein, sondern ein Roboter.

Das Spiegel-Interview mit Wörner ist in dem Artikel verlinkt.

- Erster Deutscher auf dem Mond im Jahre 2016
 
Re: Mondprogramm Leo verschoben

Hallo,

ich bin hier auf einen Blog-Beitrag von Ludmila Carone gestoßen. Hierin erläutert die Planetologin von der Universität Köln meiner Meinung nach sehr gut die Chance, welche durch die Streichung dieser Mission vertan wurde. Auch stellt sie eigene Berechnungen zum Kosten-Faktor dieser Mission an, indem sie Vergleiche zu anderen Projekten in Deutschland zieht.

Ein sehr lesenswerter Artikel, der zum Nachdenken anregt.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
 
Re: Mondprogramm Leo verschoben

Nachdem ich den Artikel und die Kommentare dazu gelesen habe kann ich das Vorzeitige Ende dieser Mission nur gutheißen.

Wenn man keine Interesse an der PR für eine Mission hat und abzusehen ist dass die Daten später nicht veröffentlicht werden sondern ausschließlich der wissenschaftlichen Elite zugägnlich ist, dann möchte ich nicht, dass da meine Steuern reinfließen.

Insofern ist auch die Aussage dass es eine Inspriation für junge Leute sei nur Hohn. Die Informationspolitik der ESA ist ausreichend bekannt. Hoffentlich lernen die Verantwortlichen aus diesem Scheitern.
 
Re: Mondprogramm Leo verschoben

Hallo Erbse,

ich kann Dir leider nur teilweise zustimmen - und das auch nur im Bezug auf die absolut mangelhafte Informationspolitik. LEO wäre übrigens eine rein deutsche Mondmission gewesen - ohne Beteiligung der ESA. Aber offensichtlich haben die Institute hierzulande sehr gut aufgepasst und die ESA-Fehler nahezu perfekt kopiert!

Nichtsdestotrotz hätte dies Mission neue Erkenntnisse über den Erdmond liefern können ( Stichwort 3-D-Bilder ) und durch ihre Planung und Umsetzung den Industrie- und Wissenschaftsstandort Deutschland stärken können. Der dazu erforderliche Preis von voraussichtlich 350 Millionen Euro hätte sich über mehrere Jahre verteilt. Und was sind bitteschön 50 Millionen pro Jahr für eine Weltraummission??? Wie viele Millionen Euro werden wohl bis zum Jahre 2014 ( dem voraussichtlichen Missionsende - hätte es denn einen Beginn gegeben ) verschleudert werden?

Die Umleitung der Gelder nach Bayern will ( und kann ) ich nicht beurteilen. Das ist wohl halt ( Macht- ) Politik.

Was mich jedoch wirklich erschreckt hat, ist die vergebene Chance. Ich sehe durchaus die vergebene Möglichkeit einer Inspiration der "jungen Generation". Und ich sehe die vergebene Möglichkeit, Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler in technische und wissenschaftliche Grundlagenforschung einzubinden und, daraus resultierend, auf längere Frist im Lande zu halten, anstatt deren Abwanderung ins Ausland hinterher zutrauern.

In Indien wurde vor kurzem die Mondmission Chandrayaan-1 gestartet. Die, ebenfalls 2-jährige Mission, wird wahrscheinlich 80 Millionen US-Dollar kosten. Obwohl Indien riesige Probleme hat, Hungersnöte, Armut, Analphabetismus, Seuchen, Überbevölkerung und was weiß ich nicht noch alles...., halte ich dieses Geld für gut angelegt. Nicht, weil es zum Mond geht, sondern weil damit ein Votum für den technischen Fortschritt abgegeben wurde. Und das auch mittels Deiner und meiner Steuergelder - Deutschland bezahlen Indien immerhin jährlich Entwicklungshilfe.

Das größte Problem LEO's war die bestenfalls als mangelhaft zu bezeichnende Öffentlichkeitsarbeit. Es ist schon traurig, wenn die einzige Schlagzeile, an die ich mich erinnere ( und ich lese die Zeitungen eigentlich sehr regelmäßig!!! ) lautet "Deutschland fliegt zum Mond...". Diesen Link meine ich eigentlich nicht, aber er kommt der Sache schon sehr nahe. Und nach der Absage der Mission war, soweit ich weiß, überhaupt nichts in der Tagespresse zu lesen. Heimlich, still und leise gestrichen halt.... Wenn sich in dieser Vorgehensweise, nicht nur des DLR, sondern auch der ESA nicht sehr schnell etwas ändert, so sind auch BepiColombo zum Merkur und ExoMars, welche sowieso schon auf 2016 verschoben wurde, gefährdet. Entsprechende Entscheidungen werden in diesen Tagen auf der europäischen Ministerkonferenz getroffen.

Ohne offensive, intelligente und auch einfallsreiche Öffentlichkeitsarbeit geht heute gar nichts mehr. Siehe z.B. die Mars-Sonde Phoenix.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
 
Re: Mondprogramm Leo verschoben

Die Kommentare unter dem Artikel von Ludmila Carone geben Aufschluß, hier eine Zusammenfassung der Kritikpunkte, denen ich zustimme:

- Keine Öffenlichkeitsarbeit / PR, die Mission als Inspirationsquelle funktioniert nicht.

- Kleinstaaterei, jedes Land versucht irgendwas eigenes aufzubauen. Diese Einzelaktionen scheitern immer mal wieder.

- Durch die Kleinstaaterei hat die ESA ein recht beschränktes Budget. Es ist kaum möglich eine sinnvolle Sequenz von logisch aufeinandefolgenden Missionen zu betreiben.

- Die Instrumente auf ESA Missionen sind oft in Besitz der Institute einzelner Staaten. Diese haben oft kein Interesse Daten weiterzugeben, damit andere Forscher in anderen Ländern nicht zuerst ein Paper zu einem Thema schreiben können. Die ESA kann nicht auf die gewonnen Daten zu PR Zwecken zurückgreifen, da die Daten gar nicht in ESA Besitz sind. Der ESA ist also eine ziemlich zahnlose Organisation.

- Eine Mondkartografie, wenn auch in 3D, als Katapult zur führenden Mondforschernation ist lächerlich im angesicht der unzähligen Mondmissionen die bereits dort sind. Es ist eine unter vielen Mondmissionen.

Vieleicht hilft diese vorzeitig beendete Mission den Leuten mal etwas umzudenken. Leider ist etwas Wissenschaft der ganzen Sache zum Opfer gefallen, dafür hat man aber jetzt dich Chance mal nachzudenken.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Schön wärs.
(Weil mir alles recht ist was zum Mond fliegt.)

Aber ich fürchte, dass derzeit die Verlässlichkeit
von Raumfahrtprojekten der der Wiederwahl einer
Regierung entspricht. Genau wie in den USA.
Das wird sich wohl erst wieder ändern, wenn
- die Kommerziellen erfolgreich Astronauten transportieren, und
- eine grosse Schwerlastrakete entwickelt worden ist.

Hoffentlich bald...

Grüsse in den Schnee aus Regenspanien
Thorsten
 
Hallo,

kann ich mir nicht vorstellen, da kein Geld da ist. Wir haben unsere "netten" Nachbaren zu unterstützen, wie Griechen, Iren, Portugiesen, Spanier, demnächst Belgier, dann Italiener usw.....

Da bleibt kein Euro mehr für die Raumfahrt.

Freundliche Grüße

Theodor
 
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