DanielM
Aktives Mitglied
Guten Tag zusammen.
Seit mich 2016 das Binofieber ergriffen hat, habe ich mit meinem 100er APM Bino (Apo-Version) sehr viele und schöne Beobachtungen machen können. Dabei hat es mich auch schon auf Fernreisen begleitet. Die Kombi an Leistungsfähigkeit und (Noch-) Transportabilität ist wirklich sehr gut und vermutlich der beste Kompromiss, den man eingehen kann.
Und doch merkt man irgendwann: Ein bisschem mehr Öffnung wäre schon gut. Und ein bisschen mehr Vergrößerung (z.B. am Planeten) natürlich auch. Also machte ich mich alsbald an die Planung, mir einen Doppelrefraktor zuzulegen. Mir war klar, dass ich zwecks Finanzierung u.U. größere Veränderungen "im Bestand" dafür hinnehmen müsste, insbesondere mich von meinem 14 Zoll LX200 zu trennen, das fest aufgestellt im Garten steht / stand. Meine Wunschliste sah folgendermaßen aus:
- mind. 5 Zoll
- ED oder Apo
- Öffnungsverhältnis, dass sowohl Großfeldbeobachtungen ermöglicht, als auch Planetenbeobachtung mit hoher Vergrößerung
- hohe Qualität bei der optischen Realisierung (Umlenksystem etc.)
- noch alleine handhabbar und für Teleskop-Treffen noch transportabel
- noch stabil montierbar und so, dass es eine komfortabel Einblickhöhe gibt (idealer Weise mit Encodern)
- Möglichkeit zur Nutzung von 2 Zoll Okularen (große Felder)
Mit den o.g. Kriterien war klar: es wird wohl eher im Bereich von 120 - 140 mm Öffnung liegen und es musste ein Hersteller sein, bei dem die Tuben einigermaßen leicht sind (wenn das Teil am Ende 25 kg und mehr wiegen würde, wäre mit der Handhabbarkeit schon wieder vorbei (und außerdem kommt langsam das Alter mit den Bandscheiben ;-)).
Auch das Budget legte schon gewisse Grenzen fest. Denn 2 x 130er Tak oder Astro Physics hätten dann doch den Verkauf eines Autos erfordert und vermutlich unweigerlich zu unüberwindlichen Diskussionen zu Hause geführt
Ich besaß seit einigen Jahren einen ED130SS Refraktor von Vixen. Ein wahrer "verkannter" hidden Champion. Der Refraktor war zwar in Deutschland zu seiner Zeit laut Listenpreis sehr teuer und ist daher vermutlich nur selten verkauft worden, aber dafür, dass er ein zweilinsiger ED ist (drittes Korrekturelement am Okularauszug für Fotografie), ist das Ding wirklich leistungsfähig und braucht sich im direkten Vergleich mit dem Tak TOA 130 (mehrfach gemacht) nicht verstecken. Der Vixen hat zudem den Vorteil, sehr leicht zu sein. Mit Rohrschellen, wiegt der Tubus nur ca. 6 kg. Also dachte ich mir: Ich suche einfach einen zweiten ED130SS als Basis. Es dauerte einige Zeit, bis ich ein vernünftiges Angebot bekam. Wie gesagt, es gibt nicht viele davon. Als ich endlich die beiden Teleskope hatte, machte ich mich auf und besuchte Markus Schuhmann von der Fa. Binoptic. Ich hatte ihn einige Zeit zuvor kennengelernt und wir verstanden uns gut. Er machte mir ein vernünftiges Angebot, aus meinen beiden Vixen OTAs ein Bino in der bewährten und robusten Binoptic Bauart zu bauen. Die Bestellung wurde aufgegeben und meine beiden Tuben blieben dort. Jetzt hieß es in freudiger Erwartung Geduld haben.
Leider passierte dann, was keiner vorhersehen konnte und was wirklich tragisch war: Markus verstarb ganz plötzlich. So wurde der Traum vom "eigenen" Binoptic Bino nicht erfüllt, was aber angesichts der Tragik des Moments erst einmal in den Hintergrund trat. Ich musste mir nun überlegen, wie eine Alternative aussehen könnte. Zwar habe ich rudimentäres Werkzeug zur Metallverarbeitung zu Hause und auch keine zwei linken Hände, aber keine Fräse, Drehbank, geschweige denn CNC-Technologie Eine Recherche im Internet brachte mich auf die BB-160 Bino-Plattform der Fa. AOK Swiss von Herrn Kohler in der Schweiz. Hier sollte es die Möglichkeit geben, meine beiden Tuben ggf. mit den Original-Rohrschellen auf die Plattform zu montieren, die es erlaubt beide Teleskope in 3 Achsen zu bewegen und so absolut parallel zu bekommen. Außerdem erlaubt die Plattform den Abstand der Tuben zu verstellen (für die Einstellung des Augenabstandes). Ich nahm also Kontakt mit Herrn Kohler auf. Er fragte diverse Maße der Tuben und Okularauszüge ab und errechnete schließlich, dass er für die kurzbauenden 2,5 Zoll Feathertouch-Auszüge einen Tubusadapter drehen können, der so kurz ist, dass ich ohne die Tuben zu kürzen mit den Matsumoto-Umlenksystemen (mittlere Größe) in den Fokus kommen müsste. Und so wurde es dann auch beauftragt.
Hier seht Ihr das Resultat, dass ich jetzt seit gut einem Jahr im Einsatz habe. Der Doppelrefraktor wiegt mit Blattform und Umlenksystemen ca. 17,5 kg, mit großen Okularen also ca. 19 kg. Das geniale ist: Schraubt man die original Vixen OAZ wieder in den Tubus, hat man zwei unverbastelte und ungekürzte OTAs.
Die nächste Frage war, wie das Teil montieren, damit es gut funktioniert und mobil eingesetzt werden kann. Ich hatte eine Giro-Montierung, ausgestattet mit Encodern und schaute mir die unterschiedlichen Schienen und Bauteile an, die in meiner Bastelschublade lagen. Inspiriert von diversen Bildern im Internet machte ich mich daran, an die Giro mittels zwei Prismenschienen und einem Überbau eine Basis zu schaffen und errechnete abgängig von Schwerpunkt und Gewichtsverteilung die nötigen Gegengewichte. Die fertige Konstruktion ist sicher nicht "perfekt" umgesetzt, aber funktioniert gut und stabil. Das Gerät bleibt in jeder beliebigen Stellung stehen und ist mittels Encodern ein (Muskel-) Goto. Ich betreibe die Montierung auf einer 140 cm hohen Säule.
Im Feld nutze ich ein gebraucht erworbenes Linhof Stativ, was die ganze Sache gut und sicher trägt. Man muss natürlich bedenken: Hier sitzen mit Optik und Gegengewichten über 35 kg auf der Auflageplatte! Das Linhof hat eine 90mm Kurbelsäule, die sehr robust ist. Damit kann man in Grenzen eine komfortable Einblickhöhe sicherstellen. Das zeigt auch, wo die Grenze der Transportabilität ist. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das alles noch mit zwei 150ern funktionieren soll.
Und wie schlägt sich das Ganze in der praktischen Beobachtung. Naja, natürlich hängt Herzblut darin, und meine Ausführungen sind sicher nicht so neutral wie sie sein müssten. Aber es haben ja auch schon andere durch das Gerät geschaut. Das Ergebnis ist der Hammer! Ich habe keine Sekunde bereut, den 14-Zöller verkauft zu haben. Unter einem einigermaßen dunkelen Himmel im Vogelsberg zeigt das Gerät Deep Sky wo der Hammer hängt. Während der 100er APM Bino bei Deep Sky schon den ein oder anderen 8-Zöller vom Bildeindruck in den Schatten gestellt hat. Jetzt mit dem 130er Doppelrefraktor: Orionnebel mit Grünschimmer und einem Detailreichtum in der Struktur, Andromedanebel durch das ganze Gesichtsfeld von 3 Grad in Vollausdehnung mit Staubband, M51 mit angedeuteter Spiralstruktur. Wir hatten einmal einen 16-Zöller daneben stehen und haben einige Objekte verglichen. Klar hat der Dobson mehr Helligkeit und sieht Schwächeres, aber an den gleichen Objekten war das Plus durch die beiden Optiken, das Stereosehen und die Rechnerleistung des Gehirns einfach genial. Selbst hier im Ruhrgebiet sehe ich mit beiden Augen ohne Filter den Cirrusnebel, mit Filter sogar Strukturen darin. Und am Planeten: Nun die EDs (die übrigens ohne den Korrektor am Okularauszug - braucht man für visuell nicht - f/7,35 haben, 955 mm Brennweite) bringen bei 5,2 mm Okularen 183x Vergrößerung ohne erkennbaren Farbfehler. Aufgrund des "Crop-Faktors" im Gehirn, erscheint das Bild ca. 1,4 x so groß, also als ob man ca. 250x vergrößert. Und was soll ich sagen: binokular mit 130er Öffnung und kontrastreicher Abbildung ist schon sehr beeindruckend. Da springt einem der GRF (der ja gerade kleiner wird) mal eben "ins Gesicht".
Alles in allem bin ich sehr zufrieden. Ich werde in den kommenden Monaten noch ein bisschen an der Stabilität der Montierung optimieren. Ansonsten habe ich jetzt viel Himmel zu entdecken mit diesem Setup.
Schauen wir uns die Kriterien noch einmal an:
- mind. 5 Zoll --> passt, sogar ein bisschen mehr als 5 Zoll
- ED oder Apo --> passt
- Öffnungsverhältnis, dass sowohl Großfeldbeobachtungen ermöglicht, als auch Planetenbeobachtung mit hoher Vergrößerung --> beides möglich. Mit 42 mm LVW von Vixen habe ich 5,7 mm AP, knapp 3 Grad Gesichtsfeld und 22x
- hohe Qualität bei der optischen Realisierung (Umlenksystem etc.) --> Die Matsumoto-Umlenkspiegelsysteme liefern ein aufrechtstehendes seitenrichtiges und kontrastreiches Bild. Mit 2,5 Zoll vignettieren die 42mm LVW nicht. Die Feineinstellung an einer Seite ermöglicht jedem Betrachter auch bei hoher Vergrößerung die Bilder übereinander zu legen.
- noch alleine handhabbar und für Teleskop-Treffen noch transportabel --> ja hat geklappt, wobei es schon grenzwertig ist, das Teil alleine auf die Montierung zu wuchten, wenn sie auf der 1,40 m Säule ist
- noch stabil montierbar und so, dass es eine komfortabel Einblickhöhe gibt --> die Giro trägt das ausbalancierte Gerät gut und mit kurzer Ausschwingzeit. Die Encoder mit NGC Max funktionieren einwandfrei
- Möglichkeit zur Nutzung von 2 Zoll Okularen (große Felder) --> ist gegeben. Einzige Limitierung ist immer der Augenabstand und die Nase, die u.U. nicht zwischen die dicken Okulare passt.
Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere hier ein paar Inspirationen findet. Ich bin total happy mit dem Gerät es hat auch was, wenn man weiß, genau dieses Gerät gibt es kein zweites Mal. Aber ganz vorne steht immer der visuelle Genuss beim Beobachten. Und der ist und bleibt umwerfend.
VG und viel Spass bei unserem schönen Hobby.
Daniel
P.S. Alle geschilderten Eindrücke beim Beobachten sind subjektiv und beschreiben, was ich und ein paar Astro-Freunde gesehen und wahrgenommen haben. Ich wollte hier kein Posting aufmachen, um über Bino vs. Nicht-Bino, Öffnung vs. mehr Öffnung oder ob die EDs von Vixen echte Apos sind oder nicht usw. zu streiten
Seit mich 2016 das Binofieber ergriffen hat, habe ich mit meinem 100er APM Bino (Apo-Version) sehr viele und schöne Beobachtungen machen können. Dabei hat es mich auch schon auf Fernreisen begleitet. Die Kombi an Leistungsfähigkeit und (Noch-) Transportabilität ist wirklich sehr gut und vermutlich der beste Kompromiss, den man eingehen kann.
Und doch merkt man irgendwann: Ein bisschem mehr Öffnung wäre schon gut. Und ein bisschen mehr Vergrößerung (z.B. am Planeten) natürlich auch. Also machte ich mich alsbald an die Planung, mir einen Doppelrefraktor zuzulegen. Mir war klar, dass ich zwecks Finanzierung u.U. größere Veränderungen "im Bestand" dafür hinnehmen müsste, insbesondere mich von meinem 14 Zoll LX200 zu trennen, das fest aufgestellt im Garten steht / stand. Meine Wunschliste sah folgendermaßen aus:
- mind. 5 Zoll
- ED oder Apo
- Öffnungsverhältnis, dass sowohl Großfeldbeobachtungen ermöglicht, als auch Planetenbeobachtung mit hoher Vergrößerung
- hohe Qualität bei der optischen Realisierung (Umlenksystem etc.)
- noch alleine handhabbar und für Teleskop-Treffen noch transportabel
- noch stabil montierbar und so, dass es eine komfortabel Einblickhöhe gibt (idealer Weise mit Encodern)
- Möglichkeit zur Nutzung von 2 Zoll Okularen (große Felder)
Mit den o.g. Kriterien war klar: es wird wohl eher im Bereich von 120 - 140 mm Öffnung liegen und es musste ein Hersteller sein, bei dem die Tuben einigermaßen leicht sind (wenn das Teil am Ende 25 kg und mehr wiegen würde, wäre mit der Handhabbarkeit schon wieder vorbei (und außerdem kommt langsam das Alter mit den Bandscheiben ;-)).
Auch das Budget legte schon gewisse Grenzen fest. Denn 2 x 130er Tak oder Astro Physics hätten dann doch den Verkauf eines Autos erfordert und vermutlich unweigerlich zu unüberwindlichen Diskussionen zu Hause geführt
Ich besaß seit einigen Jahren einen ED130SS Refraktor von Vixen. Ein wahrer "verkannter" hidden Champion. Der Refraktor war zwar in Deutschland zu seiner Zeit laut Listenpreis sehr teuer und ist daher vermutlich nur selten verkauft worden, aber dafür, dass er ein zweilinsiger ED ist (drittes Korrekturelement am Okularauszug für Fotografie), ist das Ding wirklich leistungsfähig und braucht sich im direkten Vergleich mit dem Tak TOA 130 (mehrfach gemacht) nicht verstecken. Der Vixen hat zudem den Vorteil, sehr leicht zu sein. Mit Rohrschellen, wiegt der Tubus nur ca. 6 kg. Also dachte ich mir: Ich suche einfach einen zweiten ED130SS als Basis. Es dauerte einige Zeit, bis ich ein vernünftiges Angebot bekam. Wie gesagt, es gibt nicht viele davon. Als ich endlich die beiden Teleskope hatte, machte ich mich auf und besuchte Markus Schuhmann von der Fa. Binoptic. Ich hatte ihn einige Zeit zuvor kennengelernt und wir verstanden uns gut. Er machte mir ein vernünftiges Angebot, aus meinen beiden Vixen OTAs ein Bino in der bewährten und robusten Binoptic Bauart zu bauen. Die Bestellung wurde aufgegeben und meine beiden Tuben blieben dort. Jetzt hieß es in freudiger Erwartung Geduld haben.
Leider passierte dann, was keiner vorhersehen konnte und was wirklich tragisch war: Markus verstarb ganz plötzlich. So wurde der Traum vom "eigenen" Binoptic Bino nicht erfüllt, was aber angesichts der Tragik des Moments erst einmal in den Hintergrund trat. Ich musste mir nun überlegen, wie eine Alternative aussehen könnte. Zwar habe ich rudimentäres Werkzeug zur Metallverarbeitung zu Hause und auch keine zwei linken Hände, aber keine Fräse, Drehbank, geschweige denn CNC-Technologie Eine Recherche im Internet brachte mich auf die BB-160 Bino-Plattform der Fa. AOK Swiss von Herrn Kohler in der Schweiz. Hier sollte es die Möglichkeit geben, meine beiden Tuben ggf. mit den Original-Rohrschellen auf die Plattform zu montieren, die es erlaubt beide Teleskope in 3 Achsen zu bewegen und so absolut parallel zu bekommen. Außerdem erlaubt die Plattform den Abstand der Tuben zu verstellen (für die Einstellung des Augenabstandes). Ich nahm also Kontakt mit Herrn Kohler auf. Er fragte diverse Maße der Tuben und Okularauszüge ab und errechnete schließlich, dass er für die kurzbauenden 2,5 Zoll Feathertouch-Auszüge einen Tubusadapter drehen können, der so kurz ist, dass ich ohne die Tuben zu kürzen mit den Matsumoto-Umlenksystemen (mittlere Größe) in den Fokus kommen müsste. Und so wurde es dann auch beauftragt.
Hier seht Ihr das Resultat, dass ich jetzt seit gut einem Jahr im Einsatz habe. Der Doppelrefraktor wiegt mit Blattform und Umlenksystemen ca. 17,5 kg, mit großen Okularen also ca. 19 kg. Das geniale ist: Schraubt man die original Vixen OAZ wieder in den Tubus, hat man zwei unverbastelte und ungekürzte OTAs.
Die nächste Frage war, wie das Teil montieren, damit es gut funktioniert und mobil eingesetzt werden kann. Ich hatte eine Giro-Montierung, ausgestattet mit Encodern und schaute mir die unterschiedlichen Schienen und Bauteile an, die in meiner Bastelschublade lagen. Inspiriert von diversen Bildern im Internet machte ich mich daran, an die Giro mittels zwei Prismenschienen und einem Überbau eine Basis zu schaffen und errechnete abgängig von Schwerpunkt und Gewichtsverteilung die nötigen Gegengewichte. Die fertige Konstruktion ist sicher nicht "perfekt" umgesetzt, aber funktioniert gut und stabil. Das Gerät bleibt in jeder beliebigen Stellung stehen und ist mittels Encodern ein (Muskel-) Goto. Ich betreibe die Montierung auf einer 140 cm hohen Säule.
Im Feld nutze ich ein gebraucht erworbenes Linhof Stativ, was die ganze Sache gut und sicher trägt. Man muss natürlich bedenken: Hier sitzen mit Optik und Gegengewichten über 35 kg auf der Auflageplatte! Das Linhof hat eine 90mm Kurbelsäule, die sehr robust ist. Damit kann man in Grenzen eine komfortable Einblickhöhe sicherstellen. Das zeigt auch, wo die Grenze der Transportabilität ist. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das alles noch mit zwei 150ern funktionieren soll.
Und wie schlägt sich das Ganze in der praktischen Beobachtung. Naja, natürlich hängt Herzblut darin, und meine Ausführungen sind sicher nicht so neutral wie sie sein müssten. Aber es haben ja auch schon andere durch das Gerät geschaut. Das Ergebnis ist der Hammer! Ich habe keine Sekunde bereut, den 14-Zöller verkauft zu haben. Unter einem einigermaßen dunkelen Himmel im Vogelsberg zeigt das Gerät Deep Sky wo der Hammer hängt. Während der 100er APM Bino bei Deep Sky schon den ein oder anderen 8-Zöller vom Bildeindruck in den Schatten gestellt hat. Jetzt mit dem 130er Doppelrefraktor: Orionnebel mit Grünschimmer und einem Detailreichtum in der Struktur, Andromedanebel durch das ganze Gesichtsfeld von 3 Grad in Vollausdehnung mit Staubband, M51 mit angedeuteter Spiralstruktur. Wir hatten einmal einen 16-Zöller daneben stehen und haben einige Objekte verglichen. Klar hat der Dobson mehr Helligkeit und sieht Schwächeres, aber an den gleichen Objekten war das Plus durch die beiden Optiken, das Stereosehen und die Rechnerleistung des Gehirns einfach genial. Selbst hier im Ruhrgebiet sehe ich mit beiden Augen ohne Filter den Cirrusnebel, mit Filter sogar Strukturen darin. Und am Planeten: Nun die EDs (die übrigens ohne den Korrektor am Okularauszug - braucht man für visuell nicht - f/7,35 haben, 955 mm Brennweite) bringen bei 5,2 mm Okularen 183x Vergrößerung ohne erkennbaren Farbfehler. Aufgrund des "Crop-Faktors" im Gehirn, erscheint das Bild ca. 1,4 x so groß, also als ob man ca. 250x vergrößert. Und was soll ich sagen: binokular mit 130er Öffnung und kontrastreicher Abbildung ist schon sehr beeindruckend. Da springt einem der GRF (der ja gerade kleiner wird) mal eben "ins Gesicht".
Alles in allem bin ich sehr zufrieden. Ich werde in den kommenden Monaten noch ein bisschen an der Stabilität der Montierung optimieren. Ansonsten habe ich jetzt viel Himmel zu entdecken mit diesem Setup.
Schauen wir uns die Kriterien noch einmal an:
- mind. 5 Zoll --> passt, sogar ein bisschen mehr als 5 Zoll
- ED oder Apo --> passt
- Öffnungsverhältnis, dass sowohl Großfeldbeobachtungen ermöglicht, als auch Planetenbeobachtung mit hoher Vergrößerung --> beides möglich. Mit 42 mm LVW von Vixen habe ich 5,7 mm AP, knapp 3 Grad Gesichtsfeld und 22x
- hohe Qualität bei der optischen Realisierung (Umlenksystem etc.) --> Die Matsumoto-Umlenkspiegelsysteme liefern ein aufrechtstehendes seitenrichtiges und kontrastreiches Bild. Mit 2,5 Zoll vignettieren die 42mm LVW nicht. Die Feineinstellung an einer Seite ermöglicht jedem Betrachter auch bei hoher Vergrößerung die Bilder übereinander zu legen.
- noch alleine handhabbar und für Teleskop-Treffen noch transportabel --> ja hat geklappt, wobei es schon grenzwertig ist, das Teil alleine auf die Montierung zu wuchten, wenn sie auf der 1,40 m Säule ist
- noch stabil montierbar und so, dass es eine komfortabel Einblickhöhe gibt --> die Giro trägt das ausbalancierte Gerät gut und mit kurzer Ausschwingzeit. Die Encoder mit NGC Max funktionieren einwandfrei
- Möglichkeit zur Nutzung von 2 Zoll Okularen (große Felder) --> ist gegeben. Einzige Limitierung ist immer der Augenabstand und die Nase, die u.U. nicht zwischen die dicken Okulare passt.
Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere hier ein paar Inspirationen findet. Ich bin total happy mit dem Gerät es hat auch was, wenn man weiß, genau dieses Gerät gibt es kein zweites Mal. Aber ganz vorne steht immer der visuelle Genuss beim Beobachten. Und der ist und bleibt umwerfend.
VG und viel Spass bei unserem schönen Hobby.
Daniel
P.S. Alle geschilderten Eindrücke beim Beobachten sind subjektiv und beschreiben, was ich und ein paar Astro-Freunde gesehen und wahrgenommen haben. Ich wollte hier kein Posting aufmachen, um über Bino vs. Nicht-Bino, Öffnung vs. mehr Öffnung oder ob die EDs von Vixen echte Apos sind oder nicht usw. zu streiten