Hallo zusammen,
ich stand in den letzten Wochen mit Eberhard per E-Mail in Kontakt, die Reinigung der Schmidtplatte meines C11 stand an. Da ich so etwas noch nie durchgeführt hatte, musste diese Reinigung sorgfältig geplant werden, um nicht in einem Fiasko zu enden! Da die ganze Aktion nun abgeschlossen ist möchte hier in diesem Thread noch meine Erfahrungen mit Eberhards „Optical Cleaner“ teilen, kleine Anleitung zur Vorgehensweise bei der Reinigung der Schmidtplatte eines C11 ist inklusive!
Vorab noch ein Hinweis: Die Angaben in diesem Bericht erheben nicht den Anspruch einer korrekten Vorgehensweise, ich übernehme keine Garantie, dass dieses an anderen Teleskopen immer genauso funktioniert. Nachahmung bitte auf eigene Gefahr, es besteht immer die Gefahr der irreversiblen Beschädigung!
Die Ausgangssituation
Mein C11 ist mittlerweile 8 Jahre alt, wurde regelmäßig zur Planetenbeobachtung genutzt, die Optik wurde außer „Abblasen mit einem Blasebalg“ nie gereinigt. Wenn man mit einer hellen Taschenlampe in den Tubus hineinleuchtet bietet sich mittlerweile folgendes Bild:
Link zur Grafik:
http://www.frankbrandl.com/webspace/schmidtplatte_vorher_klein.jpg
Abbildung 1: Schmidtplatte vor der Reinigung. Neben Staubpartikeln fällt auch ein „schmieriger Belag“ auf. Es wird Zeit für eine Reinigung!
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Bei der Suche nach einer geeigneten Reinigungsmethode und einem geeigneten Reiniger bin ich bei der Internetrecherche auf verschiedene Quellen gestoßen. Insbesondere wurde ich auf diesen Thread hier um Forum und auf den folgenden Thread
in Cloudy Nights aufmerksam. In dem CN-Thread ist recht gut beschrieben, was einen beim Ausbau der Schmidtplatte erwarten kann, bzw. wie die Vorgehensweise sein kann.
Bezüglich des Reinigers habe ich zwei Möglichkeiten in Betracht gezogen: „Optical Wonder“ eines bekannten Händlers und der hier beschriebene „Optical Cleaner“. Das Rezept für „OC“ steht ja hier weiter oben und so ging es an die Beschaffung der Zutaten. Verschiedene Reformhäuser und Drogerien wurden abgeklappert, jedoch konnte ich nur das destillierte und demineralisierte Wasser im Supermarkt finden, den Rest (Isopropanol 70% von Höfer-Chemie und "Klar Eco Sensitive“ von Almawin) wurde dann bei Amazon bestellt. Die Vorräte, die ich jetzt davon habe sollten die nächsten 100 Jahre reichen
Das Abmischen des „OC“ war einfach: 250 ml dest. und demineralisiertes Wasser, 40 ml Isopropanol 70% (Höfer Chemie) + einen Teelöffel Klarspüler „Klar Eco Sensitive“ von Almawin. Den so gemischten Reiniger habe ich nun gegen Optical Wonder an einem gewöhnlichen Kosmetikspiegel antreten lassen. Der Kosmetikspiegel wurde gereinigt und dann auf einer Seite mit „OW“ und auf der anderen Seite mit „OC“ kräftig eingesprüht und trocknen lassen. Die Flächen wurden anschließend mit einer starken Lampe untersucht. Ergebnis: Das OC entwickelt Schaum (ist ja auch 1 Teelöffel Klarspüler enthalten) und der Baader-Reiniger entwickelt keinen Schaum. Der Baader-Reiniger trocknet schneller an als OC. Der Baader Reiniger hinterlässt gaaanz geringe, nur unter einer starken Lampe sichtbare Rückstände (sieht aus wie kleine Hexagone, wahrscheinlich aufgrund des feineren Zerstäubers an der Sprühflasche). Das OC hinterlässt geringe Rückstände an den Stellen, wo die Schaumbläschen angetrocknet waren, ferner sind einiger "Fließstrukturen" im getrockneten Zustand erkennbar.
Ich habe daraufhin das OC noch einmal neu abgemischt, diesmal mit nur ca. 1/3 Teelöffel anstatt einem Teelöffel Klarspüler. Ein erneuter Test brachte eindeutig ein besseres Ergebnis!
Auf Basis dieses Tests habe ich dann die Entscheidung getroffen, dass ich das OC mit weniger Klarspüler verwenden werde. Das OC auftragen und nicht trocknen lassen, sondern nach einer Einwirkzeit von wenigen Minuten mit destilliertem Wasser nachspülen und dann mit einer großen Anzahl von sauberen Kleenex trockentupfen bzw. mit einem Blasebalg die Tropfen dann nach außen von der Schmidtplatte pusten.
Die Reinigungsaktion
Bevor ich mit dem Ausbau der Schmidtplatte begonnen habe, habe ich Latex-Handschuhe angezogen um nicht versehentlich Fingerabdrücke auf der Schmidtplatte zu hinterlassen. Dann wurde der Tubus so aufgestellt, dass die Schmidtplatte leicht nach oben geneigt war (etwa wie in dem CN Thread beschrieben). Nun wurden die kleinen Schrauben des Halteringes vorsichtig mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher gelöst. Die waren nicht besonders fest angezogen und ließen sich ohne Probleme lösen. Dann wollte ich den Haltering entfernen, dieses gestaltete sich schwierig: Der Haltering ist innen mit einem schmalen Kork-Streifen beklebt, dieser hatte sich anscheinend im laufe der Zeit mit der Schmidtplatte leicht verbacken, er wollte sich nicht lösen. Unter Anwendung „sanfter Gewalt“ gab er allerdings dann doch nach und ließ sich entfernen. Nun kamen interessante Sachen zum Vorschein: Auf ca. 3:00 Uhr war eine kleine Gravur auf der Schmidtplatte sichtbar (diese wird normalerweise durch den Haltering verdeckt und hat daher keine negativen Eigenschaften auf die optische Leistungsfähigkeit des Teleskops). Hier war ein „x“ und eine vierstellige Nummer (5652) eingraviert. Im Prinzip entfällt dann die Markierung der Schmidtplatte, da man ja das „x“ auf 3:00 Uhr nehmen kann. Ferner war die Schmidtplatte durch 3 Korkplättchen seitlich fixiert. Im Prinzip waren es 2 Korkplättchen und ein Pappplättchen. Die Position der Korkplättchen und der Schmidtplatte habe ich markiert und fotografiert, damit ich sie später wieder an ihre Stelle setzten kann. Nun wollte ich die Schmidtplatte herausnehmen. Dabei habe ich mit einer Hand leicht an der Sekundärspiegelhalterung gezogen. Problem: Die Schmidtplatte saß "bombenfest" und ich habe sie partout nicht heraus bekommen - scheint über die Jahre ebenfalls mit dem Kork der dahinter befindlichen Halterung "verbacken" zu sein. Ich wollte auch nicht zu fest an der Sekundärspiegelhalterung ziehen, da ich befürchtete, dann etwas zu beschädigen. Ich habe die Schmidtplatte dann so belassen und im verbauten Zustand außen gereinigt. Die Reinigung musste ich dann natürlich etwas anders durchführen als ursprünglich geplant, hat aber gut geklappt, der Reiniger war sehr gut und der Belag ließ sich bereits im ersten Durchgang vollständig ablösen! Anschließend habe ich mit destilliertem Wasser noch einmal nachgespült und mit vielen Kleenex-Tüchern "trockengetupft" (ein Tuch pro „Tupfer“). Bei der Reinigung habe ich auch bemerkt, dass die Verunreinigung auch lediglich außen und nicht innen war. Anschließend habe ich das Teleskop eine Nacht ohne Staubschutzdeckel trocknen lassen und habe am morgen den Staubschutzdeckel darauf getan, innen habe ich "Silica-Perlen" in einem kleinen Beutel mit eingepackt, diese sollte die restliche Feuchtigkeit dann herausziehen.
Hier mal die Ansicht nach der Reinigungsaktion:
Link zur Grafik:
http://www.frankbrandl.com/webspace/schmidtplatte_nachher_klein.jpg
Abbildung 2: Schmidtplatte nach der Reinigung. Kleine Staubpartikel sind noch sichtbar (diese wird man auch nicht komplett entfernen können), allerdings ist der schmierige Belag vollständig entfernt worden!
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Nacharbeit
Der Umstand, dass die Schmidtplatte „festgebacken“ war, ließ mir keine Ruhe. Per E-Mail hat mir Eberhard auch geraten, dass sie einmal raus muss. Das ist auch einleuchtend, da diese Verklebung ja prinzipiell zu Verspannungen führen kann (besonders bei Temperaturänderungen usw.) Die Schmidtplatte sollte ja spannungsfrei gelagert sein. Also ging es an einem anderen Tag noch einmal ran. Ich habe das Teleskop wieder so geneigt aufgestellt wie oben beschrieben, die Latex-Handschuhe noch einmal angezogen und dann mit dem Schraubendreher den Haltering entfernt. Ein kleiner Zug an der Sekundärspiegelhalterung erbrachte: Die Schmidtplatte sitzt fest. Nun habe ich einen ganz feinen und sauberen Pinsel verwendet. Ich habe den Pinsel in dem 70%-igen Isopropanol getränkt und dann ganz vorsichtig damit den Zwischenraum zwischen Schmidtplatte und dem darunterliegenden Kork eingestrichen. Von außen konnte man gut erkennen, wie das Isoporpanol schön in die Zwischenräume gekrochen ist. Das habe ich dann einmal komplett über 360° so gemacht. Nach einer kurzen Einwirkzeit habe ich dann noch einmal vorsichtig an der Sekundärspiegelhalterung gezogen und nach einem kurzen Knacken war die Schmidtplatte wieder frei! Juhuu! Anschließend habe ich die Schmidtplatte bei Seite gelegt, die Kork-Auflage gereinigt (Isopropanol) und das Ganze etwas trocknen lassen. Die Schmidtplatte war ja schon sauber, musste also nicht mehr gereinigt werden. Nach einer kurzen Trocknungszeit habe ich alles wieder zusammengebaut, hier halfen mir die vorher gemachten Fotos um die genaue Position der Schmidtplatte und der Korkplättchen wiederherzustellen. Nun habe ich eine saubere, spannungsfrei gelagerte Schmidtplatte!
Sorry, ist ein etwas längerer Bericht geworden aber hoffentlich trotzdem interessant. Danke auch noch einmal an "astro_ebi" für die Hilfe!
Gruß
Frank