Erfahrungen mit TS-Photon 10" f5 Carbon? Alternativen?

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Günter_Woehner

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Hallo,

ich bin sehr zufriedener Besitzer eine ES127, der an Mond und Planeten sehr gute Ergebnisse liefert.
Jedoch geht mir mit den 127mm Öffnung bei Deep-Sky Objekten halt sehr schnell das Licht aus.
Bis vor kurzem habe ich das Bedürfnis nach mehr Licht mit einem Meade 10" LX200 SC befriedigt.
Mit fortschreitendem Alter ist mir es jedoch zu mühselig geworden, die sauschwere Optik-Gabeleinheit auf das Stativ zu wuchten und ich habe das Meade deswegen kürzlich verkauft.
Nun bin ich auf der Suche nach einem Nachfolger für das Meade mit ähnlichem Lichtsammelvermögen aber auch sehr guter Abbildungsleistung an Mond und Planeten, da war das Meade nicht ganz optimal.
Die Optik soll noch gut von einer AZ-EQ6 GT getragen werden.
Mein Schwerpunkt liegt bei der visuellen Beobachtung.
Erst dachte ich, mein Bedürfnis nach mehr Licht und guter Abbildungsleistung an Planeten könnte mit einem 6"-(ED)Apo befriedigt werden, aber inzwischen habe ich erhebliche Zweifel, dass das eine Zoll mehr Öffnung hier tatsächlich erkennbar (bei DS) was bringt.
Inzwischen bin ich bei dem Entschluss angekommen, dass es mindestens 8", besser 10" sein sollen. Es kommen also nur noch Spiegelsysteme oder Katadiopter in Betracht.
Ich habe inzwischen vieles im Netz recherchiert und war lange am C11 (alternativ auch C9.25 oder Mewlon 210) als bester Lösung festgehangen. Was beim C11 und Konsorten jedoch nachteilig ist, ist die lange Brennweite (nachteilig natürlich nicht für Planeten, sondern für DS). Ich hätte großflächige Deep-Sky Objekte (z. B. Cirrus oder Andromeda-Galaxie) schon ganz gerne komplett im Gesichtsfeld. Nach meinen Recherchen bringen hier auch Brennweitenreduzierer visuell gar nichts.
Also müssen es 8-11 Zoll mit kürzerer Brennweite, aber dennoch guter Leistung auch an Planeten werden.
Da bleibt jetzt nach meinem bisherigen Erkenntnisstand also nur noch ein (qualitativ hochwertiger) Newton übrig.
Die gängigen Großserien-Newtons (z. B. Skywatcher) scheinen meinen Bedürfnissen nach qualitativ hochwertiger Abbildung wohl eher nicht gerecht zu werden (zumindest legen das einige Berichte im Netz und eigene Eindrücke bei diversen Teleskoptreffen nahe).
Dann bin ich über den im Betreff genannten TS-Photon 10" f5 gestolpert, über den ich jedoch abseits der Händleranzeigen so gut wie nichts in Erfahrung bringen konnte.
Deshalb meine Frage: hat den einer/eine hier und kann berichten?
Oder gibt es im Bereich von 8-10" Geräte, die meine Bedürfnisse nach qualitativ hochwertiger Abbildung bei gleichzeitig guter Deep-Sky Eignung besser befriedigen könnten?
Aber bitte kommt mir jetzt nicht mit Dobsons. Ich kann der Dobson-Schubserei absolut nichts abgewinnen.
Ich will auf jeden Fall weiterhin meine AZ-EQ6 nutzen.

CS
Günter
 
Hallo, Günter,

zu dem TS-Gerät kann ich nichts sagen, kann aber immerhin bestätigen, daß das Resultat Deiner Überlegungen (nach meinem Ermessen) richtig ist. Für meinen Wiedereinstieg hatte ich mir einen gebrauchten 10"-Newton (f/4,8) angeschafft. Wie Du habe ich den hauptsächlich visuell, aber auch für meine ersten fotografischen Versuche genutzt und nur verkauft, weil ich ich die Fotografie viel spannender fand als die visuelle Beobachtung. Bei gleichbleibendem "Anwendungsprofil" wäre das nach wie vor das Gerät der Wahl.


Viele Grüße

Markus
 
Glückwunsch Günter!
Viel Spaß damit, und berichte dann doch mal!
Wie wirst Du es montieren?
Gruß
Christoph
 
Hallo Christoph,

nachdem ich das Teil erst mal ordentlich kollimiert habe, liefert es nun astreine Bilder.
Vom Handling her (Gewicht) ist der optische Tubus gerade so an der Grenze. Mehr würde ich meinem Rücken auf Dauer nicht zumuten wollen, aber es ist eine deutliche Erleichterung ggü. meinem vorherigen Meade 10" LX200.
Das Spiegelshifting ist im Vergleich zu meinem Meade deutlich geringer und visuell absolut problemlos zu ertragen.
Der originale Celestron-Adapter von 3,3" SC-Gewinde auf 2" vignettiert die freie Öffnung des Blendrohres heftig, ich werde hier daher einen Adapter anbringen, der nicht vignettiert (Eye-Opener oder die Baader Clicklock-Adaption). Das hatte ich auch an meinem Meade schon so. Nur so ist auch das maximal mögliche Gesichtsfeld von 2"-Okularen zu nutzen. Mein Pentax XL40 z. B. nutzt die vollen 2" auch tatsächlich aus.
Montiert ist das Ganze auf einer AZ-EQ6 mit Berlebach Planet. Diese Kombi, die mit meinem 5"-Apo hervorragend funktioniert, ist hingegen visuell mit dem C11 schon hart an der Grenze.
Würde ich nicht Anti-Vibration Pads unter die Stativbeine legen, wäre das Gezitter bei manueller Fokussierung unmöglich zu ertragen. Die Pads machen hier den Unterschied zwischen "unbrauchbar" und "funktioniert annehmbar" aus.
Ich denke deswegen gerade intensiv über einen OAZ mit motorischer Fokussierung nach.
Vom Newton bin ich wieder abgekommen, denn ein auch an Planeten brauchbarer Newton hätte mir dann doch einen zu langen Hebel gehabt und wäre im Handling wesentlich unkomfortabler gewesen.

VG
Günter
 
Hallo,

kleines Update, falls noch jemand an weiteren Erfahrungen mit dem C11 Edge HD interessiert ist:
Ich habe inzwischen den originalen Fokussierer gegen einen Feathertouch MicroFocus ausgetauscht.
Nach diversen Berichten im Netz habe ich mir davon eine bessere, feinfühligere und präzisere Fokussierung erwartet.
Das hat sich allerdings ein "Schuss in den Ofen" herausgestellt. Der Feathertouch bringt null Vorteile gegenüber dem originalen Fokussierer, eher sogar eine Verschlechterung. Mit dem originalen Fokussierer ist das Fokussieren im Vergleich viel sicherer, "schnapp" und die Schärfe ist da. Mit dem Feathertouch ist das ein jämmerliches rumgeeiere um den optimalen Fokuspunkt, ihn optimal zu treffen ist reine Glückssache.
Offensichtlich hat Celestron den Fokusmechanismus beim Edge HD deutlich verbessert, so dass ein FT MicroFocus völlig überflüssig, ja sogar eher kontraproduktiv ist. Ich war ja schon beim Austauschvorgang etwas skeptisch, weil der originale Fokussiermechanismus einen deutlich solideren Eindruck gemacht hat, als das vergleichsweise windige FT-Teil.
Zum Glück habe den Feathertouch gebraucht für nicht einmal die Hälfte des Neupreises erworben. Somit hält sich der Frust über die unnütze Ausgabe in Grenzen und wird als Lehrgeld abgehakt. Es bestätigt sich halt immer wieder, man darf nicht alles glauben, was man im Netz an Erfahrungsberichten liest, man muss selbst die Erfahrung machen.

CS
Günter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Günter,
vielen Dank für das Schildern Deiner Erfahrungen! Da ich auch auf der Suche nach dem für mich maximal tragbaren Volltubus-Gerätes bin, interessiert mich das sehr.
Ich habe selber ein ca. 8 Jahre altes normales C8 (kein Edge) und dessen Okularauszug finde ich sehr grob.... Gut, daß das beim Edge besser ist - das wußte ich auch nicht.
Insg. hast Du eine schöne Ausrüstung! Aber die AZEQ6 mit Edge 11 wäre für mich schon gewichtsmäßig am Limit ... mal sehen, wann ich mir welches Teleskopo anschaffen werde...
CS
Christoph
 
Hallo Christoph,

das Gewicht ist für mich eine zweischneidige Sache.
Die Einzelkomponenten sind ggü. meinem vorherigen LX200 wesentlich leichter, also ist das Ganze auch wesentlich transportabler. Der C11-Tubus als auch die AZ-EQ6 sind für mich noch gut tragbar.
Für mich ist eher das Problem, das C11 mit seiner Schiene in die Aufnahme der AZ-EQ6 (die ich vorwiegend azimutal betreibe) zu bringen. Da steht mir regelmäßig sowohl der Angst- als auch der Anstrengungschweiß auf der Stirn.
Ich habe verschiedene Varianten durchprobiert (von der Seite her einhängen, von oben hineinschieben, von unten hineinschieben) und jede davon ist ziemlich anstrengend und schweißtreibend.
Das habe ich bei der Anschaffung deutlich unterschätzt.
Wenn man die Montierung äquatorial betreibt (was ich aber selten mache) kann man den Tubus von oben in die Führung einsetzen, das geht wesentlich einfacher.

CS
Günter
 
Im Nachhinein bin ich übrigens deswegen froh, nicht den 10" f5 Photon genommen zu haben.
Der hat ein ähnliches Gewicht, aber längeren Tubus und bei dem hätte ich mich wohl noch schwerer getan, den auf die Montierung zu wuchten.
Das würde ich alleine wahrscheinlich gar nicht mehr hinbekommen.

CS
Günter
 
Hallo Günter,
sich das Handling im Dunkeln vorher vorzustellen, finde ich auch schwierig. Dazu kommt bei mir, daß der Garten lang und schmal und mit verschiedenen, höheren Bäumen bestanden ist, so daß ich auch schon je nach Blickrichtung etwas tragen und ggf. auch mal Umrücken muß.
Kannst Du schon sagen, wie gut Dein Edge die Justage hält und wie Du mit der Sternabbildung (gerade im Vgl zu Deinem Refraktor) zufrieden bist?
CS
Christoph
 
Hallo Christoph,

den Aufbau erledige ich bei letztem Tageslicht, anders ist es für mich gar nicht vorstellbar.
Im Dunkeln sehe ich keine Chance, das Teil auf die Montierung zu bekommen (ok, vlt. machbar, wenn man den Platz mit einem Baustrahler ausleuchtet...)
Umrücken oder Umstellen des kompletten(!) Aufbaus halte ich für fast nicht machbar.
Da müsste man evtl. über eine fahrbare Basis nachdenken.
Die Justagestabilität scheint mir recht gut zu sein, auch wenn der Fangspiegel entnommen und später wieder eingesetzt wird bleibt die Justage erhalten. Wichtig ist halt, dass die Justierschrauben richtig fest angezogen werden. Wenn darüber geklagt wird, dass ein SCT die Justage nicht hält, dann liegt das meistens daran, dass eben diese Justierschrauben nicht fest genug angezogen wurden. Die originalen Schrauben mit Kreuzschlitz-Kopf sind da aber eher ungünstig (die Köpfe gehen schnell kaputt, wenn man die nötige Kraft aufwendet), ich habe diese durch Inbusschrauben ersetzt, damit geht die Justage wesentlich einfacher und die Schrauben können nun auch ordentlich festgezogen werden. Ich hatte bei meinem vorherigen 10" Meade die "Bobs Knobs" zur Justage dran, davon würde ich aber inzwischen abraten, weil man damit das nötige Anzugsmoment für eine dauerhafte Justage nicht erreicht.
Die Sternabbildung ist bei meinem Apo deutlich feiner, halt die immer wieder genannten "nadelfeinen Punkte", ganz klar der ästhetischere Anblick ggü. dem C11. Das C11 macht das aber mit der deutlich größeren "Eindringtiefe" in z. B. Kugelsternhaufen wieder wett, die sind ggü. dem 5"-Apo ein Hochgenuss.
Bei dem derzeit tiefstehenden Jupiter hat der Apo ganz klar die Nase vorn, was Schärfe und vor allem Kontrast angeht.
Das C11 leidet unter der atmosphärischen Unruhe deutlich mehr als der Apo. Während ich mit dem Apo schon lange vor der Kulmination ein brauchbares Bild bekomme, muss ich mit dem C11 die Kulmination abwarten, um überhaupt ein annähernd so gutes Bild zu bekommen wie mit dem Apo schon bei wesentlich niedrigerem Stand.
Anders sieht die Situation beim derzeit hoch stehenden Mars aus. Da hat das C11 dann die Nase vorn, die Polkappe leuchtet strahlend heraus, die Albedostrukturen sind deutlicher zu erkennen. Ich brenne schon auf den Anblick, wenn Jupiter mal wieder höher steht...
Nebenbei hat sich noch ein interessanter Aspekt ergeben, was das Thema Zenitspiegel vs. Zenitprisma betrifft.
Bei meinem Apo ist das Baader BBHS-Zenitprisma ein absoluter Zugewinn ggü. meinen zahlreich vorhandenen TeleVue "Everbrite"-Zenitspiegeln. Weniger Streulicht, intensivere Farbwiedergabe, bessere Kontraste an Jupiter und Beseitigung des noch vorhandenen minimalen Farbfehlers. Am C11 ergibt sich jedoch ein umgekehrtes Bild. Da finde ich regelmäßig die Abbildung mit dem TeleVue-Zenitspiegel ansprechender als mit dem BBHS-Prisma.
Was mir noch ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist das Thema "Tubusseeing" besser in den Griff zu bekommen. Bei meinem Meade hatte ich den Tubus komplett mit Heizkörpertapete isoliert und damit gute Erfolge erzielt. Bis vor kurzem hatte ich das auch beim C11 so umgesetzt.
Inzwischen habe ich jedoch die eine oder andere Untersuchung zur Temperaturverteilung in geschlossenen Tuben gelesen und komme zu dem Schluss, dass eine darauf abgestimmte, partielle Isolierung schnell auskühlender Teile (z. B. die Gegend um die Schmidtplatte, Tubusoberseite) in Verbindung mit einer aktiven Hauptspiegelbelüftung (weil der am langsamsten auskühlt und das wärmste Teil im Tubus ist) über die vorhandenen Belüftungsöffnungen theoretisch noch besser sein müsste. Diese Modifikationen habe ich in den letzten Tagen ausgeführt, ein Praxistest am Himmel steht jedoch noch aus.

CS
Günter
 
Hallo Günter,

vielen, vielen Dank für das Schildern Deiner Erfahrungen! Das ist sehr hilfreich!
Leider kann ich mich wohl kaum revanchieren und etwas beisteuern, was Du nicht schon wüßtest.

Genau wie Du schreibst sind bei meinem C8 diese Kreuzschlitzschrauben auch schon nicht mehr neu.... ich muß mal sehen, das Teleskop wieder auf Vordermann zu bekommen.
Deine Schilderung zu der "Klimatisierung" klingt interessant! - Nochmals vielen Dank für Deine Erfahrungsberichte!
CS
Christoph
 
Hallo,

Erfahrung von letzter Nacht:
Isolation bringt auch beim C11 Edge mehr als die aktive Belüftung über die vorhandenen Belüftungsöffnungen. Die aktive Belüftung ist eher kontraproduktiv, zumindest bei den derzeitigen Temperaturverhältnissen.
Die Anschaffung der Temp-est Fans für Edge HD ist erst mal vom Tisch.
Ich werde die Situation jedoch neu beurteilen, wenn die Nächte wieder kälter werden.
Derzeit ist nämlich eher so, dass ich das Teleskop von kühler Lagerung zu höherer Temperatur bei der Beobachtung führe, vlt. hat die aktive Belüftung nur dann Erfolg, wenn die Temperaturanpassung in die andere Richtung laufen muss.

CS
Günter
 
Zuletzt bearbeitet:
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