Fake News aus dem Universum ?

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pem.fue

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Was ist denn da los? Vor einiger Zeit (im Jahr 2016) erregt die Entdeckung von Gravitationswellen mit dem LIGO-Experiment großes Aufsehen. Diese Entdeckung wurde sogar mit dem Nobelpreis belohnt.

Jetzt scheint es aber arge Zweifel an der Integrität der beteiligen Physiker zu geben, wie bei Heise nachzulesen ist. Offenbar haben Physiker aus Kopenhagen (Dänemark) als erste auf "Ungereimtheiten" hingewiesen, die aber von den Beteiligten erst einmal nicht beantwortet wurden. Mittlerweile mußte man zugeben, dass das veröffentlichte Bild des ersten Ereignisses gar nicht die Originalmessen war, sondern "padagogisch aufbereitet" waren.

Auch hat man wohl den Detektionsalgorithmus verändert, was dazu führte, dass die alten Ergebnisse wohl nicht mehr so sicher sind, wie vorher behauptet. Zudem hat man ein LIGO-Upgrade durchgeführt, was die Empfindlichkeit nochmals erhöhte. Seit dem Upgrade und dem neuen Detektionsalgorithmus wartet man aber vergebens auf weitere Entdeckungen. Obwohl die nach alter Vorstellung schon mehr als überfällig sind.

Sehr seltsam, das Ganze.
 
Das wirklich Schlimme daran ist, daß das Wasser auf die Mühlen von Trumps&Co&Flacherdlern ist. Dauert bestimmt nicht lange, bis die Wissenschaftsgemeinde das aufs Botterbrot gestrichen bekommt. Täglich.

:cautious:
 
Das war mir auch aufgefallen: Physiker und Jurist - eine Kombination, die sich eigentlich ausschließt. Trotzdem denke ich, dass er die Anschuldigungen in Bezug auf die LIGO Community nicht aus der Luft gegriffen hat. Wenn sich der amerikanische Kongress schon damit befasst, ist wohl was dran an der Geschichte.

Auch die im nachhinein gefakte E-Mail über eine Erstentdeckung vor Fermi und Integral ist schon sehr merkwürdig.
Da bleibt zumindest ein fader Beigeschmack. Selbst wenn man dem Autor kein großes Vertrauen entgegen bringt, bleiben doch einige Fragezeichen.

Vielleicht sollte man generell viel skeptischer und kritischer sein, was neue Entdeckungen angeht. Auch wenn man den Beteiligten keine böse Absicht unterstellen kann und will, kann das Ergebnis doch hin und wieder durch die Euphorie der Beteiligten beeinträchtigt werden. Das nennt man dann Betriebsblindheit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo!

Das war mir auch aufgefallen: Physiker und Jurist - eine Kombination, die sich eigentlich ausschließt.

Das ist die klassische Fächerkombination für einen Patentanwalt. Ein paar von denen (ich kenne einen persönlich) berechnen Stundensätze im vierstelligen Bereich. Hätte sich also gelohnt, noch ein paar Jahre an der Uni zu bleiben :) Das nur am Rande.

Und dass jemand, der „merkrwürdige“ Bücher geschrieben hat, immer unrecht haben muß, stimmt auch nicht. Der Nachweis von Gravitationswellen ist bisher nicht absolut erfolgt, sondern wie viele andere schrwierig zu messende Phänomene, nur unter Angabe einer Wahrscheinlichkeit („x-sigma“). Diese Wahrscheinlichkeitsangabe anzuzweifeln ist nicht nur das Recht, sondern die Pflicht der übrigen Wissenschaftsgemeinde.

Persönlich kann ich mir in diesem Fall aber kein Urteil erlauben, weil mir das notwendige Expertenwissen fehlt. Und da bin ich nicht der einzige.

Viele Grüße
Maximilian
 
Das ist die klassische Fächerkombination für einen Patentanwalt. Ein paar von denen (ich kenne einen persönlich) berechnen Stundensätze im vierstelligen Bereich. Hätte sich also gelohnt, noch ein paar Jahre an der Uni zu bleiben :) Das nur am Rande.

Mist, da habe ich wohl auch was falsch gemacht!

Und dass jemand, der „merkrwürdige“ Bücher geschrieben hat immer unrecht haben muß stimmt auch nicht. Der Nachweis von Gravitationswellen ist bisher nicht absolut erfolgt, sondern wie viele andere schrwierig zu messende Phänomene nur unter Angabe einer Wahrscheinlichkeit („x-sigma“). Diese Wahrscheinlichkeitsangaba anzuzweifeln ist nicht nur das Recht, sondern die Pflicht der übrigen Wissenschaftsgemeinde.

Da stimme ich Dir zu. Ich kenne den Autor nicht, es ist das erste Mal, das ich ihm mit diesem Artikel begegne. Die Titel seiner Bücher sind sicher etwas "reißerisch", ich habe sie aber nicht gelesen. Deshalb kann ich mir kein Urteil erlauben.

In der Kosmologie ist sicher auch noch nicht das letzte Wort gesprochen, da geht in der Theorie auch nicht alles zusammen. Das ist aber auch gut so, sonst wäre es langweilig.
 
Die Entdeckung des Higgs Teilchens bezweifelte er auch ("The Higgs Fake"). Da ist es wieder, das Click-bait-Wörtchen "Fake". Also sind die Gravitationswellen in "guter" Gesellschaft.

Ich würde lieber auf die - hoffentlich noch vorhandene - selbstreinigende Wirkung des Peer reviews hoffen und allen einen etwas längeren Atem wünschen.

Thomas

P.S. Von Einwänden dänischer Forscher habe ich schon vor längerem gehört, weiß aber nicht mehr wogegen sich das richtete. Meine aber, das hätte keine großen Auswirkungen gehabt.
 
Ein Bestätigung der Existens von Gravitationswellen durch die Pulsarforschung steht noch aus. Bislang ist man nicht fündig geworden. Das liegt vermutlich noch an technischen Problemen. Damit wäre man aber "über jeden Zweifel" erhaben.

Bislang wurde ein indirekter Beweis für die (mögliche) Existens von Gravitationswellen in Binärpulsaren gefunden, der mit der theoretischen Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie verblüffend genau übereinstimmt. Allerdings wird "nur" der Energieverlust des Binärsystems gemessen, der mit dem Abstrahlung von Gravitationswellen einhergeht. Das äußert sich in einer Annäherung der beiden Neutronensterne, also einer Abnahme der großen Halbachse des Binarsystems.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage des "Obs" interessiert mich dabei gar nicht so - das ist schon seit langem den Physikern klar. Saubere, validierte Messungen, mit denen man dann Physik betreiben kann, das sollte dann schon dabei herauskommen.

Thomas
 
Hallo!

... das ist schon seit langem den Physikern klar.

Warum? Weil Einstein es vorhergesagt hat? Weil es zu irgendwelchen Gleichungen passt? Solange das nicht durch Experimente zweifelsfrei belegt werden kann, sind das nur Scheintatsachen. Umso mehr muss man auch nur dem geringsten Zweifel am Ergebnis der Messungen gründlich nachgegangen werden.

Viele Grüße
Maximilian
 
Die Schlussfolgerungen aus den Beobachtungen des Doppel-Pulsars haben gereicht um /mich/ zu überzeugen. Logischerweise bin ich für jeden weiteren Nachweis dankbar.

Thomas
 
P.S. Von Einwänden dänischer Forscher habe ich schon vor längerem gehört, weiß aber nicht mehr wogegen sich das richtete. Meine aber, das hätte keine großen Auswirkungen gehabt.
Korrekt:
Two independent papers vanquish lingering doubts about LIGO’s historic discovery of gravitational waves.
New analyses of LIGO’s data were able to cleanly extract a gravitational-wave signal from the background noise.
Tschau,
Thomas
 
Bislang wurde ein indirekter Beweis für die (mögliche) Existens von Gravitationswellen in Binärpulsaren gefunden, der mit der theoretischen Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie verblüffend genau übereinstimmt. Allerdings wird "nur" der Energieverlust des Binärsystems gemessen, der mit dem Abstrahlung von Gravitationswellen einhergeht. Das äußert sich in einer Annäherung der beiden Neutronensterne, also einer Abnahme der großen Halbachse des Binarsystems.
Die Frage des "Obs" interessiert mich dabei gar nicht so - das ist schon seit langem den Physikern klar.
Warum? Weil Einstein es vorhergesagt hat? Weil es zu irgendwelchen Gleichungen passt? Solange das nicht durch Experimente zweifelsfrei belegt werden kann, sind das nur Scheintatsachen. Umso mehr muss man auch nur dem geringsten Zweifel am Ergebnis der Messungen gründlich nachgegangen werden.
Hallo allerseits, wir müssen hier wohl unterscheiden zwischen dem indirekten Nachweis von Gravitationswellen aus dem beobachteten Orbitzerfall von binären Pulsaren - siehe Hulse-Taylor Doppelpulsar - und dem direkten Nachweis mit den Laser-Interferometern von LIGO und Virgo. Der Orbitzerfall des Doppelpulsars lässt sich wirklich nur mit der ART vernünftig erklären und dabei spielt die Emission von GW eine Schlüsselrolle. Insofern ist das "ob" also schon lange abgehakt. - Gruß, Peter
 
Die Kritik an LIGO wurde offenbar bereits Ende Oktober mit einer Cover Story im New Scientist mit dem Titel "Did we really find gravitational waves?" aufgerollt:

Exclusive: Grave doubts over LIGO's discovery of gravitational waves

The news we had finally found ripples in space-time reverberated around the world in 2015. Now it seems they might have been an illusion.

109744


Credit: New Scientist
 
Der Orbitzerfall des Doppelpulsars lässt sich wirklich nur mit der ART vernünftig erklären und dabei spielt die Emission von GW eine Schlüsselrolle. Insofern ist das "ob" also schon lange abgehakt. - Gruß, Peter

Ich will jetzt mal pingelig sein: Die ART sagt im Fall des Binärpulars nur einen Energieverlust vorher. Das liefern z.B. die post-newtonischen Näherungen. Das ist ein Quadrupol-Term, den man so auch aus dem Elektromagnetismus kennt. Deshalb interpretiert man diesen Term als Abstrahlung von (Gravitations)wellen. Das ist aber nur eine Interpretation. Der Nachweis muß aber erst erbracht werden. Deshalb der ganze Aufwand mit LIGO und anderen Experimenten.

Prinzipiell ist es auch mit Pulsar-Timing Beobachtungen möglichen, Gravitationswellen zu detektieren im direkten Verfahren. Indirekt ist es (wie oben beschrieben) schon 1975 gelungen.

Dazu muß man aber die Ankunftszeiten des Pulsarsignals sehr genau gegen die absolute Zeit korrelieren. Und das simultan bei Pulsaren, die man mit mehren Teleskopen gleichzeitig beobachtet. Das ist schwierig und bedarf großer Präzision.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der indirekte Beweis mit einem Binärpulsar detektiert nur einen Energieverlust. Unabhängig von jeder Interpretation. Der Energieverlust ist messbar über die Abnahme der großen Halbachse der Bahnen des Binärsystems. Weil die potentielle Energie des Binärsystems in der großen Halbachse "gespeichert" ist.
 
Die ART sagt im Fall des Binärpulars nur einen Energieverlust vorher. Deshalb interpretiert man diesen Term als Abstrahlung von (Gravitations)wellen. Das ist aber nur eine Interpretation. Der Nachweis muß aber erst erbracht werden.
Deshalb sprechen wir ja beim Hulse-Taylor Dopplelpulsar ja auch von einem indirektem Hinweis auf Gravitationswellen. Jedenfalls liefert die Interpretatation mit der ART eine so schlüssige und in nahezu jeder Hinsicht überzeugende Erklärung der über viele Jahre beobachteten Vorgänge bei diesem Doppelpulsar, dass bei der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler, die sich vor LIGO und VIRGO damit befasst hatten, kein Zweifel an der Existenz von GW bestand. Zumal es ja auch keine plausiblen alternativen Erklärungen für die Beobachtungen gibt.

Prinzipiell ist es auch mit Pulsar-Timing Beobachtungen möglichen, Gravitationswellen zu detektieren im direkten Verfahren.
Wie soll das praktisch funktionieren? Prinzipiell entstehen Gravitationswellen sogar, wenn Du Deinem Nachbarn begegnest ...
 
Die Entdeckung der Pulsare war wirklich ein Glücksfall für die Astronomie. Damit hat man äußerst Präzise Uhren, die in ihrer Genauigkeit den Atomuhren in Größenordnugen überlegen sind. Hat man es mit Binär-Pulsaren zu tun, hat man zusätzlich ein isoliertes Gravitationslabor, mit dem Vorteil, dass sich die Komponenten auch noch in wenigen Stunden umkreisen. Das ist perfekt. Besser kann es nicht sein. Ok: Pulsar umkreist Schwarzes Loch wäre noch eine Steigerung.

Pulsare sind ja bekanntlich Neutronensterne mit (fast) perfekter Kugelgestalt, obwohl sich einige von ihnen bis zu 700 mal in der Sekunde um ihre Achsr drehen. Gerade diese Millisekunden-Pulsare eingen sich besonders gut für die Messungen. Und Pulsare in Doppelsystemen sind genau solche Millisekunden-Pulsare. Damit konnten Hulse und Taylor ihren ersten Doppelpulsar äußerst genau "timen" und damit die ART überprüfen, wie es anders gar nicht möglich ist. Wie ich oben schon erwähnte, konnte die ART verblüffend genau bestätigt werden und Konkurenzmodelle widerlegt werden. Eben auch den Energieverlust durch (vermutete) Gravitationswellenabstrahlung, wie in den anderen Posts erwähnt. Einstein wäre erfreut gewesen. Mittlerweile hat man (seit 1975) eine Genauigkeit erreicht, wo schon Gravitationseinflüsse der Galaxis das Binärsystem beeinflussen.

Prinzipell kann man Millisekunden-Pulsar auch dazu benutzen, Gravitationswellen zu detektieren. Das wären dann die gleichen Ereignisse, die LIGO auch detektieren kann. Die verändern ja die Raumzeit und können mit den präzisen Pulsar-Uhren natürlich auch gemessen werden. Da ist die Pulsar-Community auch schon seit längerem dabei, solche Experimente durchzuführen, bzw zu planen. Bislang hat man aber noch nichts entdeckt, was auf Gravitationswellen schließen läßt.
 
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