Hallo Guido,
nach vier (meist klirrend kalten) Nächten,bin ich mit der Einnordung der Montierung durchaus
zufrieden. PHD2 Drift-Align ist da sehr hilfreich,auch wenn es dabei durchaus einige "Fallstricke"
zu geben scheint.Grundsätzlich bleibt das Problem,dass man im Bereich der Kleinstabweichung
die Wirkung der rein mechanischen Kräfte (Anziehen der Justageschrauben etc.) nur mit viel
Gefühl ausgleichen/beherrschen kann.
Ein ergänzendes Problem ist,dass die Reproduzierbarkeit, der von PHD Drift-Align ermittelten
Abweichungstendenz (Trendlinien),in direkt aufeinanderfolgenden Messungen,nicht immer gegeben
ist.Erreiche ich Abweichungswerte von weniger als z.B 0,5 Bogenminuten,erhöhe ich die Zeit für
Messdurchläufe von ca. 10 Minuten auf dann 30 Minuten.Hier kann es vorkommen,dass nach erfolgter
Justage, ein erneuter Messdurchlauf einen Wert von 0,1 Bogenminuten ermittelt und man sich
dem angestrebten Ziel nähert.Eine direkt anschließende Wiederholung der Messung,kann aber
durchaus eine Abweichung von wieder 0,3 Bogenminuten anzeigen,wobei auch die Richtung der
gemessenen Abweichung wechseln kann !
Aus dieser Erfahrung heraus,führe ich drei bis vier Messungen aus,bevor ich erneut justiere.
Eine langwierige Sache (man kann sich auch tot optimieren
)......lohnt sich aber für eine fest
aufgestellte Montierung .
Die Feineinstellungen in PHD,betreffend der verwendeten Algorithmen und der Belichtungszeit
der Nachführkamera,sind ein ungleich komplexeres Thema und wären,in Anbetracht des Thread
Themas, wohl schnell off topic.Deshalb nur soviel:
Ich habe Versuche mit Off-Axis-Guider und Leitrohr gemacht,mit Belichtungzeiten von 1s bis zu 6s,
mit Hysterese und PPEC Algorithmus usw., und komme zu dem (vereinfachten) Ergebnis,dass Feintuning
nur bei
sehr guten Seeingbedingungen erfolgversprechend ist.Zwar kann PHD hochfrequente Sternbewegung
als Seeing-Effekt erkennen,dem sind aber doch Grenzen gesetzt.Hier wirken eigentlich nur die
Erhöhung der Belichtungszeit und der MnMo-Grenze wirkunsvoll entgegen,auch ein Leitrohr mit
geringer Brennweite kann nützlich sein (mit dann anderen Nachteilen).
Bei brauchbaren Seeing ist auch die Wahl des verwendeten Algorithmus zunehmend zweitrangig,zumindest
bei Hysterese und PPEC,am Verlauf der Nachführung lässt sich kaum ein Unterschied festmachen.
Bei schlechteren Seeing scheint der PPEC Vorteile gegenüber dem Hysterese Algorithmus zu haben,
hält er dann doch die RA-Kurve etwas "flacher".Gleiches scheint für das Multistar-Guiding zu gelten,welches
PHD mittlerweile bereitstellt.
Ab einer gewissen Seeingqualität ermittle ich keinen Vorteil gegenüber der Nachführung mit nur
einem Stern.Bei schlechteren Seeing beruhigt es die Nachführung sichtbar,bei sehr schlechten
Bedingungen ist wiederum kaum ein Unterschied zu erkennen.
Und wenn man dann noch die Einstellungen mit verschiedenen Motor-Parametern mit einbezieht,wird
man mehr Zeit mit dem Testen der Montierung, als mit dem Fotografieren verbringen.
Abschließend kann ich zur Fornax aber sagen;die angegebenen Werte zum Schneckenfehler < +- 6"
werden eingehalten.
Es gibt einen kurzperidiodischen Fehler,welchen PHD aber beherrschen kann
(Insbesondere PPEC scheint hiermit sehr gut klarzukommen).
Inwieweit die Motorparameter dafür verantwortlich sind, bleibt noch zu ermitteln.Die Montierung
ist für die Fotografie ausreichend genau und verträgt, aufgrunde ihrer sehr stabilen Bauweise,auch
große Optiken.
Die Montierung entspricht sonst meinen Erwartungen,insbesondere die Unempfindlichkeit gegen
Schmutz,Feuchtigkeit und Temperatur,sowie die weitgehende Wartungsfreiheit sind für eine stationäre
Aufstellung von Vorteil.Hinzu kommt die freie Auswahl der genutzten Steuerung.Ist diese defekt oder
technisch veraltet,kommt eine andere zum Einsatz.
Meine Erfahrungen beziehen sich auf die Fornax 102,hier werden die Versprechen des Herstellers
erfüllt !
Gruß und klare Nächte
Andreas