Gekühlt vs ungekühlt - ASI2600MC vs EOS RP(a)

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Stefan_Lilge

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Hallo,

bei meinem La Palma-Urlaub im Januar war ich begeistert von den Bildern, die meine astromodifizierte Canon EOS RP produziert hat. Die Nachttemperaturen lagen dort meist knapp unter 10 Grad. Nun interessierte mich, wie das in warmen Sommernächten aussieht, insbesondere um abschätzen zu können, ob die ASI 2600MC ihre Vorteile durch die Kühlung ausspielen kann oder ich gleich bei der EOS RP hätte bleiben können.

In der Nacht vom 25. auf den 26.06. habe ich daher auf meiner Berliner Dachterrasse Vergleichsbilder gemacht, jeweils durch einen kleinen Petzval-ähnlichen Refraktor (Sharpstar ASKAR FRA400 mit 0,7er Reducer = 281mm Brennweite bei f/3,9) mit dem STC Duo Narrowbandfilter. Leider konnte ich keine zeitgleichen Vergleichsbilder machen, weil ich den STC Duo Filter nur einmal habe, sonst hätte ich einen anderen kleinen APO parallel betrieben. So habe ich in der ersten Hälfte von 00:08 Uhr MESZ bis 01:01 Uhr 9x5 Minuten mit der EOS RP(a) bei ISO 1600 aufgenommen, nach Umbau und Flats für beide Setups dann am gleichen Teleskop einige Belichtungen mit der ASI2600MC bei Gain 100, wobei ich 9x5 Minuten aus der Zeit von 01:26 Uhr bis 02:20 Uhr für den Vergleich verwendet habe.

Die Bedingungen waren vergleichbar, zum Start der Serie von 9x5 Minuten mit der EOS RP maß der SQM-L eine Himmelshelligkeit von 18,8 und am Ende 19,0. Die Serie mit der ASI2600 begann mit 19,0 und nach 9x5 Minuten war der Himmel wieder bei 18,8.
Es wurde nach jedem Einzelbild gedithert und die Bilder mit Sigma-Stacking kombiniert.
Im Bildfeld sind zahlreiche Objekte im Schwan, bei der EOS RP waren u.a. rechts unten Sh2-101 und am linken oberen Bildrand Sh2-106 im Bild, so ungefähr in der Bildmitte ist jeweils der Bereich um den Nebel um den Wolf-Rayet-Stern WR134.


Links ist immer die EOS RP, rechts die ASI 2600MC.
Ich habe mich bemüht, die Bilder mit vergleichbarer Helligkeit und Kontrast darzustellen, der Vergleich erfolgt als über die Stärke des Rauschens.

Zuerst Einzelbilder ohne Kalibration:

Crop um Sh2-101, Bild der ASI2600 auf den Abbildungsmaßstab der EOS RP verkleinert:

Crop um WR134, diesmal das Bild der EOS RP auf den Abbildungsmaßstab der ASI2600 vergrößert:


Und nun die Summenbilder aus 9x5 Minuten mit Flats und Bias (keine Darks):

Crop um WR134, beide Bilder in Originalgröße:

Crop um WR134, diesmal das Bild der ASI2600 auf den Abbildungsmaßstab der EOS RP verkleinert:

Crop um Sh2-101, beide Bilder in Originalgröße:

Crop um Sh2-101, diesmal das Bild der EOS RP auf den Abbildungsmaßstab der ASI2600 vergrößert:


Und zum Schluss der Vergleich der Bildfelder, jeweils auf Full-HD-Breite verkleinert (wegen der Verkleinerung nicht für Rauschvergleiche geeignet):

EOS RP:

ASI2600MC:


Fazit: In warmen Sommernächten ist das visuell wahrgenommene Signal/Rauschverhältnis der gekühlten ASI2600MC beim Vergleich beider Bilder in Originalgröße leicht besser als bei der EOS RP. Angesichts ihrer wesentlich kleineren Pixel (3,76 Mikrometer zu 5,75 Mikrometer) ist das ein großer Vorteil der ASI, der besonders deutlich wird, wenn man die Bilder auf den gleichen Abbildungsmaßstab skaliert. Das habe ich vorsichtshalber in beide Richtungen gemacht.

Irgendwann im Herbst oder Winter werde ich dann noch mal einen Vergleich bei kälteren Temperaturen machen.
 
Na, zumindest im Sommer zeigt die RP wesentlich mehr Sterne, sogar dunkelblaue. :D;)

Ernsthaft: Du zeigst gut die Unterschiede. Für mich ein Grund, meine DSLR / DSLM nie zu modifizieren, sondern eine gekühlte Astro-Cam einzusetzen.
 
Hallo Stefan,

vielen Dank für die Mühe mit dem Vergleich! Ich finde sowas ja immer spannend.

Es stimmt schon: den Chip zu kühlen, bringt unter den besonderen Bedingungen der Astrofotografie eine Menge. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass man bei den Vergleichen immer genauer hinsehen muss. Eine DSLR-Genertation zurück war das Rauschen in wärmeren Nächten noch wesentlich stärker. Uninteressant sind DSLRs in der Astrofotografie jedenfalls bestimmt nicht.
Speziell die Idee, die modifizierte Kamera mit einem Filter auch für die Alltagsfotografie einsetzen zu können und damit auch am Tage Top-Bilder machen zu können finde ich reizvoll. Ich habe früher so gerne fotografiert, aber eine Vollwertkamera leiste ich mir schon lange nicht mehr. Ich bedaure das oft, aber noch ein teures Hobby ginge wirklich zu weit.

Gruß
Sebastian
 
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