Größte jemals visuell benutzte Teleskope?

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Delyon

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Hallo,

mich würde sehr interessieren, was denn eigentlich die größten jemals hergestellten Teleskope waren, die noch mit einem Okularauszug ausgestattet und zur visuellen Beobachtung verwendet wurden? Die größten visuell genutzten Teleskope, auf die ich bei meiner Suche gestoßen bin, haben alle Öffnungen in Bereich von etwa einem Meter - ist denn jemals noch etwas deutlich Größeres mit OAZ ausgestattet worden? Und wenn ja - kennt jemand eventuell online verfügbare detaillierte Beobachtungsberichte oder gar Zeichnungen, die bei Beobachtungen an Teleskopen mit über einem Meter Öffnung gemacht wurden? Es würde mich brennend interessieren, in welcher Gestalt sich sowohl Planeten als auch Deep Sky-Objekte in Teleskopen oberhalb der größten Amateurgeräte präsentieren und ob bei einem Spiegel von mehreren Metern an helleren DS-Objekten bspw. schon deutliche Farbwahrnehmung möglich ist. Von einem leichten Farbschimmer am Orionnebel liest man ja oft schon in Beobachtungsberichten mit großen Amateurteleskopen im Bereich um 20" Öffnung - müsste es da bei der Nutzung eines Teleskopes mit 2, 3, 4, 5 und mehr Metern Öffnung nicht bereits möglich sein, etliche Objekte wirklich farbenprächtig wahrzunehmen?

CS,
Fabian
 
Hi Fabian,

Eines der Teleskope auf dem Wendelstein hat einen Okularauszug. Ich meine, es war sogar der neue 2m-Spiegel ?)

Hab mich kürzlich ja mit einem Astronomen von dort oben unterhalten...

ach so, da hab ich nen Buchtipp: Timothy Ferris: Fasziniert von den Sternen. Der hat es mal hinbekommen, an einem bekannten Observatorium ne ganze Nacht beobachten zu dürfen. Ich hab das Buch leider grad nicht zur Hand, aber das fürfte schon mehr als einen Meter Öffnung gehabt haben...

Mit 20" meintes tDu sicher 20 cm oder? Farbe am Orionnebel geht nämlich in diesem Bereich...

Schöne Grüße
Norman
 
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Hallo Fabian,

farbenprächtige Anblicke kann es nicht geben. Flächige Objekte, wie zum Beispiel Galaxien, erreichen visuell durch ein Telekop keine Flächenhelligkeit die größer ist, als die mit bloßem Auge sichtbare. Das Teleskop kann noch so groß sein, es hilft nichts. Die Physik kann man nicht überlisten.

Grüße

Kurt
 
Hallo,

@Antares. Wow, 42" klingt schon einmal ziemlich beeindruckend. Was hast du denn in dieser Nacht beobachtet, und hast du damals vielleicht Notizen oder flüchtige Skizzen von deinen visuellen Eindrücken gemacht?

@Norman. Ah, auf das Buch war ich schon einmal in irgendeinem anderen Thread gestoßen, danke für den Hinweis, danach werde ich mal Ausschau halten.

@Kurt. Ja, bei Galaxien ist mir klar, dass man da auch mit mehreren Metern Öffnung keine Farben sehen wird, aber vom Orionnebel gibt es ja bspw. durchaus etliche Beobachtungsberichte, in denen glaubwürdige Beobachter behaupten, deutlich Farbe gesehen zu haben, schon in Teleskopen mit 20-30" Öffnung unter sehr guten atmosphärischen Bedingungen.

CS,
Fabian
 
visuelle Eindrücke am 42er kannst Du nach dem HTT im Treffpunktbord mit Sicherheit lesen ;-)

und nochmal in diese Antwort - weil haste wegen der Änderung ggf. nicht gelesen: Orionnebel und Farbe geht schon in 20-30 Zentimeter - nicht Zoll ;-)
 
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Zitat von Delyon:
- müsste es da bei der Nutzung eines Teleskopes mit 2, 3, 4, 5 und mehr Metern Öffnung nicht bereits möglich sein, etliche Objekte wirklich farbenprächtig wahrzunehmen?
Hallo Fabian,

ich fürchte, das würde wenig Sinn machen. Wie soll man denn beispielsweise das von einem 3m-Teleskop eingefangene Licht ins Auge bekommen, wenn dessen Eintrittspupille nur 6 mm weit ist? Das geht zwar bei 500-facher Vergrößerung, aber welches DS-Objekt erscheint bei dieser Vergrößerung noch attraktiv? Fotografisch ist das anders, da kann man mit großen Sensoren (früher Platten) arbeiten.

Gruß, Jan

P.S. - Kurt hat es noch einfacher erklärt:
Zitat von Kurt_Schneider:
farbenprächtige Anblicke kann es nicht geben. Flächige Objekte, wie zum Beispiel Galaxien, erreichen visuell durch ein Telekop keine Flächenhelligkeit die größer ist, als die mit bloßem Auge sichtbare. Das Teleskop kann noch so groß sein, es hilft nichts. Die Physik kann man nicht überlisten.
Die wahrgenommene Flächenhelligkeit eines Objekts ändert sich nicht mit der Vergrößerung, solange die Augenpupille voll ausgeleuchtet ist, das zeigt schon der Blick durch einen Feldstecher am Tage. Sie nimmt allenfalls ab, wenn die Austrittspupille des Teleskops kleiner wird als die Augenpupille. Das passiert beim Übergang zu höheren Vergrößerungen, und darum wird die Wahrnehmung dabei auch nicht heller.
 
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Hallo Fabnian,

ein Schimmer von Farbe ist bei mir keine Farbenpracht. Manche sehen am Orionnebel etwas Farbe, andere nicht. Ich beobachte oft mit einem Cassegrain mit 900 mm, also fast 1 Meter, Öffnung. Ich sehe keine Farbe.

Grüße

Kurt
 
Guten Abend,

interessante Frage ;)

Das Subaru Teleskop (8,2m) war für einige Tage zur Eröffnungsfeier mit einem Okular ausgestattet.
---> klick

Soll recht ---> ansprechend gewesen sein.
"Subaru happens to be one of the few giant telescopes that anybody has ever actually looked through. For its inauguration in 1999, an eyepiece was attached so that Princess Sayako of Japan could have a look through the scope, and for several nights thereafter eager Subaru staffers did the same. “Everything you can see in the Hubble Space Telescope photos—the colors, the knots in the clouds—I could see with my own eyes, in stunning Technicolor,” one recalled."

Der 42" beim HTT ist in jedem Fall einen Blick wert. Das beste war bisher ein intensiv grün-brauner Orion mit einem zart-blauen Schimmer im Trapez. Die Nebelfetzen im Zentrum sahen aus wie zerdröselte Watte.
Wurde von allen Umstehenden so gesehen und ist nicht dem Bier zu vorgerückter Stunde anzulasten :pfeif:

cs Kai
 
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Hallo Jan,
Möglicherweise war ja dort ein Bildverstärker zwischengeschaltet ("Technicolor") ?
Nein, sicher nicht.
Keine Ahnung was die da geschaut haben, vielleicht war auch etwas Übertreibung dabei.
Natürlich fallen die meisten bekannten Objekte aus der Liste, weil sie nicht ins Gesichtsfeld passen. Aber dafür darf man bei hellen PN's oder Details von GX einiges erwarten, falls das Seeing stimmt - auf dem Mauna Kea passt das schon. Einer der besten Plätze weltweit!

cs Kai
 
Hallo Kai,

vielen Dank für den hochinteressanten Link! Das extra für das Subaru-Teleskop konstruierte Okular hätte ich auch gerne mal gesehen, konnte im Internet aber kein Bildmaterial dazu finden. Zu schade, dass die Techniker, die das Privileg hatten, das Teleskop visuell zu nutzen, keinen Beobachtungsbericht verfasst oder Zeichnungen angefertigt haben - visuelle Beobachtung mit 8,2 Metern Öffnung unter Hochgebirgshimmel muss einfach der im wahrsten Sinne des Wortes sehr helle Wahnsinn sein.

Astrofotografie muss mit dem Ding auch ziemlich reizvoll sein, immerhin ist es gelungen, ein so großes Gesichtsfeld zu erreichen, dass es mit dem Riesenteil gelang, die Andromedagalaxie in einer Einzelaufnahme komplett einzufangen:

http://subarutelescope.org/Topics/2013/07/30/index.html

CS,
Fabian
 
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Hallo,

auch wenn es schon etwas her ist.....

Lord Rosse hat mit seinem 1,83m Spiegel sicher visuell beobachtet,

Herschel mit seinem 1,2 m Spiegel auch.

Ich hatte mal das Vergnügen, vor vielen Jahren , am Observatorium Hoher List durch den 1,06m Spiegel mit Fokalreduktor einen Kugelhaufen zu betrachten (ich glaube es war der in den Jagdhunden) Das Wetter war leicht diesig, aber man hätte gut eine Sonnenbrille anziehen können. Der Anblick war einfach überwältigend.....

Gruß
Heinrich
 
Hallo Fabian.

Zitat von Delyon:
Die größten visuell genutzten Teleskope, auf die ich bei meiner Suche gestoßen bin, haben alle Öffnungen in Bereich von etwa einem Meter - ist denn jemals noch etwas deutlich Größeres mit OAZ ausgestattet worden?
In "Das Weltall" von Robin Kerrod, auf Deutsch im Jahre 1976 erschienen, findet sich auf Seite 42 das Bild eines Astronomen, der durch ein Okular im Coudé-Fokus des Hale-Teleskops schaut. Das sind immerhin 508 cm Öffnung. Der Steckdurchmesser dürfte maximal 1,25" sein, wenn nicht ein Großteil des Okulars im Auszug verschwunden ist. Ob das Antoine Labeyrie war, der die Speckles sehen wollte? Die Vergrößerung war jedenfalls für normale Beobachtungen zu groß - außer, das Okular hatte eine bei dem Steckdurchmesser unwahrscheinlich große Brennweite.

Bei Siebert Optics findet sich die Angabe, daß ein 70-mm-Okular mit 70° scheinbarem Gesichtsfeld für die 6,5-m-Magellan-Teleskope geliefert wurde - Steckmaß 4,3 Zoll!

Grüße

fquadrat
 
Ein gewöhnlich übersehenes Kuriosum ist übrigens der eigens für die Pariser Weltausstellung von 1900 geschaffene Refraktor mit einer Öffnung von 1,25 m:

Great Paris Exhibition Telescope of 1900

Das horizontal aufgestellte Rohr hatte eine Länge von 60 m. Vor dem Objektiv stand ein schwenkbarer Planspiegel mit einem Durchmesser von 2 m, welcher als Siderostat fungierte. Allein der Okularhalter hatte gigantomanische Dimensionen, siehe Bild unten!

Zwar wurden auch einige Beobachtungen und photographische Aufnahmen damit gemacht. Im wesentlichen aber war es nur ein publikumswirksames Schauobjekt, welches nach der Ausstellung wieder verschrottet wurde:

The company which had organized in 1886 to build the telescope declared bankruptcy after the Expo, and the telescope was put up for auction in 1909. No buyer was found and eventually the components were scrapped. The 2-meter diameter mirror is on display at the Observatoire de Paris, and two of the lenses have recently been discovered in packing crates in the basement.

Throughout its existence the telescope was the butt of many derisive jokes and unflattering cartoons. In part this was due to the belief of the academic community that the telescope would be completely useless, which it certainly was as far as science is concerned. As the centrepiece of an exhibition showcasing the best of the recent advances in industry and technology, it nonetheless served a purpose.


image credit: wikipedia
 

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Zitat von Heinrich_Weiland:
Kugelhaufen ... Der Anblick war einfach überwältigend.....
Hallo Heinrich,

das glaube ich gerne! Einzeln aufgelöste Sterne erscheinen ja - im Gegensatz zu flächenartigen Objekten - in der Tat heller mit zunehmender Teleskopöffnung, und Kugelhaufen bieten auch bei hoher Vergrößerung einen imposanten Anblick. Dafür lohnt sich gewiss der Blick durch ein Großteleskop, wenn man denn Gelegenheit dazu hat ...

Gruß, Jan
 
Hallo Leute,
das Farbsehen ist offensichtlich doch extrem vom Beobachter abhängig.
Aus meiner Anfangszeit kann ich mich erinnern, den Orionnebel im 8Zöller in zartem pastellgrün gesehen zu haben.
Dazu hatte ich 1/2 Stunde die Augen geschlossen, habe mich dann zum Teleskop getastet und dann erst die Augen geöffnet.
Das war sogar mitten aus der Stadt, Blickrichtung allerdings stadtauswärts.
Im 12 Zöller wird es recht deutlich mit leichtem Dunkelrot in den Schwingen, natürlich immer mit maximaler AP. Bei 25 Zoll ist da schon wesentlich deutlicher, weil die Abbildung einfach größer ist und dadurch mehr Sehzellen beteiligt werden.
Allerding brüllen einen die Farben nicht an, es sind zwar mehr Sehzellen beteiligt, was das Erkennen erleichtert, die Energie wird wie bereits weiter oben beschrieben, über einen größeren Bereich gestreut.
Im 28er Bino kommt auf der scharf begrenzten Hell-Dunkel- übergangseite des Nebels ein deutliches Rosa zum Vorschein, welches schon fast überbelichtet wirkt.
Der Katzenaugennebel habe ich im 8er nie beobachtet, aber im 12er ist er für mich immer beim ersten Blick schön hellblau, bei längerer Betrachtung geht er dann Richtung hellgrün.
Das gleiche gilt für den Saturnnebel.
Wohlgemerkt, immer bei maximal möglicher Autritspupille.
Sobald die Vergrößerung hochgeht, wird die Energie auf eine größere Fläche verteilt, da wird die Farbsehbariere nicht übersprungen.
Viele Grüße
Jörg
 
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Hallo,

zum Thema Farbsehen an DS-Objekten mal ein vielleicht ganz falscer Gedanke von mir, der mir aber gerade durch den Kopf gegangen ist: Müsste es nicht theoretisch auch mit relativ kleinen Teleskopen möglich sein, unser Auge zu "überlisten", indem man in der Abenddämmerung, wenn es noch hell genug ist, dass die farbempfindlichen Zapfen sich noch nicht verabschiedet haben, ein helles DS-Objekt in Zenitnähe anvisiert, wo es bereits einigermaßen dunkel ist? Wenn es in Horizontnähe noch hell genug ist, die Zapfen ausreichend zu stimulieren, müsste das Auge dann beim Betrachten des Objektes wie beim Tagsehen funktionieren und die Farbwahrnehmung ganz leicht bewältigen? Hat jemand schon einmal ausprobiert, dieses schmale Zeitfenster für einen Versuch zu nutzen?

CS,
Fabian
 
Zitat von chlopak:
auf der Sternwarte Hohenzollern Alb habe ich durch den 80cm Spiegel den Katzenaugennebel gesehen - in Farbe. Und das war kein Hauch einer Einbildung sondern kräftiges blau und rot !
Ah ja? Vielleicht genau so, wie auf dem unten gezeigten Hubble Bild?

Das Problem damit ist allerdings, dass es sich dabei um eine Falschfarbendarstellung handelt! Die tatsächlichen Farben entsprechen den Emissionslinien von Wasserstoff (H-alpha = 656,3 nm) und den verbotenen Übergängen von Stickstoff (NII = 654,8 & 658,4 nm) und Sauerstoff (OIII = 495,9 & 500,7 nm) - also rot/rot/grün. Bei einer natürlichen Farbdarstellung, wie im zweiten Bild unten, sieht das dann ganz anders aus und da ist jedenfalls kein prominentes Blau dabei:

Cat's Eye

Image credit: NASA/Hubble
 

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Hallo zusammen,


Farbe kann man je nach Objekt ohne jede Dunkeladaption aus der Stadt sehen weil beim Farbsehen eben keine Dunkeladaption erforderlich ist. Aus Wuppertal lassen sich M42 und der Ringenebel jedenfalls schon mit 8" deutlich farbig sehen.


Viele Grüße Felix
 
Hi Ralph,

fehlt jetzt noch das theoretisch nicht vorhandene kräftige blau :) sei´s drum.

Hatte vor ein paar Jahren mal durch das T1T in Trebur geschaut (schauen dürfen :) ), eingestellt war der Ringnebel in der Leier und der hatte meine ich auch sehr deutliche Farben, aber ich kann das heute nicht mehr mit der letzten gewissheit sagen, das nächste mal besser beobachten (aufpassen).Es war auf jedenfall ein überwältigender (wegen des andranges am Teleskop aber nur kurzer) Anblick.

Habe eben die T1T Leute wegen der Farben mal angeschrieben, mal sehen eventuell meldet sich jemand.

Gruß
Roland
 
Hallo,

ich hab am Freitag mit dem 1,12 Meter Teleskop in Melle (bei Bielefeld) beobachtet: Hantel definitif FARBLOS, Ringnebel leider nicht beobachtbar (Zenitnähe ist bei F=4,4m Newton trotz Gerüst nicht nutzbar) Saturnnebel und Eskimo grün und grünblau... Himmel ca 6mag

Gruß, Maiko
 
interessante Frage, und interessante Antworten.
Danke fuer den Thread!
 
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