Das Problem ist wahrscheinlich in beiden Fällen der Preis. Denn ein GUTES 2,8/300-Objektiv kostet selbst gebraucht noch über 1000 EUR (Neu: ab 3000 EUR). Meist sind dort nämlich 6-10 Linsen im Spiel, die alle perfekt geschliffen und vergütet sein wollen.
Bei einem farbreinen Refraktor mit hohem Öffnungsverhältnis, der zudem auch noch Kleinbild ausleuten soll, bist Du wahrscheinlich mindestens bei demselben Preis. Leider kann ich zur letzteren Thematik nicht viel sagen.
Trotzdem habe ich folgende Erfahrungen mit Kamera-Objektiven gemacht, die Dir vielleicht nützlich sein können. Generell gilt: Man kann im vorhinein nicht sagen, ob ein Objektiv für die Astrofotographie taugt. Man kann höchstens von Billigobjektiven und von Zooms im vorhinein sagen, dass Sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geeignet sind. Es ist komisch aber selbst bei teureren Objekiven habe ich bei geöffneter Blende oft keine Punktförmigen Sterne mehr. Ein paar Beispiele (Leider Pentax-lastig):
- Tokina RMC 2,8/24: Ein klassisches "Billig-Objektiv"! Selbst wenn das Teil auf f/5,6 abgeblendet wird kann man nur auf der optischen Achse von Farbreinheit und Schärfe reden. Astrofotographisch unbrauchbar.
- Pentax SMC 3,5/28: Bei offener Blende in den Bildecken unscharf. Bei einer weiten Sternfeldaufnahme mag das nicht stören. Wenn doch: Auf f/5,6 abblenden
- SMC 1,7/50: Das einstige Standardobjetiv von Pentax. Bei geöffneter Blende nicht zu gebrauchen. Selbst Sterne nahe der Optischen Achse sind nicht mehr Punktförmig. Daher: Mindestens auf f/4 abblenden
- SMC-A 2,8/50 Macro: Ist ein Vierlinser und sollte zumindest theoretisch für die Astrofotographie hervorragend geeignet sein. Aber: Bei offener Blende tauchen in den Bildecken deutliche Abbildungsfehler auf. Selbst bei f/4 noch leichte Bildfehler erkennbar.
- SMC 4/100 Macro: Auch ein Vierlinser, doch im Gegensatz zum 50er hervorragend geeignet. Bei offener Blende ist jeder Stern punktförmig. Wenn man eine absolut gleichmäßige Ausleuchtung will, sollte man auf f/5,6 abblenden. --> mein Absolutes Lieblingsobjektiv für Astrofotographie
- SMC 4/300: Ein wirklich sehr gutes Objektiv. Bei Abblendung auf f/5,6 sind die restlichen leichten Abbildungsfehler in den Ecken verschwunden. Die Fokussierung stellt hier das größere Problem dar, denn die "Unendlich-Einstellung" ist je nach Umgebungstemperatur an einem anderen Punkt. Das heisst: man muss das Teil gut auskühlen lassen und sehr genau fokussieren (und nicht einfach bis zum "Anschlag" drehen).
- Sigma APO-Makro 3,5/180mm IF: Das Objektiv hat eine eigene Stativ-Schelle. Dadurch kann man die Kamera längs der Optische Achse drehen - ein riesen Vorteil. Das Objektiv selbst bildet bei offener Blende nahezu fehlerfrei ab. Leider wird das KB erst ab f/5,6 komplett ausgeleuchtet. Hauptproblem ist auch hier wieder die Fokussierung. Das Objektiv besitzt eine Innenfokussierung und einen ziemlich "steilen" Schneckengang. Dass ist vielleicht ein Vorteil bei Autofokus-Kameras. Aber bei manueller Fokussierung ist das eher ein Nachteil. Auch hier ist Unendlich nicht der Anschlag. Deswegen: Genau und mikrometerweise fokussieren!