Heute Überraschungskiste abgeholt —> drin ist ein Royal Astro 60/1200 Refraktor

FrankFu

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Hallo Sternenfreunde,

als ich die Tage des nächtens auf einer bekannten Kleinanzeigenplattform das Angebot eines alten, nicht näher beschriebenen Teleskops in Holzkiste mit Standort Hannover zu einem fairen Preis entdeckt hatte, habe ich direkt in später Nacht den Verkäufer angeschrieben, dass ich das gute Stück gerne erwerben würde. Und der Verkäufer war mir hold und heute haben wir dann die Überraschungskiste abgeholt.
Nicht dass ich ein Experte für alte Teleskop wäre...ich denke, das hat mein Bericht zu unserem Revue 60/910 hier im Forum gezeigt :rolleyes: , aber meine Frau und ich hatten bei der Wiederbelebung des Revue ziemlich viel Spaß und auch viel über “Teleskoptechnik“ gelernt, so dass wir das Abenteuer nun gerne wiederholen.

Die Kiste selbst gibt mit einer Plakette mit der Aufschrift “Royal Tokyo Astronomical Telescope Astro Optical IND. CO. LTD.“ einen ersten Hinweis. In der Kiste dann ein schmaler, sehr langer Refraktor. Laut Typenschild ein Royal Tokyo D=60mm F=1200mm —> das ist f/20 ... uiuiui. Das kennt man ja von den modernen Typen gar nicht mehr.
Mit dabei ein, natürlich im 0,965“ Format ein Zenitspiegel (teleskopseitiger Stutzen sitzt nicht mehr fest), 4 Okulare (H.M. mit 25mm, 12,5mm, 9mm, 6mm) und eine Aufrichtlinse. Dazu kommt ein Holzstativ mit einer mir bisher unbekannten Montierung, aber das ist angesichts meiner bisherigen Erfahrung mit alten Teleskopen auch nicht verwunderlich ;).

Die Optik ist überraschend sauber (hat sogar Justageschrauben), auch die Okulare hatten wir in einem schlimmeren Zustand erwartet. Offensichtlich hilft da die Holzkiste bei der Feuchtigkeitsregulierung, denn laut Verkäufer, der das Teleskop irgendwann mal aus der Familie übergeben bekommen hat, lagerte das gute Stück seit vielen Jahren im Keller und wurde schon ewig nicht mehr benutzt.

Da ich beim Revue ja erst das „Endprodukt“ hier im Forum präsentiert hatte, berichte ich nun direkt ab Zeitpunkt der Übernahme, in der Hoffnung, dass der eine oder andere Experte hier im Forum sein Wissen mit mir teilt, was eine Einschätzung des Alters des Teleskops angeht und natürlich auch zur Qualität der Optik oder Infos zum Hersteller...dann tue ich mir bei der ebenfalls anstehenden Recherche zu diesen Themen bestimmt etwas leichter :giggle:.

Ich habe auch einige Bilder gemacht, die ich gerne hier teile und freue mich über Eure Hinweise und Tipps und werde natürlich dann auch über das Ergebnis der “Wiederbelebung“ sowie die Leistung am Himmel berichten.

Soweit erstmal für heute, beste Grüße aus Hannover und allseits klare Nächte wünscht Euch
Frank
 

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Hallo Frank,

dieses Fernrohr habe ich bis vor so 2 Jahren selbst besessen und dann an einen Interessenten verkauft, der explizit dieses Modell suchte.

Das Baujahr liegt Ende der 1960 er bis Anfang der 1970 er. Danach verschwand das langbrennweitige Modell vom Markt; in Europa war es sowieso kaum present.
Die Optik ist ausgezeichnet und dank des Öffnungsverhältnisses wird die Abbildungsqualität eines Apo erreicht. Der Okularauszug lässt die Verwendung eines Adapters zu, der die Aufnahme von 1 1/4 Zoll Zubehör erlaubt. Dadurch wird bei längeren Okularbrennweiten deutlich mehr Gesichtsfeld erreicht. Unter 10 mm Okularbrennweite muss man eigentlich nicht gehen, da ist das Auflösungsvermögen voll ausgeschöpft. Es ist halt ein Spezialist für Mond, Planten und Doppelsterne im Rahmen der 60 mm Öffnung.

Die zugehörige Montierung hatte ich nicht. Auf dem Bild sieht sie so aus wie die frühen Montierungen von Royal oder Kenko. Die waren einfach aber solide und sinnvoll konstruiert.

Wenn du es für den richtigen Zweck benutzt, wirst du mit diesem Gerät sicher viel Freude haben. Ein wertvolles Stück Astro-Geschichte ist es allemal.

CS Gerhard
 
Hallo Gerhard,

vielen herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Das steigert die Vorfreude, das gute Stück gen Himmel zu richten.
Die Montierung habe ich mir noch nicht genauer angeschaut, aber nach einer ersten Sichtung dürfen wir hier wohl erste Erfahrungen mit dem Zerlegen und Aufbereiten einer Montierung sammeln :) .

Der Tubus hat deutliche Gebrauchsspuren, mal schauen, wie man das etwas aufbereiten (vlt. auspolieren) kann.
Die Optik ist in einem sehr guten Zustand, da habe ich keine Sorgen mit und den OAZ haben wir auch schon zerlegt, gereinigt und wo erforderlich neu geschmiert.

Eine Frage habe ich zu Deinem Hinweis mit der Verwendung eines Adapters auf 1 1/4 Zoll. Ich habe bereits einen Adapter für den Vixenstandard 36,4mm auf 1 1/4 Zoll, der passt allerdings nur an den Teil des OAZ, wo eigentlich noch der Posaunenauszug durchgeführt wird. D.h. nach meinem Verständnis müsste ich dann das Rohr des Posaunenauszugs entfernen und dann stelle ich mir die Frage, ob ich dann noch mit den Okularen in den Fokus komme.
Alternativ müsste ich wohl für das Posaunenrohr einen passenden Adapter finden, der dann 1 1/4 Zoll aufnehmen kann.

Des Weiteren ist der Zenitspiegel aus meiner Sicht „verstellt“, denn beim Blick in den Zenithspiegel habe ich das Gefühl, dass das darin enthaltene Glaselement falsch sitz, da ich keinen vollständigen Kreis sehe, sondern eine Kante sehe...ich versuch mal bei Gelegenheit ein Bild zu machen.

Bei meinen Recherchen bin ich auf einen umfangreichen Thread zu dem Modell R-61 bzw. R-61D, um das es sich hier wohl handelt, auf Cloudynights gestossen. Hier habe ich auch einen Link auf einen Artikel in einem Newsletter aus 2010 gefunden, aus dem ich mal die folgende Seite „entnommen„ habe. Quelle ist auf dem Bild genannt.

Freue mich auf jeden Fall auf die weiteren Abenteuer mit dem alten Schätzchen und bedanke mich ganz herzlich für die Unterstützung und Hinweise.

Klare Nächte wünscht
Frank
 

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Hallo Frank,
Glückwunsch zu dem Astro Royal 60/1200mm. Ich hatte bis vor einigen Wochen einen Astro Royal 76/1200mm. Hatte ihn auf 1 1/4“ umgebaut. Die Hülse für den Posaunenauszug rausgeschraubt und das Posaunenrohr entfernt, dann drei Vixendistanzhülsen 36,4mm aufgeschraubt und schließlich den Vixenadapter 36,4mm auf 1 1/4“. Damit bin ich inkl. Zenitspiegel in den Fokus gekommen. Ich kann dir mal ein Foto schicken.

Viele Grüße
Christian
 
Hallo Christian,

verstehe, vielen Dank für den Hinweis. Da das dann alles geschraubt ist, gehe davon aus, dass das auch ausreichend stabil war. Foto immer gerne :)

Beste Grüsse
Frank
 
Hallo Frank,
von der Stabilität her kein Problem. Von der Optik her nicht chromglänzend wie das Original, aber der Refraktor war so sinnvoll mit 1 1/4“ Zubehör (inkl. Binoansatz) nutzbar. Das enge Posaunenrohr ist evtl vignettierend. Ich suche mal ein Bild.
Viele Grüße
 
Hallo Frank,

gratuliere Dir zu dem seltenen Klassiker! Der verdient es wahrlich, wieder restauriert zu werden. Ich habe selber auch einen in sehr gutem Zustande bekommen, allerdings ohne die Originalmontierung. Hier habe ich ihn kurz vorgestellt:


Hast Du auch das Originalhandbuch dazu bekommen? Das fehlte bei meinem, ich habe aber im Internet ein PDF (englisch) gefunden.

Was ich an Änderungen vorgenommen habe ist im oa. Link beschrieben/bebildert.

Deine Montierung ist nicht das letzte Modell dieser Serie R61(D)s, die neuesten hatten Teilkreise zum Einstellen von Objekten am Himmel.

Grüße und viel Spaß, Gerd
 
Hallo Frank,

der Posaunenauszug sollte bei relativ kurzem Fokusierweg mittels Zahnstange den Einblick geradeaus und mit Zenitprisma oder Prismenumkehrsatz ermöglichen. Bei geradeaus Blick nur mit Okular war der Auszug entsprechend lang und nicht so stabil, schob man den Posaunenauszug ganz hinein war in der Tat eine Vignetierung zu befürchten, bei f20 ist die Gefahr allerdings geringer als bei kürzeren Refraktoren. Die Lösung mit den Vixen Teilen ist auf jeden Fall solider.

CS Gerhard
 
Hallo Frank,

ich habe gerade meinen alten Beitrag gefunden (Handbuch):

Gruß, Gerd
 
Hallo Frank,

ich habe gerade meinen alten Beitrag gefunden (Handbuch):

Gruß, Gerd

Hallo Gerd,

großartig, vielen Dank, das ist die Suche ja vorbei bevor sie begonnen hat:):y:

Beste Grüße
Frank
 
Hallo Frank,

mir fällt gerade ein, daß ich noch einen Testbericht des Refraktors habe (1966). Ich habe Dir eine foreninterne Privatkonversation (heißt das so?) mit angehängtem Extrakt aus der PDF-Datei zukommen lassen.

Gruß, Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Zusammen,

so, bei der Montierung bin ich noch nicht weiter, die wartet noch auf ihre Aufbereitung.
Aber das Thema Zenitspiegel habe ich ja auch schon erwähnt und das sind wir inzwischen mal angegangen. Ich habe dazu auch mal zwei Bilder beigefügt. Das eine Bild mit Blitz, damit mach die innenliegende Struktur besser erkennt und das zweite Bild nach erfolgter Neuausrichtung des optischen Elements, wo jetzt wieder ein vollständiger Kreis zu sehen ist.

Das Problem war, dass beim Blick in den Zenitspiegel kein vollständiger Kreis sichtbar war, sondern der Kreis oben abgeschnitten war.
Aus meiner Sicht erscheint das optische Element auch etwas klein, zumindest wenn ich es mit anderen bei uns vorhanden Modellen im 0,965“ Format vergleiche.

Die Befestigung des optischen Elements in dem Gehäuse erfolgt durch zwei Madenschrauben an der Gehäuseseite und einer Klemmung am Gehäuseboden. Wenn man das Element dann einfach am „Knick“ nach oben ausrichtet, kommt es zu der beschriebenen „Vignettierung“.

Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl hat es meine Frau schließlich geschafft, nachdem wir das Element vorher noch gereinigt hatten, eine Ausrichtung zu fixieren, welche die „Vignettierung“ nicht mehr zeigt und wieder ein vollständiger Kreis sichtbar ist.

Wieder ein Stückchen geschafft, die Aufbereitung der Montierung und auch etwas Aufbereitung des Tubus (hat schon einige Kratzer und Flecken) stehen noch aus... und natürlich der Blick in die Sterne ... da freuen wir uns schon sehr drauf:giggle:

Beste Grüße und klare Nächte
Frank
 

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Hallo Zusammen,

anbei ein kurzes Update, auch wenn ich aufgrund Wetter und Zeit noch nicht zu den eigentlich wichtigen Themen (richtiger Test am Himmel und Aufbereitung der Montierung) gekommen bin.
So stand bei Gelegenheit die "Aufbereitung" des Tubus auf dem Programm, der jetzt nicht katastrophal beschädigt ist, aber halt offensichtlich der Zahn der Zeit daran genagt hat...Kratzer, Lackschäden etc.

Da eine Grundreinigung ja bereits erfolgt war, musste was professionelles ran. Also eingekauft und dem Produkt der GentleMonkeys eine Chance gegeben. Gemäß Anleitung mit dem Spezial Reinigungstuch und Mikrofasertuch gsäubert und poliert...das Ergebnis: Ja, glänzt schön und riecht gut, aber den gewünschten Erfolg bei dem ein oder anderen "Farbrest" (siehe Bild; wo auch immer die herkommen) oder kleineren Kratzern hat es nicht gebracht. Da hatte ich mir mehr erwartet.

Bin dann, ich glaube sogar hier im Forum, über den Tipp "Zahnpasta" mit möglichst vielen Schleifpartikeln, also am besten so Zahnweisszeugs, gestolpert. Also etwas von dem Zeug auf einen Lappen und kreisförmig "einpoliert" und was soll ich sagen: Perfekt ! Natürlich macht das keine richtigen Kratzer oder Lackschäden weg, aber die Farbreste (siehe Bild) sind weg. Werde mich also zukünftig auch bei der Teleskoppflege vermehrt an die guten alten(?) Haushaltstipps halten :cool: ...ist auch deutlich günstiger.

Hoffe dann auch bald mal was von den ersten Erfahrungen am Himmel berichten zu können.

Beste Grüße und klare Nächte
Frank
 

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Hallo liebe Nachtschwärmer.
Ich habe ebenfalls einen Tokyo Refraktor 76/1200mm.
Das Problem 1,25" Okulare habe ich umgesetzt indem ich mir einfach eine Muffe mit den passenden Durchmessern gedreht habe und gehe mit den neuen Okularen direkt auf das Posaunenrohr.
Die Durchmesser passen bis auf einen Millimeter ganz genau über ein.

Nun habe ich mich gefragt ob ich nicht die Ra Achse über einen Motor ansteuern kann.
Ich will natürlich an der Montierung nichts verändern indem ich irgendwo reinbohre oder sonst was. Ich würde über andere Halter mir da was basteln. Es soll ja alles original und rückstandslos Rückbaubar bleiben.
Im Astroshop habe ich einen Motor gefunden nun frage ich mich aber ob dieser die notwendige Kraft hat.
Ich verlinke den Motor mal und vieleicht hat von euch ja jemand eine Idee dazu.


Liebe Grüße
 
Hallo @NewHorizon,

Freut mich, dass Du auch ein so schönes Stück hast, aber da es bei Deinem Post nicht nur um ein anderes Teleskop sondern auch um eine ganz andere Thematik geht, wäre aus meiner Sicht ein neuer Thread sinnvoller gewesen.

Vielleicht liest ja ein Moderator mit und mag das auch so sehen und den Beitrag verschieben?

Beste Grüße und klare Nächte
Frank
 
Hallo @NewHorizon,

Freut mich, dass Du auch ein so schönes Stück hast, aber da es bei Deinem Post nicht nur um ein anderes Teleskop sondern auch um eine ganz andere Thematik geht, wäre aus meiner Sicht ein neuer Thread sinnvoller gewesen.

Vielleicht liest ja ein Moderator mit und mag das auch so sehen und den Beitrag verschieben?

Beste Grüße und klare Nächte
Frank
Oh tut mir leid.
Bin neu und hab noch nicht alles gelesen.
Ja wenn ein Moderator es verschieben kann, sehr gerne.
 
Moinsen Frank,

da hast ja mal wieder ein Kleinod aus den Kleinanzeigen gezogen, fein :) Und Gratulation! Und n Apo noch dazu -->Daumen x Pi miüsste der einen RC-Wert von ca. 1.5 haben, da ist mit Falschfarbe nicht mehr viel.
Wenn der dann noch sphärisch gut korrigiert ist, wird der jeden kurzen 60er Takahashi-Fluorit wenigstens "egalisieren". Hab ich mal mit einem Vixen 60/910er FH gehabt.

Schöne Tester (jetzt wieder hoch im NO): 12 Lynxidis oder - später im O: eta Ori - beides DS um die 1"9.

Und pi Aql. (1"42) sollte er im guten 6er Ortho noch länglich bringen

Viel Freude mit dem langen Dünnen ;-)

Greetzles Hannes
 
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