Higgs ante portas?

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Die Frage ist tatsächlich immer noch, welches Higgs-Boson nachgewiesen wurde, wobei die Mehrheit wohl davon ausgeht, dass es das Teilchen ist, welches das Standardmodell vervollständigt. Nichtsdestotrotz gab's nun für den vor fast 50 Jahren beschriebenen und mit der Entdeckung eines Higgs-Teilchens bestätigten Higgs-Mechanismus den Nobelpreis.
 
Oder anders gesagt: Es ist nicht das Higgs-Teilchen, welches den Elementarteilchen ihre Massen verleiht, es ist das Higgs-Feld. Das Higgs-Boson ist nur die sichtbare Anregung dieses Feldes und das geschieht bei den hochenergetischen Protonenkollisionen im LHC.
 
Hi,

thx. Also ein Feld, dass bei hohen Energie "ausfällt", also "ausflockt"...

Mal was Ketzerisches: könnte es ein "Anti-Higgs-Teilchen" geben :gutefrage: ?Und was hätte das für Eigenschaften bzw. wie würde das auf die Materie wirken?

BG Theodor
 
Oops, war schon lange her, thx.

bgt
 
Hi,

mal ein Auszug von F.Freistetter aus dem Link
Ein Nobelpreis für das Higgs-Teilchen!


Es wird oft behauptet, dass Higgs-Teilchen ist dafür verantwortlich, dass die Dinge eine Masse haben. Das stimmt auch, ist aber nicht absolut korrekt. Der Higgs-Mechanismus erklärt, wie Quarks und Elektronen zu ihrer Masse kommen. Die machen aber nur einen sehr kleinen Teil der Gesamtmasse der meisten normalen Materie aus. Der Großteil der Masse steckt in der Bindungsenergie zwischen den Teilchen. Denn die elementaren Quarks müssen ja irgendwie “zusammengeklebt” werden damit daraus Protonen und Neutronen entstehen aus denen dann wiederum die Kerne der Atome aufgebaut sind. Energie und Masse sind nach Albert Einstein bekanntermaßen das gleiche und die ganze Energie die zur Bindung der Elementarteilchen nötig ist macht daher einen großen Teil der Masse eines Atoms aus.


Würde das heißen die Austauschteilchen (W-Z Bosonen, Gluonen) wechselwirken nicht mit den Higgs Teilchen/Feld ?

Gruß
Roland
 

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Hallo Peter,

geht da wohl um die Produktion der Higgs Teilchen wenn ich richtig verstehe.

habe noch etwas gelesen.......
Ursache der Masse

Schau mal unter 1.3
Higgs-Boson und die Ursache von Masse

.......
...Ausgenommen sind die Photonen und Gluonen, weil sie mit dem Higgs-Feld keine Wechselwirkung haben....durch das Higgs-Feld erzeugte Masse der Quarks selbst und der Elektronen trägt zur wägbaren Masse insgesamt nur ca. 1 Prozent bei.

das würde Freistetter bestädigen oder?

Gruß
Roland
 
Sehr interessant dieser Wiki-Artikel. Wenn ich das richtig verstehe, dann kann durch das Higgs-Feld lediglich 1 % der wägbaren Materie erklärt werden, richtig?

Wenn ja, dann ist der Begriff "Gottesteilchen" doch ein wenig übertrieben.

Das würde dann auch heissen, dass die verbleibenden 99 % mit Higgs an sich nichts zu tun haben.

Habe ich das so richtig verstanden?
 
Hallo Frank,

diesen Begriff benutzen doch nur die Medien als dummdämlichen Aufmacher. Natürlich immer mit "das sogenannte..." vor dem Wort, um zu suggerieren, dass das Teilchen in der Wissenschaft tatsächlich so genannt wird. Das ist natürlich quatsch. Der Urheber diese Begriffs, Leon Lederman, nutzte ihn scherzhaft als Arbeitstitel für ein Buch. Sein Verlag hielt diesen Scherz für einen guten offiziellen Titel für sein Werk, irgendein Mokel einer einflussreichen Nachrichtenagentur stieß bei einer oberflächlichen Recherche auf diesen Buchtitel und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Higgs selbst empfindet diesen Begriff als peinlich.
 
Servus Heiko,

ja, da stimme ich zu. Auf was ich eigentlich herauswollte, ist, dass dem Higgs-Boson dann eigentlich mehr Bedeutung zugemessen wird als ihm eigentlich zustünde, da es ja "nur" für 1 Prozent der Masse verantwortlich gemacht werden kann, und die restlichen 99 Prozent durch die starke Wechselwirkung erklärt werden können.
 
Hallo Frank,

die Bedeutung kommt vermutlich daher, dass das Higgs Boson das vorhergesagte fehlende Teilchen im Standard-Modell der Teilchenphysik war, das viele Jahrzehnte lang nicht nachgewiesen werden konnte und nur auf dem Papier existierte. So hat man nun nach dieser langen Zeit, den Leistungen vieler Wissenschaftler und dem Einsatz von Hochtechnologie einen Nachweis, um die 1% zu erklären. Und das ist ein Beleg für die Leistungsfähigkeit der theoretischen Physik.

Das zusammengenommen (und wahrscheinlich noch mehr) macht wohl die große Bedeutung aus. Das ist jedenfalls meine Schlussfolgerung, bei der sich einem Physiker hoffentlich nicht die Fußnägel aufrollen.
 
Hi!

Zitat von Hisaak:
Der Urheber diese Begriffs, Leon Lederman, nutzte ihn scherzhaft als Arbeitstitel für ein Buch. Sein Verlag hielt diesen Scherz für einen guten offiziellen Titel für sein Werk
Nicht ganz: Lederman wollte das Buch "The goddamn particle" nennen, aber der Verlag bestand auf "The God Particle: If the Universe Is the Answer, What Is the Question?" Nur eine kleine Änderung für einen Verlagsmenschen ...

fquadrat
 
Neben Peter Higgs, nach dem das gottverdammte Teilchen benannt ist, und Francois Englert, die im letzten Jahr den Nobelpreis dafür bekommen haben, gab es ja noch vier weitere Theoretiker, die vor fünfzig Jahren wesentliche Beiträge zur Formulierung des Higgs Mechanismus veröffentlicht haben: Tom Kibble, Gerald Guralnik, Carl Richard Hagen, und Robert Brout. Nach Brout vor drei Jahren ist nun auch Guralnik gestorben:

The New York Times - Gerald Guralnik, 77, a ‘God Particle’ Pioneer, Dies

Bei sechs prominenten Theoretikern, die allesamt nobelpreiswürdige Beiträge dazu geleistet haben, war das Nobelpreiskomitee mit seinen strikten Regeln von vornherein hoffnungslos überfordert. Da haben dann im Grunde nebensächliche Technikalien den Ausschlag gegeben. Brout war inzwischen tot, und die übrigen drei hatten ihre unabhängige Arbeit um einen Tick später publiziert. Aber was soll's, man hätte genau so gut auch das CERN für die Entdeckung ehren können. Ein Nobelpreis für tausende von Wissenschaftlern - das konnte Alfred Nobel bei der Stiftung seiner Preise vor über hundert Jahren nun wirklich nicht voraussehen ...




 
Seit der Entdeckung vom Higgs-Teilchen am CERN vor bald sieben Jahren (siehe dazu Higgs ante portas in diesem Thread) wurde der Erzeugungs- und Zerfallsmechanismus in weiteren Messläufen immer weiter untersucht. Dabei wurde die Kollisionsenergie und auch die Ereignisrate stufenweise immer weiter verbessert, siehe dazu LHC Status, so dass man auch relative seltene Prozesse erfassen konnte.

Ein solch seltener Prozess ist z.B. die assoziierte Produktion von einem top/anti-top Quarkpaar zusammen mit dem Higgs. Das sog. Standardmodell macht spezifische Vorhersagen zur relativen Häufigkeit dieses Produktionskanals und das konnte nun mit verbesserter Statistik überprüft werden:

ATLAS CONF Note - Measurement of Higgs boson production in association with a tt pair in the diphoton decay channel using 139 fb^−1 of LHC data collected at √ s = 13 TeV by the ATLAS experiment

The ttH cross-section times the H → γγ branching ratio is measured ... in agreement with the Standard Model prediction.

ATLAS experiment measures Higgs boson coupling to top quark in diphoton channel with full Run 2 dataset

The ATLAS Collaboration presented an updated measurement of ttH production in the diphoton channel. The result examines the full Run 2 dataset – 139 fb^-1 collected between 2015 and 2018 – to observe ttH production in a single channel with a significance of 4.9 standard deviations.

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