Kosmischer und irdischer Leuchtturm

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

FStone

Aktives Mitglied
Leuchtturm Hiddensee, immer wieder eine Augenweide ...

IMG_1384  n1200.JPG


IMG_1517  nq1000.JPG

Canon M50,
oben ISO100/sec/22mm/f4 (2019-06-11--23-30)
unten ISO400, 1/80sec, 100mm/f5.6 (2019-06-13--21-00)

CS und schnöne Sommernächte - Frank.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Frank,
ich mag Leuchttürme generell, würd am liebsten in einem wohnen. Kennst Du den Film: Die Frau des Leuchtturmwärters? Ist zwar ne Romanze, aber das Leben und die Tätigkeit des Mannes in einem vom Meer umtosten Leuchtturm ( dieser hier : Leuchttürme: Aufrecht zwischen Monsterwellen - SPIEGEL ONLINE - einestages in diesem Film ist faszinierend. Kachelmannwetter nutzt den Hiddensee-Leuchtturm ja gern als Kulisse mit Sven Plöger, der windumtost vorm Leuchtturm immer das Wetter ansagt, die haben aber mit dem Leuchtturm ansonsten so absolut mal gar nichts zu tun.

LG
Anette
 
Na, dann laßt uns doch hier einen Leuchtturm-Thread anfangen:

Anfang der 80er Jahre durfte ich einige Zeit auf Skellig Michael vor der irischen Küste sein. Auf der Insel gibt es eine sehr schöne frühchristliche Klostersiedlung und einen Leuchtturm, wo ich wohnen durfte.

110593


Damals war der Leuchtturm noch von Leuchtturmwärtern bewohnt, wurde aber kurze Zeit später automatisiert und ist jetzt
nicht mehr zugänglich.

110595


Grüße
*entfernt*
 
Ach welch ein Traum!!!!
110596


Der wohnte ja zeitweilig im Pilsumer Leuchtturm .. urgemütlich....
 
Stimmt, Leuchttürme hab ich einen ganzen Sack voll:

IMG_4584  n.jpg

Leuchtturm Staberhuk, Fehmarn, Canon PowerShot Taschenknipse, ISO 160, 24mm äqu., 90x30sec, 2015-05-23--23-50

110633

Leuchtturm Buk (bei Kühlungsborn) mit Jupiter und Pleijaden, 2012-12-29--22-30, Canon 40D, 18mm, 2.8, 4sec, ISO 1000

CS - Frank.
 
Am Staberhuk war ich schon, leider war der geschlossen, ein schönes Örtchen. Was mit Leuchttürmen aber noch mithalten kann sind Fire-Lookouts in den USA und Kanada, guckst du hier: Spend the Night in the Sky: 12 Fire Lookout Rentals in Oregon | That Oregon Life
Auch die sind leider alle automatisiert, gibt kaum noch bemannte, wie fast alle Wetterstationen auch. Diese Zeiten beruflicher Romantik und Abenteuer sind endgültig vorbei.
LG
Anette
 
Skellig Michael: Insel der untergehenden Sonne

comp_Untitled (76).jpg


Europas westlichster Vorposten


10 Meilen vor der Küste von Südwestirland liegen die Skellig Rocks im Atlantischen Ocean. Unwirklich im Dunst flimmernd wie eine Fata Morgana mögen sie vor 1500 Jahren christlich-Mystische Mönche angelockt haben, die dort in der Abgeschiedenheit siedelten.


Wer auf Irlands „Ring of Kerry“ reist, einer der schönsten Küstenstraßen der Welt, kann sie sehen.


An ruhigen Tagen wird man jemanden finden, der einen für ein paar Stunden auf die Insel Skellig Michael bringt – zu kurz, um einen Eindruck von diesem seltsamen Eiland zu gewinnen.


Skellig Michael war bis vor einigen Jahrzehnten einer der isoliertesten Flecken Europas und sein westlichster bewohnter Vorposten. Drei Leuchturmwärter lebten hier; nur mit einer Sondergenehmigung der irischen Behörden, war es möglich, ihnen für etwas längere Zeit Gesellschaft zu leisten.

Untitled (29).jpg



Als ich Valentia Island verließ, war der Himmel mit grauen Wolken verhängt. Vor ein paar Tagen hatte ich Des Lavelle von meinem Plan erzählt. Verrückt, es ist in dieser Jahreszeit eine reichlich herbe Reise, hatte er nur gemeint, aber klar, er war dabei. Endlich war das Wetter einigermaßen geeignet. Gemächlich, wie vorausahnend was bevorstand, tuckerte das Boot aus dem Hafen von Knightstown. Als die rauen Klippen der Küstenlinie aus den Wolken auftauchen, greift sich der Atlantik unser Boot. Wir müssen Radar-Peilung und Echo-Lot zu Hilfe nehmen, um das Ziel zu finden: 51G 46' 20“ Nord, 10G 32' 58“ West. Kurs 225G, Geschwindigkeit 7,5 Knoten. Sicht: wechselnd, zwei Meilen vielleicht. 10 Uhr 55, Ortszeit.





Die Skelligs sind unsichtbar in Grau gehüllt. Wir sind auf dem besten Weg nach Amerika, meint Des, als er vom Radarschirm aufblickt.


Das Boot taumelt auf den Wellen. Die Sitzbank ist längst umgefallen, mein Gepäck rutscht kreuz und quer über die Planken. Des kennt sein Boot , die Béal Bocht. Die rechte Hand am Ruder, lehnt er gelassen am Fenster, ins graue Nichts spähend.


Nach einer guten halben Stunde tauchen die beiden Pyramiden der Skelligs endlich aus dem Dunst auf. Die ersten Trupps der Gannets, der Basstölpel, haben unser Boot entdeckt. Small Skellig kommt näher. Der rohe, schroffe Felsen scheint Schneebedeckt: Die Basstölpel sitzen dichtgedrängt auf jedem sich bietenden Felsvorsprung. Sie haben hier die zweitgrößte Kolonie im Atlantik. In dichten Schwärmen kreisen sie kurz darauf über uns am Himmel. Es ist ihre Insel, für uns gibt es auf Small Skellig keinen Landeplatz.


Wir fahren vorbei. Das Ziel ist Skellig Michael, die größere der beiden Hauptinseln des Skellig-Archipels. Anderthalb Stunden sind vergangen, seitdem wir an der südwestirischen Küste abgelegt haben.

Wir werfen mein Gepäck auf die nasse, schlüpfrige Plattform. Des sagt good-bye, das Boot dreht ab und verschwindet im Dunst.


Leuchtend rote Geländer führen mich zum Leuchtturm auf halber Höhe der Insel. Der Weg ist teilweise wegen der Steinschlag-Gefahr überdacht. Lärmend stellen sich die Kittiwakes (Dreizehenmöwen) vor: Kit-i-wake...Kit-i-wake plärren sie pausenlos. Vorbei geht es an der Helikopter-Landeplattform,die wie ein Teller außenbords an den Felsen geklebt ist. Vorbei an den über 1000jährigen Steinstufen, die bis zum Gipfel des Felsen führen.


Drei Gesichter kleben am Fenster die Leuchtturmwärter. Sie hatten über Radio-Telefon gehört, daß ich kommen würde. Besuch gibt es hier nur selten. Ich werde durch das Gebäude geführt, bekomme ein Zimmer und eine eigene Küche. Wir trinken eine Tasse Kaffee zusammen, dann mache ich mich auf, die Insel zu erkunden.Der Regen ist inzwischen abgezogen,die Sonne immer noch im Dunst – aber es ist einigermaßen warm hier.


700 Stufen zum Kloster



comp_Untitled (157)a.jpg


Geht man die Straße vom Leuchtturm zum Landeplatz entlang, steht der Skellig Rock mächtig und steil in den Himmel. Kahler Felsen wechselt mit grün überströmenden Steilmatten. Nach etwa 500 Metern kommt man an den Anfang der 1500-jährigen Stufenleiter zur Klostersiedlung der Mönche von Skellig Michael. 700 Stufen aus Steinplatten führen in Windungen an der Flanke des Felsenriffs hinauf zum Christus-Sattel. Von hier, wo wie vom Wind gepeitscht sich die Felsenpyramide in zwei Gipfel teilt, führt der Weg nochmals aufwärts nach Osten. Direkt am Wege stehtein rohes Steinkreuz.


Weiter oben laufen die Stufen in einem mit Steinplatten gepflasterten Weg aus, der an die Außenmauer des Klosters führt, zu den bienenkorbartigen Hütten oder Zellen der frühen Mönche.


In ihre Kutten gehüllt tauchen die Mönche in meiner Phantasie auf, Gebete murmelnd – oder Flüche über das Wetter, emsig bemüht, die wenigen Gartenflächen, die das Felsenmassiv bietet, zu kultivieren. Wie der Duft der Blumen, die heute hier blühen, zieht der Hauch von Romantik durch die Gemäuer.




War es vielleicht ganz anders? Sie müssen dem Wahnsinn nahe gewesen sein, phantastische Hirngespinste höherer Welten halluzinierend. Vom Hunger gequält, von der Einsamkeit. Wo blieben die Mönche? Es sind erstaunlich wenige Gräber auf der Insel, bei einer Gemeinschaft, die einige hundert Jahre bestand.


Die Steine überlebten. Sie sind lebendig, wie vor tausend Jahren. Sie bieten ihren Schutz noch heute, weniges ist inzwischen zerfallen. Das jüngste Bauwerk, die mittelalterliche Michaelskirche, hat die Zeit nicht überlebt. Sie ist Ruine ist zerfallen. In ihr haben die Kinder eines früheren Leuchtturmwärters ihre letzte Ruhe gefunden. Patrik, dreijährig, William, fünfjährig – rest in peace.


Wieder tauchen die Mönche auf. Sie locken mich in ihre Zellen. Mühsam aus Steinen aufgeschichtet, mit Wänden über einen Meter dick, trotzten sie dem Sturm der Zeit. Die hohen kuppelförmigen Räume bieten Schutz, der mehr ist als Trockenheit und ein bischen Wärme – sie sind mächtig.

comp_Irland Diashau (80).jpg
 
Trotzdem, ich kann mir nicht vorstellen, wie das Leben hier möglich war. Viele irdische Güter mögen sie nicht besessen haben. Ein mit Möwenfedern gefülltes Schlaflager vielleicht, ein Tisch aus Steinplatten, eine Öllampe, ein Buch – mehr nicht.


comp_Irland Diashau (79)a.jpg



Wenigstens ab und zu wagten sie sich auch aufs Meer hinaus. Zum Festland, wo sie sicher auch manches für ihre Siedlung konnten.


Vielleicht ruderten sie auch vom Wahn getrieben nach Westen, der Sonne hinterher nach Atlantis, um nie wiederzukehren. Skellig Michael ist ein Ort, wo Leben und Tod, Heiligkeit und Wahnsinn gleichartig, fast wie bedeutungslos, nebeneinander stehen. Wer sich selbst hierher verschlug, war bis ans Ende gegangen, ans Ende der Welt, auf die Insel der untergehenden Sonne.

Untitled (152).jpg


Hütten nur aus Fels


Irisch-keltische Mönche, die die geistliche Vervollkommnung in der Einsamkeit suchten,wagten sich im 6. Jahrhundert mit einfachen Ruderbooten aufs Meer hinaus und siedelten sich auf der größeren der beiden Inseln, auf Great Skellig an. Sie errichteten eine Gruppe bienenkorbförmiger Hütten und zwei kleine Kirchen, die dem Erzengel Michael geweiht sind und 180 Meter über dem Atlantik auf einen Felsvorsprung liegen. In Ermangelung von Holz, schichteten sie ihre Bauten aus Steinen und ohne Mörtel auf. Um die wenigen als Gartenland nutzbaren Flächen vor den rauhen Meereswinden zu schützen, bauten sie Mauern aus Felssteinen.


Vom Fuß des Felsenkliffs führen steinerne Stufenleitern, die auch nach weit über 1000 Jahren noch benutzbar sind, zur besterhaltenen frühchristlichen Klostersiedlung Europas.


comp_Untitled (82).jpg



Die beiden Skellig-Inseln sind weit bedeutender, als ihre Lage und Größe vermuten läßt: Die Klostersiedlung ist in jeder Weltkarte der Archeologie mit dicken, unübersehbaren Buchstaben verzeichnet. In der Welt der Vogelkunde ist Skellig gleichbedeutend mit einem Artenreichtum an Seevögeln, der von anderen Orten auf der Erde nur schwerlich erreicht wird.


Small Skellig, die kleinere der beiden Inseln, beherbergt als Vogelschutzgebiet mit rund 10000 Paaren von Basstölpeln die zweitgrößte Kolonie im Atlantik.


Dauerhaft bewohnt war die Insel durch die Besatzung des Leuchtturms ab 1821.

comp_Untitled (18).jpg

1987 wurde der Leuchtturm automatisiert, die Besatzung abgezogen. Die Insel wurde aus dem Besitz der Irish Lights an die Republik Irland verkauft.


Seit im Jahre 2013 Szenen der „Star Wars“-Filmreihe auf Skellig Michael gedreht wurden, sind die Besucherboote jeweils mindestens eine Saison im voraus ausgebucht. Um die Klosteranlage zu schützen, sind Teile davon abgesperrt. Durch den unmäßigen Besucherstrom ist großer Schaden an der Vegetation eingetreten.


Der Hauptteil dieses Reiseberichts ist aus dem Jahr 1979. Ich hoffe, die Wiederveröffentlichung verstößt nicht gegen Uhrheberschutzrechte...
 
Ein Traumarbeitsplatz!!! Danke für´s Zeigen!!!!
LG
Anette
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben