Gestern waren Sebastian und ich von 19:40 bis 22:30 an der Kiesgrube. Wir hatten den 8-Zoll Dobson sowie parallel auf der Sabre-Montierung den 70er ED sowie die Astrofaust (80/500 FH) aufgebaut. Die Bedingungen waren nicht schlecht, aber auch nicht gut. Es war gen Horizont recht diesig, teils bis auf 45° Höhe. Gegen Ende zog noch eine bodennahe Nebelwand durch. Den Himmel schätzte ich auf Bortle 4- bei SQM-L-Werten von 20.8-20.9. Es zeigten sich Halos um hellere Sterne. Ansonsten war es recht kalt und irgendwie feucht. Wir hatten auch mit Tau auf den Okularen zu kämpfen. Eigentlich wollte ich noch ein paar neue Galaxien beobachten, aber wir blieben aufgrund der Bedingungen bei dem "Standardprogramm". Den Komet Heinze wollte ich noch im 8-Zöller versuchen, aber durch einige hellere Sterne und deren Halos hatte ich schnell aufgegeben.
Hier ein kleiner Bericht über die Objekte, der zugleich als Gedankenstütze für Sebastian dienen soll. Interessant war u.A. der Vergleich der Öffnungen (70mm vs 200mm) sowie der Einsatz von Nebelfiltern.
Sebastian hatte sich auf meine Empfehlung hin Objekte aus dem
Winter-Skyguide rausgesucht. Er war natürlich erst einmal etwas orientierungslos, da deutlich mehr Sterne als in der Stadt sichtbar waren. Aber schnell peilten wir
Kembles Kaskade an, welche im 70er ED bei 15x einen schönen Anblick bot. Mit dem bloßem Auge konnte man die Kette ebenfalls leicht gebogen erkennen, wobei hier noch andere Sterne im Spiel waren.
Am Ende der Kette ist der kleine, offene Sternhaufen
NGC 1502 zu finden, der bei 15x sofort auffiel. Besonders augenfällig ist der zentrale, optische Doppelstern SSTF485 AE. Die Komponenten zeigten einen kaum merklichen Helligkeitsunterschied. In einem Umkreis von ca. 75% um diesen Doppelstern zeigten sich einige schwache Sterne. Das war ein sehr ästhetischer Anblick. Der 8-Zöller zeigte den Sternhaufen bei 37x zwar deutlich größer und heller, aber keineswegs schöner.
Einen "Katzensprung" von NGC 1502 entfernt liegt der planetarische Nebel
NGC 1501 , den Sebastian suchen durfte. Da war ein wenig Hilfe nötig. Sternkarte und Okularanblick in Einklang zu bringen ist reine Übungssache, aber keineswegs trivial. Das geübte Auge konnte den Nebel im 70er ED schon bei 15x indirekt als schwaches, kleines, rundes Nebelchen erkennen. Im 80er bei 50x war er dann auffällig und direkt sichtbar. Wir nutzen im 80er bei 15x auch einen UHC-Filter, der die Sichtbarkeit deutlich verbesserte. So konnte Sebastian auch hier den Nebel zweifelsfrei sehen. Zum Vergleich schauten wir uns noch NGC 1501 im 8-Zöller bei 37x an, wo er schon deutlich heller erschien. Hier machte sich die fast dreifache Öffnung bemerkbar.
Weiter ging es zu dem sehr hellen Reflexionsnebel
Messier 78 im Orion. Im 70er ED bei nur 10x konnten wir den Nebel schnell finden, wobei er noch ziemlich klein erschien. Zumindest für mich war erkennbar, dass die eine Seite des Nebels diffuser auslief, die andere Seite eher scharf begrenzt war.
Ich wollte mir unbedingt mal das Trapez (Mehrfachsternsystem) im
Orionnebel mit dem 70er ED anschauen und probieren, ob die schwächeren Komponenten E & F mit dieser kleinen Öffnung sichtbar sind. Leider scheiterte es am Seeing. Das ganze Bild tanzte "freudig" umher. Der Orionnebel bot aber dennoch einen sehr schönen, strukturreichen Anblick, sowohl im 70er ED als auch im 8-Zöller. Ein UHC-Filter zeigte nochmals mehr Details.
Als nächstes ging es in Richtung Zwillinge, wo wir
Messier 35 und
NGC 2158 einstellten. Ich nannte es "Kontrastprogramm", da beide offene Sternhaufen in einem Gesichtsfeld einen doch sehr unterschiedlichen Anblick boten. Messier 35 sehr groß, aufgelöst mit vielen Sternen, NGC 2158 ziemlich klein, vergleichweise schwach und nicht aufgelöst. Auch hier gefiel mir die Abbildung im 70er ED deutlich besser, was u.A. auch am größeren Gesichtsfeld liegt. Der schwächere NGC 2158 war im 8-Zöller wesentlich auffälliger und dann auch für Sebastian gut erkennbar.
Auf dem Weg zu Komet Heinze stellte ich noch kurz den offenen Sternhaufen
NGC 7789 im 8-Zöller bei 37x ein, der sich wunderschön aufgelöst und sternenreich präsentierte.
Auch im Stier sind wir kurz hängengeblieben. So mussten im 70er ED bei 10x die
Plejaden sowie der
Krebsnebel herhalten. Den Krebsnebel hatten wir schon einmal aus der Stadt heraus beobachtet. Hier an der Kiesgrube war er natürlich deutlich einfacher und gerade noch direkt zu sehen.
Im Perseus besuchten wir noch den
Kaliforniennebel. Im 70er ED bei 10x mit HBeta-Filter konnte der Nebel in dem über 6° großen Gesichtsfeld recht einfach als große Aufhellung gesehen werden. Mit UHC-Filter war der Nebel ebenfalls sichtbar, aber deutlich schwächer. Ein Einsteiger würde hier wahrscheinlich nichts sehen, wenn er nicht wüsste, was ihn erwartet. Ohne Filter war nichts vom Nebel zu sehen. Der Kaliforniennebel ist mit HBeta-Filter im Grunde ein recht einfaches Ziel. Selbst aus Leipzig heraus konnte ich diesen schon im 5-Zoll-Refraktor sehen.
Das soll's in Kürze erst einmal gewesen sein :biggrin: