Hallo Jakob,
was mich ein wenig stutzig macht, ist die Tatsache, dass Deine beiden Vergleichssterne untereinander anscheinend auch eine gewisse Helligkeitsänderung zeigen.
Zur Vorgehensweise mit MuniWin (zumindest so, wie ich es mache):
Zunächst drucke ich mir anhand eines beliebigen Bildes der Aufnahmeserie das betreffende Sternfeld aus und markiere mir meinen Veränderlichen (stationär), bzw. bei mir den zu untersuchenden Kleinplaneten (incl. Bewegungsvektor). Dann suche ich mit einem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm möglichst helle, aber noch nicht gesättigte Sterne, die meine Kandidaten für spätere Vergleichssterne sind. Ich nehme hierfür das
unkalibrierte Bild (also
ohne Dark- und Flatkorrektur), damit ich sehen kann, wie viele Counts die betreffenden Sterne auf dem "Hellbild" hatten. Für meine ST-10 (16Bit, halbwegs lineares Verhalten bis ~50.000 ADU) markiere ich mir so alle Sterne in dem Helligkeitsbereich zwischen etwa 15.000 ADUs über dem Hintergrund und besagten 50.000 ADUs.
Einer der so gefundenen Sterne (welcher ist erst einmal egal) wird mein "Comparison"-Stern, die anderen numeriere ich beliebig durch - das werden meine "Check"-Sterne.
Jetzt geht es mit der Kompletten Bildserie nach MuniWin:
Bilder einlesen, in's Arbeitsformat konvertieren, Dark- und Flatkorrektur, Sterne suchen lassen, Veränderlichen markieren ... und die Bilder werden aufeinander registriert.
Dann die Sterne in der Reihenfolge als "Comparison" bzw. "Check" markieren, wie ich sie mir auf meinem Ausdruck markiert habe.
Nach dem Bestätigen der Sternauswahl erhalte ich ein Diagramm, das mir den Messfehler bei den verschiedenen Aperturblenden zeigt. Hier wähle ich die Blendengröße mit dem niedrigsten Wert (bei zwei sehr ähnlichen Werten sicherheitshalber den nächstgrößeren Wert).
Als Ergebnis erhalte ich die Helligkeitsverläufe aller ausgewählten Objekte gegeneinander. Angezeigt ist zunächst zwar nur "Veränderlicher" gegen "Comparison", ich kann mir aber auch jede beliebige andere Kombination anzeigen lassen!
Wenn Du Dir die Lichtkurven der Verschiedenen "Comparison"/"Check" bzw. "Check"/"Check" anschaust, wirst Du feststellen, dass diese teilweise selbst starke Helligkeitsschwankungen haben können. Hier jetzt "mit dem Auge" die beiden besten Sterne heraus zu bekommen ist meist viel zu langwierig - aber dafür gibt es aschließlich Excel (oder jede beliebige andere Tabellenkalkulation).
Ich exportiere mir die kompletten Daten als Text-Datei, die ich dann in Excel importiere (Werte durch
Leerzeichen getrennt!)
Hier erhalte ich dann ein fertig ausgefülltes Tabellenblatt. Für alle "Comparison"/"Check" bzw. "Check"/"Check" Spalten lasse ich mir den Unterschied zwischen Min- und Maxwert ausrechnen:
=max(Zelle 1:Zelle x)-min((Zelle 1:Zelle x)
Aus allen diesen Werten suche ich dann wieder den niedrigsten:
=min(Zelle 1:Zelle x)
Hierdurch habe ich dann das Sternpaar gefunden, das über den Zeitraum meiner Beobachtung die geringste Helligkeitsänderung gezeigt hat.
Schaut man sich die betreffende Lichtkurve in MuniWin an, sollte man eine um einen Mittelwert streuende Gerade sehen...
Die Lichtkurven des "Veränderlichen" gegen diese beiden Sterne sollten
sehr ähnlich aussehen. Wahrscheinlich wird eine dieser Lichtkurven einen etwas kleineren Fehler als die ander haben - dieser Stern wird dann der finale "Comparison". Der andere Stern wird der finale "Check".
In MuniWin geht es nun zurück in die Sternauswahl. Bis auf die beiden eben gefundenen Sterne werden alle anderen Auswahlen entfernt. Nach drücken von o.k. erhalte ich meine finale Messkurve.
Auch diese exportiere in in eine Text-Datei. Mit einem (Spalten-)Editor (z.B. "Crimson Editor" oder "Notepad ++") lösche ich die Spalten "Veränderlicher"/"Check", "Comparison"/"Check" und die entsprechenden Fehlerspalten, da man diese für die weitere Auswertung nicht mehr benötigt.
Was ich dann noch mache, ist eine abschließende Fehlerbetrachtung. MuniWin gibt ja den Messfehler als separate Datenreihe aus. Aus eigener Erfahrung (kommt automatisch, wenn man mal ein paar Nächte gemessen hat) weiß ich z.B., dass mein typischer erreichbarer Messefehler besser als 0,005mag ist. Werte schlechter als 0,007mag entstehen z.B., wenn
- ich in der noch/schon zu hellen Dämmerung gemessen habe
- Wolken durchgezogen sind
- das Objekt durch einen der umstehenden Bäume verdeckt wurde
- ich [zensiert] vergessen habe, den Kuppelspalt mit der Montierung zu synchronisieren und das Teleskop dementsprechend irgendwann gegen die Innenseite der Kuppel geschaut hat.
Ist alles schon vorgekommen...
Zurück zur Messung: Werte mit Fehlern größer als 0,007mag werfe ich einfach aus der finalen Lichtkurve raus.
Bei meinen Kleinplaneten kann es zudem vorkommen, dass diese sehr nahe an einem Hintergrundstern vorbei laufen. Das muss man kontrollieren und die Messungen der entsprechenden Einzelbilder werden dann ebenfalls verworfen.
Am Schluss erhält man so seine Lichtkurve für die entsprechende Nacht!
Bei Veränderlichen Sternen hat man es jetzt einfach: In der nächsten Nacht einfach das gleiche Bildfeld einstellen und bei der Auswertung wieder die gleichen Vergleichssterne nehmen - o.k. vielleicht sicherheitshalber noch einmal kontrollieren, ob einer der beiden nicht vielleicht doch ein Veränderlicher ist. Die Kurve "Comparison"/"Check" sollte also auch in der zweiten Nacht noch eine etwas streuende "Gerade" sein...
Bei Kleinplaneten hat man jede Nacht ein anderes Bildfeld mit entsprechend auch anderen Vergleichssternen! Also jedes Mal die gleiche Prozedur...
Hat man genügend Teistücke einer Lichtkurve zusammen, kann man diese dann in PerAnSo einladen und dort nach einer Periode suchen lassen...
Viele Grüße,
Axel