Lunt LS50 umbauen - ja / nein / anders?

Raumhund

Mitglied
Hallo Forum,

ich habe seit kurzem ein Lunt LS50 mit b600 und bin nur so halb glücklich damit.
Von der Performance her ist das Gerät gut, nur bei der Anwendung sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten.

Was mich stört:
Der Helical-Okularauszug ist etwas nervig, außerdem ist der Weg zu kurz.
Der Fokus ist zu weit innen - zum Fotografieren muss ich den Okularhalter abschrauben und die Kamera anschrauben - das geht, ist aber aufwendig.
(Hier versuche ich aktuell mit einem sehr kurzen Okularhalter von Baader zu arbeiten, ich muss aber die Hülse für die Kamera noch kürzen.)
Das Gerät hat nur 350 mm Brennweite - die Sonne nutzt auf dem Sensor (ASI 178) die Fläche nicht effizient.
Durch den Pressure Tuner ist das Gerät relativ schwer und die Bedienung erfordert Kraft, was auf meiner Star Adventurer Montierung nicht optimal ist.


Was ich mir überlegt habe:
1) Gerät verkaufen und ein LS60 mit Tilt-Tuner besorgen - selten zu bekommen und kostet vermutlich ~500€ aufpreis.
2) Den OAZ tauschen ~150-500€
3) Das Ojektiv tauschen - gegen eines mit gleichem Durchmesser aber ~50mm - 100mm mehr Brennweite ~???€
4) Etalon und Blockfilter in einen anderen Refraktor einbauen.
5) Ein neues Teleskop bauen (mehr Aufwand aber evtl ein schönes Projekt


Was meint Ihr dazu?
Habt Ihr andere Ideen, oder habe ich etwas nicht bedacht?
 
Hallo,

bei dem LS50 musste man, um den günstigen Preis realisieren zu können, an manchen Stellen sparen. Das betrifft hauptsächlich:
Etalon-/Blockfiltergröße und OAZ.
Das Etalon hat nur 20mm freien Durchmesser. Will man die Gesamtsonne noch in H-alpha sehen darf physikalisch/optisch bedingt in Kollimatoranordnung die Optikgröße maximal so ca. das 2,5fache davon betragen. Das wird hier mit einer 50mm-Optik gerade so ausgenutzt.
Setzt man jetzt eine f/7-Optik mit größeren Durchmesser davor erhält man recht leicht ein System mit mehr Auflösung, allerdings sieht man nicht mehr die Gesamtsonne in H-alpha, sondern nur mehr einen Teil davon (Jacquinot-spot). Ein größerer spot wäre nur mit einem größeren Etalon (und natürlich anderen Kollimatorlinsen) zu erreichen.
Das LS50 ist als f/7-System konzipiert, insofern liegen dann alle anderen Parameter mit der Etalongröße auch fest. 50/350mm und optischer back-focus ab der letzten Linse ca. 140mm (mechanisch noch weniger). Das ist halt in Zusammenhang mit dem Blockfilter recht knapp.

Was ich mir überlegt habe:
1) Gerät verkaufen und ein LS60 mit Tilt-Tuner besorgen - selten zu bekommen und kostet vermutlich ~500€ aufpreis.

Ein tilt-Tuner System würd' ich mir nur zulegen, wenn ich die Optik genau an dem Standort testen könnte, an dem ich die Optik auch verwende. Warum?
1. Wenn Du ein Etalon erwischt, dass relativ viel tilt benötigt, um "on-band" zu kommen, dann hast Du das Problem, das die Sonne einen banding-Effekt zeigt, d.h. Du hast nur in einem mehr oder weniger großen Streifen einen gleichmäßigen h-alpha-Kontrast. Bei Etalons, die in einer Kollimatoranordnung verwendet werden, ist dieser Effekt dazu noch ausgeprägter wie bei Frontetalons.
2. Je nach Höhenlage in der Du beobachtest, muss das Etalon mehr oder weniger stark ge-tiltet werden, um "on-band" zu kommen. Insofern kann es dann ebenso zu dem banding-Effekt kommen. Es gab' auch schon Etalons, die sich auf Grund dessen überhaupt nicht mehr tunen ließen (kipp-tuning shiftet immer nur Richtung kürzerer Wellenlänge).

Das pressure-tuning-System ist (trotz seiner Schwergängigkeit) recht optimal: das Etalon bleibt immer in idealer Orientierung im Strahlengang und Luftdruckschwankungen (Höhenlage) spielen keine Rolle.


Auf solarchatforum wurde u.a. hier:


eine günstige Alternative (z.Z. EUR 95,-) für das LS50 vorgeschlagen:


3) Das Ojektiv tauschen - gegen eines mit gleichem Durchmesser aber ~50mm - 100mm mehr Brennweite ~???€

Deine Cam (wenn's die monochrome ist?) mit IMX178-Sensor (2,4um-Pixel) ist auflösungsmäßig recht gut für ein f/7-System. Allenfalls würde ich eine leichte Barlow verwenden.

Wenn Objektivtausch, dann würde ich gegen größere ca. f/7-Optiken tauschen; z.B.:
LS50Tha-Mod mit 90/660mm-Refr:
LS50ThA-Mod mit 120/1000mm-Refr:
LS50Tha-Modul mit 152/988mm-Refr.:
LS50Tha-Mod mit 200/1600mm-RC:

Nötigen ERF nicht vergessen!

4) Etalon und Blockfilter in einen anderen Refraktor einbauen.

Die ganze hintere Einheit des LS50 läßt sich dank des Gewindeanschlusses relativ einfach an alles mögliche adaptieren (siehe oben).

5) Ein neues Teleskop bauen (mehr Aufwand aber evtl ein schönes Projekt

Es ist die Frage in welche Richtung es gehen soll?
Nur LS50 optimieren? Mehr Öffnung? DoubleStack? Anderes H-alpha System?

Das LS50 würde sich gut auf größere Öffnungen erweitern lassen. Ob Dir allerdings der kleine Jacquinot/sweet-spot zusagt und Du mit dem geringen back-focus zurecht kommst must Du entscheiden.

Ich selbst habe das nächstgrößere System (35mm-Etalon bzw. LS60) auf mehr Öffnung erweitert.

Ciao Werner
 
Das LS50 ist als f/7-System konzipiert, insofern liegen dann alle anderen Parameter mit der Etalongröße auch fest. 50/350mm und optischer back-focus ab der letzten Linse ca. 140mm (mechanisch noch weniger). Das ist halt in Zusammenhang mit dem Blockfilter recht knapp.
...
Ein tilt-Tuner System würd' ich mir nur zulegen, wenn ich die Optik genau an dem Standort testen könnte, an dem ich die Optik auch verwende. Warum?

Danke, das war mir so nicht bewusst!

Deine Cam (wenn's die monochrome ist?) mit IMX178-Sensor (2,4um-Pixel) ist auflösungsmäßig recht gut für ein f/7-System. Allenfalls würde ich eine leichte Barlow verwenden.
Ist die MM - an eine Barlow hatte ich auch schon gedacht, muss aber nochmal schauen.

Es ist die Frage in welche Richtung es gehen soll? ...

Das LS50 würde sich gut auf größere Öffnungen erweitern lassen. Ob Dir allerdings der kleine Jacquinot/sweet-spot zusagt und Du mit dem geringen back-focus zurecht kommst must Du entscheiden.

Ich selbst habe das nächstgrößere System (35mm-Etalon bzw. LS60) auf mehr Öffnung erweitert.

Ciao Werner

Ich danke dir vielmals für die guten Erklärungen! Einiges davon war mir noch nicht bewusst!

Die Frage wohin die Reise gehen soll muss ich mir auch erst einmal selbst beantworten.
Bisher hatte ich das LS35 auf der StarAdventurer - was ich sehr geschätzt habe. Vor allem aber wegen der Einfachheit des Setups - das Teleskop steht auf dem Stativ im Arbeitszimmer und ist zum Beobachten in 2 Minuten ausgerichtet.
Ähnlich ist es nun mit dem LS50. Jedoch ist das vom Gewicht her schon etwas viel für die Montierung. Mit deutlich mehr Brennweite wird das Problem noch stärker und das verdirbt mir an anderer Stelle evtl. den Spaß.

Ich habe mir auf jeden Fall zuerst einmal den von dir verlinkten Fokusser bestellt - wenn ich den anderen Berichten glauben darf, hat dieser 6mm mehr Weg in beiden Richtungen, was wirklich super wäre! Damit könnte ich es schaffen, zwischen Kamera und Okularen leichter zu tauschen.

Was mich außerdem abschreckt ist die Thematik mit dem Jacquinot-spot - der ist aktuell schon deutlich spürbar und leider auch nicht mittig zum Kamerasensor.
Noch bekomme ich die Sonne komplett in den Jacquinot-spot aber Faktor 2 ist nicht mehr drin. Diese Problematik war mit dem LS35 DS nicht so deutlich ausgeprägt - kann man vermuten, dass die Front-Etalone hiervon weniger betroffen sind?
 
Hallo,

Ich habe mir auf jeden Fall zuerst einmal den von dir verlinkten Fokusser bestellt - wenn ich den anderen Berichten glauben darf, hat dieser 6mm mehr Weg in beiden Richtungen, was wirklich super wäre! Damit könnte ich es schaffen, zwischen Kamera und Okularen leichter zu tauschen.

wäre nett, wenn Du hier von Deinen Erfahrungen mit dem Fokuser an dem LS50 berichten könnest. Es gibt sicher mehr die daran Interesse haben.

Bisher hatte ich das LS35 auf der StarAdventurer - was ich sehr geschätzt habe. Vor allem aber wegen der Einfachheit des Setups - das Teleskop steht auf dem Stativ im Arbeitszimmer und ist zum Beobachten in 2 Minuten ausgerichtet.
Ähnlich ist es nun mit dem LS50. Jedoch ist das vom Gewicht her schon etwas viel für die Montierung. Mit deutlich mehr Brennweite wird das Problem noch stärker und das verdirbt mir an anderer Stelle evtl. den Spaß.

Das LS35 hab' ich auch sehr lange für einen schnellen Blick auf die Sonnen verwendet. Inzwischen verwende ich hierzu allerdings ein 80mm-Scope (mit adaptiertem Lunt-35mm-PT-Modul; hierzu siehe unten), da es auch im Gesamtanblick einfach sehr viel mehr zeigt.

Noch bekomme ich die Sonne komplett in den Jacquinot-spot aber Faktor 2 ist nicht mehr drin. Diese Problematik war mit dem LS35 DS nicht so deutlich ausgeprägt - kann man vermuten, dass die Front-Etalone hiervon weniger betroffen sind?

Mit einer der entscheidenden Faktoren ist der Winkel, unter dem die Lichtstrahlen auf das Etalon treffen. Für Frontetalons ist dieser am geringsten, nur leider ist diese Lösung auch am teuersten, da der Etalondurchmesser gleich der Öffnung sein muss. Plaziert man das Etalon zwischen einer Kollimatoroptik hinten im Strahlengang, um mit einem kleineren Etalon arbeiten zu können, so nehmen diese Winkel zu. Salopp gesagt: je weiter hinten und je kleiner man das Etalon wählt desto größer werden die Winkel und desto kleiner der spot optimalen H-alpha-Kontrastes. Um die Gesamtsonne noch in optimalen H-alpha-Kontrast sehen zu koennen, sollte als Orientierung das Optik-/Kollimatorbrennweiten- bzw. Optik-/Etalondurchmesserverhältnis maximal so bei 2-2,5 liegen.
Bei dem LS50 ist das schon recht ausgereizt (350mm/140mm bzw. 50mm/20mm).

Will man bei noch mehr Öffnung weiterhin die Gesamtsonne in H-alpha betrachten, so muss man ein größeres Etalon mit einer entsprechend längerbrennweitigen Kollimatoroptik verwenden. Die kommerziell erhältlichen Scopes werden dann schnell recht teuer.

Deswegen versuchen einige als Kompromisslösung ein kleineres, fertiges Etalonmodul (Kollimatoroptik + Etalon) mit einer größeren Optik (Refraktor) zu kombinieren und evtl. auf den Anblick der Gesamtsonne in H-alpha aus Preisgründen zu verzichten (die PST-Mods waren hier Vorreiter).

Für DIY-Experimente bzgl. Erweiterung auf größere Öffnungen würden sich z.B. von Lunt folgende Einheiten anbieten:
- das Modul aus dem LS50 (ca. 20mm-Etalon, Kollimator -/+140mm),
- das Modul aus dem LS60MT (ca. 35mm-Etalon, Kollimator -/+264mm?),
- das Modul aus dem LS80/100 (ca. 50mm-Etalon),
- das LS80/100DS-Modul (ca. 35-36mm-Etalon, Kollimator -/+250mm?),
- das Modul aus dem LS152(ca. f/6 !)/LS130 (60mm-Etalon ?),
- das LS152(ca. f/6 !)/130DS-Modul (50mm-Etalon ?).

Für mich persönlich liegt der beste Kompromiss hier bei den 35mm-Etalon-Modulen.
Leider gibt es kaum verläßliche Daten (Abmessungen, Brennweite der Kollimatoroptik, exakter Etalondurchmesser) zu diesen Einheiten, so daß man sich bzgl. der Adapterkonstruktion und der genauen Position des Moduls auf etwas Experimentieren einstellen muss. Bereits erfolgreich verwendet wurden die Module aus dem LS50, LS60MT, LS80 und das LS100DS-Modul.
Auch die DS-Kombi (LS80/LS80DS-Modul) wurde schon erfolgreich an größerer Öffnung verwendet. Z.B. hier mir 204mm-Öffnung:

Das nur als Ergänzung für evtl. Interessierte ...

Ciao Werner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,
auch wenn das Thema schon etwas älter ist, evt interessiert sich ja noch jemand dafür...
Ich habe mein LS50 mit dem Helicalfocuser von Adriano Lolli aufgerüstet und bin sehr zufrieden. Wesentlich weicher zu bedienen, mehr Weg, kein Spiel (davon hatte der originale deutlich zu viel) einfach insgesamt präziser. Ein 1,25" FeatherTouch mit Motor wäre noch besser (abgesehenvomPreis) , aber der Lolli Focusr reicht und hat ein super Preis-Leistungsverhältnis.
Viele Grüße
Chris
 
Kann ich so bestätigen, der Komfortgewinn ist mit dem Adriano Lolli schon beträchtlich.
Leider komme ich aber auch mit diesem Helikalfokussierer mit meinem SVbony 3-8mm Zoom noch immer nicht in den Fokus, da fehlen vielleicht noch 1 oder 2mm...

Gruß Horst
 
Ich kann mittlerweile auch von dem Adriano Lolli berichten - bin sehr zufrieden damit und würde es als zwingendes Upgrade für das LS50 sehen!

@Horst66 es gibt von Baader eine sehr kurze Klemme, die nutze ich auf dem BF und gewinne noch ein paar mm.
Hatte zu dem Zweck auch eine der Hülsen meiner Kameras gekürzt um den Sensor in den Fokus zu bekommen.


Zu meinem eigentlichen Anliegen: Ich bin günstig an ein LS80 gekommen :)
Allerdings habe ich zwei Dinge nicht beachtet:
1) Mit dem LS80 ist der Sensor der 178 zu klein, man braucht einen Reducer und der ist optisch schwer korrekt zu positionieren. Die 294 hat einen größeren Sensor und kleinere Pixel, aber nur etwa die Halbe Bildrate...

2) Für das LS80 braucht man eine ordentliche Montierung - das LS50 habe ich auf einem Fotostativ und der SkyWatcher StarAdventurer, das ist in 1 Minute aufgestellt. Für das LS80 muss ich eine richtige Montierung aufstellen...
 
Hallo,

2) Für das LS80 braucht man eine ordentliche Montierung - das LS50 habe ich auf einem Fotostativ und der SkyWatcher StarAdventurer, das ist in 1 Minute aufgestellt. Für das LS80 muss ich eine richtige Montierung aufstellen...

Ich habe mein 80er Lunt mit zwei Etalons auf eine Vixen AP-Z Montierung aufgebaut. Diese Montierung trägt das Teleskop sehr stabil und ich habe es in wenigen Minuten aufgebaut.


Teleskop.jpg


Viele Grüße
Gerd
 
Ich habe mir auf jeden Fall zuerst einmal den von dir verlinkten Fokusser bestellt - wenn ich den anderen Berichten glauben darf, hat dieser 6mm mehr Weg in beiden Richtungen, was wirklich super wäre! Damit könnte ich es schaffen, zwischen Kamera und Okularen leichter zu tauschen.

Hab den auch an meinem Lunt umbau sind 102mm
der bietet auch etwas mehr backfocus, läuft generell feiner.

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