...Ich hab ja eher mal eine andere Frage zum Thema.
Wie Du schon sagtest, das ist jetzt nicht gerade eine Ecke die nicht schon durch Tausende Fotos dokumentiert ist, und selbst in den Wellenlängen die das Objekt gut sichtbar machen gibt es wohl schon einiges an Material. Die Forenmitglieder beweisen es ja. Ich frage mich gerade wieviel Zeit Du investiert hast und ob Du geziehlt gesucht hast? Also rein vom Kopf her muss man ja anders an die Sache herangehen als der "übliche" Fotograf oder? Der versucht zwar auch alles an Strukturen herauszuholen und betrachtet das Objekt u.U. Stunden, um hier und da noch was herauszukitzeln aber trotzdem hast Du es "erst jetzt" gesehen?
Müssen wir jetzt unsere Festplatte im Kopf löschen bezüglich der Sichtweise auf eigene Aufnahmen? Den Antrieb/Prozess/Werdegang/Zeitaufwand würde ich gerne mal verstehen. Gerade die Kollegen mit entsprechendem Instrumenten und Möglichkeiten müssten doch eine Signifikant hohe Chance haben bei gezieltem und hartnäckigem durchsuchen der tiefen Aufnahmen etwas zu finden? Ich denke mir das es sicher eine ziemliche Arbeit war, der Nachweis und das ganze hinten dran bedeutet sicher nochmal soviel Arbeit aber das scheint ja leichter zu sein PN´s zu jagen und somit seinen Namen in den Himmel zu schreiben als Kometen zu entdecken.
Bin total Fasziniert
Grüße
Sebastian
Hallo Sebastian,
danke für die Glückwünsche und den netten Post mit den interessanten Fragen! Auf die kann ich nur persönlich gefärbte Antworten geben, die sicher nicht repräsentativ oder objektiv sind.
Du fragst, wieviel Zeit ich investiert habe und ob ich gezielt gesucht habe. Ich nehme mir für die Bearbeitung mittlerweile eigentlich immer viel Zeit, anders als früher, als ich es nicht abwarten konnte, ein Ergebnis zu haben. Vor den Entdeckungen von Maa 1 und 2 habe ich aber nicht gezielt nach PNs oder anderen neuen Objekten gesucht, also keine Zeit mit gezielter Suche verbracht. In Zukunft ist das vielleicht anders

. Ich habe mich damals wohl eher so verhalten, wie du den "üblichen Fotografen" oben beschreibst. Wer sucht schon nach etwas neuem an M 33? Aber
nach den Entdeckungen habe ich mir viel Zeit genommen bei der Bildbearbeitung. Bei Maa 2 habe ich in 6 Wochen 4 komplette Bearbeitungsrunden gedreht und jeweils unterschiedliche Strategien ausprobiert. Und Recherche und Dokumentation haben natürlich auch Zeit gekostet, aber das hat viel Spaß gemacht.
Die Entdeckungen selber verdanke ich also nicht meiner nur schwach ausgeprägten Akribie, sondern eher dem Zufall und meinem Umgang mit den Daten. Zunächst ist es mir superwichtig, möglichst gradientenfreie Masterdateien zu haben. Da gebe ich mir viel Mühe. Um dann in meinen Schmalbandbilder möglichst tief zu kommen und Strukturen zu zeigen, die man bei konventioneller Bearbeitung vllt. nicht so herausstellen kann, trenne ich Sterne vom Hintergrund und Farbe von Luminanz, und bearbeite sehr lange alles getrennt um aus allen Kompartimenten das Letzte herauszuholen. Es gibt also in meinem Workflow regelmäßig den Zustand, dass die Kanäle sternlos, voll gestreckt und optimiert auf dem Bildschirm zu sehen sind. Und beide potenziellen PNs, die ich letztes Jahr entdeckt habe, waren an diesem Punkt im Workflow so auffällig in ihrer Erscheinung, dass sie mir auch ohne langes oder gezieltes Suchen auffielen. Zwischen "Ist da was!?" und "Da ist was!!!" lagen ein paar schnelle Mausoperationen in PS, aber das "Was ist das???" hat mich dann sehr lange beschäftigt

.
Du fragst, ob wir Amateurastrofotografen eine neue Sichtweise benötigen. Ich meine "jein", nur insofern eine neuen Sichtweise als die aktuelle Technik und neue Arbeitsweisen eine andere neue Sicht auf die Daten erlauben. Die Spitzenreiter unter den modernen und noch bezahlbaren (CMOS-) Sensoren haben ein so exzellentes Rauschverhalten und eine derart hohe Empfindlichkeit, dass sie zusammen mit sternlosen Bearbeitungstechniken einen ganz neuen Blick auf den Bildhintergrund erlauben. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Sterne im Bild das Gehirn offenbar so beschäftigen, dass die ganz schwachen Objekte im Hintergrund wohl gern einem "Gehirnfilter" zum Opfer fallen. In geschickter Kombination mit hochklassigen Entrauschungstools kann man den sternlosen Hintergrund zudem viel stärker hochziehen, als das früher der Fall war. Und damit erhöht sich auch die Chance, Objekte zu finden, die man mit der vorher verfügbaren Technik und Methodik nie hätte finden können.
CS Peter