M16 Adler Nebel und First Light mit der Mach2 Montierung

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Camissa

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Für mein Observatorium hatte ich eine neue Montierung bestellt, die Astro-Physics Mach2. Genau vorstellen werde ich die Mach2 noch im Montierungsforum, aber erst, wenn ich mehr Erfahrungen damit gemacht habe.

Covid19-bedingt ist die Baugenehmigung für mein Observatorium noch nicht erteilt, aber die Montierung ist eingetroffen. Nachdem die unvermeidlichen schweren Regenstürme überstanden waren (lokale Zeitungsschlagzeile: "Terror Rain"), waren für diese Woche ein paar klare Nächte angesagt. So wurde die Mach2 auf ein Eagle Stativ gehievt und mein 130mm Refraktor aufgesattelt. Die Mach2 verfügt über Encoder, so dass die Kontrollsoftware immer weiss, wo die Montierung gerade hinzeigt. Ich wollte deswegen ohne Leitrohr und ohne PHD2 arbeiten.

Erster Abend:
Alles aufgebaut, Polar Alignment mit Sharpcap, Software Updates eingespielt, alles konfiguriert. Dann mit der Software von Astro-Physics ein Pointing- und Trackingmodell gebaut. Target angepeilt und Aufnahmen gestartet. Das Ergebnis war eher ernüchternd, die Sterne waren in die Länge gezogen. Nach einigem Probieren war der Schuldige gefunden, natürlich wars der Astronom. Mein Polar Alignment am Pol war excellent, aber die Abweichung, gemessen an meinem Aufnahmetarget, war deutlich höher. Um kurz vor Mitternacht habe ich abgebaut.

Am nächsten Tag habe ich ein bisschen rumgerechnet. Drift als Funktion der Polabweichung, Geometrie des Beugungsscheibchens bei Drift, etc. Das Ergebnis war eindeutig. Unguided muss das Polar Alignment sehr viel besser sein als mit PHD2 Guiding.

Zweiter Abend:
Alles aufgebaut, Polar Alignment mit Sharpcap, Drift-Analyse am Target und am Meridian mit PEMPro. Um 21:15 hatte ich dann ein recht perfektes Alignment und um 22:00 ein dazu passendes Model. Eine Stunde 60s Subs unguided, Sterne rund, alles wunderbar. Dann wurde es zu feucht und alles wurde abgebaut.

Dritter Abend:
Diesmal war ich um 20.15 fertig. Polar Alignment war gut, Model gebaut, es konnte losgehen. Gegen 22:00 wurde es kälter und es entstand eine niedrige Wolkenschicht (oder hohe Nebelschicht). Flats gemacht und abgebaut.

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M16, 60x60s Rot, 45x60s Grün, 26x60s Blau. 130mm APO bei f/4.5.

Bild in höherer Auflösung

Erste Erkenntnisse:

1) Die Präzision von Polausrichtung, Gewichtsverteilung etc. muss viel größer sein als beim "guided imaging".
2) Wenn alles klappt, sind die Sterne wunderbar rund und lecker.
3) Ohne feste Installation im Observatorium verliert man sehr viel Aufnahmezeit mit der Vorbereitung (Polausrichtung und Modellbau). Da ist Guiding effizienter. Das mag anders sein, wenn man das en passant in einer halben Stunde machen kann, aber soweit bin ich nicht.
4) Wenn man die Aufnahme gestartet hat, ist eigentlich nichts mehr zu tun. Früher habe ich den PHD2 Graphen angestarrt, um eine Eingebung, "was ändern, damit die RMS kleiner wird?" zu bekommen. Jetzt kann man Kosmologie Videos in YouTube schauen.

Tolle Montierung!

Herzliche Grüße,
Ecki
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ecki

Das sieht ja für ein first light echt gut aus - da kannst dich wirklich freuen wenn das einmal fix installiert ist!
 
Hallo,

vielen Dank für die Kommentare und Likes.

Aufgrund der beiden Ozeane mit einer Temperaturdifferenz bis zu 10°C habe ich hier immer Luftströmungen und oft recht feuchte Luft. Mein Seeing ist stark schwankend und oft schlecht. Mit Guiding wird das Problem verstärkt. Deswegen bin ich auf der Suche nach einer neuen Montierung gewesen, die ohne aktives Guiding ausreichend präzise ist.

Herzliche Grüße,
Ecki
 
Moin Ecki,

für meine Balkonsternwarte kommt M16 kaum mehr als 20° über den Horizont eines Wohngebietes nahe Düsseldorf. Das Seeing ist nicht stark schwankend, sondern permanent schlecht. Den Hintergrund krieg ich mit Schmalbandfiltern noch gut abgedunkelt aber die Sterne bleiben aufgebläht und die Guidingkurve sieht aus wie 'n EKG bei Kammerflimmern.

CS Dietmar
 
Hallo Ecki,

Glückwunsch zur neuen Montierung, die auch für mich so etwas wie die Traummontierung ist. Aber solange ich immer ab- und aufbauen muss, ist mir eine Montierung zu umständlich, bei der ich jedes mal ein Pointingmodell machen muss.
Das first light ist dir auch gut gelungen.
 
Hallo Stefan,

danke für die Glückwünsche!

Aber solange ich immer ab- und aufbauen muss, ist mir eine Montierung zu umständlich, bei der ich jedes mal ein Pointingmodell machen muss.

Nachdem ich das jetzt ein Dutzend mal gemacht habe, geht es recht flott. Wäre mir aber auch auf die Dauer auch zu aufwändig. Man kann mit der Mach2 einfach ein paar Punkte auf der Bahn des Aufnahmeobjektes Richtung Westen anwählen. Dann wird ein "Mini Modell" gebaut, quasi nur die Bahn des Aufnahmeobjektes. Das dauert 5 Minuten und kann ohne PC nur mit dem Handcontroller gemacht werden. Für den mobilen Einsatz ist das sehr schick, wobei ich die Mach2 nur als bedingt mobil bezeichnen würde. Es geht, aber ist eigentlich zu schwer.

Herzliche Grüße,
Ecki
 
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