Meine ersten Mondkrater aus der Nacht vom 27. auf den 28. April

Himmelsguckerin

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Hallo zusammen,

in besagter Nacht versuchte ich mich gegen Mitternacht zum ersten Mal an der Mondzeichnerei.

Zuerst schaute ich mir das Licht- und Schattenspiel an der Terminatorlinie eine Weile an. Da fiel mir ein großer tiefschwarzer Krater auf, von dem man nur den hell erleuchteten Rand erkennen konnte. Das heißt, am Beginn meiner Beobachtung konnte ich (in meinem seitenverkehrenden 60/700 Teleskop mit 10 mm Okular) lediglich die linke Hälfte des Randes erkennen. Aber nach und nach kam der komplette Kraterrand in der Dunkelheit zum Vorschein. Sowas hab ich vorher noch nie gesehen und es faszinierte mich so sehr, dass ich diesen Bereich zeichnen wollte.

Mit einem HB Bleistift skizzierte ich zuerst diesen Krater auf weißes Papier. Dann fiel mir auf, dass der Krater ja nicht allein dort stand. Also zeichnete ich nach und nach seine bereits erleuchteten Nachbarn dazu. Schnell wurde mir klar, dass ich irgendwo eine Grenze ziehen musste, denn dort waren so viele Krater beieinander, dass mir schlichtweg die Zeit fehlen würde, alle halbwegs passend einzuzeichnen, wenn ich das alles auch noch genauer ausarbeiten wollte. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Wolken so dicht wurden, dass ich nicht mehr viel erkennen würde.

Als ich versuchte, alles etwas detailgenauer weiterarbeiten zu wollen, merkte ich, dass ich die Krater dafür viel zu klein gezeichnet hatte. Also fing ich an einer neuen Stelle des Papiers wieder von vorn an, aber in einem größeren Maßstab - und mit weniger Kratern. Das ging dann schon ganz gut, allerdings zog nach einer Weile die Wolkendecke so sehr zu, dass ich die Krater irgendwann kaum noch erkennen konnte. Ich gab mich mit meinem ersten Versuch zufrieden und beendete das Ganze mit dem traurigen Gedanken, dass ich eigentlich erst wieder in 4 Wochen eine theoretische Chance hatte, das alles so noch einmal zu sehen und ggf. weiter zu zeichnen.

Hier meine erste Skizze:

photo_2023-04-30_01-09-36.jpg


Nun sah ich heute Jens' beeindruckende neueste Mondzeichnung mit Pastellstiften auf schwarzem Papier. Das schubste mich an, doch selbst mal wieder das schwarze Papier herauszuholen und meine Skizze ebenfalls mit Pastellstiften auf schwarzes Papier zu übertragen.

Ich zeichnete erst die weißen Umrisse der Krater. Dann schraffierte ich die hell erleuchtete Fläche links vom Terminator zart mit dem weißen Stift und verwischte es, damit ein Grauton entstand. Danach zeichnete ich die Schlagschatten und den großen dunklen Krater mit Schwarz ein, wischte noch einmal dort, wo es sanfte Übergänge brauchte, und betonte noch einmal die weißen Kraterränder.

photo_2023-04-30_01-25-37.jpg


Fürs Erste bin ich mit dem Ergebnis schon ganz zufrieden. Auch, wenn die Fläche zwischen den Kratern zu plan ist und weitere Oberflächenstrukturen und angrenzende Krater fehlen. Und überhaupt ginge das Ganze noch genauer. Aber, he, Leute, das sind meine ersten Mondkrater! Da muss man, wenn man von Sonnenflecken- und Sternhaufenversuchen kommt, auch ganz schön umdenken... :giggle:

Das hab ich bei der Zeichnerei gelernt. Und, dass es anscheinend wirklich geht, erst mal eine Skizze mit Bleistift vor Ort zu machen und dann sogar Tage später mit deren Hilfe noch eine Reinzeichnung anzufertigen, bei der diese Skizze eine echte Hilfe ist, um sich an das zu erinnern, was man gesehen hat.

Herzliche Grüße und euch allen möglichst klaren Himmel,
Sabine
 
Hallo Sabine,

ich bin schwer beeindruckt von der Plastizität Deiner Zeichnung. In Stellarium habe ich mal Datum und Uhrzeit auf den 27.4. gegen Mitternacht eingestellt und versucht die gezeichneten Krater zu finden. Hier zwei Screenshots:

stellarium-01a.jpg


Etwas rein gezoomt:
stellarium-02a.jpg


Im Rükl Mondatlas meine ich sie identifiziert zu haben, dazu habe ich Deine Zeichnung horizontal gespiegelt:

sabines.jpg


Keine Gewähr auf die Richtigkeit meines Ergebnisses ;)!

Viele Grüße & CS,
Reinhard

PS:
Hier noch ein Link zu einem passenden Foto von Thomas Jäger:
https://www.naa.net/images/ngbdreieck03.jpg
 
Hallo Reinhard,

jetzt bin ich platt!
Das sind genau die Krater, die ich gezeichnet habe. Das Kind bzw. die Kinder ;) haben einen Namen! Nicht zu fassen, dass Du sie anhand meiner Zeichnung, bei der ja auch die komplette Umgebung und Details fehlen, finden konntest. Wahnsinn! Ich fass es nicht. Der große schwarze Krater heißt also Walter. Was für ein unastronomischer Name für einen Mondkrater...

Außerdem überrascht mich mal wieder, was man mit Stellarium so alles anfangen kann. Auf die Idee, dort nach Mondkratern zu schauen, wäre ich nie gekommen.

Auf dem Foto kann man sehen, dass Walter auch einen Zentralberg besitzt. Wenn das Wetter lange genug durchgehalten hätte, dann wäre er bestimmt noch zum Vorschein gekommen.

Vielen lieben Dank für Deine Mühe, das alles herauszufinden und hier zu zeigen.

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo Sabine,

Das sieht doch schon mal ganz ordentlich aus, der Trick besteht daran immer Zeit zu finden und bei mir ist die Sache bei Bleistift und Papier die Kombination zu finden was zum Papier passt. Auch kann man mal mit dem Finger, gefalteten Lederlappen drüber gehen an den Stellen wo man das ein bisschen kreativer haben möchte. Auch gibt es solche gepresste Kartonstifte die mir sehr gefallen, ohne geht es mittlerweile nicht mehr bei mir.
Immer weiter so, das ist eine wertvolle Ergänzung zur Beobachtung.

Persönlich hatte ich mir noch ein par Bücher geholt von Autoren wie Arthur L. Guptill, Joseph D. Amelio wie Drawing Lessons von J. D. Harding.

Experimentiere auch mal mit Tinte und/oder Kohle auf Papier, ich bin fasziniert vom Chinese Brushwork. Papier gibt es günstig in Rollen 0.97m x 10m.
Chinesische Natur Haar Pinsel können etwas schwere sein zu finden, aber sind es Wert. Fühlen sich sehr intuitiv an in der Hand.

Viel Spaß noch!

Clear skies!,
- Martin
 
Hallo schon wieder ;),

na dann muss ich auch noch den Vergleich zwischen der aktuellen Zeichnung und meinem Foto aus 2004 liefern.
Ich habe mein Foto auf zwei markante Punkte der Zeichnung registriert und angepasst, natürlich wieder mit horizontal gespiegelter Zeichnung:

compare.jpg


Die Zeichnung ist schon verblüffend klasse!

Viele Grüße & gute N2^3,
Reinhard
 
Ach Leute, ihr macht mir Spaß - und Walter mindestens genauso. :D

Martin, Du hast meine Experimentierlaune geweckt. Nun hab ich noch eine schnelle Kritzelversion mit den Kohlestiften auf weißes Papier nachgelegt:

IMG_20230501_005212_580.jpg

Reinhard, hier bitte keinen Vergleich mit dem Foto machen. Denn bei dieser Version hab ich die künstlerische Freiheit schon sehr ausgenutzt. ;)

Liebe Grüße und euch allen ebenfalls eine gute Nacht,
Sabine
 
Gefällt mir sehr gut. Mich erschlägt jedesmal die Fülle von Details, wenn ich den Mond btrachte. Dann will ich immer alles auf einmal. Ich habe inzwischen gelernt, dass man sich wirklich besser auf einen Krater fixiert, und dann immer mehr erweitert, je nachdem, wie weit man kommt. Der erste Strich ist immer der schwerste, finde ich: Dieses "Bloss nix falsch machen, vielleicht doch etwas mehr links.... oder größer?" Wenn diese Entscheidungen mal gefallen sind, fällt es mir leichter. Die nächste Schwierigkeit ist es dann, bei den ständigen Veränderungen der Schatten nicht die Orientierung zu verlieren. Ich nehme immer markante geometrische Formen aus rein schwarzem Schatten als Referenzpunkte. Ärgerlich nur, wenn die nach 7 Minuten völlig anders aussehen. Du jedenfalls scheinst das perfekt gemeistert zu haben. Ich finds großartig. Bitte mehr!
 
Guten Vormittag ihr Lieben,

jetzt erst mal danke für euere Tipps und die netten und motivierenden Worte. :D

Mich erschlägt jedesmal die Fülle von Details, wenn ich den Mond btrachte. Dann will ich immer alles auf einmal
Ja, das kenne ich. Gut, dass ich da mit meinem kleinen 60er Teleskop schon technisch etwas limitiert bin. Trotzdem tauchen, je länger man sich auf ein Gebiet konzentriert, immer mehr Details auf.

Der erste Strich ist immer der schwerste, finde ich: Dieses "Bloss nix falsch machen, vielleicht doch etwas mehr links.... oder größer?"
Und auch das kenne ich gut. Manchmal sitze ich ewig da und muss mir irgendwann selbst einen Schubs geben und mir sagen: Du wolltest doch zeichnen. Also fang jetzt einfach IRGENDWO an. Auch, wenn die ersten Striche nicht passen, wird nichts Schlimmes passieren. Zur Not gibts Radiergummis. :giggle:

Mach da unbedingt weiter, bist da schon richtig prima syntoniert, das wird noch einiges besser werden was schon echt prima++ ist für auf die Schnelle. :y::y::y:
You got my vote!
Thumbs up!
Mach ich. :)

Hätte nie gedacht, dass ich es mal blöd finden könnte, dass es hin und wieder auch mondfreie Nächte gibt.:oops:

Jetzt müsste nur noch das Wetter mitspielen...

Liebe Grüße und uns allen astrotauglichen Himmel,
Sabine
 
Hallo Sabine und alle anderen,
weil ich diesen Beitrag so schön finde mit all den Kommentaren, hänge ich hier mal meinen "Walter", heraus fotografiert aus meinem Ölbild " Der Mond in Öl"
mal eben an.
Hier mal eben flach abfotografiert :

20230502_133307.jpg


und hier mit Schatten ( Taschenlampe) gerade eben mal gemacht:
20230502_140438.jpg

man beachte die Schattenwürfe ;)
passt doch der sehr schön zur tollen Zeichnung von Sabine ...
beste Grüße
K.Heinz
www.astrokunstvanheek.de
 
@M13:
Hallo Karl-Heinz,
da Du Kommentare so schön findest, muss ich doch noch Einen los werden:
Also ich will ja nichts sagen,... aber mit meinem Foto bin ich näher am Original :p.
Viele Grüße & CS,
Reinhard
 
Hallo Niki,
ich kenne das von Dir gezeigte Bild ja schon aus einem andern Beitrag! Auf jeden Fall ganz tolle Idee so etwas zu machen und so gut Umzusetzen.....
beste Grüße
K.Heinz
www.astrokunstvanheek.de
 
Hallo Karl-Heinz,
da Du Kommentare so schön findest, muss ich doch noch Einen los werden:
Also ich will ja nichts sagen,... aber mit meinem Foto bin ich näher am Original :p.
Viele Grüße & CS,
Reinhard
Ja, aber Hallo lieber Reinhard,
da kannst Du dir ja selber mal fest auf die Schulter klopfen :ROFLMAO:, ein von Hand gemaltes Ölbild vom Mond mit einer Fotografie zu vergleichen??
Knipsen können ja viele von Uns :cool:... Sabine hat ja auch den "Walter " gezeichnet, eine ganz andere Liga....
beste Grüße & CS
K.Heinz
 
Ja ja, ist ja klar :y:,...
aber ich kann länger als Sie :ROFLMAO:
(frei nach Loriot)
 
Walter ist leider nicht mehr ganz drauf. Der muesste etwas oberhalb des oberen Bildrandes sein. Das war mein erstes Mond-Gemaelde, in Acryl. Hab leider irgendwann den Massstab verloren. Die Vorzeichnung hab ich am Teleskop gemacht.

20220715_193601.jpg
 
Bevor jetzt alle Chips holen möchte ich noch kurz aufklären, dass Karl-Heinz und ich uns persönlich kennen und schätzen. Also kann das Bier wieder in den Kühlschrank!
:LOL:

@ Holger:
Ist das nicht der Große ganz am Rand?
 
Hallo ihr Lieben,

hier ist ja was los!

Ganz tolle Mondbilder sind das. Danke fürs Zeigen. :D

Was haben wir hier nur für kreative Leute. Jeder macht aus dem Mond und seinen Kratern (und Pyramiden, Niki :y:) etwas anderes. Schon allein von Walter gibt es hier in diesem Thread bereits ganz unterschiedliche Varianten. Das ist, finde ich, eine der Stärken der Malerei bzw. Zeichnerei. Und, dass man damit seine eigene Beobachtungsfähigkeit gut trainieren kann.

Wenn es um ein möglichst genaues Abbild der Mondformationen geht, haben Fotos gegenüber den Zeichnungen Vorteile. Auch, wenn es sicher sehr detailgenaue Zeichnungen gibt. Beim Zeichnen hat man aber - so meine unbedarfte Meinung - eine breitere Palette, wie man das Motiv umsetzen kann. Man kann eher auf Detailtreue hin arbeiten. Oder - wie bei Holgers Mond mit dem herzigen Mäuschen - auch ein viel freieres Werk schaffen. Aber ich will hier die Diskussion Foto vs. Zeichnung gar nicht weiter vertiefen. Beide sind kreative Möglichkeiten, sich mit einem astronomischen Objekt zu befassen. Und beide haben ihre Berechtigung. Jeder sollte sich auf die Weise dem Mond und dem Sternenhimmel nähern, die ihm Freude bringt.

Übrigens bin ich, was Holgers Bild angeht, ganz bei Reinhard. Der große Krater am Rand könnte wirklich Walter sein.

Herzliche Grüße und frohes kreatives Schaffen euch allen,
Sabine
 
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Reaktion: M13
Walter muss oben liegen. Der linke Teil müsste eigentlich noch recht massstabsgetreu sein. Wo es ungenau wurde, hab ich es mit Käse übermalt. Vergleicht es nochmal mit den Fotos von Reinhard ganz oben im Thread.
 
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