Glückwunsch zu diesem schönen Teleskop aus der Zschokke Ära (1903-1932) des optischen Instituts G. & S. Merz. Vor ein paar Jahren habe ich mich recht intesiv mit der Firma Merz beschäftigt. Zum Schulteleskop also noch folgende Bemerkungen von mir:
1910 erschien in Robert Henselings (1883-1964) “Sternbüchlein” die erste Werbeanzeige des wohl bekanntesten Merz-Amateurfernrohrs. Hierbei handelte es sich um das parallaktisch montierte „Schulfernrohr“, das mit einem schweren gusseisernen Stativ und mit fein geteilten Ablesekreisen versehen genau dem Wunsch vieler Sternfreunde entsprach. Mit einer Öffnung von 54 mm und einer Brennweite von 650 mm eignete es sich für eine Vielzahl astronomischer Beobachtungen. Es war durch den relativ geringen Anschaffungspreis von nur 125 Mark (später 150 Mark) zudem noch durchaus erschwinglich. In einer Firmenschrift der Firma Merz findet sich zu dem neuen
Schulfernrohr folgende Beschreibung:
„Auf Veranlassung einiger Privatpersonen haben wir die Herstellung eines Fernrohres mit Stativ und parallaktischem Achsensystem übernommen, welches bei vorzüglichster, den höchsten Anforderungen der Astronomie entsprechender Ausführung, der optischen und einfacher, solider Konstruktion der mechanischen Teile allen Anforderungen entspricht, welche an ein kleineres astronomisches Beobachtungsinstrument gestellt werden können. Dasselbe ist geeignet, einerseits für Schulen eine wertvolle Bereicherung ihrer Demonstrationsapparate zu bilden, als auch anderseits als Hilfsmittel zu dienen für Schüler und Liebhaber-Astronomen, welche Interesse und Freude an der Beobachtung und Verfolgung von Vorgängen am gestirnten Himmel besitzen, um ihre Kenntnisse in dieser schönen Wissenschaft, die heute mehr und mehr zum Gegenstand allgemeiner Bildung erhoben wird, zu bereichern.“
Die frühen Modelle des Schulfernrohrs unterschieden sich durch einen mit transparentem Instrumentenlack überzogenen Messingtubus von den später hergestellten aus schwarz (später grau) lackiertem Eisenrohr. Zu einem Preis von 35 Mark konnte ein spezielles Holzstativ und für 40 Mark eine passende „Astro-Photographische Kamera“ für das kleine Schulfernrohr geordert werden. Um 1926 wurde dem Sternfreund neben dem bereits vorgestellten Schulfernrohr, nun als „Modell A“ bezeichnet, ein weiteres kleines Fernrohr mit einer Öffnung von 61 mm und einer Brennweite von 73 cm als “Modell B“ offeriert. Das Merz-Schulfernrohr und weitere Amateurfernrohre des Optischen Instituts wurde auch ohne Herstellervermerk an Händler abgegeben. Einer dieser Abnehmer war die Optische Anstalt OIGEE Berlin-Schöneberg Opt. Industrie GmbH OIGEE hatte gegenüber Merz zahlreiche Niederlassungen im In- und Ausland und war somit sicher ein guter Absatzpartner für Zschokke. Die von der OIGEE verkauften Fernrohre, nun mit der Bezeichnung „Universalfernrohr“, erhielten am Okularauszug die Gravur „OIGEE BERLIN“. Weiterere Abnehmer der Merzschen Amateurteleskope waren beispielsweise die Schlesicky-Ströhlein G.m.b.H Frankfurt am Main oder die Josef Rodenstock Nachf. Optiker Wolff G.m.b.H. München-Berlin. Mit der Liquidation der G. & S. Merz GmbH im Jahr 1932 endete nicht die Produktion des kleinen Schulfernrohrs. Georg Tremel baute beide Instrumente noch etwa 4 Jahre, nun unter der Bezeichnung „Modell 1“ (54/650) und „Modell 2“ (61/730mm) unverändert weiter. Erst mit dem „Neuen Schulfernrohr“, welches 1936 in Tremels Preisliste Nr. 7 vorgestellt wurde, endete die Produktion dieses kleinen Fernrohrs endgültig.
Gruß in die Runde,
Jürgen