Hallo miteinander,
die Sache hat mir keine Ruhe gelassen und so habe ich etwas weiter recherchiert und mir ein paar Gedanken gemacht.
Die einfachen Sensoren, so wie sie in dem Ohr-Thermometer verbaut sind, haben einen sehr weiten Erfassungswinkel der fast bis 180° geht. Da wäre es recht ungünstig den in einen f5-Newton zu verbauen, man müsste dann bis auf den 1:5 Winkel des Strahlenbündels möglichst alles thermisch abschirmen um das Nutzsignal nicht durch die Strahlung des Teleskops zu zustopfen. Da ist die Innenschwärzung unsrer Teleskope genau das Gegenteil von dem was man bräuchte und zum Verspiegeln des Tubus von innen konnte ich mich nicht durchringen
. Günstiger wäre ein sehr, sehr "schneller" Spiegel, etwa wie bei Scheinwerfer-Reflektoren. Da habe ich mich mal umgeschaut und da gäbe es durchaus Brauchbares z. B. in der Bucht. Dann ist mir aber eingefallen, dass ich mal so eine physikalische Spielerei von Astromedia hatte. Diese bestand aus zwei aufeinander liegenden Holspiegeln wobei der obere ein Loch hatte. Legte man nun einen kleinen Gegenstand in die Mitte des unteren Holspiegels so wurden die Strahlen so geführt, dass in dem Loch des oberen Spiegels ein virtuelles Bild entstand, der Gegenstand schien dort zu schweben, war da aber natürlich nicht fassbar. Der Effekt war verblüffend. Leider war das Teil nicht mehr auffindbar, also mal im Netz geschaut und dort findet man die Spielerei unter dem Namen "Zauberspiegel" von verschiedenen Quellen für wenig Geld. Also wurde so ein Teil bestellt und ein kleines, sehr schnelles Telesköpchen gebaut:
Der Sensor des Ohr-Thermometers sitz nun mittig in einem axial verschiebbaren Holzplättchen auf der optischen Achse des Spiegels und kann so im Fokus positioniert werden. Zur Abschirmung zur Seite ist alles mit einem kurzen Tubus versehen, alles mit selbstklebender Alu-Folie belegt, auch das Holzplättchen des Sensors nach innen. Der Spiegel ist natürlich nicht mit unseren Teleskopspiegeln zu vergleichen, reicht aber zur Erzeugung eines kleinen Spots für den ca. 2mm großen aktiven Bereich des Sensors.
Hilfreich ist, dass das Ohr-Thermometer einen "Food-Mode" besitzt, in dem zwischen -22°C und 80°C gemessen werden kann, damit kann man schon mal rum spielen.
Heute Abend habe ich nun den ersten Test durchgeführt:
- Das Teil auf die eingenordete Vixen SP montiert.
- Grob justiert und mittels eines Taschenspiegels den Spot mittig auf dem Sensor positioniert.
- Messung ausgelöst... -19°C
Hmm, ok nicht grade "lower Limit" aber auch nicht besonders berauschend.
Also Justage nochmal geprüft. Aha, Spot nicht mittig und auch etwas größer als der Sensor. Das müsste besser gehen und es ging auch besser.
- Nächste Messung ausgeleöst... kryptische Fehlermeldung, grrr.
- Weitere Versuche brachten immer wieder diese Fehlermeldung.
-> Frustriert abgebaut und das kleine Manual des Thermometers zur Hand genommen. Aha "Umgebungstemperatur unter 10°C". Stimmt ja, da stand was in den technischen Daten, Sch..ße!
Später habe ich dann noch mal, mit dem aufgewärmten Teil, handgeführt probiert und ein paar kurze "Schüsse aus der Hüfte" gemacht. Der freie Himmel im Zenit liegt unter -22°C und somit kam "lower Limit". Mit dem bloßem Auge den Mond angepeilt brachte Werte zwischen -20°C und -18°C, wobei ich so natürlich den Mond nicht wirklich treffen konnte.
Fazit:
Es sieht meiner Meinung nach nicht ganz hoffnungslos aus, aber für einen aussagekräftigeren Test werde ich wohl bis zum Frühjahr warten müssen. Mal schauen, vielleicht bestelle ich mir mal so einen Sensor mit I²C-Bus und bastele mir was mit einem Arduino, dann könnte man die Daten auch loggen.
Jedenfalls hat es Spaß gemacht und die Beschäftigung mit dem Thema macht nicht dümmer.
Soweit mein keiner Rapport für heute.
Viele Grüße & CS (auch in IR),
Reinhard