Hallo Ralf,
zu deiner Teleskopliste - meine sah vor nicht langer Zeit ähnlich aus.
Ich hatte so 20 Jahre einen 6"-Newton auf einer parallaktischen, für dies Teleskop relativ wackeligen Montierung (EQ3-2) im Einsatz, zeitweise motorisiert - aber alles in allem für meinen Bedarf zunächst ausreichend (Stadtrandlage, sollte transportabel sein, rein visuelle Beobachtung, etwas Mond- und Planetenfotografie mit umgebauter Webcam).
Irgendwann sollte es "mehr" sein, stabiler - und mit Einblick von hinten und nicht in teilweise (bei parallaktisch montierten Newtons) abenteuerlichen Positionen des Okularauszugs. Aber auch nicht riesig, damit noch gut transportabel, ich bin mittlerweile auch über 50 und möchte keine superstabilen aber schweren Montierungen oder unhandliche Röhren wuchten...
Mit etwas Recherche (und auch eigenem Erleben an Teleskopen anderer Sternfreunde) sollte es dann ein 8" Schmidt-Cassegrain, vulgo "C8" werden - also ähnliche Ausgangsposition, nur 6" hatte ich gleich außen vor gelassen. Von meinem 6" zu 8" ist zwar nicht so ein Riesenschritt - aber insbesondere bei den Kugelsternhaufen und planetarischen Nebeln schon ein deutlicher Schritt was die Auflösung und Lichtsammlung anbelangt. Insofern meine Empfehlung - 8", auch mit Blick auf sehr lange Verwendung - bei 6". kommt eher das Begehren nach ein, zwei Jahren nach 'mehr'....
Wie du schwankte ich dann zwischen azimutaler Montierung und parallaktischer - azimutal ist etwas einfacher beim Hinstellen, es muss eigentlich nur gerade stehen, während eine parallaktische Montierung einigermaßen (für visuelle Zwecke) nach Norden und auf den Breitengrad (Polhöhe, also Winkel vom Nordhorizont bis etwa zum Polarstern) ausgerichtet sein soll - das "Alignment", also der Montierung beibringen wie der Himmel gerade orientiert ist, ist bei beiden Montierungsarten vergleichbar. Bei der azimutalen Montierung bleibt zudem der Zenitspiegel, den man normalerweise beim SC verwendet, in etwa in gleicher Position, während bei parallaktischer Montierung je nach Position die Höhe etwas mehr variiert und ggf. der Zenitspiegel etwas gedreht werden muss.
In engerer Auswahl hatte ich dann
a) die azimutale Evolution-Montierung, die die etwas fortgeschrittene azimutale Montierung bei Celestron darstellt, nach dem, was ich in verschiedenen auch ausländischen Foren in Erfahrung bringen konnte, ist deren Antrieb und Stabilität gegenüber der klassischen NexStar SE wohl deutlich verbessert.
b) die parallaktische AVX-Montierung - die es dann geworden ist, um, auch hier wieder langfristig gedacht, vielleicht etwas mehr als gelegentliche Mond/Planetenaufnahmen zu machen
Für rein visuelle Zwecke wäre ich vermutlich bei der Evolution geblieben, allerdings war ich auch schon parallaktische Montierungen gewohnt, und der vermeintliche Mehraufwand beim Aufstellen der AVX ist effektiv nicht so groß, wenn man keine möglichst exakte Nachführung benötigt.
Für einen Eindruck beider Teleskope (wenn man sie nicht beim Händler um die Ecke findet - und hier aus Bielefeld ist jeder Händler weit, weit entfernt...) bieten sich Videos bei YouTube an, z.B. Unboxing-Videos zum Evolution 8
www.youtube.com
oder eine kleine Reihe zur AVX-Version
Celestron Advanced VX 8" Schmidt-Cassegrain Computerised Telescope (part 1) Optics Central's astrophotography specialist, Bill, unboxes a Celestron Advanced ...
www.youtube.com
(3 Teile)
Da bekommt man auch (wenn man mit dem australischen Akzent klarkommt) neben der "Aufbauanleitung" auch erste Hinweise zur Aufstellung und zum Alignment. Und eine Idee, wie groß so ein Ding ist. Dabei wird auch vieles klarer, als es die Celestron-Handbücher allein vermitteln können
Was vielleicht noch nicht erwähnt wurde - auch Schmidt-Cassegrain Teleskope müssen gelegentlich justiert ("kollimiert") werden, da hier jedoch lediglich der Fangspiegel ausrichtbar ist, ist das nicht sonderlich kompliziert und recht gut in einer Anleitung von Celestron beschrieben. Und - bislang musste ich mein Teleskop noch nicht justieren, es kam trotz des weiten Weges ("Made in China") Top-kollimiert an.
Allerdings - (denn DIE richtige Antwort kann man nicht einfach geben) kann auch ein 6"-System eine richtige Wahl sein, denn wie schon erwähnt wurde, ein paar Zusatzdinge kommen meist dazu, zusätzliche Okulare zumeist - und wenn das Budget eng ist, kann ein kleineres Teleskop mehr finanziellen Spielraum für Ergänzungen lassen. Hier ein persönlicher Tip - die mitgelieferten Okulare, beim SC war es bei mir ein 25mm Plössl, sind meist für längere Zeit auch für die verschiedenen Objekte erstmal gut verwendbar, es muss nicht immer sofort noch ein weiteres or gar eine ganze abgestimmte Reihe an Auflösungen sein - das kann man nach und nach ergänzen / ersetzen, wenn es mehr Vergrößerung sein soll (wobei die Brennweite eines SC schon ziemlich lang ist, dass es nicht unbedingt viel mehr Vergrößerung bedarf ...) oder ein größeres Gesichtsfeld. Filter: braucht man zunächst eher nicht, die kann man später anschaffen, z.B. einen UHC oder OIII für Nebelstrukturen.
Taukappe dagegen wird man brauchen, das geht wie schon erwähnt auch im Eigenbau aus z.B. einer Isomatte.
Zudem sollte man an Stromversorgung denken - das Standardanschlußkabel der Montierungen ist (immer noch) 12V "Zigarettenanzünderstecker". Den kann man entsprechend and eine Autobatterie anschließen, ein entsprechendes Netzteil für 12V-KFZ-Stecker nehmen, einen "Powertank" mit passender Buchse ... Ich selbst habe mir allerdings, da ich vorwiegend zuhause im Garten beobachte, ein passendes Netzteil angeschafft, das direkt an die Montierung angestöpselt werden kann.
Vor allem: nimm dir Zeit dich umzuschauen, um Für und Wider abzuwägen - ein Teleskop soll einen ja längere Zeit begleiten und (nach Bill Nye) "the Passion, Beauty and Joy of Space" vermitteln. Frag 5 Astronomen und du bekommt 6 verschiedene Antworten
In diesem Sinne: klare Nächte
Micha
Edit: ein paar Tippfehler korrigiert - bestimmt nicht alle ...