Palomar 10 - Kugelsternaufen im Staub der Milchstraße

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bernhardhubl

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Hallo Leute,

Heute möchte ich Euch eine tiefe Aufnahme des Kugelsternhaufens Palomar 10 vorstellen. Pal 10 befindet sich in 20.000 Lichtjahren Entfernung in einer der staubigsten Gegenden der Milchstraße. Aufgrund der extrem hohen Extinktion von E(B-V) = 1,66 mag werden alle Sterne dieses Kugelsternhaufens tief rot, wenn man eine Standard-Farbgewichtung durchführt. Die parallel entstandene DSLR-Weitfeldaufnahme mit dem Baader Apo95 zeigt jede Menge Dunkelnebel in dieser Gegend, wodurch die intensive Rötung verständlich ist. Da ich genug Belichtungszeit gesammelt hatte, konnte ich auch den Versuch wagen, Informationen über die "realen" Sternfarben von Pal 10 herauszukitzeln. Dazu habe ich die Grün-Farbgewichtung um den Faktor 3 und die Blau-Farbgewichtung um den Faktor 7 angehoben! Dadurch wird die interstellare Rötung kompensiert und die Farbdifferenzierung in den Sternen von Pal 10 kommt zum Vorschein.


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Palomar 10 mit 12" Newton und QSI 660

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Palomar 10 Weitfeld mit Baader Apo95 und EOS6D

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Palomar 10 ohne interstellare Rötung

lg
Bernhard
 
Hallo Bernhard
Da ich ein Fan von Ksh bin darf ich dir zu dieser außergewöhnlichen Aufnahme gratulieren.
Deine Ausarbeitung mit „realen“ Farben lässt den Ksh richtig erstrahlen. Die ergänzenden Info‘s runden das Ganze richtig ab
 
Hallo Bernhard,

man lernt nie aus, so deutlich hat mir den Effekt noch keiner vor Augen geführt, vielen Dank dafür! Mal ganz abgesehen von den in der von Dir gewohnten Qualität dargebotenen Aufnahmen!

CS
Jörg
 
Hallo Reinhard, Jörg und Frank,

Vielen Dank für Eure netten Rückmeldungen!

Hast du die Faktoren auf einer Grundlage berechnet oder aus dem Bauch heraus?

Bei den Gewichtungsfaktoren bin ich von folgender Überlegung ausgegangen:

Die meisten Kugelsternhaufen, die sich in hohen galaktischen Breitengraden befinden (keine Rötung), zeigen typische durchschnittliche B-V-Werte zwischen 0,65 und 0,70mag.

z.B:
M13: B-V = 0,68mag
M92: B-V = 0,63mag
M03: B-V = 0,69mag

Das bedeutet, dass die durchschnittliche Farbe eines typischen Kugelsternhaufens ohne interstellare Extinktion etwa weiß ist.

Unter der Annahme, dass die durchschnittliche Farbe von Pal 10 ohne Rötung auch weiß ist, habe ich das ColorCalibration-Tool von PixInsight verwendet und nur den Bereich mit Pal 10 für die Region of Interest für die White Reference ausgewählt.

PixInsight lieferte die Farbgewichte R:G:B = 1.0 : 3.0 : 7.0, die mir realistisch erschienen.

Natürlich ist dieses Verfahren wissenschaftlich nicht ganz korrekt, aber es gibt eine gute Vorstellung von den Farben der Sterne von Pal 10.

lg
Bernhard
 
Hallo Bernhard,
ein beeindruckendes Bild von Palomar 10 und interessant die Reduktion der galaktischen Rötung.
Mir ist nicht ganz klar wie das Calibration Tool die Werte liefert, normalerweise gibt man sie ein.
Könntest Du mal kurz Deine Methode beschreiben?
Danke, LG Gerhard
 
Hallo Bernhard
Diese Darstellung der Farben ist fabelhaft. Was da nach der balance rauskommt macht wirklich den Unterschied.
Prima Idee sauber angebracht.
 
Hallo Michael, Gerhard und Siegfried,

Vielen Dank für Eure netten Rückmeldungen!

Mir ist nicht ganz klar wie das Calibration Tool die Werte liefert, normalerweise gibt man sie ein.
Könntest Du mal kurz Deine Methode beschreiben?

Hier helfen die Infos in der ProcessConsole.
1. Bild in PI öffnen
2. Preview mit Pal10 erstellen (helle Vordergrundsterne vermeiden)
3. ColorCalibration öffnen und im Region of Interest für White Reference die Preview einstellen
4. Apply in ColorCalibration
5. Danach einfach in die Process Console schauen

Da findet man dann folgende Zeilen:

* White balance factors:
W_R : 1.0000e+00
W_G : 3.1613e+00
W_B : 8.2156e+00

Den Vorgang mit verschiedenen Previews wiederholen. Dann sieht man, dass die Ergebnisse naturgemäß ein wenig schwanken.
Ich habe mich schließlich für R:G:B = 1:3:7 entschieden.

lg
Bernhard
 
Danke Bernhard.
Muß nochmals fragen. Wie bringe ich dann R, G, B mit den unterschiedlichen Gewichtungen in ein RGB Bild zusammen?

Gruß Gerhard
 
Hallo Gerhard,

Nach Durchführung der ColorCalibration in PI ist das resultierende RGB-Bild bereits entsprechend adaptiert. Man bräuchte daher danach gar nichts mehr machen.

Wenn man manuell die RGB Kanäle zusammenbauen und gewichten möchte, dann geht das in PI mit dem LRGB Combination Tool. Alternativ kann man z.B. in CCDStack das Color-Create verwenden und Gewichtungsfaktoren aufbringen.

lg
Bernhard
 
Hallo, Bernhard,

klasse Aufnahmen und die Reduktion der Rötung war eine sehr gute Idee!
Sowas sieht man nicht alle Tage. Prima ausgedacht! Macht für den kleinen Bereich wirklich Sinn, sowas mal auszuprobieren.

viele Grüße und häufiger cs
Andreas
 
Hallo Bernhard, die Reduktion der Farbverschiebung des kleinen Palomar-Haufens bringt das Teil wirklich sehr authentisch rüber, das macht was her! Bei dem Vorgang sind allerdings die Vordergrundsterne VOR den farbverschiebenden Nebelschwaden auf meinem Bildschirm derart ins Bonbon-Blau abgedriftet, dass es schon fast schmerzt :) Sie wirken mehr wir fette Blue Straggler ... das I-Tüpfelchen wäre also wohl eine Korrektur, die die unterschiedliche Distanz der Sterne entsprechend berücksichtigt. Klar, viel Arbeit ... aber vielleicht lohnend?

LG Gotthard
 
Hallo Andreas und Gotthard,

Vielen Dank für Eure netten Rückmeldungen!

Bei dem Vorgang sind allerdings die Vordergrundsterne VOR den farbverschiebenden Nebelschwaden auf meinem Bildschirm derart ins Bonbon-Blau abgedriftet, dass es schon fast schmerzt

Vollkommen richtig!
Mein "gültiges" Endbild ist daher das gerötete Standardbild. Das volle Feld mit den geänderten Farbkorrekturen war eher als Test / Demo gedacht. Und da sieht man auch sehr gut, dass die interstellare Extinktion je nach Entfernung und Richtung sehr unterschiedlich sein kann und eine Korrektur über das ganze Feld vom Ansatz her nicht funktionieren kann. Genau wie von Dir angemerkt.
Fazit: Nur das gecroppte Feld um Pal10 betrachten :)

lg
Bernhard
 
hallo Bernhard,

den kleinen Haufen sehen wir ja durch eine ganz schön trübe Suppe. Tolle Idee, den Effekt der Etinktion mal so vorzuführen!
Sehr schöne Bilder auch noch dazu! :D

lg Tommy
 
Hallo Bernhard,

eigentlich ist schon alles gesagt. Tolle Idee, ein Bild einmal auf diese Weise doppelt umzusetzen. Dein Ansatz zur Ermittlung der "wahren" Farben ist interessant, das werde ich gelegentlich auch einmal ausprobieren. Die Bildbearbeitung ist, ganz abgesehen davon, wieder einmal ein typischer "Hubl".

Viele Grüße
Stefan
 
Hallo Bernhard,

du führst uns wundervoll vor Augen, dass vieles wahrscheinlich in ganz anderen Farben daherkommt. Wir bekommen meist schon "gefilterte" Bilder auf dem Weg in unsere Augen, Kameras,... geliefert.

Sehr lehrreich
Franz
 
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