Hi!
Den Lichtenknecker kenne ich nicht, aber wir haben seit kurzem einen RASA8 im Verein. Der hatte es aber einfacher, weil er kein vorhandene Optik verdrängt und somit keine Widerstände überwinden musste
Ich konnte noch nicht viel Zeit damit verbringen - ich habe ihn eingerichtet und die Technik zum Laufen gebracht, und schon wurde er ausgeliehen. Im Prinzip eine feine Sache, da wir uns freuen, wenn die Geräte genutzt werden, aber ich würde ihn eigentlich selber auch gerne mal benutzen - macht Spaß.
Visuell sind wir
sehr gut ausgestattet, fotografisch wurde abseits der Planetenfotografie praktisch nur ein ED80/600 mit 0,8x Reducer mit einer astromodifizierten DSLR sinnvoll genutzt, der eigentlich als Leitrohr auf einem C14/Alt-Montierung sitzt und ohne Guiding ausreichend viel scharfe Bilder liefert. Also stand eine Auffrischung unserer Foto-Ausrüstung auf dem Plan.
Der erste Schritt war eine Celestron AVX als mobile Montierung mit Guiding-Schnittstelle und Goto. Die ist jetzt komplett samt Akku, Stativablageplatte und Handcontrollerhalter (fehlt auf dem Bild noch, der hat jetzt auch ein Fach im Deckel) in einem Flightcase. So muss man nur den Koffer, Stativ und Gegengewicht(e) einpacken, und vergisst keine Teile. Der Koffer ging nochmal ins Geld, aber war es wert. In der Vereinsgeschichte standen wir schon oft genug auf dem Acker, und irgendwelche Teile haben immer gefehlt. Es geht nichts über Komplett-Sets, und Ablagefächer, damit man sieht, was fehlt.
Der RASA 8 kam pünktlich zur Entscheidungsfindung für eine neue Optik, und eine Astro-Kamera stand auch auf dem Plan. Für die ATIK haben wir uns entschieden, um auch mal Live-Stacking machen zu können. Da brauche ich wohl noch ein bis zwei Abende, bis das schön läuft, aber prinzipiell scheint das Livestacking auch zu funktionieren und ist eine coole Sache - dann können wir Objekte erst im Teleskop zeigen, und anschließend die Kamera anstöpseln und zeigen, wo die schönen Astrofotos herkommen. Nur der aktuelle Steuer-PC ist zu lahm, auf meinem alten MacBook läuft die Software besser.
Die ATIK Horizon Color kam pünktlich vor dem Lockdown im Frühjahr und konnte daher bislang kaum getestet werden; der RASA samt Celestron Motorfokussierer kam kürzlich.
Bis alles lief, hat mich das etwa sechs Stunden gekostet (erste Fokussiertests noch bei Tag) - auch, weil bei der ATIK keine Dokumentation beilag und das Benutzerinterface der Software alles andere als benutzerfreundlich ist. Mit Sharpcap hat's dann geklappt, anschließend auch mit Artemis Capture von ATIK.
Beim RASA 8 mussten noch der Motorfokussierer und der Sucherschuh (beide nicht im Lieferumfang) installiert werden; als Leitrohr/Sucher kommt das 50er MicroGuide von Astroshop zum Einsatz, mit Fadenkreuzokular. Zenitprisma geht leider nicht, da war ich vom Baader Variofinder verwöhnt, den wir am C14 haben. Man lernt nie aus, wenn man neues probiert... Der größte Zeitfresser waren die Firmwareupdates der Handcontroller, bzw. das passende USB-Kabel dafür zu finden.
Die ATIK ist unsere einzige Kamera, die an den RASA 8 passt - er hat wenig Backfocus, DSLR geht
nicht. Den nötigen T-2 Abstandsring hatte ich zum Glück noch rechtzeitig vor dem aktuellen Pseudo-Lockdown besorgt.
Sehr ungewohnt ist es, dass nur am Computer gearbeitet wird – nur die beiden Referenzsterne für die Steuerung werden noch über den Sucher eingestellt, wobei auch das über die Kamera am RASA gehen müsste, bzw. die am Leitrohr, wenn sie genug Feld hat. Kommt natürlich auch darauf an, wie gut die Montierung bereits eingenordet ist. Vielleicht kommt noch ein zweiter Sucherschuh für einen Leuchtpunktsucher dazu, wenn wir einen funktionieren Autoguider haben. Aber mit einem eingeblendeten Fadenkreuz in der Hauptkamera ist das All-Star Polar Alignment auch gut machbar, mindestens so gut wie mit einem Fadenkreuzokular.
Den ersten Testlauf machte ich auf der CGEM, die wir fest aufgebaut haben. Die Verkabelung fehlt auf dem Foto noch...
Für die vollständige Steuerung brauche ich drei USB-Ports, mein MacBook hat natürlich nur zwei. Mangels Autoguider haben aber zwei gelangt. So hing die Montierung mit Fokussierer an einem Port und die ATIK am anderen. Fokussieren geht entweder über den PC oder Handcontroller über den FHWM-Wert: Coole Sache.
Da ich mit Technik-Tests beschäftigt war, bin ich nicht zum Kollimieren der Optik gekommen. dazu wäre eine Bahtinov-Maske wohl hilfreich, es müsste aber auch ohne gehen. So ließ ich das Teleskop (mit der Polroutine von Sharpcap noch einmal eingenordet) M57 anfahren und die Kamera erst einmal aufnehmen, ohne Guiding und Kollimation. Danach hat es mich noch einen Tag gekostet, um herauszufinden, wie ich aus den Farbbildern der ATIK auch Farbaufnahmen gewinne, aber für 7,5 Minuten mit einem Teleskop, das praktisch "Out-of-the-Box" kommt, bin ich schon zufrieden: Der Zentralstern von M57 ist zu sehen (auf alle Fälle bei voller Auflösung). Man bedenke: Das Bild entstand in der Heilbronner Innenstadt, ohne Lichtverschmutzungsfilter. Soviel zu der These, schnelle Optiken bringen unter Lichtverschmutzung nichts
Trotzdem steht auch ein Filterschieber noch auf der Einkaufsliste.
Was unbedingt noch fehlt ist eine feste Taukappe und ein Kabelmanagement. Interessant wird noch die Stromversorgung auf dem Acker, für den kompletten Aufbau gehen mir sogar auf der Sternwarte die Steckdosen auf. Da wollten Strom:
- Laptop (Netzteil, auf dem Acker dann per Akku)
- Montierung (Netzteil, auf dem Acker dann PowerTank)
- Lüfter des RASA (geht auch über Batteriepack mit 8xAA)
- Kamera (Netzteil, müsste mit <2A hoffentlich auch über PowerTank gehen)
- ggf. die Guiding Kamera, wenn es ein Standalone-Guider wird. Und als Vereinsgerät muss der Guider möglichst einfach zu bedienen sein, PHD verstaubt hier auf der Platte.
Es ist immer die Frage, was ihr im Verein erreichen wollt. Ein Grund für den RASA war bei uns, dass wir unseren Mitgliedern was bieten wollen. Es ist zwar traurig, aber ein C14 lockt nicht mehr viele Amateurastronomen auf eine Vereinssternwarte in der Innenstadt, seit Dobsons so verbreitet sind. H-Alpha für die Sonne schon eher, das haben noch nicht so viele. Vor allem aber muss es eine gute Dokumentation für alle Geräte geben. Als ich angefangen hatte, auf der Sternwarte zu fotografieren, musste ich auch erst einmal Adapter sortieren, was überhaupt vorhanden ist und zusammen gehört. Klar: Der Okularprojektionssatz von Lichtenknecker funktioniert auch heute noch, und die alten Lichtenknecker-Orthos sind wirklich gut, aber die Zeiten ändern sich. Und vor allem: Wer keinen Schlüssel zur Sternwarte hat, kann da auch kaum rumexperimentieren. Die letzten Jahre habe ich damit verbracht, die ganze Ausrüstung zu dokumentieren, die wir haben – auch als Gedankenstütze für alle, die nur selten auf der Sternwarte sind.
Es ist nämlich gar nicht immer so einfach, jemanden zu finden, der sich mit den Fotogeräten auf der Sternwarte auskennt und Zeit und Lust zum Erklären hat. Die Interessen ändern sich, der Beruf zieht einen wo anders hin, und dann will man den Vereinsabend zum Quatschen mit alten Freunden nutzen. Da ist es sehr angenehm, wenn man den Leuten die bebilderte Anleitung geben kann und den Abend frei hat, oder nur gelegentlich vorbeischauen muss, ob sie klar kommen
Wahrscheinlich hast du im Verein mehr Erfolg, wenn du für das selbe Geld eine mobile Montierung plus RASA 8 vorschlägst, die die vorhandenen Teleskope ergänzt (neue Brennweite und anderer Einsatzzweck als das festaufgebaute Gerät). Ich geb's ganz offen zu: Nach 25 Jahren im Verein bin ich auch kein Freund davon, etwas voll funktionstüchtiges auszumustern, nur weil es selten genutzt wird – weil halt auch Erinnerungen dran hängen, und viel Zeit reingesteckt wurde. Man wird sentimental. Aber auch wir trennen uns gelegentlich von altem Geraffel.
Spaß macht der RASA8 auf jeden Fall, und bei einer kompakten Kamera wie der ATIK kommt man auch an die Justageschrauben ran. Und ich war verblüfft davon, wie gut justiert er doch bei uns ankam.
Aber: Mit einer DSLR ohne Tethering (also ohne Bildübertragung auf den PC) wollte ich damit nicht arbeiten. Die Schärfe per FWHM am Monitor zu beurteilen und den Fokussierer ohne Aufstehen betätigen zu können, ist sehr angenehm. Das Ganze ist kein Vergleich zu unserer alten Starlight Express CCD-Kamera, die wir Mitte der 90er hatten, jetzt macht es wirklich Spaß
Der einzige Nachteil vom RASA: Er senkt meine Motivation, mit meinem eigenen ED80 auf den Acker zu gehen (der halt bei vergleichbarer Brennweite nur auf f/6 kommt), oder gar die alte 150/750mm Maksutow-Kamera in Betrieb zu nehmen, die bei mir im Keller liegt und mit 20kg meine aktuellen Montierungen überfordert... Bei der Lichtstärke lohnt es sich sogar, mittlerweile über eine Stunde zur Sternwarte zu fahren, und trotzdem mehr Licht zu sammeln als mit den eigenen Geräten... Der Schritt von f/2 auf f/4 bedeutet immerhin vierfache Belichtungszeit; für ein f/4-Gerät wäre das bei weitem nicht so reizvoll.
Beste Grüße,
Alex