Ronchi Test zum selbermachen

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Lorchi

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Hi,

ich möchte gerne meinen Newton überprüfen (den ich ohne Ronchitest bekam). Angeblich soll ja der Ronchitest recht einfach sein. Leider habe ich keine echte Ahnung davon, wie er funktioniert.

Ein paar kleine Tips habe ich schon gefunden. Jetzt wüßte ich gerne, ob ich die Bastelvarianten-Vorgehensweise so richtig erfaßt habe:

1.) Ich generiere mir ein passendes Strichmuster, fotographiere es ab und habe mein (Negativ- oder Dia-) Gitter
2.) Ich bastel mir eine Vorrichtung, die auf kleinem Raum Lichtquelle und Beobachtungspunkt nebeneinander jeweils durch das selbe Gitter ist
3.) Ich lasse mir per Software ein Idealmuster für meinen Spiegel berechnen und vergleiche das Ergebnis

Fragen:
- Kann ich dadurch eine quantitative Aussage über meine Spiegelqualität bekommen? (Worauf bezieht sich so mancher Händler mit seinen Lambda/5 usw...?)
- Eigentlich ist das ja eine Methode nur für den Spiegel. Kann ich das trotzdem am ganzen Teleskop machen? Z.B. über den Fangspiegel durch den OAZ?
- Kennt jemand eine gute Bastelanleitung mit Tips zum Beachten für sowas?

Ich danke Euch schonmal für Eure Antworten!
 
Hallo,
So wie du das beschreibst könnte es klappen. Es kommt etwas darauf an wie du die Vorlage zum Fotografieren machst, was für einen Film du benutzt und was für eine Kamera.
Die Vorlagen würde ich mit einem Malprogramm zeichnen (MS-Paint geht) und ausdrucken.
Ein Color-Negativfilm geht nicht, da der eine orange Maskierung aufweist. Schwarz-weiß-Negativfim oder ein Diafilm geht.
Die Kamera sollte möglichst ein festbrennweitiges, nicht zu extremes Objektiv haben, z.B. 1,8 f 50 mm, das verzeichnet nicht so wie ein Zoomobjektiv.
Du kannst Fotos in verschiedenen Entfernungen von deiner Vorlage machen und bekommst dadurch Gitter mit verschiedenen Gitterkonstanten, oder du machst gleich verschiedene Vorlagen, die du zusammen ablichten kannst.
Für den Aufbau des Versuchs gibt es verschiedene Möglichkeiten, so wie du es beschreibst kann es gehen. Ich benutze ein superfeines Nadelloch, vor einer hellen Halogenlampe. Das Licht muss dann nicht durch das Gitter fallen.
Der Test ist nicht quantitativ, das heißt, Du kannst nur vergleichen und sagen ich sehe eine Abweichung oder eben nicht. Es gibt allerdings ein Programm, mit dem man alle Abweichungen der Wellenfront simulieren kann und dann auf das Ausmaß der Störung zurückschließen kann.
http://www.atmsite.org/contrib/Smith/RonchiZ/
Du kannst einen Ronchitest am ganzen Teleskop machen. Dazu stellst du einen Stern ein, z.b. Polaris, der bewegt sich nicht. Dann bringst du dein Gitter in die Nähe des Fokus und schaust durch das Gitter. Die Linien die Du siehst müssen absolut gerade sein. Dann hat die Optik diesen Test bestanden. Der Test ist hier ein Nulltest.
Mit dem Gitter gehst du mehrfach durch den Fokus und zurück. In Fokusnähe wo du weniger Linien siehst, ist der Test am empfindlichsten. Mit feinerem Gitter und mehr Linien / mm auch, wobei es schwierig ist eine Optik auf besser als 1/4 Lambda zu testen.
Wenn du quantitative Werte haben willst, dann hilft nur eine Methode, bei der auch Messwerte rauskommen. Dazu gehört z.b. der Zonentest nach Foucault. Da bekommst du dann Messwerte und kannst die Abweichung der Wellenfront berechnen.
Grüße Martin
 
Hallo Marti,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Hilft mir schonmal weiter.

Nur eins wäre da noch: was bedeutet jetzt dieses Lambda/4 etc.? Ist das, wenn ich Abweichungen in den Streifen umrechne in einen Winkelunterschied (Radius = Brennweite, Abweichung=Kreissegment (z.B. 4mm weil es ein fünfzigstel eines 200mm-Spiegels ist)), und diese Winkelabweichung dann umgerechnet in den Wellenlängenunterschied, den ich am Gitter zwischen zwei benachbarten Strichen brauche, um diesen Ablenkungswinkel zu erhalten? Oder liege ich da total daneben?
 
Nur eins wäre da noch: was bedeutet jetzt dieses Lambda/4 etc.? Ist das, wenn ich Abweichungen in den Streifen umrechne in einen Winkelunterschied (Radius = Brennweite, Abweichung=Kreissegment (z.B. 4mm weil es ein fünfzigstel eines 200mm-Spiegels ist)), und diese Winkelabweichung dann umgerechnet in den Wellenlängenunterschied, den ich am Gitter zwischen zwei benachbarten Strichen brauche, um diesen Ablenkungswinkel zu erhalten?

Lambda /4 bedeutet Lambda /4 Peek to Valley Wavefront oder auch 1/4 wave PV und ist eine der möglichen Angaben über die Oberflächenqualität. Ein Spiegel mit Lambda /4 gilt gemeinhin als beugungsbegrenzt.
Wenn du das schaffst dann bekommst du von mir einen Orden. Es ist versucht worden, allerdings ohne großen Erfolg. Anders als bei einem Interferogramm sind hier die Fehlermöglichkeiten (z.B. Verzeichnung eines Objektives) größer als die zu messenden Abweichungen in den Linien. Man kann beim Ronchitest auch nicht sagen, daß der Abstand zweier Linien soundsoviel Lambda Fehler entsprechen. Das hängt von der Brennweite, der Gitterkonstante und dem Ort auf dem Spiegel ab.
Verschiedene Abarten des Ronchitestes:

http://home.t-online.de/home/marty.t/1alinks.htm unter Software und Spiegelschleifen/Testverfahren

http://users.telerama.com/~mdholm/atm/invron/invron.html Invers Ronchi: da werden Gitter berechnet bei dem die Linien so gebogen sind, daß sie dann beim Test wieder gerade erscheinen.

http://hometown.aol.com/RonWin20/ Ronchi für Windows: da werden die Ronchibilder vorausberechnet.

Grüße Martin

 
Nur eins wäre da noch: was bedeutet jetzt dieses Lambda/4 etc.?
Noch mal zur Verdeutlichung: Wenn der Fehler eines Spiegel kleiner als 1/4 Wellenlänge PV an der Wellenfront ist, dann kann man mit dem Ronchitest keine Abweichung mehr gegenüber einem perfekten Spiegel sehen.
Die Abweichungen werden dann durch Beugungserscheinungen überlagert. Sieht man also eine Abweichung beim Ronchitest (vorausgesetzt man hat ein gutes Gitter mit 10 Linien pro Millimeter, keine Störungen durch unruhige Luft etc.), dann ist der Spiegel sicher schlechter als 1/4 Lambda PV Wellenfront. Dieser Wert wird allgemein als Beugungsgrenze bezeichnet.
Grüße Martin
 
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