SC-Teleskop: idealen Abstand Spiegel / Schmidtplatte ermitteln

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p-dae81

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Hallo Zusammen,
mal zwei Fragen an die Optikexperten:
1. Warum geschieht die Fokussierung eines SC-Teleskops über den Abstand Schmidtplatte+Fangspiegel zu Hauptspiegel? Was ja eine Abweichung vom berechneten Ideal darstellt, eine Brennweitenänderung verursacht und technisch aufwändiger ist, als über Okularauszug.
Und die eigentliche Frage:
2. Wie kann man experimentell den idealen Abstand Schmidtplatte+Fangspiegel zu Hauptspiegel ermitteln?

Grüßle
Peter
 
Hallo Peter,

die meisten SC und auch einige MC fokussieren über das Verschieben des Hauptspiegels. Der Vorteil ist, dass so sehr viel Fokussierweg zur Verfügung steht. So kommt man mit allem möglichen Zubehör (Zenitspiegel in 1 1/4 und 2 Zoll, Bino ohne Glaswegausgleich etc.) und auch bei terrestrischen Objekten in der Nähe an das scharfe Bild. Bei den SC ist das ganze normalerweise auf die Konfiguration mit visual back und 1 1/4" Prisma für unendlich weit entfernte Objekte abgestimmt. Dann ist die Korrektur am besten und die angegebene Brennweite des Systems stimmt. Wird das Bild weiter nach hinten verlegt, nimmt die effektive Brennweite zu.
Ein Nachteil dieser Methode ist das Spiegelshifting, d.h. das Objekt wandert beim Fokussieren im Gesichtsfeld. Die Stärke des Shifting hängt von der Konstruktion der Fokussierung und deren Qualität ab, ist bei "gleichen" Fernrohren aber oft sehr unterschiedlich.

Um die Nachteile dieser Fokussierung auszugleichen, gibt es für SC Okularauszüge und Spiegelarretierungen für die Fotografie.

CS Gerhard
 
1. Warum geschieht die Fokussierung eines SC-Teleskops über den Abstand Schmidtplatte+Fangspiegel zu Hauptspiegel? Was ja eine Abweichung vom berechneten Ideal darstellt, eine Brennweitenänderung verursacht und technisch aufwändiger ist, als über Okularauszug.
Die Bildqualität degradiert beim SCT außerhalb vom nominellen Spiegelabstand nur sehr langsam. Bei nur geringer Verringerung des Spiegelabstandes vergrößert sich der Backfokus ganz erheblich. Das schafft Raum für sperriges Zubehör ohne wesentliche Verschlechterung der Bildqualität. Siehe dazu

SCT focusing errors

Wenn Δ die Abweichung vom nominellen Spiegelabstand bezeichnet, und B die Abweichung vom nominellen Backfokus, dann gilt für typische SCTs

B ~ -25 Δ

Eine Verringerung des Spiegelabstandes um 1 mm bewirkt also eine erhebliche Vergrößerung des Backfokus um 25 mm.

Und zur damit einhergehenden Verschlechterung der Bildqualität schreibt Vladimir Sazek:

For every mm of reduction in mirror separation (∆=1), or nearly for every inch of focus extension, induces ~1/23 wave P-V wavefront error of over-correction, and as much of under-correction for widening the separation.

Was dann wohl deine erste Frage beantwortet. Und zur zweiten Frage:

2. Wie kann man experimentell den idealen Abstand Schmidtplatte+Fangspiegel zu Hauptspiegel ermitteln?
Am einfachsten, indem du den nominellen Backfokus für das jeweilige SCT einhälst. Du kannst auch die effektive Brennweite für verschiedene Werte vom Backfokus bestimmen und dann den Backfokus wählen, bei dem die nominelle Brennweite erreicht wird.
 
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Hallo,
ist bei einem Cassegrain-System ganz einfach. Ronchiokular in den Auszug, möglichst nahe an die Tubusrückwand. Mittig auf hellen Stern richten, Ronchiokular soweit rausziehen, bis ca. 4-6 Linien sichtbar sind. Danach Hauptspiegel solange verstellen, bis die Linien grade sind. Das wär dann der optimale Abstand Fang-Hauptspiegel. Wenn Du dann das Ronchi noch soweit rausziehst, bis keine Linien mehr sichtbar sind, hast den optimalen Backfokusabstand.
 
Hallo Gerhard, Peter und Hanibal,
vielen vielen Dank für die Antworten und Klärung meiner Fragen!!
LG
Peter
 
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