Schlechter Fokus mit 6.3mm Okular (150/1200 Dobson)

latschgori

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

Ich bin ganz frisch hier im Forum und zunächst mal bekunden, wie froh ich bin, so eine Plattform gefunden zu haben! Wenn man persönlich keinen Kontakt zu andern Sternguckern hat, ist es doch sehr hilfreich, sich hier austauschen zu können.

Wie auch immer habe ich mir vor einer Woche den lange gehegten Traum eines eigenen Teleskops erfüllt, habe mich entschieden, ganz "klein" anzufangen und habe ein 150/1200mm Dobson Teleskop von Orion über eBay Kleinanzeigen erworben. Bin bisher auch absolut begeistert, zum ersten mal mit eigenen Augen die Ringe des Saturn und die Jupitermonde zu sehen, ist einfach ein Erlebnis! :love:

Da ich aber etwas mehr Vergrößerung wollte, habe ich mich dann in das Thema Okulare ein bisschen eingelesen und mir nun ein 6.3mm Super Plössl Okular (zugegebenermaßen der wohl eher unteren Preisklasse) dazu gekauft.
Ich bin die ganzen Formeln usw. durchgegangen und bin so auf eine "optimale" Vergrößerung für mein Teleskop von 187 gekommen, somit kommt das Okular mit 190-facher Vergrößerung am nächsten dran. Zudem müsste ich ja nach der Faustformel noch weit genug von der eigentlichen maximal sinnvollen Vergrößerung (300-fach) entfernt sein.

Vorhin habe ich es dann mal ausprobieren wollen (habe gerade Nachtschicht, da is nix mit beobachten :cry:) und habe zunächst mit dem Standard 25mm-Okular ein Windrad in ca. 3km Entfernung anvisiert und dann das kleine Okular eingesteckt.
Nun bekomme ich aber subjektiv keinen vernünftigen Fokus hin, bzw. ist das Bild auch beim "besten" Fokus noch immer recht unscharf und detailarm. Man muss dazu sagen, dass bei uns gerade heller Sonnenschein ist und extrem viel "Hitzeflimmern" am Start ist, aber das Bild im 25mm Okular ist doch wesentlich besser.
Ist das nun die normale Einbuße, die man bei fast fünffacher Vergrößerung im Vergleich zum 25mm hinnehmen muss oder mache ich einen Fehler bzw. "beißen" sich Teleskop und Okular in dem Fall irgendwie?

Was mir überraschenderweise aufgefallen ist, als ich aus Spaß mit meinem Handy ein Bild durch das Okular gemacht habe, war das Bild auf dem Telefon wesentlich besser als das reale, das ich mit meinem Auge sehe. Normalerweise ist es ja umgekehrt...
Liegt das am geringeren Abstand, wenn das Handy direkt aufliegt oder einfach an der Linse der Kamera?!

Habe mir auch gedacht, dass das Windrad evtl. noch nicht weit genug entfernt für einen guten Fokus mit dem Okular ist, ist das eine Möglichkeit?



Ich hoffe ihr entschuldigt, falls das eine etwas nervige Anfängerfrage ist, aber war mir doch meiner Sache nach dem "ausrechnen" mit den ganzen Faustformeln recht sicher und bin nun etwas verunsichert.

Auf jeden Fall schon mal danke fürs Lesen und ggf. für Eure Hilfe! :)


Viele Grüße,
Luca
 
Hallo Luca und willkommen in der Gemeinschaft.
Hitzeflimmern, bei uns Seeing genannt, macht sich umso mehr bemerkbar, je höher die Vergrößerung ist.
Die Vergrößerung ist also Seeinglimitiert.
Am Tage ist das Seeing stärker als in der Nacht, und Horizontnah stärker als richtung Zenith.
Je größer das Teleskop, umso mehr seeing sammelt man ein.
Mit meinem 120mm Apo gehen auch nicht immer 200x, das sind schon die besseren 50% der Beobachtungen.
Dann kommt hinzu, dass Plössl Okulare die schärfste Abbildung auf einer 30° Ringzone statt in der Mitte haben, für eine allgemein bessere Randabbildung trotz nur 4 Linsen, damals genial, heute, mit Geräten die mehr Vergrößerung zulassen, teilweise störend, denn wenn man deutlich höher als 1,5mm AP vergrößert, wird es sichtbar, dass diese Ringzone besser abbildet, im Umkehrschluss die Mitte also nicht mehr optimal abbildet, also keine perfekte Schärfe mehr liefern kann.
Mit dem 6,3mm Okular bist du schon bei 0,8mm AP, das für ein Plössl außerhalb des sinnvollen Arbeitsbereiches wenn es um feine Planetendetails geht.
Dieser Effekt ist nicht sehr stark, aber es macht das fokussieren fiddelig, man hat ständig das Bedürfnis nachzufokussieren.
Aber fürs erste heißt es, auf bessere atmosphärische Bedingungen zu setzen, denn das Seeing ist der weitaus größere Faktor.
Lg
Olli
 
Vielen Dank Olli für deine Antwort, sehr aufschlussreich!:)
Habe gerade noch mal durch geschaut, die Sonne ist jetzt hinter Wolken verdeckt, jetzt kommt tatsächlich schon ein wesentlich besseres Bild raus und das Flimmern scheint auch weniger geworden zu sein.

Ab morgen habe ich frei, da hoffe ich mal ein paar wolkenlose Stunden in der Nacht zu erhaschen, dann teste ich es mal in der Praxis an den Planeten.
Sollte es wirklich gar keinen Sinn machen, besteht ja noch die Möglichkeit es evtl. zurückgehen zu lassen und auf ein 10mm oder ähnliches zu gehen.

Viele Grüße
Luca
 
Hi Luca,

meiner Meinung siehst du damit auch gleich den Effekt, dass höhere Vergrösserungen nicht unbedingt das bessere Bild bringen.
Anders gesagt ich halte wenig von diesen starken Vergrösserungen. Ich sehe meistens mehr und besser, wenn ich nicht so stark vergrössere. Allerdings bin ich auch nicht der Planeten Experte.

Man muss ja auch bedenken, dass das virtuelle Bild nur vom Hauptspiegel/Optik gemacht wird. Dieses Bild ist immer dasselbe, egal welches Okular man benutzt. Die Okulare sind nur verschiedene Lupen mit denen man dann auf dieses Bild des HS schaut.

Gruß
Peter
 
Hallo Peter und auch dir danke für die Antwort,

ja, das mit dem nicht besseren Bild bei mehr Vergrößerung ist ja nur logisch.
Dennoch wollte ich eben nach den ersten Versuchen etwas mehr, da beispielsweise Saturn wirklich nur als etwas mehr als sterngroß im Sichtfeld zu sehen ist mit dem 25mm (deswegen natürlich nicht weniger beeindruckend ;))
Auf jeden Fall weiß ich jetzt schon, dass die theoretische maximal sinnvolle Vergrößerung von 300x wohl keinen Sinn macht und ich auf dementsprechende Ausrüstung verzichten kann.
Aber mehr kann ich erst sagen, wenn ich auch mal Objekte außerhalb unserer Atmosphäre mit dem neuen Okular beobachten konnte :)

Grüße
Luca
 
Naja, ab ca 3Uhr Saturn und um 4 dann Jupiter und Mars. Halt ziemlich tief (bei mir zu den genannten Zeiten 11° _affeaugen: ) und je nach Horizontsicht. Immerhin nicht ganz unmöglich (Sonne kommt ja auch schon bald danach), und Nachtschicht hatte Luca ja sowieso.
Aber da die dann ja tief stehen waaberts halt wieder ;-)
 
Das meine ich ja damit. ;)
Planeten stehen sehr tief, die Zeit kurz.
 
Zwei Tipps,... unter Meteoblue kannst Du Dir die Seeing-Vorschau und das Auftauchen der Planeten anschauen. Mußt nur Deinen Ort eintragen.
Ansonsten lade Dir mal Stellarium runter: Stellarium Astronomy Software
Da kannst Du Dir alles anschauen, Zeitsprünge machen und Deine Ausrüstung eintragen.

Grüße
Hartmut
 
ja, das mit dem nicht besseren Bild bei mehr Vergrößerung ist ja nur logisch.
Dennoch wollte ich eben nach den ersten Versuchen etwas mehr, da beispielsweise Saturn wirklich nur als etwas mehr als sterngroß im Sichtfeld zu sehen ist mit dem 25mm (deswegen natürlich nicht weniger beeindruckend ;))
Auf jeden Fall weiß ich jetzt schon, dass die theoretische maximal sinnvolle Vergrößerung von 300x wohl keinen Sinn macht und ich auf dementsprechende Ausrüstung verzichten kann.
Aber mehr kann ich erst sagen, wenn ich auch mal Objekte außerhalb unserer Atmosphäre mit dem neuen Okular beobachten konnte :)
also das hängt eher am Seeing. Nicht gleich die Okulare wegwerfen XD
Solange die Planeten derart tief stehen ist das sowieso erstmal zum scheitern verurteilt, versuchs erstmal mit Mond oder Kugelsternhaufen, bis die Planeten die 30° Marke knacken.
Wenn die Luft schön ruhig ist wird das Bild bei höherer Vergrößerung schon deutlich besser, wenns um Planetendetails geht. Bis 1,5xD sollte bei einem obstruierten Gerät auf jeden Fall drin sein, also 6mm Okular oder vllt sogar 5mm wird bei ruhiger Luft gewinnbringend möglich sein, wenn nicht irgendwas mit der Technik im Argen ist.
Die TS N-ED sind ziemlich gut und günstig, die Planetaries mochte ich nicht, allerdings bildeten die schon an F6 besser ab als an F4,7 und sind an F8 vllt sogar richtig gut, so als persönlicher Tipp, wenn du günstig upgraden möchtest.
Lg
Olli
 
Okay, ganz ruhig zusammen :LOL:
Ich verwende bereits Stellarium und weiß schon recht gut wann was zu sehen ist. Klar sind die Planeten momentan noch nicht optimal, aber hab eben noch frisch mein Teleskop da wollte ich halt gleich mit was loslegen, was einfach zu finden ist. Hat ja letzte Woche auch schon gut geklappt, auch wenn der Jupiter tatsächlich noch sehr verflimmert ist weil so nah am Horizont.
M31 habe ich auch schon mal einen "Besuch" abgestattet und der Rest kommt dann demnächst dran, auch wenn die Nächte jetzt natürlich sehr kurz werden :rolleyes:
Vielen Dank noch mal an alle!

Grüße
Luca
 
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