Sh2-157 Hummerscheren-Nebel in 2450m mobil aufgenommen

Herfried

Mitglied
Hallo liebe Photonenjäger,

letzte Woche war ich wieder auf dem Fuscher-Törl im Großglocknergebiet. Diese Location in ca. 2450m Höhe ist wenn das Wetter passt unglaublich gut.
Dort oben hat man die dichtesten Luftschichten schon hinter sich und das merkt man natürlich gleich während der Aufnahmen.
Die 2 Nächte waren von den Conditions sehr gut. Windstill, meist -3 Grad, super Seeing, nicht feucht. Am Tag immer "Kaiserwetter".
Ich entschied mich den Sh2-157, den Hummerscherennebel in LRGB, Ha, OIII und SII aufzunehmen.

Sh2-157, der Hummerscheren-Nebel, ist ein großes Emissionsnebelgebiet im Sternbild Kassiopeia welches neben dem Ha, OIII auch in SII deutliche Strukturen zeigt. Im unteren mittigen Bildbereich ist bei einem helleren Stern das Herbig-Haro-Objekt HH170 zu erkennen. Dabei handelt es sich um, von einem Stern abgestoßenes Gas, welches auf interstellaren Staub trifft. Am unteren rechten Bildrand erkennt man die leuchtenden Ausläufer des Nebelgebietes um NGC7635. Ein heller kompakter offener Sternhaufen NGC7510 ist am linken Rand von Sh2-157 erkennbar - markant seine länglich gestreckte Form. Ganz am linken Bildrand findet man den kleinen Emissionsnebel IC1470. Norden ist unten.

Mobil aufgenommen am 21. und 22. September 2022 auf dem Fuscher Törl in ca. 2450m Höhe im Großglocknergebiet in Österreich.
L 59x60sec., R 16x60sec., G 16x60sec., B 16x60sec., Ha 15x900sec., OIII 7x900sec., OIII 8x1200sec., SII 7x900sec., SII 7x1200sec..
Gesamtbelichtungszeit: 14 Stunden.
Takahashi Epsilon 160ED, QHY268M, QHYCFW3, Baader Filter CMOS-optimized 6,5nm f/2, iEQ45, Lacerta MGEN2 und Lacerta MFOC.
Ausarbeitung in SHO mit RGB Sternen.

Die SHO Version möchte ich euch gerne zeigen:

LG & CS, Herfried

Zur vollen Auflösung des Sh2-157:
 
Tolles Bild, Herfried. Das hat sich gelohnt, auf den Fuscher Törl zu fahren. Die Nebelstruktur kommt sehr gut raus, die Sterne sehen schön aus.
Mit welcher Montierung arbeitest du?

CS Johannes
 
Danke für dein nettes Feedback Johannes.
Ich benutze seit ca. 8 Jahren die Ioptron iEQ-45 in Verbindung mit dem Lacerta MGEN2.
CS Herfried
 
Hallo Herfried,

Ein sehr beeindruckendes Ergebnis zeigst du da!

Weißt du zufällig, wie die Himmelsheligkeit da oben ist? Und was macht die Transparenz?

Ich stelle mir das in der Höhe extrem gut vor.

CS Gerrit
 
Hallo Gerrit,

freut mich sehr das dir mein Sh2-157 gut gefällt.
Ich war ab August 3 mal am Fuscher-Törl. Ich mache seit ca. 7-8 Jahren Deepsky Aufnahmen, aber erst seit einem Jahr mit dem Tak und der QHY.
Die meisten Beobachtungsplätze die ich besuche liegen zwischen 800m und 1750m. Das FT ist sozusagen ein erster Versuch über 2000m, und soviel ich weiß ist das der höchste mit dem Auto erreichbare Beobachtungsplatz in Österreich.
In dieser Höhe, eben in 2450m hat man die dichtesten Luftschichten schon mal überwunden. Dort oben beträgt der Luftdruck nur mehr ca. 750 mB, gegenüber 1013,2mB auf SL.
Das ist so wie wenn man eine Sonnenbrille abnimmt. Die dichten Luftschichten beeinflussen natürlich die Photonenausbeute negativ.
Und die Transparenz ist oben bei guten Conditions immer besser.
Darum stehen die Wissenschaftlichen Teleskope hoch oben auf den Bergen.
Die Probleme mit dem Seeing, Wind, Luftfeuchte hat man da oben genauso wie unten. Ich hatte an den 5-6 Nächten fast immer Glück mit dem Seeing und die Winkelauflösung erreicht sehr geringe Werte die man unten gar nicht nicht erreichen kann. In einer Nacht flimmerten die Sterne am Horizont aber im Zenit ging es zumindest Schmahlband-Aufnahmen zu sammeln. Da werden die Sterne sowieso weggerechnet.
Das "Flimmern" entsteht ja hauptsächlich durch die in der Stratosphäre befindlichen JetStreams/Layer die unterschiedliche Richtungen/ Temperaturen/ Dichte/ haben. Daduch wechselt der Licht-Brechungsindex zwichen den Schichten ununterbrochen und wir sehen die Sterne "Flimmern".
Bei den Nächten die ich dort erlebt habe, war die Himmelshellichkeit ok. aber durch die naturbedingte bessere Horizontschicht und jetzt durch den sehr hellen Jupiter sind die umliegenden 3 Tausender mit Schneebedeckung sichtbar. Am FT selbst habe ich keine Probleme mit Lichtverschmutzung festgestellt. Ich habe aber immer Objekte die sehr hoch stehen aufgenommen. Z. B. war in den Morgenstunden der Orion und Sirius schon ohne "Flimmern" zu beobachten.
Wie du angedeutet hast, ist diese Höhe das Optimum was man einer guten Optik bieten kann.
Vorausgesetzt man hat mit dem Wetter in den Bergen Glück!
Es ist ein großer Aufwand dort oben Astroaufnahmen zu machen, da man alles was man so braucht wie z. B. Strom und Ersatzteile, Schneeketten usw. mitnehmen muss. Es gibt aber auch Übernachtungsmöglichkeiten dort oben. Da muss man sich im Internet schlau machen.

Ich hoffe das ich Deine Fragen beantworten konnte.

LG & CS, Herfried
 
Hallo Herfried,

Vielen Dank für deine ausführlichen Erfahrungen von da oben!

Ich habe vor einiger Zeit eine Hütte in Österreich für die letzte Oktoberwoche reserviert. Die Hütte liegt auf knapp 2000m. Wenn das Wetter mitmacht kann ich da endlich mal wieder richtig gescheit fotografieren.

Seit das gebucht ist versuche ich so viel wie möglich an Erfahrungen von anderen zu sammeln, die auf solchen Höhen fotografiert haben. Es gibt ja nicht all zu viele, die sich die Mühe machen, und darüber berichten.

Das seeing wird für mich vermutlich kaum eine Rolle spielen, da ich nur mein doppelsetup mit 50mm Objektiven mitnehme.

Aber gerade die Transparenz sollte mir zuspielen. Bisher war ich einmal in Österreich, da war mein Fokus dunkler Himmel. Jetzt nehme ich etwas mehr Lichtverschmutzung in kauf um deutlich mehr Transparenz zu gewinnen. Hoffentlich lohnt es sich.

Wie war dein visueller Eindruck da oben? Man liest ja immer wieder, dass die Augen den fehlenden Sauerstoff als erstes bemerken und man dann weniger schwache Details erkennen kann.

Und was würdest du schätzen, bis zu welcher Höhe über dem Horizont man bei der Transparenz noch sinnvoll fotografieren kann? Natürlich schwankt das stark, aber meine Erfahrungen von hier aus der Stadt sind da einfach nicht mehr anwendbar denke ich.

CS Gerrit
 
Hallo Gerrit,
... betreffend der Augen und fehlender Sauerstoff... das kann ich nicht beürteilen, aber mir ist aufgefallen, desto höher der Beobachtungsplatz sich befindet, desto besser kann man Details erkennen. Da der Kontrast einfach in der Höhe besser wird.
Das alles ist natürlich nur wenn die Conditions super sind!
Also desto höher, desto besser ist die Ausgangslage bei super Conditions!
LG & CS, Herfried
 
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