Sinnvolle Okulare.

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Torben 68

Neues Mitglied
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Sternenfreunde,

seit einem Jahr habe ich die Astronomie für mich entdeckt. Für die Beobachtung nutze ich einen Achromatischen Refraktor 100/500 der Marke Skywatcher, und - für die Planeten - einen Apochromat 100/1000 von TS. Beide Geräte verfügen über OAZ für 1,25 und 2,00 Steckmaße. Zur Zeit nutze ich einen relativ preiswerten Satz 1,25 Okulare der Firma Baader. Classic Ortho 6, 10, 18, und Classic Plössel 32.

Meine Fragen:
Bringen Okulare mit 2er Steckmaß einen Vorteil, und wenn ja welchen?
Welche Okulare sind besonders empfehlenswert?
Ist die Serie Hyperion von Baader empfehlenswert?
Ich freue mich auf Ratschläge erfahrener Astronomen.

Mit sternenklaren Grüßen,
Torben Koop
 
Hallo Torben,

Zur Zeit nutze ich einen relativ preiswerten Satz 1,25 Okulare der Firma Baader. Classic Ortho 6, 10, 18, und Classic Plössel 32.

Preiswert ja aber ich bin mit der Baader Q-Turret Barlow und dem 32mm Plössl sehr zufrieden. Die Orthos kenne ich nicht aber bisher habe ich nur gute Erfahrungen mit Baader Produkten gemacht.

Für Planeten sollten die gut geeignet sein. Was vielleicht fehlt ist mehr Gesichtsfeld, also ein Weitwinkel-Okular.

Gruß,
Holger
 
Hallo Torben,
Okulare mit 2er Steckmaß ermöglichen ein größeres Gesichtsfeld. Bei gleicher Brennweite des Okulars sieht man also einen größeren Abschnitt vom Himmel. Okulare mit 2er Steckmaß werden oft als Übersichtsokular eingesetzt.
CS,
Alex
 
Hallo Torben,
als Ergänzung zu Alex's Hinweis:

Das Gesichtsfeld (GF) ist nicht automatisch größer mit 2", es gibt auch 2" Okulare, die das nur schwach ausreizen, z.b. mein MEADE 70° 26mm. Aber die Begrenzung des maximal möglichen Gesichtsfelds wird mit 2" entsprechend erweitert und das Okular kann ein größeres GF haben.

Bis ca. 13mm Brennweite reicht 1,25" für alle Okulare, selbst mit 100° GF. Hier ist 2" absolut irrelevant für's GF. Manche Okulare mit kürzeren Brennweiten haben zusätzlich einen 2" Anschluss, was Vorteile hinsichtlich Stabilität und Erreichen des Fokus bringt.

Bei Okularen längerer Brennweite wird 2" zunehmend notwendig: bei 100° ab ca. 17mm Brennweite, bei 60° ab ca. 25mm Brennweite. 32mm Okulare brauchen 2" schon sehr dringend, sonst ist das GF wirklich eng.

Ob 2" nun relevant ist, hängt vom Öffnungsverhältnis des Teleskops, auch von der Dunkelheit des Himmels und den Beobachtungszielen und Vorlieben ab. Ein "schnelles" Öffnungsverhältnis, also niedriges f, verschiebt den Bereich sinnvoller Okularbrennweiten in kurze Bereiche, so dass 2" an Relevanz verliert.
Die Kombination deiner beiden Teleskope hilft dir bei der Flexibilität und 2" ist (very) nice to have, aber m.E. nicht absolut zwingend.

Bei deinem f5-Refraktor beschränkt sich die Notwendigkeit von 2" auf
a) Übersichtsansichten und zur Aufsuche sowie
b) ausgedehnte, lichtschwache Objekte, verbunden mit einem Deep-Sky-Filter.

Bei deinem f10-Apo, insbesondere in Kombination mit einem dunklen Himmel, sind auch Brennweiten von 20mm und mehr für "Deep sky" Objekte sinnvoll und benötigen dann für ein erbauliches GF (80°-100°) wohl einen 2" Anschluss.

Die Kombination aus randscharf mit riesigem GF ist allerdings teuer und besonders bei langer Brennweite groß und schwer.

Ich liebe große Gesichtsfelder, aber nur bei den längeren Brennweiten läuft es auf ein 2" Okular hinaus. Recht gut kommt z.B. der Orionnebel mit einem Okular von ca. 12-17mm Brennweite und 80°-90° (ev. sogar 100°) GF auf deinem f10 APO. Ob das 2" erfordert, hängt von der Wahl des Okulars ab. Jedenfalls hast du mit demselben Okular an deinem f5 Refraktor ein sehr schönes Übersichtsokular mit entsprechend hellerem Bild.

Achtung, ein Okular mit kleinerem GF, aber längerer Brennweite (das deutlich billiger ist) zeigt einen gleich großen Himmelsausschnitt, allerdings ist der Bildeindruck nicht vergleichbar, weil die Objekte zusammengedrängt sind, in der Hintergrundhelligkeit ertrinken und weniger Details erkennbar sind. Das begrenzt den Einsatzbereich langer Brennweiten und somit auch von 2" in der Praxis.
CS Nikolaus
 
Hi Torben

2 " Felder liefern im Maximum nicht ganz den doppelten Durchlass im Durchmesser. Demensprechend größer kann die Ausdehnung des wahren Gesichtsfeldes sein. Flächenmäßig sind das ein mehr 3 x so großes Himmelsareal im Bild.
Das passiert nicht automatisch, sondern hängt von der Feldblende ab die im Okular verbaut ist.

2. Aspekt und den finde ich am Ende wichtiger, ist die Austrittspupille.
An dem f/10 Gerät kommst Du mit 1,25 Zoll Steckmass nicht weiter als 4mm - mit einem 40 mm Plössl.
Das hat dann aber einen Tunnelblick und ist qualitativ selbst unter den teuren Labeln aus meiner Sicht kein Vergleich zu dem was in 2 " auf dem Markt ist.
Mit 2" kannst Du mit einem 2" 56mm Plössl von Meade des größtmögliche Feld für 2" sehen und einem Sehwinkel wie Du ihn kennst, von rund 50 Grad. Mit 5,6 mm AP und entsprechenden Bedingungen kannst Du so auch mit 4" Objekte wie Nordamerikanebel, Cirrus und Co durchaus annehmbar für meinen Geschmack sehen, die Du bei 3mm AP einfach nicht siehst.

Eine 2" Ausstattung macht den Equipment deutlich universeller.
Das gilt auch für den kurzen Refraktor der mit einem 35mm Okular und rd. 70 Grad Sehwinkel, den kompletten Cirruskomplex oder ganz M31 mit Umgebung ins Bild bringt.

Wenn es etwas mehr kosten darf, aber gut an beiden Geräten einsetzbar, könnte ich mir das 20 mm XWA mit 100 Grad Sehwinkel vorstellen.
Einen Okular-Rechner auf Excel-Basis findest Du z.B. bei mir unter http://deepsky-brothers.de/Formeln/Mein Scope-Meine Okus - Rechner-leer.xls

CS
 
Hallo Torben,

der liebe gute Nikolaus hat das schon sehr schön erklärt (man verzeihe mir dieses dümmliche Wortspiel).

Etwas präziser formuliert: Ein 2 Zoll Okular erlaubt dir an deinem kurzen Achromaten eine Übersicht von bis zu 5,2 Grad, das sind mehr als 10 Vollmonddurchmesser. Bei 1,25 Zoll sind noch etwa 3 Grad möglich. Das ist immer noch nicht wenig und reicht für die meisten Objekte.

An f/10 machen die 2 Zoll mehr aus, weil du nur damit eine schöne große Austrittspupille und damit hohe Bildhelligkeit erzielst. Aber ob sich das lohnt, wenn du eh im Tandem der beiden Teleskope arbeitest, musst du letztlich selbst entscheiden.

Qualitativ benötigt der f/5 bessere Okulare, wenn man großes Gesichtsfeld und Schärfe bis zum Rand möchte. Von den Hyperions habe ich nur das 17mm, das erst ab f/6 randscharf ist (bei f/5 muss/kann man den Rand nachfokussieren). Die kürzeren Brennweiten sollen aber besser für schnelle Systeme geeignet sein.

VG Klaus
 
Liebe Astronomische Gemeinschaft,

vielen herzlichen Dank für die zahlreichen Hinweise. Sie waren ausgesprochen hilfreich!

Allerbeste Grüße,
Torben Koop
 
Hi Torben,

der Skywatcher 100/500 ist ein f/5 Refraktor und bei längeren Brennweiten + größerem Gesichtsfeld stellt das hohe Anforderungen an ein Okular. Ich hatte einen f/5 Refraktor, der bei 20mm Brennweite erst mit einem damals 200€ teuren TeleVue Panoptic so randscharf war, wie ich das haben wollte ...
Dein f/10 Refraktor wird mit einem 2" aufblühen, denn hier sind bei über 30mm Brennweite größere Felder als im Plössl nur mit einem 2" Okular machbar. Und f/10 stellt heutzutage keine Anforderungen an die Randschärfe eines Okulars. Ein 36mm Baader Hyperion macht sich bei f/10 sehr gut - ein ES 30mm bei 82° hat nicht so irre viel Austrittspupille (3mm), aber ein Gesichtsfeld beim Durchschauen, dass es zu deinem Lieblingsokular am langen Refraktor werden könnte ... damit hast du einen etwas dunkleren Himmelshintergrund, besseren Kontrast und viele Objekte kommen damit bei der 33fachen Vergrößerung einfach schon vernünftig daher - heißt etwas größer und besser aufgelöst, trotzdem noch im Übersichtsbereich (ca. 2,5° am Himmel)
Macht Spaß ...

Grüße,
Stefan
 
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