Sommermilchstraße als Beobachtungsobjekt

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

Stephan_T

Aktives Mitglied
Hallo Freunde der Nacht,

in verschiedenen Diskussionen mit Thomas (ThN) hatte ich ja schon mal angeregt, sich mit der Milchstraße als eigenständigem Beobachtungsobjekt etwas näher auseinander zu setzen. Dies möchte ich hier ein kleinwenig vertiefen, ehe Thomas mir schon mit fertigen Ergebnissen zuvor kömmt ;)

Der Begriff "Milchstraße" sei in diesem Thread rein auf den phänomenalen Aspekt beschränkt, also nicht im Sinne unserer Heimatgalaxie als Gesamtsystem verstanden.

Wie wenig Aufmerksamkeit dieses größte aller (sogar mit bloßem Auge) sichtbaren Deepsky-Objekte genießt, war mir mal beim Studium des "Atlas für Himmeslbeobachter" von Erich Karkoschka bewußt geworden. Der Karkoschka berücksichtigt zwar ausdrücklich auch Beobachtungen mit kleinstem Gerät (Opernglas) und mit bloßem Auge, aber die Milchstraße kommt im Text fast gar nicht vor. Eine Ausnahme bildet M24:

Zitat von Karkoschka:
M24: Nach Messier eindeutig die Milchstraßenwolke und nicht NGC6603

Auffallend ist auch, wie das Titelbild der 3. Auflage durch ein Objekt dominiert wird (heller Fleck unter dem Text "beobachter",

Link zur Grafik: http://www.astrooptik.ch/picture/kosmos/atlas-himmelsbeobachter.jpg
Bildquelle: astrooptik.ch

was nur in der Bildbeschreibung kurz folgendermaßen erwähnt wird:
Zitat von Karkoschka:
Die Aufnahme zeigt den süd-westlichen Teil des Sternbildes Sagittarius mit der hellsten Milchstraßenwolke. Norden ist links oben. Die kleinere Milchstraßenwolke am linken Bildrand ist M24. [...]

Diese "hellste Milchstraßenwolke" scheint darüber hinaus nicht erwähnenswert. Hier in diesem Thread soll es nun ausdrücklich um die mit bloßem Auge sichbaren Details und Strukturen der Milchstraße gehen.

Um eine grobe Orientierung zu geben habe ich mir zunächst mal zwei Übersichtsdarstellungen der Sommermilchstraße zur Hand genommen und sie in ein galaktisches Koordinatensystem übertragen.


Die Milchstraße anhand der Übersichtskarte aus dem Karkoschka (hinterer Umschlagdeckel) stellt sich dann etwa so dar:

Link zur Grafik: http://img144.imageshack.us/img144/553/milkykarkoschkagrobuj9.png



Die Kosmos- Drehbare Sternkarte zeigt eine etwas abweichende Form, wobei ich manche Details eher weniger mit meinem visuellen Eindruck in Einklang gebracht habe:

Link zur Grafik: http://img144.imageshack.us/img144/1790/milkykosmosdrehfy2.png



Im Weiteren geht es mir nun darum, die Gestalt und markanten Stellen der Milchstraße zu identifizieren und sie zu beschreiben.

Am hellsten erscheint mir zur Zeit die Region zwischen Albireo (β Cyg) und der Mitte des Schwans (γ Cyg). Man könnte sie auch "Schwanenhalswolke" nennen.

Als weitere besonders helle Stellen konnte ich andererseits den Bereich rund um den Nordamerika-Nebel (NGC 7000) ausmachen, sowie die Schildwolke, in der auch M11 liegt. Ferner konnte ich in den letzten Tagen mehrfach M24 und sogar M8 mit bloßem Auge erkennen, sowie einen Fleck zwischen der Schildwolke und M24.

Auffällig ist sonst ein dunkles Band vom Schwan zum Schlangenträger, dessen exakte Grenzen für mich bisher aber eher schwer zu lokalisieren waren. Nordwestlich von Sagitta erscheint es deutlich ausgeweitet.

Aus meinen Zeichnungen der letzten Beobachtungstage habe ich hier mal eine grobe Skizze angefertigt, in der die Strukturen stark übertrieben (zumindest was den Kontrast angeht) dargestellt sind.

Link zur Grafik: http://img364.imageshack.us/img364/8229/milkybeobachtungqh6.png

Einen Detailierungsgrad wie ihn die Milchstraßenumrisse der Einzelkarten im Karkoschke aufweisen, konnte ich allerdings noch zu keiner Zeit beobachten. Dazu fände ich es nun interessant, in wie weit andere Milchstraßen- und auch mit bloßem Auge sichtbare Dunkelwolken (etwa im Barnard-Katalog?) namhaft gemacht werden können.

Die Bilder der Astrofotografen halfen mir dabei durch ihre üppige Belichtung, bei der weit mehr sichtbar wird, als mit bloßem Auge selbst bei idealen Bedingungen erreichbar ist, leider nur sehr bedingt weiter. Vielleicht können wir auf diesem Weg ja mal einen Astrofotografen dazu animieren, mit deutlich geringerer Belichtungszeit Bilder zu schaffen, welche dem visuellen Eindruck etwas näher kommen. Mir sind bisher zumindest keine bekannt.

Viele Grüße
Stephan

PS. Für diejenigen, welche ihre eigenen Milchstraßenbeobachtungen auch gerne Zeichnen möchten, habe ich hier mal eine PDF-Version meiner Sternkarte im galaktischen Koordinatensystem bereitgestellt.
 
Hallo Stephan -
toll, dass du den Anfang gemacht hast, denn aller Anfang - gerade bei einem so großen Objekt - ist schwer. ;) Ich habe jetzt 2 Beobachtungen bei sehr dunklem Sommernachthimmel gemacht. Ich war auch überrascht, dass es das gibt. Peter Surma hat das in einem Nachbarthread auch bemerkt. 0 bis 2 Uhr (also eine Stunde um astronomisch Mitternacht) ging hervorragend, wahrscheinlich auch noch nach 2 Uhr. Nach meinen Erfahrungen ist es dann aber so, dass man dann gar nicht dahinter kommt, wie der Himmel sich aufhellt und die Beobachtungsqualität immer mehr abnimmt. Noch eine allgemeine Bemerkung: 2x beobachten in Folge reichen bei Weitem nicht aus!

Zu deinen Darstellungen: Die dritte (in pink) kann ich gut nachvollziehen. Das Gebiet zwischen Gamma und Beta Cygni erschien mir auch am hellsten, dicht gefolgt von der Schildwolke. Dass das erste Gebiet so hell erscheint kann auch daran liegen, dass es so hoch am Himmel steht. Leider steht ja der südliche Teil der Milchstraße, auf jeden Fall aber der Teil südlich von M8, sehr tief am Himmel und man spürt die Abschwächung durchaus. Ich habe in etwa zwischen Lacerta (Eidechse) und M8 beobachtet.

Das "Loch" östlich von Deneb habe ich auch bemerkt. Mir kam es eher wie ein Einschnitt in der Milchstraße vor. Ist das womöglich einer dieser Dunelnebel, der als nördlicher Kohlensack bezeichnet wird? (Es gibt da anscheinend 2 Kandidaten dafür).

Das Gebiet zwischen Beta Cyg und Ophiuchus hast du anscheinend gut beobachtet. Mir ist nur aufgefallen, dass sich die Milchstraße dort *sehr* abschwächt und erst in der Nähe von Ophiuchus (d.h. beginnend östlich von 70 Oph) etwas aufhellt, aber nicht so hell wie die "Schwanenhalswolke".

Das dunkle Band zw. Schwan und Schlangenträger ist natürlich sehr deutlich. In der Literatur wird es auch als "graet rift" (großer Graben) bezeichnet und soll bis zum Schützen verlaufen. dass dieser große Graben zw. Pfeil und Adler wieder unterbrochen sein soll (wie auf der 2. Darstellung) kann ich auch (noch) nicht nachvollziehen. Das gilt ebenfalls für die "Verdickung" des Milchstraßenbandes zwischen Schütze und (etwa) Eta Ophiuchi.

M24, die kleine Sagittarius-Milchstraßenwolke, ist natürlich ein weiterer, auch leicht mit bloßem Auge (indirekt) wahrnehmbarer, heller Teil der Milchstraße. M8 "ging" bei mir auch leicht mit bloßem Auge. Die Aufhellung nördlich von M24 ist mir nicht bewusst aufgefallen. Danach werde ich beim nächsten Mal schauen.

Astrofotografien haben mir übrigens auch nicht viel gebracht. Schade, dass es in den Wikipedia- und sonstigen Artikeln keine Fotos gibt, die dem visuellen Eindruck in etwa wiedergeben. Ich möchte es mal so beschreiben: "Wie dünne Milch, die auf einem schwarzen Tisch verschüttet wird." Ein bläulich-grauer Schimmer.

Meine Pläne für die nächsten Beobachtungen:

1. Die schwachen Stellen besser beobachten (hier muss man auch mit indirektem Schauen vorgehen).

2. Die Dunkelbänder und -wolken im Schwan.

3. Die Bereiche zwischen Lacerta und Cepheus sowie zwischen Epsilon Cyg und Schildwolke

4. M24: Da schaut man ja ganz tief in die Milchstraße. Ist fast einen eigenen Beobachtungsabend wert!

5. ... ;)

Natürlich gucke ich mir auch alles parallel noch im Fernglas (10x50) an. Der Bereich zwischen Schildwolke und M8 ist ja das reinste El Dorado (Der Kugelsternhaufen M22 war eine große Überraschung - der ist ja fast heller als M13!). Selbst schwache Aufhellungen wie Cirrus-Nebel gingen bei dem tollen Himmel. Eine kleine Entdeckung war z.B. auch NGC 6940 - der schien mir wie eine kleine Milchstraßenwolke fast.

Weitere Beobachtungen zur Milchstraße werde ich diesen Thread stellen.

Thomas

P.S. Mein WideBino 2.3x40 sollte bald kommen. Mal sehen, welchen Extragewinn das noch liefert



 
Hallo ihr Milky Way-Genießer,

auf den Fleck zwischen der Schildwolke und M 24 muss ich auch mal achten. Der liegt etwa bei gamma Sct.

Wenn für euch M 8 leicht ist, solltet ihr auch mal bei NGC 6633 vorbeischauen. Ein für das bloße Auge sichtbarer Sternhaufen im östlichen Schlangenträger. Zu nennen ist natürlich noch Collinder 339, der berühmte Kleiderbügel. Die Diskussion zum nördlichen Kohlensack habe ich nochmal rausgesucht.

- Great Rift in Barnard-Nomenklatur?
 
Hi Stephan,

klasse von dir, du hast hier ja richtig viel Zeit investiert. Das könnte ein richtiges Projekt geben.
Mein Beitrag dazu: Dieser "helle" Milchstraßenteil zw. Gamma und Beta Cygni ist sogar schon unter einem Großstadthimmel (GG=4,5m) sichtbar. Alle anderen Teile nicht!
Das ganze ändert sich jedoch wenn man 20° südlicher geht, dann ist das Zentrum der Milchstraße im Sgr. am hellsten.
Du solltest vielleicht mit angeben unter welchen Bedingungen du beobachtest (GG im Zenith), denn das Aussehen der Milchstraße hängt stark von der Qualität des Himmels ab.

Gruß

Lots
 
Hallo Nico,
Danke für den Link und den darin enthaltenen Links u.a. zum Barnard-Katalog!

Was die Kohlensäcke angeht muss ich auf jeden Fall noch mal gucken. Der eine Kohlensack ist ja klar. Der liegt ungefähr im Dreieck Alpha, Gamma, Epsilon Cygni. Der andere soll ja dem Dunkelnebel Barnard 168 entsprechen (siehe z.B. hier: http://www.astropix.com/HTML/E_SUM_N/NA_1396.HTM Vorsicht! Das Bild muss zur richtigen Orientierung ca. 90° nach rechts gedreht werden). Von der Abbildung her sieht der tatsächlich wie ein Riss aus, der oben in einem großen Loch endet. Nach der Beschreibung von Barnard http://www.dvaa.org/AData/Barnard.html soll B168 aber nur dem Riss, nicht dem Loch entsprechen. Vllt hat das Loch ja auch eine B-Nr.? Faszinierend!

NGC 6633 ist ein sehr schönes Fernglas-Objekt. Mit bloßem Auge hab' ich noch nicht drauf geachtet. Der Coathänger C 399 ist tatsächlich leicht mit bloßem Auge zu sehen und vom Fernglas wird er direkt angezogen. ;)

Thomas
 
Zitat von Lots:
Du solltest vielleicht mit angeben unter welchen Bedingungen du beobachtest (GG im Zenith), denn das Aussehen der Milchstraße hängt stark von der Qualität des Himmels ab.

Hallo Lothar - das ist denke ich nicht unbedingt nötig. Umgekehrt kann man ja aus dem Aussehen der Milchstraße, d.h. das was man von ihr sehen kann, auf die Qualität des Himmels schließen (Bortle Skala). Ich habe genau das andere Problem. Eine fst-Angabe sagt mir weniger über die Qualität des Himmels aus, als eine Beschreibung der Milchstraße. Letztendlich kommt's nur darauf an: Was kann ich sehen / was kann ich nicht sehen.

Thomas
 
Hallo Thomas, Nico, Lothar, u.a.,

also erstmal freue ich mich, dass das Thema so gut aufgenommen wird.

Zur Frage nach den Beobachtungsbedingungen: Ich mache das meist eher spontan nach Lust und Laune und bin auch nicht gerade sorgfältig, was das Dokumentieren in Form von Berichten angeht. Meine Beobachtungen verteilen sich über 4 (bzw. 5) Nächte, von denen zwei auf dem Oberfeld bei Darmstadt und die anderen im Odenwald zwischen Herchenrode und Klein Biberau gemacht wurden. Die Bedingungen waren nicht immer gleich. In einer Nacht, in der ich auch die Milchstraße bereits aus dem Hinterhof in der Stadt erkennen konnte, war sogar vom Oberfeld, also relativ nah am Stadtrand, noch M8 und M24 freisichtig zu erkennen. Mit Grenzgrößenschätzung habe ich nicht viel Zeit vertan, da ich wie Thomas damit auch eher wenig Aussagekraft verbinde. In einer der besten Nächte aus dem Odenwald beobachtend, hatte ich mitten in der dunklen Rinne an der Schwanzspitze probiert, welche Sterne ich dort gerade noch so erkenne. Das waren zum einen 19 Aql (5m25) und 64 Ser (5m58 wobei eigentlich mit bloßem Auge HP92968 mit 6m16 noch hinzugerechnet gehört). Wie Thomas schon schrieb möchten wir ja lieber die erkennbaren Gestaltmerkmale der Milchstrasse eher im Sinne der Bortle-Skale als Aussage für die Himmerlsqualität betrachten. Die Suche nach Milchstraßendetails finde ich nämlich viel spannender und reizvoller als die Frage ob man irgend ein unbedeutendes Futzelsternchen inderekt nun wirklich noch sieht, oder sich das nur gerade einbildet, weil man sich einen höheren Zahlenwert wünscht. Ich habe bei der stellaren GG-Schätzung nämlich immer so ein bischen den Verdacht, dass dabei so eine Art inneres "ich seh noch was, was du nicht siehst" eine verfälschende Rolle spielt.

Diese Gefahr sehe ich allerdings auch bei der Milchstraßengestalt. Auch da kann leicht der Wunsch etwas wiederzuerkennen, was man beispielsweise auf einer Karte oder einem Foto schon gesehen hat, einem das Hirn verbiegen. Gerade das indirekte Sehen ist da meiner Meinung nach sehr anfällig. Drum kann ich nur dazu raten, sich am Anfang nicht zuviel vorzunehmen und auch nicht bereits zu detailiert die Karten vor der Beobachtung zu studieren. Besser ist es, nach der Beobachtung die eigene Wahrnehmung mit den anderen Darstellungen zu vergleichen.

Zitat von ThN:
Das Gebiet zwischen Beta Cyg und Ophiuchus hast du anscheinend gut beobachtet. Mir ist nur aufgefallen, dass sich die Milchstraße dort *sehr* abschwächt und erst in der Nähe von Ophiuchus (d.h. beginnend östlich von 70 Oph) etwas aufhellt, aber nicht so hell wie die "Schwanenhalswolke".
Ja, da lag eindeutig mein Schwerpunkt, das hast du gut erkannt. An beiden Beobachtungsplätzen war Richtung Nordost eben die Aufhellung durch Rhein-Main schon störend. Drum habe ich Nordöstlich des Schwans auch nicht so ausgiebig geschaut.

Zum Thema M8, M24: als "leicht" würde ich die nicht grade bezeichnen ;) Ich bin mir insbesondere bei M8 auch nie so ganz sicher, in wie weit sich dabei nicht auch die dortigen Sterne 4 Sgr (4m8) und 7 Sgr (5m4) im Bild verschmieren. Kann durchaus auch sein, dass "meine kleine Wolke" zwischen M24 und der Schildwolke eigentlich aus γ Sct mit den benachbarten kleineren Sternen HP90913 (5m5), HP90991 (5m8), etc. besteht ;)

Die Barnardschen Dunkelwoklen im einzelnen mal durchzuschauen bin ich noch nicht dazu gekommen. In wie weit die Bezeichnung des nördlichen Kohlensacks eindeutig auf eine bestimmte Region gemünzt sind, ist mir auch noch nicht klar.

Jetzt muss ich aber erst mal Schluß machen, das Heinerfest ruft.

Viele Grüße
Stephan

PS. Sorry, aber da es grade schon an der Tür geklingelt hat, spare ich mir ausnahmsweise das Korrekturlesen jetzt einmal.


 
Hallo Stephan, hallo Thomas!

Oh, da hat sich in der Zwischenzeit ja einiges getan!

Hallo Nico und Lots!

Ich lasse jetzt meinen vorbereiteten Text trotzdem, auch wenn schon das ein oder andere angesprochen wurde.

Seit Samstag sind die Nächte hier im Allgäu alles andere als weiß, wenn auch kurz (aber jetzt immer länger werdend)!

Ich war seither, bis auf eine Gewitternacht, jeden Abend mit meinen FG (5x32, 7x50) und meinem 6" f/5 FH unter der Milchstraße.
(An meinem Dobson ist zur Zeit der Okularauszug kaputt und muß erst repariert werden!
Kauft ja keinen OAZ von Astrotech! So einen (geklebten!) teuren Schrott konnte mir auch nur jener niederbayerische Astrodealer vor Jahren andrehen...Sch....!)

Fast jeden Abend das selbe Szenario:
Um Mitternacht (1 Uhr) tolle Zenitdurchsicht mit SQM-Werten um 21,30 - 21,50 (gemessen neben der Milchstraße im Herkules, Pegasus und Corona B., und gemittelt), der Sagittarius am Südhorizont aber nur noch bis Teekannendeckel deutlich, alles was "darunter" liegt (M54, M55,M69, M70, M6, M7) ist nur noch undeutlich, in Dunst gehüllt!
Ab Dekl. -25° erscheint die Milchstraße wie abgeschnitten, aufzuhören! Schlechte Durchsicht, dann, knapp über dem Horizont "Wetterleuchten" (ferne Gewitter).

Oh, du Milchstraße, du bist mir, nach mageren Frühlingsgalaxiennächten, herzlich willkommener Sommergast!

Bezüglich des "Nördlichen Kohlensacks" habe ich auch schon R. Stoyans DSR mißtraut, da dort geschrieben steht:
"Auffallend ist eine helle Sternwolke östlich von Deneb
(Anm.: Die riesge HII-Region, "OB-II-Cygni-Region" oder so ähnlich, u.a.mit NGC7000 und IC5067/70, welche Stefan ebenso beschreibt)
und ein großes dunkles Gebiet nördlich davon, das auch
(Anm. aber nur von Stoyan(!),oder sollte ich mich a täuschen, Thomas?)
als >Nördlicher Kohlensack< bezeichnet wird."

Die restliche Literatur, die mir bisher in die Finger kam, ist sich einig, dass LDN 906 den "Northern Coalsack" darstellt (Touring the Universe through Binoculars, Uranom. 2000...), der Kohlensack also östlich von Deneb und Sadr (zw. diesen) liegt!
Betrachtet man allerdings den SkyAtlas 2000.0, so wird das, was Stoyan meint, sehr deutlich: Ein 5° großer eiförmiger weißer Kleks (=DN, aber ohne Bezeichnung!) in mitten der Milchstraße (von Sadr= gamma Cygni über Deneb = alpha Cygni nochmals diese Strecke verlängert, erstreckt es sich von dort aus nach Norden)

Die Ansicht des/Durchsicht zum Pfeifenkopf-DN schwankte, da auch schon horizontnah, erheblich. Der Pfeifenstil war fast immer zu erkennen, die Pfeifenkopfform selbst mal mehr, mal weniger deutlich. Die einzelnen "Rauchwolken" sind eine Herausforderung für sehr gute Nächte.

Im 5x32 fallen in Aquila die bekannten DN B 142/3 weniger auf, vielmehr eine riesige Dunkelwolke im W von diesen, wo das Great Rift, vom Schwan herkommend und westlich von Sagitta markanter werdend,nun als deutliches "Loch um omega 1+2 Aquilae" "zu Tage tritt" und sich dabei sehr eindrucksvoll präsentiert.
Die Parzellierung dieses Loches (besser Milchstr.-bandabschnittes) in B332/3, LDN 673+684 konnte ich bisher noch nie nachvollziehen. Vielleicht weisen diese Stellen ein, eine noch größere Opazität auf, als der Rest des Rifts, (welches dagegen aus der Uranometria ja leider nicht ersichtlich ist)?
Das Great Rift "teilt" hier die Milchstraße und es war in der klarsten Nacht (Samstag) überraschend, wie weit der Seitenarm im S von beta Ophiuchi in den Schlangenträger hinein reicht, ja fast wieder die Kurve zum Hauptarm hin (serpens cauda) kratzt! Mir geht es wie euch Thomas und Stephan! Ich gehe die Himmelsqualität auch lieber mit Milchstraßenmerkmalen (wie eben jener Ophiuchusarm, bzw dessen Länge) an!

Auch kann ich die Breite des Milchstraßenbandes, wie sie im SkyAtlas eingezeichnet ist, nicht annähernd nachvollziehen. So steht, diesem nach, der Sagittarius voll in der Milchstraße, deren Rand vom Teekannenhenkel sogar fast noch 10° weiter (!) nach Osten (in 2 Farbabstufungen) reicht.
Also Thomas werde ich deinen Rat beherzigen und schwache Teile intensiver beobachten!

Die Milchstraße ist nur in Fotos (Karkoschka....) da allerdings "häufigst" dargestellt! Gute Karten, Atlanten, Literatur, über sie findet man nur schwer. Stiefkind M0!
An dieser Stelle ein Lob an is "interstellarum", welches sich immer wieder mit ihr beschäftigt!

Das war auch eine gute Idee von dir, Stephan, dieser Milchstraßenthread!
Zum richtigen Zeitpunkt unserer Sommermilchstraße!

NGC 6633 habe ich bisher nie bewußt mit bloßem Auge nur im 7x50 FG im Blickfeld gehabt, aber auch noch nie darauf geachtet. Mit einer Helligkeit von 4,7 mag muß er gut sichtbar sein! Ein guter Hinweis, Nico!

Gruss, Milchstraßengucker Helmut
 
Hallo Helmut,

es hat mich überrascht, endlich mal von einer Beobachtung des Pfeifennebels zu lesen. Womit hast du ihn - wie oben beschrieben - beobachtet?

Ein SQM-Durchnitt von 21,4 ist natürlich super klasse, mein Spitzenwert liegt bei 21,15 (auf meiner Skala etwa 6,4mag). Wo beobachtest du denn im Allgäu?
 
@Stephan: Wegen M8 - diesmal war er leicht dank des guten Himmels. Hoffentlich wiederholt sich das.

@Helmut: Tolle Beobachtungsdetails. Da werde ich beim Nächsten Mal drauf achten. Es ist ja oft gerade das *bischen* mehr dunkler Himmel, dass man plötzlich auch feinste Strukturen erkennen kann ("Kontrastreserve"). Ich fürchte nur, dass nicht jeder Beobachtungsabend so viele Details liefern wird. Die Himmelsqualität ist halt zu verschieden.

Thomas
 
Hallo zusammen,

Zitat von Stephan_T:
...Vielleicht können wir auf diesem Weg ja mal einen Astrofotografen dazu animieren, mit deutlich geringerer Belichtungszeit Bilder zu schaffen, welche dem visuellen Eindruck etwas näher kommen. Mir sind bisher zumindest keine bekannt.

zu diesem Punkt möchte ich mal den Atlas der Sternbilder von Slawik/Reichert vorschlagen. Die dortigen Aufnahmen sind schon sehr gut an den visuellen Eindruck angelehnt.

Ansonsten ein interessantes Projekt. Zur Zeit etwas schwierig bei dem hellen Himmel, aber es kommen ja auch wieder bessere Tage...
 
Hallo Ralf,
für die Sommermilchstraße im Schützen werden die Beobachtungsbedingungen leider nicht unbedingt besser. Die Nächte werden zwar wieder länger - dafür kulminiert der Schütze immer früher und verschwindet dann in der Abenddämmerung. Es gilt also, alle Möglichkeiten zur Beobachtung zu nutzen, denn zur Zeit steht der Schütze in Opposition!

Thomas

 
Hallo wurzelwaerk,
wenn das dieseS Buch ist, was vor einer weile bei Jokers ausverkauft wurde, das hatte ich mir lange angeschaut, und dann aber doch nicht gekauft. Ich habe noch nie einen Himmel gesehen, der auch nur annähernd so viele Sterne gezeigt hätte, wie in den Fotos abgebildet. Also lehnt mein visueller Eindruck irgendwo in viel bescheideneren Regionen. Ich stelle mir hier mehr so eine Art "Visuellen-Impressionismus" vor in dem die Fotos in ihrem Detailierungsgrad wesentlich bescheidener sind. Es ist natürlich verständlich, dass Astrofotografen eher bemüht sind möglichst viel (gerade auch an visuell unsichtbarem) aufzuzeigen, was aber dann eben zu einer völlig anderen Sicht führt. Mit einer solchen visuellen Beschränkung ist im "Wettbewerb der Bilder" allerdings wohl kein Blumentopf zu gewinnen.
Ich muss gestehen, dass ich mich manchmal schon gar nicht mehr traue in's Foto-Unterforum zu schauen, weil mich z.B. der Anblick von Peter Heinzens Bildern im Vergleich mit kürzlich im Okular gesehen Objekten doch zeitweilig schon arg frustriert. So schön und toll diese Bilder sind, aber es verdirbt mir etwas den Spass an der eigenen Beobachtung und den Grenzen ihrer Wahrnehmung.


Hallo Nico,
DANKE! Der Link zu den Historischen Milchstraßenzeichnungen auf der Homepage von Arndt Latußeck ist echt super. Da ist schon fast eine Spoiler-Warnung für alle die noch selber zeichnen wollen angebracht ;)
Der Text zu den Bildern ist auch sehr informativ und lesenswert. Einige Zeichnungen haben mir gezeigt, dass ich in mein obiges Bild eigentlich auch noch die "Adlerwolke" hätte eintragen sollen, die sich in manchen meiner Skizzen findet. Sie liegt etwa zwischen Altair und δ Aql.

Zum Pfeifennebel habe ich hier ein ganz schönes Übersichtsfoto gefunden. Ist schon interessant jetzt zu sehen, wie auch solche stark belichteten Fotos einem mehr zu sagen haben, wenn man frische Beobachtungserinnerung rein visueller Natur mitbringt. "Meine Zwischenwolke" (zw. Schildwolke und M24) habe ich dort etwa auf der galaktischen Länge von M16 wiedergefunden, Sie ist auf dem Bild durch einen kräftigen Dunkelnebel von der Schildwolke abgegrenzt.

BTW. wo wir gerade so tief im Süden sind, ich habe heute noch mal an meinem Sternkartenprogramm gebastelt und jetzt auch noch eine Version bereit gestellt, die auch 20° (galaktische Länge) jenseits des Zentrum der Milchstraße umfasst. So tief sehe ich hier im Rhein-Main-Gebiet selbst zwar keine Milchstraßendetails mehr, aber für Helmut und andere mag das vieleicht noch zu eigenen Zeichnungsversuchen hilfreich sein.

Hallo Helmut,
"Auffallend ist eine helle Sternwolke östlich von Deneb...", ja und sie kam mir ungefähr doppelt so groß vor, wie ich nach Kartenansicht den Nordamerikanebel erwartet hätte. Anhand von Fotos und den historischen Zeichnungen (siehe Oben) sehe ich also immer noch darin bestätigt, dies nicht als Sichtung von NGC7000 zu bewerten. Den habe ich selbst unter dem besten Himmel (M13 war freisichtig zu erkennen) bisher noch nicht ausmachen können. Auch mit dem Fernglas nicht :( Vielleicht muss ich mir alleine wegen dem Objekt doch noch mal einen Nebelfilter (OIII?) zulegen.

Apropopos Filter ;) ich habe ja nur einen TS-ND96-0.9, und aus lauter Experimentierfreude hatte ich auch mal ausprobiert, wie die Milchstraße mit bloßem Auge (na ja, Brille ist halt auch noch im Spiel) durch diesen Graufilter aussieht. Dabei ist natürlich der größte Teil auf der Strecke geblieben, aber die Schwanenhalswolke hat es überlebt. Zum Vergleich, η-Cyg (3m9) war nur noch ganz ganz schwach erkennbar.

"Im 5x32 fallen in Aquila die bekannten DN B 142/3 weniger auf...", ähm, mein Ansatz für diesen Thread war/ist eher, das die Milchstraße ein gänzlich unbekanntes Wesen ist ;) Ich muss gestehen, dass ich mit der Nennung der Schildwolke davon zwar auch schon abgewichen war, aber generell fände ich es doch wünschenswert, wenn wir nicht zuviel als bekannt voraussetzen. Denn es ist ja doch mit eines der Hauptziele dieses Threads die markantesten Teile der freisichtigen Milchstraße mal dingfest zu machen und sie zu benennen.


"Das Great Rift "teilt" hier die Milchstraße und es war in der klarsten Nacht (Samstag) überraschend, wie weit der Seitenarm im S von beta Ophiuchi in den Schlangenträger hinein reicht, ja fast wieder die Kurve zum Hauptarm hin (serpens cauda) kratzt!"

Bei meinen Beobachtungen der letzten Woche war dieser Seitenarm immer, wie auch in der Karkoschka-Übersicht dargestellt, bei dem Sternendreieckchen 67, 68, 70 Oph beendet.

Viele Grüße
Stephan
 
Hallo Nico -
die historischen Milchstraßenzeichnungen sind sehr hilfreich. U.a. erinnert mich die Zeichnung von Pannekoek (Abb. 7) sehr an meine Beobachtung der Milchstraße im Schwan. Ich meine nämlich auch, Dunkelstrukturen in der Wolke zw. Gamma und Beta gesehen zu haben. Es ist aber gar nicht so einfach, solche Eindrücke zu "fixieren", Stichwort "indirektes Sehen". Jetzt wird's aber Zeit, dass der Himmel wieder gut wird.

Thomas

P.S. Mein Widebino 2.3x40 (25° reales Bildfeld) soll Montag oder Dienstag kommen. Kann's gar nicht abwarten, mit "Adleraugen" zu beobachten. ;)
 
Hallo Nico!

Ich habe die vergangenen Nächte mit einem 5x32 Miyauchi, und zwei 7x50 (Miyauchi (GF 9,5°)und Fujinon (GF 7,5°)) beobachtet.
Wichtig ist beim LDN 1773 ein großes Gesichtsfeld, um ihn in Kontrast zum hier doch recht schwachen Milchstraßenhintergrund zu bringen. Der waagrechte DN-teil (Pfeifenstil) ist meist (am besten) zu sehen, den Rest macht dann die Qualität der Nacht.

Die 13,2° GF des 5x32 sind nicht nur giganisch sondern auch praktisch, da dieses GF genau 3/4 einer Uranometriadoppelseite entspricht.
Ich nenne dieses Fernglas "Gaia", weil es für mich das Milchstraßenglas (für große Strukturen!) ist.
Aber für den Peifenkopfnebel langt auch schon das GF eines Standartferglases (wie etwa ein 7x50), um ihn schön zu sehen!
Er ist durch die 4 hellen Sterne (36, 42, 44, 51 Ophiuchi) leicht zu finden, aber blieb bisher meinem bloßen Auge undeutlich. Der Seitenarm des Oph. ist halt mehr oder weniger lang (schwach) und der DN auf ca. -25°!
Hierbei gleich zu einem tollen Literaturverweis - wie ich jedoch feststellen musste, kam mir Wurzelwaerk zuvor -
Slawiks Atlas ist toll, auch wenn du berechtigter weise schreibst:

"das hatte ich mir lange angeschaut, und dann aber doch nicht gekauft. Ich habe noch nie einen Himmel gesehen, der auch nur annähernd so viele Sterne gezeigt hätte, wie in den Fotos abgebildet. Also lehnt mein visueller Eindruck irgendwo in viel bescheideneren Regionen."

Ich habe dieses Buch bei meiner letzjährigen Rezension nur wegen seiner farbigen Darstellung kritisiert! Auch sind die HII-regionen der Milchstraße (da auf Film) zu hell, überbetont.
Aber man kann beim Betrachten der Bilder sehr wohl die Augen etwas zusammenkneifen und somit sehr wohl einen schlechteren Himmel simulieren, oder es in den Süden (nach Namibia...) mitnehmen.

Dein Peifennebel- und Milchstraßen-link sind toll!

"Auffallend ist eine helle Sternwolke östlich von Deneb...", ja und sie kam mir ungefähr doppelt so groß vor, wie ich nach Kartenansicht den Nordamerikanebel erwartet hätte. Anhand von Fotos und den historischen Zeichnungen (siehe Oben) sehe ich also immer noch darin bestätigt, dies nicht als Sichtung von NGC7000 zu bewerten. Den habe ich selbst unter dem besten Himmel (M13 war freisichtig zu erkennen) bisher noch nicht ausmachen können. Auch mit dem Fernglas nicht \:\( Vielleicht muss ich mir alleine wegen dem Objekt doch noch mal einen Nebelfilter (OIII?) zulegen."

Da braucht es keinen Filter (auch wenn es nicht schlecht ist einen zu haben)!
Ich hatte letztes Jahr hier im Forum einen Thread "NGC7000 für Anfänger" geschrieben (die Suche im Forum nach ihm stockt hier bei mir! Den gibt´s wohl nicht mehr, aber da es in diesen Milchstraßenthread gut reinpasst, tippe ich ihn hier also nochmals (gekürzt) ab (zum Glück habe ich ihn auf Papier!):

Abgesehen davon, dass bei gutem Himmel (also ca fst6.2) der NAN etwas 4° östlich von dem Sommerdreiecksstern Deneb, bereits mit bloßem Auge gut zu sehen ist, findet man ihn am leichtesten mit einem FG. Einzig das hier recht helle Feld der Milchstraßensterne, sowie die starke Drehung des Schwans (Deneb ist zirkumpolar) erschwert die Abgrenzung und Orientierung.
Von Deneb schwenke man (s)ein "Standartfernglas" etwas nach SO, so dass Deneb außerhalb des Gf (im NW) steht.
Geht man von eine FG-Gesichtsfeld von ca 5-7° aus, so steht NGC7000 bereits mitten darin!
Doch was sieht man zunächst?
Im W ein charakteristisches Sternpaar (56, 57 Cyg, beide etwa 5mag hell) und ein noch hellerer Stern sowohl im O (62 Cyg, goldfarben!)alsauch im S (58 Cyg), beide mit 3mag die hellsten Sterne im Gf. 57 Cyg (blau!) steht in einer Dunkelwolke (LDN935), während der westliche 56 Cyg mehr oder weniger von Nebel (Pelikannebel) umgeben ist. Die beiden hellen 3 mag-Sterne stehen in einem dunklen Bereich.
Man kann hier ein Gesicht sehen (im Atlas von Slawik übrigens auch ansatzweise, so habe ich festgestellt):
57 und 62 Cygni starren einen, wie Augen aus dunklen Höhlen an, während 58 Cyg den Mund des gleichschenkligen, nach unten weisenden Dreiecks bildet. Darunter befindet sich ein Spitzbart: Ein gleichseitiges Dreieck aus fünf 6mag-Sternen sticht mit seiner regelmäßig spitzigen Form ins Auge!
Die Dunkelgebiete um die Augen (blau und gelb) laufen nach oben (N) auseinander wie Hörner. Das Horn im W ist stärker gebogen und verläuft zu Deneb (bzw darüber hinaus), das im O ist nur etwas gebogen, aber ebenso als Horn zu erkennen.
Ich nenne diese Einstellung im 7x50 (7,5° Gf) "Das Teufelsgesicht".
Der NAN zieht sich zwischen den Augen als Dreieck von der Stirn herab, die Bucht des Golfes von Mexiko (der hellste Teil des NAN) liegt genau zwischen den Augen!
Über den Augen, schräg zur Strinmitte hin, heben sich die beiden OH 6996 und Cr428 nur schwach aus der hellen HII-Region heraus.
Bei sehr klarem Himmel spielt hier ein 7x50 seine Lichtstärke voll aus: Der W-Rand des NAN ist, da zum DN hin, schärfer angegrenzt als der O-Rand.
Natürlich kommt der NAN in meinem 6" FH, "Matamalam" (=Nachtauge), in einem Gf von nur noch gut 3,3° und mit HII-Filter nochmals ganz anders, viel heller zur Geltung!

Zu meinen Beobachtungsplätzen:

Ich wohne in Legau, zw. MM und KE.
Zu spontanen oder kurzen Beobachtungen, bin ich nur am Südrand meines Dorfes, wo ich vorgestern z.B. 21,3 (im Herkules) hatte. Ich habe das SQM-L erst seit kurzem und konnte bisher nur in einer Nacht die Bedingungen an meinem eigentlichen Beobachtungsplatz testen.
"Adelegg" (12 km von hier, bei Wiggensbach), ein Sennerhof auf 980 m ü. NN bot mir am vergangenen Samstag jene erwähnten 21,5er (=fst ca. 6,4) Himmel.

Ich schrieb:
"Das Great Rift "teilt" hier die Milchstraße und es war in der klarsten Nacht (Samstag) überraschend, wie weit der Seitenarm im S von beta Ophiuchi in den Schlangenträger hinein reicht, ja fast wieder die Kurve zum Hauptarm hin (serpens cauda) kratzt!"

Es dürfte, glaube ich irgendwo bei M 14 gewesen sein. Da habe ich nicht aufgepaßt, aber in der nächsten guten Nacht...

Du schriebst:
"Bei meinen Beobachtungen der letzten Woche war dieser Seitenarm immer, wie auch in der Karkoschka-Übersicht dargestellt, bei dem Sternendreieckchen 67, 68, 70 Oph beendet."
Ja, so weit reicht die Milchstraße quasi immer. Die OH IC 4665 und Cr 350 liegen schön in sie gebettet!

Gruss und weitere schöne Milchstrassennächte! Helmut

P.S. Bin gespannt, was Thomas zu dem 2.4x40er Glas sagen wird! Ich habe jenen Thread mit Interesse verfolgt!
 
Wieder eine Nacht unter der Milchstraße verbracht!

Am Freitag, den 4.7.08 war, um den Neumond, von 1 Uhr bis gut 3 Uhr MESZ astronomische Dunkelheit angesagt, es lohnte sich also den besseren (weiteren) Beo.-platz "Adelegg" anzufahren.

Um 23 Uhr zeigte das SQM-L schon 20,67 (Her, Cor B, U Ma) und man konnte die Teilung der Milchstraße (im Folgenden als "MO" bezeichnet), schon deutlich erkennen.
Um 23 Uhr 20 maß ich 21,00 (wiederum im Zenit), in der Libra nur 20,5.

Der große, blasse IC 4756 steht neben dem kleineren helleren 6633 schön in dem Milchstraßen-Seitenarm. Beide sind mit bloßem Auge gut zu erkennen.
Die 3 hellen Sterne von Serpens cauda, eta, ny (Oph! aber ich betrachte ihn zur Schlange gehörend) und xi (bilden eine Gerade in NO-SW-Richtung) scheinen auf den ersten Blick nicht in der Milchstraße zu liegen.
Jedoch reicht der O-Rand des Hauptarmes recht nahe an eta und ny heran!
Der (südlichste) xi steht dagegen (wie auch eta Oph) in einem Milchstraßenoval, welches sich bei eingehenderer Berachtung eher als "9" präsentiert, welche etwas nach links (O) gekippt ist.
Folgende Sterne sehe ich darin:
Im NO: ny Oph, omikron Ser
Im W: ny Ser, eta Oph (= Sabik = südlichster Eckstern der Oph-Form)
Im S, in der Lücke welche die "9" gegenüber einem Oval "0" läßt die 3 Pfeifenkopfrandsterne c (51), b (44), und theta Oph (42).

Nach N klafft eine Verbindungs-Lücke bis etwa zu M14, von wo die MO dann zu den hellen 61, 67, 68, 70 Oph ebenfalls deutlicher (heller) wird.
Im O dieser "MO-9", in der Lücke zum Hauptarm, steht gerade noch mit bloßem Auge erkennbar M23 in dem DN, dem Great Rift, welches Haupt- und Seitenarm teilt.
Die nach S auslaufende "9" schließt im Scorpion den Seitenarm wieder an den Hauptarm an.

Laut (der neuen) Uranometria, S.146 steht theta=42 Oph nicht im DN des Pfeifenkopfes. Das kann ich nicht nachvollziehen, ja sehe es ganz anders!
Deutlicher ist jedenfalls der Pfeifenstil, der bei 36 Oph beginnt und sich fast waagerecht nach O zum S-Ende des Pfeifenkopfes zieht.
Dort steht, auffällig einsam im DN, ein 6mag-Stern.

Um 0 Uhr 20 zeigt das SQM-L 21,30 im Zenit.
Ich will hier jetzt nicht auf die einstündige Beobachtung des 6888 (Crescentnebel) mit meinem 6" eingehen, aber als ich um halb zwei, nochmals den Pfeifenkopfnebel im FG betrachten will, - der Oph steht jetzt schon ziemlich tief im W - kann ich gerade noch den markantesten Teil, den Pfeifenstil erkennen.
Der Rest (hat wohl geringere Opazität?!) ist wie vom Dunst verschluckt!

Der Beo.-zeitpunkt "um die Kulmination herum" ist also, wie Thomas schon darauf hinwies, in diesem Fall sehr wichtig!

(Durch die Planung meiner Beobachtung - einmal abgesehen davon, dass ich mir immer zuviele Objekte vornehme - mit e&t, beobachte ich die Objekte automatisch meist in Reihenfolge ihres Höchststandes!Nebenbei: Nur in absoluten Ausnahmefällen - wie Milchstraßenverlauf - schaue ich unter Polaris in den Norden, wobei meine Beo-plätze auch auf S geeicht sind!)

Auf den Schlangen-DN B 72 habe ich übrigens bisher noch nicht geachtet, aber die kommende Nacht scheint dunkel....

Gruss, Helmut, der heute auch seinen Dobson wieder einsatzbereit hat!

P.S. Habt ihr eigentlich, nach "Albireo-Art" eure Instrumente getauft? Wahre Begleiter......
 
Hallo Helmut!
Das sind jetzt schon 2 Berichte mit wahnsinnig vielen Details. :respekt: Du hast auch einen gewaltigen Informationsvorsprung. Deshalb fällt es mir auch sehr schwer, dir zu folgen. Trotzdem versuch ich's aber. Bevor ich also selbst von meinen Beobachtungen berichte, werde ich erstmal deine Berichte kommentieren um dabei auch gleich etwas zu lernen. ;)

@LDN 1773: Da ist wohl die Bezeichnung "Pfeifennebel" (statt Pfeifenkopfnebel) üblicher. Leider steht der ja schon etwas weiter westlich und (um 0:00) auch nur etwa 13° über dem Horizont. Da ich außerdem immer von "Osten nach Westen" beobachte, hatte ich noch keine Chance ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Stattdessen habe ich mir Dunkelnebel im Schwan / Eidechse vorgenommen.

@Seitenarm im Ophiuchus (und Scorpius). Der scheint nur recht schwach zu sein. Meinst du also, dass der durchgängig ist, also von diesem kleinen Dreieck im Schlangenträger (bei IC 4665) weiter bis runter zum Skorpion (bei Antares) verläuft? Auf den Karten sieht es eher so aus, als wenn sich das Milchstraßenband im Schützen (auf Höhe M16) nach Westen Richtung südl. Schlangenträger verdickt, mit einer Einbuchtung südl. nu Oph. Vielleicht habe ich in deinem Bericht auch etwas die Orientierung verloren. ;) Ich weiß nicht, ob ich mir dieses Gebiet vornehmen soll, da es mir etwas zu tief und zu weit westlich liegt.

@IC 4756, NGC 6633: Die beiden wirken sehr schön im FG, da sie beide ins Bildfeld passen. Der Vergleich hinkt zwar, aber ich fühle mich etwas an H+chi erinnert. Beide "gingen" freisichtig, wobei 6633 wohl etwas schwieriger, weil kleiner und von vielen Sternen umgeben. IC 4756 war einfacher. Ich sah dort eine kleine Milchstraßenwolke, als Ausläufer bzw. Ausbuchtung des Milchstraßenbands. Im FG entpuppte sich das dann als Sternhaufen.

Barnard 72 (LDN 70). Bei Theta Oph, nicht? Mann, den hätte man auch vor einem Monat schon beobachten sollen! Ich werd' die Ophiuchus-Dinger aber doch mal probieren, eh sie ganz verschwunden sind. Es könnte aber sein, dass Bäume den Blick versperren...)

So, das war's erstmal an Kommentaren. Du zwingst einen ganz schön zur Arbeit, Helmut. ;) Jetzt muss ich mich erstmal erholen. Mein Beobachtungsschwerpunkt lag in den letzten Tagen auf Schwan, Eidechse und Cepheus (um mu Cep). (Da werde ich heute noch von berichten.) Vielleicht ein Fehler, da die uns ja die nächsten Monate noch begleiten werden und andererseits Schütze, Skorpion und Schlangenträger immer schwieriger werden. Andererseits wollte ich den fantastisch transparenten Himmel für Beobachtungen hoch am Himmel nutzen - wer weiß, ob uns das gute Wetter erhalten bleibt?

Thomas

 
Hallo Helmut,

sei mir bitte nicht böse, aber deine komplexen Beschreibungen lesen sich für mich stellenweise so, als wolltest du uns das "Schuhezubinden" mit Worten erklären ;)
Anschaulicher wäre doch da eine kleine Skizze. Hast du mal versucht die Sternenlkarte (PDF) auszudrucken? Genau für solchen Zweck hatte ich die nämlich gemacht und in's Internet hochgeladen, damit es für alle hier erleichtert wird, die eigenen Beobachtungen in einem galaktisch orientierten Rahmen einfach zu skizzieren.

Falls du keine Möglichkeit hast, eine von Hand gemalte Skizze einzuscannen oder abzufotografieren, so kannst du auch mal probieren es auf dem PC mit einem einfachen Malprogramm (zur Not tut es sogar Microsoft Paint) mit diesem Bild als Ausgangspunkt:

Link zur Grafik: http://img58.imageshack.us/img58/3819/milkyscocygbx9.png

Viele Grüße
Stephan

PS. Für meine obigen Milchstraßen-Skizzen habe ich ein Programm (GIMP) verwendet, welches verschiedene Ebenen unterstützt. Damit kann man die Sterne als transparenten (fixen) Fordergrund über die eigentliche Zeichenebene legen, was die Arbeit sehr erleichtert.
 
Noch eine Anmerkung:

Hier: http://www.perseus.gr/Astro-Milky-Way-20050710.htm ist eine schöne Übersicht über den Bereich zwischen Schildwolke und großer Sagittarius-Wolke. Man sieht auch gut eine ziemlich helle Wolke um Gamma Scuti. Das war also keine Einbildung von Stephan. Ich konnte diese Aufhellung gestern auch gut beobachten.

Thomas

 
Noch eine Info zum Kohlensack: Auch Barnard nennt (in der Einleitung zu seinem Buch) das Gebiet nordöstlich von Deneb, d.h. in etwa auf halbem Weg zwischen dem Nordamerikanebel und dem Granatstern mu Cephei den nördlichen Kohlensack! Und passt ja auch wirklich gut - ein großes schwarzes Loch in der Milchstraße. Meine Aussage bzgl. B168 stimmt nicht. Der "Riss in der Milchstraße" ist ein dunkles Band, das bei einer H-Alpha-Region in der Nähe des Sterns 68 beginnt, nördlich verläuft und in diesem Kohlensack mündet.

BTW: In diesem Kohlensack gibt es keinen Barnardschen Dunkelnebel aber eine ganze Reihe großer Lynds'-Dunkelnebel.

Thomas

P.S. Ich werde diesen Kohlensack jetzt, wie andere auch, den nördlicheren Kohlensack nennen. ;)
 
Hallo Stephan
und alle anderen aktiven Milchstrassen-Beobachter,
Zitat von Stephan_T:
Vielleicht können wir auf diesem Weg ja mal einen Astrofotografen dazu animieren, mit deutlich geringerer Belichtungszeit Bilder zu schaffen, welche dem visuellen Eindruck etwas näher kommen. Mir sind bisher zumindest keine bekannt.

Es gibt noch eine Möglichkeit, die Milchstrasse zu beobachten, die wenig bekannt ist. Passend zu den jetzigen Vollmond-Nächten hier mein Hinweis:

Ich betreibe die Astrofotografie nur mit sehr bescheidenen Mitteln. In der berühmten Nacht vom 30.Juni 2008 (die Nacht mit den guten Sichtbedingungen) habe ich Aufnahmen gemacht mit einem 50mm Objektiv, Belichtungszeit 3 Minuten. Das Sternbild Schwan passt in etwa in eine solche Aufnahme. Das Resultat war beeindruckend!

Ich benutze altmodische Analog-Kameras. Ich bekomme Farb-Dia-Aufnahmen, also Dia-Positive. Diese Dias rahme ich mir. Dann lege ich sie unter eine Stereo-Lupe. Geeignet sind Vergrösserungen 10x, 20x oder 30x. Solche Stereo-Lupen gibt es in der "Bucht" für etwa 150.-Euro mit Stativ.

Der Eindruck, den man erhält, entspricht den Gesichtsfeldern von Ferngläsern. Bei der Lupen-Vergrösserung 10x hat man mindestens das Gesichtsfeld des von Thomas gewünschten Opernglases, eigentlich noch viel mehr! Bei der Beobachtung tue ich alles, was man unter freiem Himmel auch tut. Ich dunkle das Zimmer ab, wegen der Dunkeladaption. Es lohnt sich! Der Eindruck ist mit der Betrachtung am Bildschirm oder von Farb-Papier-Bildern nicht zu vergleichen. Ich sehe bisher auch keinen Sinn darin,meine Bilder ins Netz zu stellen.

Ausserdem habe ich die Milchstrasse bisher nicht so systematisch und aufmerksam beobachtet wie die Leute dieses Threads. Aber vielleicht hat jemand von Euch eine
solche Stereo-Lupe? Bei den aktiven Beobachtern hätte ich kein Problem. Ich habe einige Dias "doppelt". Ich könnte solche Dias ohne Bedenken monatelang an Interessenten ausleihen.

Viel Erfolg bei den weiteren Beobachtungen wünscht
Joachim



 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben