Sonne 17.1.23

Himmelsguckerin

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

heute hatte ich die Gelegenheit, ca. eine Stunde lang bei allmählich dichter werdender Schleierbewölkung im eisigen Wind zu sitzen und die Sonne zu zeichnen.

Das Ergebnis ist wieder mal nicht ganz so geworden, wie ich es gern hätte. Es ist halt auch gar nicht so einfach, wie man meinen könnte. Angefangen von der Position der Flecken über ihre Form und Größe bis hin zu den unterschiedlichen Helligkeitsschattierungen ginge das alles noch viel genauer - und hübscher. Da fehlts halt an der Übung. Außerdem waren am Ende meine Finger steifgefroren. Trotzdem möchte ich euch die Zeichnung zeigen.

Sie entstand an meinem 60/700er mit dem 15 mm Okular. Was auch immer das für eine Vergrößerungsstufe sein mag. Da ich einen Zenitspiegel benutze, ist das Bild seitenverkehrt. Wo Norden ist, kann ich euch auch nicht sagen. Aber anhand eines beschrifteten aktuellen Fotos im Internet konnte ich die Fleckengruppen mit ihren Nummern versehen.

Beim Zeichnen ging ich so vor, dass ich zuerst die großen Flecken positionierte und nur grob andeutete, damit sie alle ungefähr an der richtigen Stelle saßen. Anschließend zeichnete ich nach und nach die kleineren Gruppenflecken und die Fleckengrüppchen zwischen den großen mit dazu. Dann versuchte ich, die Umrisse der größeren Flecken und ihre Umbren möglichst genau zu zeichnen. Für all das benutzte ich einen Bleistift mittlerer Härte. Zuletzt malte ich die dunklen Umbren mit einem weichen Bleistift kräftiger nach.

Das Fackelgebiet links unten hab ich nur angedeutet. Um die Strukturen dort einigermaßen genau aufs Papier zu bringen, hätte ich nochmal eine Stunde gebraucht. Dafür war es mir aber zu kalt. Außerdem wurden die Wolken dichter und ich konnte zunehmend weniger Details erkennen.

Sonne 17-01-23.jpeg


Herzliche Grüße - und uns allen möglichst bald wieder Sonnenschein
Sabine
 
Hallo Sabine,
da hast Du eine ganz tolle Zeichnung gefertigt! Sie zeigt alle Fleckengruppen die ich heute kurz mit meinem 16x80 Steiner Fernglas bestückt mit visueller Sonnenfilterfolie sehen konnte. Sie erinnert mich auch an vergangene Jahre wo auch ich nur die Sonne gezeichnet habe,war eine schöne Zeit!
Dir Danke fürs Zeigen und Teilen
beste Grüße
K.Heinz
www.astrokunstvanheek.de
 
Hallo Sabine,

mit deiner 47fachen Vergrößerung hast du ziemlich das gesehen wie ich bei 30fach mit einem Sonnen Prisma. Nur, dass ich nicht so schön zeichnen kann; da bin ich wirklich neidisch. Auf jeden Fall war die Sonne gestern ein toller Anblick.

Viele Grüße und ein wenig CS Gerhard
 
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für euere netten Worte - und die Vergrößerungsrechnereien. :D

Es gibt Dinge, die werd ich nie lernen...

Euch allen einen schönen Tag, viel Sonne zur rechten Zeit und klare Nächte.

:sonnig: _schnee::sternklar:

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo zusammen,

nachdem ich gestern noch einmal die Gelegenheit nutzen konnte, die Sonne zu zeichnen, hat es mich etwas kräftiger gepackt. Zum einen faszinieren mich die Flecken auf der Sonne, die sich ja von Tag zu Tag verändern. Zum anderen macht mir das Zeichnen Spaß - und ich merke dabei, dass ich noch jede Menge Übung vertragen kann.

Ich studierte die SDO-Seite der Nasa. Dort gibt es ja eine Seite, auf der immer eine tagesaktuelle Sonnenansicht gezeigt wird - unter anderem auch in einer Variante, die meinen Weißlichtbeobachtungen recht nahe kommt. Was mir allerdings fehlte, war eine Möglichkeit, Bilder der vergangenen Tage abrufen zu können, um die Veränderung der Flecken über mehrere Tage hinweg nachvollziehen zu können. Nach längerer Sucherei fand ich dort dann eine Unterseite, auf der man Videos der Sonnenansichten vergangener Tage abrufen kann. So konnte ich Standbilder aus diesen Videos gewinnen, auf denen die Entwicklung der Sonnenfleckenüber mehrere Tage nachvollziehbar ist.

So weit, so schön. Aber ich wollte das Ganze ja zeichnerisch festhalten. Schnell war mir klar, dass es ein zu großes Unterfangen werden würde, gleich die ganze Sonne über mehrere Tage hinweg zu zeichnen. Gerade, weil dort im Moment halt auch soviel Kleinzeugs unterwegs ist. Ich wollte es ja möglichst detailliert versuchen. Also beschränkte ich mich auf den "dicken Brummer" (Nr. 3190).

Damit die Zeichnungen auch einigermaßen maßstabsgetreu und von der Größe her vergleichbar würden, bastelte ich mir aus Wollfäden ein verschiebbares Raster von 3 x 3 cm über meinen Bildschirm und passte es an den auf knapp 200% vergrößerten Fleck des Nasa-Fotos an:

1674243455797.png

(Urheberrechtsangaben: Courtesy of NASA/SDO and the AIA, EVE, and HMI science teams; Screenshotquelle: https://sdo.gsfc.nasa.gov/assets/img/latest/latest_1024_HMII.jpg)

Und dann zeichnete ich den Fleck in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien über mehrere Tage hinweg von den Fotos ab. Dabei war mir wichtig:
  • den Blick dafür zu schulen, welche Zonen so ein Sonnenfleck besitzt (Umbra, Penumbra, Außenbereiche), wie sie strukturiert sind, wie klar sie sich voneinander abgrenzen und wie ihre Helligkeiten sich unterscheiden;
  • die Veränderungen dieser Zonen über mehrere Tage festzuhalten;
  • das alles möglichst genau auf Papier zu bringen;
  • und einfach das Zeichnen von Sonnenflecken zu üben
Hier das Ergebnis (Zeichnungen nach Vorlage von SDO-Fotos, keine eigenen Beobachtungen):

Sonnenfleck-Experiment.png.jpeg


Nun, fotografisch genau dokumentieren die Zeichnungen die Entwicklung des Flecks nicht. Ich hätte es auch gern exakter hinbekommen. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und Übung gebracht. Man kann schon erkennen, wie sich der seitliche Ausläufer der großen Umbra des Hauptflecks mit der Zeit weiter nach außen geschoben hat. Und dass sich vor allem in der Umgebung links vom Hauptfleck sehr viel verändert hat. Die kleinen Fleckengrüppchen sind zahlreicher geworden und weiter auseinandergedriftet. In den letzten beiden Bildern sieht man, wie sie blasser werden und sich auflösen.

Bei den ersten beiden Bildern befindet sich der Fleck noch nahe am Sonnenrand. Dadurch wird er perspektivisch etwas gestaucht. Interessant ist, dass die ihn umgebenden Fackelgebiete dort in den Randbereichen noch gut erkennbar sind. Je weiter der Fleck sich vom Rand entfernt, desto weniger kann man von den Fackeln sehen.

Am 19. 1. waren rechts vom Hauptfleck (schon einen Rasterfaden weiter nach rechts) ein paar kleine Fleckchen entstanden, die einen Tag später nicht mehr da sind.

Vor allem am unteren Rand der Penumbra des Hauptflecks veränderte sich viel. Dort franste sie erst immer weiter aus, und zum Schluss löste sich das "Ausgefranste" fast komplett auf.

Am oberen Rand der Penumbra gab es immer wieder winzige dunkle Sprenkel, die entstanden und wieder verschwanden.

Der Hauptfleck hat sich zwar in seinen Details über die Tage etwas verändert, ist aber für diesen langen Zeitraum (finde ich) in seiner Größe und Form recht stabil geblieben, zumindest nicht auseinandergerissen - was ich ihm schon zugetraut hätte.

Insgesamt war es ein interessantes Projekt, bei dem ich wieder einiges dazulernen konnte.

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo Sabine ,

Wirklich sehr beeindruckend.Tolle Idee . Ich beobachte auch sehr häufig die Sonne und zeichne die Flecken . Aber so toll bekomme ich das nicht hin.

CS

Markus
 
Hallo Markus,

na, Du brauchst Deine Sonnenfleckzeichnungen aber auch nicht zu verstecken. Sie gefallen mir gut. Und ich weiß ja aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, das alles auch so aufs Papier zu bringen, wie man es möchte.

Was mir auf Deiner linken Zeichnung besonders gut gefällt, ist Dein Kommentar: "größter Sonnenfleck, den ich bisher gesehen habe" (war auch mein größter ;)). Solche Notizen geben dem Ganzen etwas Persönliches.

Vielen Dank, dass Du Deine Zeichnungen hier zeigst.

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo Sabine,

Vielen Dank für deine liebe Worte. Meine Beobachtungsbücher sind eigentlich Beobachtungstagebücher, mit Datum, Uhrzeit, Wetterlage , Zeichnungen und auch Beschreibungen wie Objekte im Okular gewirkt haben .Daher auch manchmal diese Kommentare zu dem was ich beobachtet habe. Da ich häufig Sonnenflecken beobachte hat mich dieser wirklich beeindruckt.

Liebe Grüsse und CS

Markus
 
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