Spiegeloptik mit "Farbfehler"

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Harald_M

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Hallo!


Von den Russenmaks (MN, MC) wird gesagt, dass sie das Bild leicht gelblich einfärben.
MLudes hat mal gepostet, dass das an der besonders hohen Reflektivität der Spiegel liegen soll.

Bei dem Televue Everbright Zenitspiegel habe ich auch den Eindruck, dass der einen ganz leichten warmen Farbton ins Bild bringt.

Der William-Zenitspiegel scheint hingegen einen eher kalten Farbton zu erzeugen.

Ich habe vor kurzem Orion wegen ihrer Hilux-Vergütung angemailt und gefragt, ob diese absolut farbrein sei.
Die Antwort war: JA!


Meine Frage ist nun: Wie kann es überhaupt sein, daß eine Spiegeloberfläche einen "Farbfehler" in Form einer leichten Einfärbung des gesamten Bildes bewirkt?

Ist so ein Farbfehler eine zwingende Folge einer hohen Reflektivität oder läßt sich der Farbfehler durch eine andere Spiegelbeschichtung vermeiden?
(Orion hat das nach eigenen Angaben geschafft.)


Gruß Harald
 
Hallo Harald,
wie gesichert ist diese "Erkenntnis" vom Markus?
Habe mal eben den 10" vom SN mit 97% mit dem 6" MN68 Spiegel verglichen. Bei Tageslicht reflektieren beide absolut farbrein, jedoch zumindestens OHNE Farbverschiebeung.
Kann es nicht sein, dass eine evtl. Farbverschiebung durch die M-Linse oder S-Platte (wie an meinem SN) kommt? Wenn ein Spiegel alle Farben des Spektrums gleichwertig wiedergibt, dann ist dieser farbrein, egal ob 5% oder 95% Reflexion. Damit ein Bild "warm" eingefärbt werden kann, müsste der Grün-/Blauanteil ja vom Spiegel absorbiert werden, umgekehrt wenn ein Bild "kalt" eingefärbt wird. Aber dass es an der Reflexion liegen soll????? Färbung ist immer mit einer Filterfunktion gleichzusetzen, aber dass die Reflektivität als Filter dienen soll?
Echt unwahrscheinlich <img src="/phpapps/ubbthreads/images/icons/cool.gif" alt="" />
So long
Nikita

PS: mir fällt gerade ein, dass manche Spiegel mit einer Quarzschicht versiegelt werden. Diese könnte dafür verantwortlich zeichnen, aber mein erster Tipp wäre entweder die Schmidtplatte oder die Meniskuslinse als "Übeltäter" für eine mögliche Einfärbung. Nicht zu vergessen die verwendeten Okulare. Wenn zu viele beschichtete Flächen zusammenwirken, wer weiss dann schon wirklich, was in der Summe dies für eine Farbverschiebung ergeben kann.........denn ganz ohne kann es nicht sein.
 
Hi Nikita,

wenn Du Dir schonmal Reflexionskurven von Spiegeln angeschaut hast, dann sieht man sehr wohl, daß die Reflektivität je nach Wällenlänge unterschiedlich ist. Hier kommen durchaus absolute 5% Unterschied zu stande. Spiegelhersteller sind schon stolz darauf, wenn ihre Verspiegelung zwischen 300 und 650nm stetig über 90% bleibt.
Je kurzwelliger das Licht wird, desto schwieriger wird es für die dünne Spiegelschicht. Viele Spiegel brechen im UV-Licht völlig ein, was Galaxienfotografen (zumindest chemisc) schon bemerken. Was aber im UV krass ist, zeigt sich schon im sichtbaren Bereich im violetten und blauen. Und auch zum roten hin fällt manche Verspiegelung wieder ab, wenn sie auf die grüne "Hauptwellenlänge" für unser dunkeladaptiertes Auge abgestimmt ist.

Und eben darum ist die Wirkung auch die eines Filters - bestimmte Wellenlängen werden betont, manche abgeschwächt.

Clear Skies
Sven
 
Hallo Sven,
die Kurven kenne ich, aber 5% sind je nach Lichtintensität und Wellenlänge eigentlich deutlich unter der Wahrnehmungsschwelle.
Hier jedoch ein etwas anderer Ansatz von einem bekannten russischen Optik-Hersteller:
__________________________________________________________
We don't use the oxigen in the coating process as we spray dioxides. In our case the yellow color is not due to the partial oxidation of zirconium and silicon but due to the wavelength characteristic of interference antireflecting coating transmission on to the aluminum. In order to provide the maximum integral reflection, i.e. 96% in visible spectrum, the maximum reflection is being moved to the 500 nm wavelength area. This gives a slight yellow color.

We can move the maximum reflection to the 480 nm wavelength area but then the integral reflection would be reduced till 93%. In this case the yellow color will disappear but the blue one will appear.
__________________________________________________________

Das klingt plausibel <img src="/phpapps/ubbthreads/images/icons/cool.gif" alt="" />
So long
Nikita
 
Hi Nikita,

so weit ich das sehe haben Sven und Du den gleichen Ansatz -> in einem bestimmten Bereich soll eine maximale Reflektivität erreicht werden. Dafür werden andere Bereiche ausgespart.

Gruß Jochen
 
Spiegel mit wellenlängenspezifischer Reflektivität

Hallo Nikita,

bereits die üblichen zum Verspiegeln benutzten Metalle Aluminium und Silber haben nicht für alle Wellenlängen konstante Reflektivität und bewirken somit schon eine eventuell merkliche Einfärbung („Farbfehler“ ist der falsche Begriff, weil damit eine für verschiedene Wellenlänge axial oder lateral unterschiedliche Bildlage gemeint ist, die sich in Farbsäumen äußert).

Viel größeren Einfluß jedoch haben die dünnen Schichten über der Silber- oder Aluschicht, die zur Erhöhuing der Reflektivität und zum mechanischen Schutz dienen. Denn diese Schichten funktionieren nach dem Interferenzprinzip, bei dem es auf die Schichtdicke relativ zur Wellenlänge ankommt. Eine einzelne Schicht kann also hinsichtlich Reflektivitätserhöhung (bzw. Tansmissionserhöhung bei Linsen) und Absorptionsminderung immer nur für eine bestimmte Wellenlänge optimiert sein, während sich für kürzere und längere Wellenlängen etwas schlechtere Eigenschaften ergeben. Nun kann über mehrere Schichten der Bereich niedrigster Absorption über einen etwas weiteren Wellenlängenbereich ausgedehnt werden, aber eben nicht völlig konstant von 380 nm bis über 700 nm (ideal wäre bis 750 nm). Wie Sven schon sagte, ist eine Welligkeit in einer 5%-Toleranzzone (zwischen 95% und 100% Reflektivität) schon eine gute Leistung. Und Deine Meinung, daß 5% unter der Wahrnehmungsschwelle läge, ist leider völlig falsch. Unter der Wahrnehmungsschwelle liegt das wohl hinsichtlich des feststellbaren Helligkeitsunterschieds, nicht jedoch hinsichtlich der resultierenden Farbänderung. Ich würde hier auch nicht von Farbverschiebung reden, denn „verschoben” wird hier nichts, schon gar nicht eine Wellenlänge. Es ist nur so, daß das Auge hinsichtlich der aus einer Mischung verschiedener Wellenlängen resultierenden Summenfarbe (Mischfarbe) sehr kritisch ist, und zwar um so mehr, je näher die Mischfarbe an der Weiß-Schwarz-Achse liegt, also speziell für sog. neutrale Farben von Weiß bis Grau (das kennt jeder, der selbt Farbfotos im Labor vergrößert).

Manche Hersteller höchstreflektierender Spiegel versuchen im Interesse bester Reflektivitätewerte (die sich in den technischen Daten gut machen, zu einer maximalen Reflektivität dort zu kommen, wo auch das Auge am empfindlichsten ist, um bei der sog. V-Lambda-Bewertung beste Ergebnisse zu erzielen. Das Ergebnis sind dann leicht warme (gelbliche) Töne.

MfG Walter E. Schön
 
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