lukeflo
Aktives Mitglied
Hallo Johannes,
danke für deine detailiierten Ausführungen. Ich gehe gerne auf einige der von dir genannten Punkte ein; es gibt nicht viel schöneres als eine fachliche Diskussion
Wie bereits vormals geschrieben, denke ich, es gab regional und zeitlich variierende Bezeichnungen der Einzelsterne in antiker Zeit. Beweisen in Form von schriftlichen Quellen kann ich das nicht und man muss natürlich nicht dieser Meinung sein. Ich komme zu diesem Schluss v.a. durch das Heranziehen der Forschung zur Oral Tradition und dem aktuellen Verständnis, wie (ein allumfassendes "wie") die antiken Griechen ihr kollektives bzw. kulturelles Gedächtnis generierten; was natürlich kein wissentlicher, sondern in erster Linie ein im Hintergrund ablaufender Prozess gewesen ist.
Gruß
Florian
danke für deine detailiierten Ausführungen. Ich gehe gerne auf einige der von dir genannten Punkte ein; es gibt nicht viel schöneres als eine fachliche Diskussion
Das ist natürlich die Crux mit der Oral Tradition. Doch gerade der (ausufernde) Themenkomplex der homerischen Epen - ihre Enrstehung, Fixierung, Kanonisierung, Verschriftlichung etc - hat zu einer äußerst intemsiven Beschäftigung der Altertumswissenschaften mit ebendieser mündlichen Tradierung geführt. Mit dem Ergebnis, dass, etwas allgemein formuliert, davon ausgegangen wird, viele der Geschichten, Legenden sowie Mythen aber auch der Normen, Regeln und Deutungskonzepte wurden lange Zeit mündlich weitergegeben; z.T. bis, z.T. auch noch während und nach ihrer Verschriftlichung. Konkrete Hinweise darauf sind halt schwierig zu finden. Das ist schon alleine der lückenhaften Quellenlage geschuldet. Wobei dann auch zu fragen wäre, ab wann genau ein Hinweis "konkret" ist.Natürlich kann man solche mündlichen Traditionen immer postulieren, aber ohne konkrete Hinweise bleibt das bloße Spekulation.
Dies schließt sich an die vorhergehenden Ausführungen an. Spuren hinterlassen haben sie sicherlich. Doch diese "konkret" aufzuspüren, darin liegt die Schwierigkeit. Oftmals ist es schlicht unmöglich. Es ist viel mehr unser heutiges Verständnis, wie Gemeinschaften Erinnerungen erschaffen, die uns einigermaßen Sicherheit gibt, dass die Oral Tradition diesen Einfluss hatte.Man sollte meinen, daß eine solche mündliche Tradition in irgendeiner dieser Schriften ihre Spuren hinterlassen hätte.
In den Quellen, die bis zu uns überdauert haben, gibt es diese für antike Zeiten auch nicht. Meine Vermutungen fußen daher lediglich auf Hinweisen aus den Quellen, den oben genannten Annahmen zur Tradierung von Wissen sowie meiner persönlichen Kenntnis des Forschungsstandes. Achatius eingangs gestellte Frage ganz definitiv samt Beweis für die Antike zu beantworten, ist unmöglich. Ich möchte lediglich ein Deutungsangebot stellen.Bisher habe ich aber nirgendwo in der antiken Literatur jene feste Zuordnung von Einzelsternen und Eigennamen gefunden, die Achatius sucht.
Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass ein solches existiert. Die Zeit zwischen dem 4..und dem 12. Jh. u.Z. (ganz grob eingeteilt) ist nicht gerade für eine besonders vielschichtige Tradierung von Wissensinhalten bekannt; auch wenn die ältere Vorstellung des "finsteren Mittelalters" wohl ad acta gehört. Oftmals wurden eben nur die "neuesten" Texte abgeschrieben und so hat dann z.B. Ptolemaios überdauert, Hipparchos aber nicht...Für ein Fortleben einer solchen postulierten Tradition bis in die Neuzeit haben wir bisher noch keine Anzeichen gefunden.
Man könnte diesen Hinweis aber vielleicht auch so lesen: Wenn die beiden Sterne an den Enden des "Pleiaden-Spektrums" nachweislich benannt waren, ist davon auszugehen, dass selbiges auch für die anderen 5 Sterne anzunehmen ist. Zudem spricht eine Benennung des siebten Sternes ja auch dafür, dass tatsächlich weitläufig 7 Sterne bekannt waren und Aratos' Annahmen eher die Ausnahme der Regel darstellt.Was die antike Literatur hinsichtlich der Benennung der Einzelsterne hergibt, ist (nach meiner bisherigen Recherche) nur dies:
- der hellste Stern (unsere „Alcyone“) heißt „Maia“ (so Cicero und Vergil).
- Der siebte Stern, den man manchmal nicht sieht, heißt „Elektra“, oder bei Hyginus „Merope“ (bei uns kommen dafür die beiden Sterne „Celaeno“ oder „Asterope“ in Frage).
Mit eindeutigen Belegen ist das - allein überlieferungstechnisch - so eine Sache bezüglich der Antike. Vielleicht hat Hipparchos seitenlang über die Pleiaden geschrieben, nur Ptolemaios hat es nicht übernommen. Wir werden ea niemals erfahren. Und beim zweiten Teil stellt sich ebenfalls wieder die Frage, wie "konsequent" die Zuordnung denn sein muss. Selbst in der FNZ hab es ja noch Wackler.Solange kein Beleg für das Gegenteil auftaucht, glaube ich, daß eine Einzelbenennung der Pleiadensterne erst im teleskopischen Zeitalter konsequent durchgeführt worden ist.
Wie bereits vormals geschrieben, denke ich, es gab regional und zeitlich variierende Bezeichnungen der Einzelsterne in antiker Zeit. Beweisen in Form von schriftlichen Quellen kann ich das nicht und man muss natürlich nicht dieser Meinung sein. Ich komme zu diesem Schluss v.a. durch das Heranziehen der Forschung zur Oral Tradition und dem aktuellen Verständnis, wie (ein allumfassendes "wie") die antiken Griechen ihr kollektives bzw. kulturelles Gedächtnis generierten; was natürlich kein wissentlicher, sondern in erster Linie ein im Hintergrund ablaufender Prozess gewesen ist.
Gruß
Florian