Streulichtschutz für Dobson wirklich wichtig?

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TaurusM45

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Hallo zusammen,

ich überlege gerade, ob ich mir einen Streulichschutz für meinen Orion 16" Gitterrohrdobson zulegen soll.
Ist das sinnvoll und merkt man den Unterschied überhaupt?

Vielen Dank schon mal für eure Antworten
 
Kommt drauf an ob Streulicht ein Problem ist. Ich selber sehe beim Gitterrohrdobson eine Streulichtsocke auch als Gewissen mechanischen Spiegelschutz.

Gruß Horst
 
Hallo Andreas,

bei Newtons allgemein gilt, dass man beim Blick durch die leere Okularauszughülse neben den Spiegeln nur schwarze Blenden und keinen Himmel sehen darf. Das gilt auch für dunkle Beobachtungsplätze, da die natürliche Himmelshelligkeit ebenfalls Streulicht erzeugt. Das Streulicht wirkt um so schädlicher, je dunkler das Bild ist, also je höher die Vergrößerung bzw. je kleiner die Austrittspupille.

Die Wirkung kannst du selbst austesten: Ein schwaches Deep Sky Objekt bei ca. 250-400 facher Vergrößerung einstellen und provisorisch eine große dunkle Pappe gegenüber dem OAZ halten.

Ich nehme an, du beziehst dich auf deinen 16" Orion SkyQuest Dobson laut deiner Signatur? Ich sehe, dass dieser einen recht flachen Hut hat. Ohne zusätzlichen Streulichtschutz nach unten UND nach oben scheint am Fangspiegel und Hut vorbei der freie Himmel hinein. Nach unten braucht es eine Blende oder Socke, nach oben eine Blende.

Siehe auch aktuelles Thema im Nachbarforum:
 
Moin zusammen!
Ist das sinnvoll und merkt man den Unterschied überhaupt?
Hmm, eigentlich ist so eine Streulichtsocke ja eine Art Pseudovolltubus für Gitterrohrkonstruktionen. Die Vorteile des Volltubus sind klar: Streulichtschutz (besonders in Wohngegenden mit ja leider immer mehr nächtlichen Beleuchtungen), Schutz des Spiegels vor Schmutz (hier besonders Flugstaub und Pollen auf dem Feld), Schutz vor Feuchtigkeit. Mit einer guten Socke holt man sich diese Vorteile ans Gitterrohr.

Meine "Sockenerfahrung" rührt von meiner damaligen Lightbridge 16 her. In meiner streulichtreichen Umgebung war ich über den dort fehlenden Konstrast doch überrascht. Die beigelegte Socke war wirklich nicht gut. Bei Änderung der Temperatur und/oder der Luftfeuchtigkeit während der Beobachtung verlor sie die Spannung, rutschte oben und unten weg und ragte dann innen deutlich in den Strahlengang, was wie eine Verkleinerung der Öffnung wirkte. Damalige Sockenangebote überzeugten mich nicht, Textil wollte ich wegen der Feuchtigkeit schon gar nicht.

Also Socken-Selbstbau. Objekt der Begierde war ein im Baumarkt in Meterware angebotenes schwarzes Wachstuch. Eine Seite Hochglanz, die andere rauh und matt. Perfekt! Wie bei einer Taukappe, außen möglichst reflektierend, innen optisch absorbierend. Befestigt habe ich das Wachstuch mit am Teleskop oben und unten angeklebtem Klettband. So blieb es auch ohne Gummi immer gespannt, die matte Innenseite wirkte beinahe wie ein mit Veloursfolie ausgekleideter Volltubus. Das Drumherumrollen dauerte nur ein paar Minuten.

Die Unterschiede beim Beobachten waren enorm! Am Planeten ein deutlich erhöhter Kontrast, bei Deep-Sky tauchten Galaxien auf, die vorher gar nicht sichtbar waren, ebenso mancher Abell-PN.

cs, volker.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

das Thema Streulicht wird an allen möglichen Stellen gerne vergessen.

Wie Stathis schreibt, der Himmel bringt selbst Streulicht mit, je nach dem wie dunkel er ist mehr oder weniger - und das wirkt sich bei allen Optiken aus, nicht nur wenn weit vorn eine Linse oder Schmidtplatte ist.

Insofern verdient dieses Thema für alle, vom Newton über die Katadiopter bis zum Linsenfernrohr/Objektiv sorgfältige Betrachtung.

Dass was teils mitgeliefert wird ist meistens viel zu kurz. Abgesehen dass wo kein Streulicht reinkommt auch keine Abstrahlung stattfindet und die Betauung stark gehemmt wird!

CS
Jörg
 
Das Streulicht wirkt um so schädlicher, je dunkler das Bild ist, also je höher die Vergrößerung bzw. je kleiner die Austrittspupille.
Danke, Stathis, für diesen interessanten Hinweis, das hab ich mir bisher noch gar nicht gründlich überlegt und dachte sogar das Gegenteil... _jungeschlagen:

:unsure:Stimmt natürlich, je kürzer die Brennweite des Okulars, desto weiter ist der Winkelbereich, aus dem Licht noch ins Okular gelangen kann und den Kontrast verschlechtert, sofern es nicht direkt vom Objektiv kommt und somit zur Abbildung beiträgt, sondern aus anderen Bereichen.

Bei maximaler Austrittspupille ist die Pupille (Blende) des Auges gerade groß genug, um alles Licht aus dem Objektiv aufzufangen und blendet alles rundherum aus, da kommt weniger Streulicht ins Bild. Außerdem ist das Bild selbst relativ hell.

Wenn die Austrittspupille hingegen bei hoher Vergrößerung nur ca. 1 mm groß ist, entspricht dies der scheinbaren Größe der Öffnung (des Hauptspiegeldurchmessers) von der Position des Okulars aus gesehen. Sei meine an die Dunkelheit angepasste Pupille des Auges dabei ca. 6 mm weit, so lässt sie alle im Okularauszug (OAZ) sichtbaren Reflexionen aus dem 6-fachen scheinbaren Durchmesser des Hauptspiegels ein :eek:, also ziemlich alles rund um den Fangspiegel und sogar Reflexionen von der Wand des OAZ.

Das Problem wird m.E. am effizientesten nicht mit einer riesigen Socke (die an sich schon auch was bringen kann), sondern mit einer (bzw. mehreren) kleinen Blende(n) sowie Velours im OAZ gelöst. Ebenso sollte der rund um den Fangspiegel sichtbare Bereich gegenüber des OAZ geschwärzt oder mit Velours ausgestattet sein, Fangspiegelkante und Halterung detto, ebenso der im Fangspiegel sichtbare Bereich um den Hauptspiegel.

Die Lightbridge-Socke, die ich am 12" habe, ist übrigens unbrauchbar, weil das mehrlagige Tuch konstruktionsbedingt innen stets massiv in den Strahlengang hineinragt. :n:

Jetzt versteh ich auch, warum ich die schönsten Aha-Erlebnisse nach Streulichttuning, z.B. beim Orionnebel, auch an kleinen Geräten, bei hohen Vergrößerungen bemerkt habe.

Danke für diese Erleuchtung und Clear Skies,
Nik
 
Bei maximaler Austrittspupille ist die Pupille (Blende) des Auges gerade groß genug, um alles Licht aus dem Objektiv aufzufangen und blendet alles rundherum aus, da kommt weniger Streulicht ins Bild. Außerdem ist das Bild selbst relativ hell.

Wenn die Austrittspupille hingegen bei hoher Vergrößerung nur ca. 1 mm groß ist, entspricht dies der scheinbaren Größe der Öffnung (des Hauptspiegeldurchmessers) von der Position des Okulars aus gesehen. Sei meine an die Dunkelheit angepasste Pupille des Auges dabei ca. 6 mm weit, so lässt sie alle im Okularauszug (OAZ) sichtbaren Reflexionen aus dem 6-fachen scheinbaren Durchmesser des Hauptspiegels ein :eek:, also ziemlich alles rund um den Fangspiegel und sogar Reflexionen von der Wand des OAZ.
Hallo Nik, diese Erklärung ist leider falsch.
Es kommt immer gleich viel Streulicht ins Okular (von Okular Eigenarten abgesehen). Halte mal verschiedene Okulare einfach so in den Himmel und schaue durch. Was du siehst, ist die gleiche Hintergrundsheligkeit.
Die Erklärung ist die: Bei großer AP ist das Bild im Teleskop sehr flächemhell, da fällt das Streulicht kaum weiter auf. Bei kleiner AP (hohe Vergrößerung) ist das Bild dunkel, da fällt das gleichhelle Streulicht mehr ins Gewicht.
 
Ein geschlossener Tubus mit Taukappe bringt auch Seeing, bzw. thermische Vorteile.
Der Körper und die Ausatmung erzeugen immer Luftturbulenzen und wenn der Wind schlecht steht, bläst er diese in den Strahlengang des Teleskops.
Beim geschlossenen Tubus mit Taukappe werden diese Luftturbulenzen um die Öffnung herum geleitet.

CS
 
Hallo zusammen,

wenn man mit geeigneten Blenden arbeitet, hat man schon eine ganze Menge gewonnen. Ich empfinde dies noch wichtiger als eine "Socke". Man darf bei der "Socke" auch nicht ganz vergessen, dass das Gerät einen erheblich größeren Luftwiderstand bietet, zumal die Angriffsfläche für Winde wächst.

Im Gelände herrschen des öfteren in freien Lagen böig auffrischende Winde vor, v.a. in höheren Lagen. Eine entspannte Beobachtung im Hochvergrößerungsbereich wird dadurch evtl. deutlich schwieriger als ohne Socke.

Man sollte dies aus meiner Sicht ebenfalls auf dem Schirm haben, es sei denn der Beobachtungsplatz ist immer nahezu windstill bzw. die Mechanik extrem robust (dann aber meist deutlich schwerer...) ;)

Viele Grüße
Werner
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kommt immer gleich viel Streulicht ins Okular (von Okular Eigenarten abgesehen). Halte mal verschiedene Okulare einfach so in den Himmel und schaue durch. Was du siehst, ist die gleiche Hintergrundsheligkeit.
Die Erklärung ist die: Bei großer AP ist das Bild im Teleskop sehr flächemhell, da fällt das Streulicht kaum weiter auf. Bei kleiner AP (hohe Vergrößerung) ist das Bild dunkel, da fällt das gleichhelle Streulicht mehr ins Gewicht.
Hi, Stathis, danke für deinen Kommentar.
Ja, das sehe ich auch so (... wenn ich durch ein Okular in den Himmel schaue). Ich denke, dass sich unsere Erklärungen nicht widersprechen, deiner Erklärung kann ich mich jedenfalls zu 100% anschließen. Vielleicht sollte ich besser mal mit einer Skizze erklären, wie ich es gemeint habe.

Jedenfalls sehr interessant, dass ausgerechnet der Hochvergrößerungsbereich empfindlicher ist, das ist für die Praxis relevant und nochmals danke für diesen Hinweis. Diese Information hatte ich noch nirgends gefunden!
LG Nik
 
Hallo Nik,
wir verwenden an unserem(n) 16-Zöller(n) stets Steulichtsocke und eine große Blende gegenüber dem Okular. Das meiste bringt in jedem Fall die große schwarze Blende, dem Okular gegenüber . Gerade beim Beobachten schwacher Objekte treiben wir großen Aufwand, unsere mühsam gewonnene Dunkeladaption zu erhalten. Die Blende hilft dabei ungemein. Manchmal reicht es, ein hellen Hintergrund, ein hell angestrichenes Haus oder einen aufgehellten Horizont gegenüber des Okulars zu haben, und die Dunkeladaption leidet bereits. Denn man schaut unbewusst auch mal am Okular vorbei, um sich zu orientieren, oder wenn man ans Okular herantritt. Dunkeladaption gehört für mich zu den A+Os der DeepSky-Beobachtung.
Und die Blenden zu den nützlichsten Hilfsmitteln.

CS

Dietmar
 
Hallo Dietmar,
ich verwende eh auch Streulichtsocken, vorausgesetzt sie hängen nicht im Strahlengang rum, Frechheit sowas zu verkaufen :mad:.

Wenn die Fläche gegenüber dem OAZ allerdings zu klein oder nicht optimal geschwärzt ist oder der OAZ innen spiegelt, dann liegt das größere Potential in der Sanierung dieser Faktoren und die Socke kann das allein nicht kompensieren, hilfreich ist sie schon, so meinte ich es. Manchmal ist auch die sichtbare Fläche unnötiger Weise viel größer als der FS, dann liegt es auf der Hand vorne im OAZ eine kleine Blende anzubringen. Wundert mich eigentlich, dass diese Dinge nicht als Zubehör verkauft werden... :unsure:

Bei mir ist es ein Prozess, das Gerät immer besser kennenzulernen, es sind meist viele Faktoren, die beim Streulicht zusammenspielen. Mein Aha-Erlebnis war: besserer Kontrast sticht mehr Öffnung.

Jetzt geh ich grad meinen 18" Starsplitter Dobsosaurier an, der auch ein paar kleinere Schwächen beim Streulichtschutz hatte. Bin schon gespannt auf die kommende Kältewelle, da können wir unsere Theorien ja praktisch anwenden ;)

Gruß, Nikolaus
 
Hallo zusammen,

ist immer wieder interessant für mich, welche Ideen zur Verbesserung hier in den Foren vorgestellt werden. Da kann man viel drauß lernen. :y:

Ich hatte bei meinem 18er eine zeitlang auch über Klettverschlüsse die Möglichkeit, matt schwarze, extra zugeschnittene Isomatten zu verwenden. Nachdem mir aber in einer sehr feuchten Nacht auf der Emberger Alm der Wassersapper unbemerkt an den Innenflächen runterlief und dann seinen Weg in die Spiegelbox und dem HS fand, habe ich wieder Abstand davon genommen.

Aus meiner Sicht war der Zugewinn an mehr Kontrast ohnehin kaum wahrzunehmen. Das Blendensystem am Teleskop ist ausreichend, um weitgehend Streulicht abzuschirmen. Am 22er habe ich momentan keine Socke o.ä., obwohl ich schon hin und wieder mal darüber nachdachte. Ich denke, bei weitgehend dunkler Umgebung ohne Störlichtquellen kann man aus meiner Erfahrung eine Socke weglassen. Verhält sich naturgemäß anders in städtischer Umgebung mit viel mehr Streulicht.

Geringere Windangriffsfläche ohne Socke ist wie oben bereits erwähnt ein weiterer nicht ganz von der Hand zu weisender Pluspunkt.;)

P.S.: Achso, klar, bei Teleskoptreffen o.ä. mit vielen Leuten drumherum ist der Schutz des HS durch eine Socke natürlich ein Thema. Darf man auch nicht vergessen....

Viele Grüße
Werner
 
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