Hallo Thomas,
als vor 2 Jahren "um die Ecke" ein Tal1M in den Kleinanzeigen auftauchte und trotz moderatem Preis nicht von alleine verschwand, habe ich zugeschlagen. Es sind tolle Geräte mit einem sehr eigenen Charme.
Ich setze ihn als Zweitteleskop neben einem alten 10" DarkStar Dobs im Garten ein
Anders als die japanischen Newtons der "114/900" Klasse ist der Tal aufgebaut wie ein Panzer. Alutubus mit mehreren Millimetern Wandstärke, eine stabile Montierung und statt Holzstativ eine Metallsäule. Da wackelt bis in höchste Vergrößerungen nix. Ich schaffe es sogar ihn am Stück rauszutragen, ist aber bei ca. 20kg nicht für jeden etwas.
Bei meinem musste ich der Montierung einen Service gönnen. Da hatten sich teilweise die winzigen Madenschrauben, die als Sicherungen dienen, eingearbeitet oder gelöst. Nichts was sich nicht mit normalem Werkzeug und zwei linken Daumen richten lies.
Am Tubus habe ich bis heute nichts gemacht. Nicht das ich nicht könnte, aber mit der Optik ist alles im Lot.
Achillesferse kann die Elektrik sein. Der 220V auf 12V WECHSELstrom Trafo ist schon etwas gewöhnungsbedürftig mit seiner isolierenden Holzplatte, aber ich bin aus den frühen 80ern Steuerungen mit 220V Eingang am Teleskop gewohnt und mit Umsicht haben das bisher alle Hobbyastronomen überlebt. Kein Grund für ein feuchtes Höschen aber für Vorsicht (da kommt bestimmt gleich ein shitstorm mit Link auf die neuesten Vorschriften...). Das hier ist ein Oldtimer und ja, man kann theoretisch auch einen Ford T mit Scheibenbremsen ausrüsten...
Der 12V Wechselstrom macht es etwas schwer Alternativen für den Trafo zu finden, im Netz findet sich nur eine Selbstbaulösung einer elektronischen Steuerung. Ob deren Bauteile noch zu finden sind?
Der Motor selbst kann Vibrationen verursachen. Als Tipp wird dann Reklamation beim Händler empfohlen
Der Motor an meinem Tal1m klingt wie ein russischer Traktor und vibriert derartig, dass es schon bei schwacher Vergrößerung sichtbar ist. Ersatz gibt es nicht, ich nutze den Tal daher in der Regel manuell, in dem ich an einem der beiden Handräder nachführe. Klappt so gut, dass ich bisher noch nicht geschaut habe warum der Motor so rappelt.
Mit dem Tal1 zu beobachten macht
richtig Spaß. Ich bin immer wieder erstaunt was man mit dem kleinen Rohr sehen kann. OK, bis weit in die 90er war das DIE Standardöffnung für Amateurteleskope und wir sind inzwischen etwas verwöhnt. Trotzdem, obwohl deutlich größere Teleskope vorhanden sind entscheide ich mich immer wieder nur mit dem Tal zu beobachten.
Ach ja Okulare. Das Steckmaß der älteren Tal ist 32mm. Die beiden Okulare (15mm, 25mm) sowie die Barlow sind sehr gut. Ich nutze auch 31,75mm Okulare, was kein wirkliches mechanisches Problem darstellt. Leider kommt man mit handelsüblichen Plössels, und Weitwinkelokularen nicht in den Fokus, der dafür zu weit außen liegt. Ich habe ein Kellner und ein Bertle Okular die passen. Man könnte umbauen (HS näher an den FS, ev. anderer OAZ) aber ich sehe den echten Gewinn nicht. Für mich ist er ein Oldtimer als "Zweitwagen" und die Originalokulare sind wirklich gut.
Preis? Schwierig, ich habe mit deutlichen Gebrauchsspuren am Lack 110€ gezahlt. Das einzige was fehlte war die Holzkiste in der die frühen Modelle geliefert wurden. Unter 200€ würde ich persönlich fast immer als fair ansehen. Aber das kommt immer auf den Zustand und die Ausstattung (Okulare, Filter, Sucher, ggf. Holzkiste) an. Wie beim Oldtimer, wenn alles passt und in top Zustand ist darf es auch etwas mehr kosten.
So, viel Text - hoffe es hilft etwas.
Wolf