Trotz Understatement: Der Herr der Ringe

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JPoepsel

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Liebe Sternfreunde,


obwohl Understatement in der heutigen Zeit scheinbar nicht mehr zum guten Ton gehört, finden sich am Himmel doch einige Sterne, die ihre wahre Natur etwas unter den Scheffel stellen. Eines der berühmteren Beispiele ist P Cygni, der es gerade mal auf eine scheinbare Helligkeit von aktuell 4.8 mag bringt – und das, obwohl er einer der hellsten, wenn nicht der hellste Stern in unser Galaxie ist. Dass er aber gleichzeitig „Herr“ von gleich zwei planetarischen Nebeln ist, scheint weniger bekannt.

Da ist einerseits der Seifenblasennebel, den wir vor 11 Jahren schon mal (damals knapp drei Monate nach seiner Entdeckung) belichtet haben, und dessen Trivialname, den wir ihm damals verpasst haben, sich scheinbar durchgesetzt hat, und andererseits Abell 69, der zwar winzig, aber trotzdem „nett anzuschauen“ ist. (Und nein, Assoziationen bzgl. nicht ganz jugendfreier Trivialnahmen spare ich mir jetzt ;-) )

Hier also unser Werk, das im Wesentlichen mit der ZWO ASI094MC Pro und vorgeschaltetem STC Astro Duo-Narrowband Filter entstand. Die 1h Ha aus 2018, damals noch mit der SBIG STL-11000 gemacht, die auf der Platte „herumlagen“, haben wir auch addiert, das Ergebnis wurde damit aber nicht viel besser...

PCygA69Ju1Small.jpg


Nähere Infos und das Bild in größer hier, das Bild in groß hier.

Wir sind positiv überrascht (nicht wirklich, ich hatte es vermutet), wie gut die ASI mit dem Duo-Filter zusammen arbeitet. Man hat halt nach 4h nicht nur 4h Ha sondern auch 4h OIII...

Wir hoffen, das Bild gefällt Euch. Die Pipe ist voll und Spoiler: als nächstes kommt ein PN, der so „frisch“ entdeckt ist, dass nicht mal klar ist, ob es einer ist. Stay tuned...

CS

Josef & Stefan & Frank (und als Gast: Max)
www.capella-observatory.com
 
Das Bläschen erfreut sich großer Beliebtheit! Gut geworden, sehr gut sogar! Gefällt mir!

Gruß
Okke
 
Hallo Josef & Team,

Das Bildchen ist grandios. Nicht nur ist es beeindruckend, welche Klarheit die Seifenblase bei nur 4 Stunden Belichtungszeit an den Tag legt. Auflösung und Tiefe des Bildes sind ingesamt klasse. Der kleine A69 ist eine tolle Zugabe.

Schön, dass das alte/neue Equipment so gut harmoniert.

Cs
Stefan
 
hallo Capellaris,

sehr interessantes Bildfeld, da tut sich ja einiges jenseits der bekannten Pfade.
Kenne P Cygni hauptsächlich wegen dessen Profil (der Spektrallinien).
Der Kerl macht ganz schön Sternwind wie man sieht!
Klasse, die Seifenblase und auch die zarten Filamente rund um P Cygni, wo gehören die denn dazu?

lg Tommy
 
Hallo Capella-Team,

eine herrliche Aufnahme dieser spannenden Himmelsregion. Neben den feinen Filamenten um P Cygni ist auch schön,
wie sich die Seifenblase von rechts in Bild schleicht.
Ich bin etwas erstaunt, wie gut diese CMOS-Farbkamera anscheinend mit dem Duo-Filter zurechtkommt.

LG
Michael
 
Hallo Capella-Team

Eine tolle Aufnahme!
Die Blase kommt auch in der kurzen Belichtungszeit sehr gut raus, genauso wie die zarten Filamente und der kleine Abell 69.
Die Kombination ASI und Duo-Narrowbandfilter scheint jedenfalls sehr gut zu funktionieren

LG
Thomas
 
Hallo Thomas, Michael, Tommy, Stefan, Hoschie und Okke,

Dank an Euch für die netten Kommentare. Und neben dem Link auf unserer HP, der zu einem Poster bezüglich des P Cygni unmittelbar umgebenden Nebels führt, habe ich hier noch einen weiteren Link zu einem Artikel, der das leuchtende Gas im weiteren Umfeld dieses außergewöhnlichen Sternes beleuchtet. https://www.aanda.org/articles/aa/pdf/2006/37/aa6039-06.pdf

Und was die dualen (HaOIII)- bzw. Triband-Filter betrifft glaube ich an eine gerade stattfindende Revolution zu Gunsten der Farbkameras, "one shot hits all" und das in hoher Qualität, ich finde das super :) .

Viele Grüße

Stefan
www.capella-observatory.com
 
Hallo Josef, Stefan und Frank,

sehr feines Bild dieser Gegend! Die Seifenblase kennt man ja noch, Abell 69 und die Filamente um P Cygni sind dann eher unbekannt. Ich staune gerade über den scheinbar hohen [OIII]-Anteil, der Blase - so sticht sie schön heraus. Eine kurze Sichtung meiner eigenen [OIII]-Bilder bestätigt das - sie bekommt einen schönen blau-grünen Rand, der sie deutlich vom roten Nebel im Hintergrund abhebt.
Lustig finde ich - da liegen meine Daten zu P Cygni 2 Jahre auf der Platte und just zur Fertigstellung kommt euer Bild. :)

LG, Markus
 
Hallo Markus,

habe Dank für die nette Rückmeldung und es ist doch schön, dass P Cygni gerade Konjunktur hat ( möglicherweise wegen eines vor Monaten erschienen SuW Artikels). Wir waren nach Hoschie die Zweiten, aber aller guten Dinge sind drei, deshalb bin ich schon gespannt auf Deine Version, vor allem weil Du ein Motiv oft in zwei Brennweiten ablichtest und präsentierst.

Viele Grüße

Stefan
www.capella-observatory.com
 
Hallo Stefan,

ja, auch P Cygni wird es mit zwei Brennweiten geben.
Da dauert das zweite Bild noch ein wenig....denn auf der "Weitfeldaufnahme" von P Cygni war NGC 6888 genau halbiert am Bildrand. So musste also ein weiteres Feld angefügt werden und wie das bei Mosaiken so ist...es wuchs und wuchs. Nun hab ich den Datensalat.. :)

LG, Markus
 
Hallo ihr Drei,

das ist wirklich ein sehr ansprechendes Bild und super umgesetzt.

Eine Frage dazu sei mir erlaubt: Ihr betreibt den Dualbandfilter ja mit f/3. Habt ihr da irgendwelche Einschränkungen bezüglich Transmission feststellen können, oder verkraften die 10nm HWB den ZWL-Shift bei f/3 noch gut?

Grüße Markus
 
Hallo Markus,


mangels vergleichender Messungen kann ich hier nur aus dem Bauch heraus antworten: f3 scheint den Duo-Filtern nicht wirklich was auszumachen. Ich denke, bei einer angegebenen Halbwertsbreite von 10nm sollte auch bei Verschiebung der zentralen Wellenlänge noch alles im „grünen Bereich“ sein.

Überhaupt finde ich es ein ziemliches Unding, dass man für diese Filter keine „echten“ Datenblätter findet. Irgendwelche angedeuteten Durchlasskurven, das war’s dann. Dafür, dass man für ein Stück Glas mit ein paar Atomdicken Metall drüber so ein Geld bezahlt, eigentlich ziemlich unverständlich. Vlt. sollten wir als User da mal etwas Druck machen.

Aber ein anderes Problem bei der Verwendung der Dual-Filter ist mir aufgefallen:

Im Prinzip sollten ja die R-Pixel der OSC den Ha-Anteil empfangen und die G&B Pixel den OIII-Teil. Ich gehe mal davon aus, dass das, was beim DUO-Filter zwischen OIII und Ha so durchgelassen wird, gegen 0 geht (so zumindest meine „eigenäugigen“ Erfahrungen, als ich mir mal den Regenbogen einer Blu-ray durch das Filter angeschaut habe).

Nun ist aber die Bayer-Matrix der OSC nicht ideal. Konkret lässt die R-Maske bei der OIII-Wellenlänge noch ca. 5% durch, die G Maske bei Ha etwa 10% und die B Maske bei Ha ca. 3%. Das Ergebnis ist, dass man Ha und OIII nachher nicht so einfach perfekt trennen kann – so nach dem Motto Ha=R, OIII=G+B. Eigentlich muss man so was wie Ha=R-(0.1G+0.03B) und OIII=G+B-0.05R verwenden, um das Übersprechen der Kanäle wieder raus zu rechnen.

Das klingt wie Haarspalterei – will man aber beurteilen, ob z.B. bei einem schwachen PN in OIII was zu sehen ist, so kann man leicht auf die „Geisterbilder“ von Ha im G- und B-Kanal reinfallen. So vermutlich passiert bei einer aktuellen Aufnahme von Dr27 – wir diskutieren noch, bevor wir das Ergebnis hier vorstellen...

CS

Josef

www.capella-observatory.com
 
Hallo Josef,

das ist ein interessanter Aspekt, den du da ansprichst. Ich habe mich gefragt, wie die Zuordnung von OIII aufgrund der Bayer-Matrix erfolgt. Du schreibst, in Prinzip sollten G&B den OIII-Anteil erhalten. Wir kennen es aber ja von diversen CCD-Filtern, dass die Transmissionsfenster bisweilen so unterschiedlich gestaltet werden, dass OIII mal nur im Blauen oder im Grünen oder - unterschiedlich gewichtet - in beiden Bereichen durchgelassen wird. Habt ihr nähere Informationen dazu, wie die Bayer-Matrix der Sony-Chips sich dazu verhält?

Viele Grüße
Stefan
 
Hallo Josef,

besten Dank für deine Antwort. Da gebe ich dir völlig recht, dass solche Filter ohne Vermessung eigenlich ein Unding sind. Allerdings kann man die mit einem recht einfachen Spaltspekrometer recht genau vermessen. Vielleicht hast du in deinem Bekanntenkreis einen Spektroskopiker, der das mal machen kann?

Was die Trennung von den Signalen betrifft, so kenne ich leider keine Filtercharakteristika von den Bayermasken der verwendeten Sensoren. Könnte mir aber durchaus vorstellen, dass die Flanken der Durchlasskurven nicht sonderlich steil sind, da dafür verfahrenstechnisch schon einiger Aufwand getrieben werden muss.

Was die Ha Information beim blauen OIII durchlass betrifft, so meine ich, dass du bei der Filter HWB auch immer noch etwas von Hß mitbekommst, vor allem, wenn aufgrund von f/3 ein ZWL-Shift zu kürzeren Wellenlängen hin erfolgt. Das hat natürlich die selben Informationen wie Ha, nur halt etwas schwächer...

Die Durchlasskurven der Bayermatrix könnte man mal mit einem Monochromator vermessen, so man Zugang zu einem hat. Muss mal Nobby fragen, vielleicht hat er einen in Reichweite? ;)

Ich fand derletzt auch Quadbandfilter eines anderen Herstellers. Da hat mich die sehr kleine HWB um die 4nm bei den meisten der vier Transmissionslinien begeistert. Eine Vermessung habe ich da allerdings auch noch nicht gesehen, und das bei deutlich teureren Preisen. Was war bei euch der Grund, sich für den Dualbandfilter zu entscheiden?

Viele Grüße,
Markus
 
Hallo Stefan, hallo Frank,

bzgl. der RGB-Kurven der ASI094 findet sich auf https://astronomy-imaging-camera.com/product/asi094mc-pro-color etwas. Ob die dort abgebildeten Kurven aber konkret für den IMX094-Chip sind, weiß ich nicht...

Zu welchem Anteil OIII bei G und bei B durchkommt, ist ja letztlich egal, wenn man beide Kanäle addiert und davon ausgeht, dass außer OIII da nichts ankommt.

Das Hß auch in G/B durchkommt, macht es umso sinnvoller, einen gewichteten Anteil von R zu subtrahieren. Damit ist man gleichzeitig das Ha-Geisterbild und den Hß-Anteil los. Wohlgemerkt, alles nur, wenn man wirklich den OIII-Anteil „solo“ haben will. Wenn eh ein Farbbild das Ergebnis sein soll, dann machen Geisterbild und Hß den Rotanteil nur ein bisschen „türkiser“, ein Effekt, der aber vermutlich kaum auffallen wird, zumal die Bildbearbeiter (ich bin keiner!) eh am Ende an der Farbe drehen...

CS

Josef
www.capella-observatory.com
 
Hallo Josef.

vielleicht habe ich es übersehen, wie geht ihr denn hinsichtlich der Trennung von HA/OIII vor? Ich verstehe es so, dass ihr den R-Kanal absplittet und als Ha weiterverarbeitet. Aber was geschieht mit GB? Ebenfalls splitten und addieren zu einem einzigen Kanal? Falls ja, in welcher Gewichtung? Und ist die Trennung überhaupt erforderlich? Im Grunde hat man doch bereits ein Ha-OIII Bild vorliegen. Man könnte ja ein paar RGB-Aufnahmen hinterher aufnehmen und die Sterne übernehmen.

Viele Grüße
Stefan
 
Hallo Stefan,

wenn wir ein HaOIII-Bild vorliegen haben, so wird das von mir nach den üblichen Regeln der Kunst (Glätten, Schärfen, Kontrast optimieren und Farben trimmen) wie auch das Astro-Farbbild einer normalen Canon 6D Aufnahme behandelt. Allerdings gewichte ich die flächigen Strukturen (insbesondere Nebel) im Blaukanal mit 60% bis 70% zu ungunsten des Grünkanals. Und haben wir dann noch ein RGB-Bild des selben Motives vorliegen, werden die Sterne anschließend von dort in das HaOIII-Bild transferiert.

Viele Grüße

Stefan
www.capella-observatory.com
 
Hallo Josef, Stefan, Frank und Max,

klasse Bilder legt ihr mit dem reaktivierten Capella-Teleskop vor. Auch nach Umzug nach Deutschland sehen die Capella-Bilder nach Großteleskop aus, da ändert auch die Farbkamera nichts dran. Die OIII-Filamente in der Bildmitte waren mir bisher unbekannt und stehlen der Soap Bubble fast die Show. Sehr lustig finde ich dann Abell 69, der für mich die größte Überraschung in dem Bild ist. Könnte man auch jugendfrei als "Schnuller-Nebel" bezeichnen.

Ich bin übrigens seit ein paar Monaten auch dabei, unter Berliner Großstadthimmel ein bisschen mit dem STC Duo Filter herumzuknipsen (mit ASI1600 MC Farbkamera) und auch wenn ich wohl nie dazu kommen werde, alle Vergleichsreihen systematisch auszuwerten habe ich auch den Eindruck, dass die neuen "one shot colour"-Schmalbandfilter den Vorsprung der Schwarzweißkameras deutlich verringern.
 
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