ich möchte nun ganz auf Fotografie umsteigen und habe mich vorerst für einen TS-Photon 12" F/4 Newton entschieden.
Doch bevor ich die Bestellung abschicke, möchte ich hier einmal nachfragen, ob ich damit ein gutes Fototeleskop kaufe oder mir
den "Teufel" (warum auch immer) ins Haus hole.
Ich habe eine EQ-8 samt CGE-Pro Stativ. Also vom Gewicht dürfte es kein Problem werden.
Wie sind nun eure Erfahrungen mit dem Gerät?
Lohnt der Kauf?
vielen Dank schon mal für eure Antworten
Andreas
N'Abend Andreas,
Ich stimme meinen Vorrednern weitgehend zu und hoffe Ich trage nicht Eulen nach Athen und stelle mal einen anderen Blickwinkel zur Disposition:
Ich habe ehrlich gesagt noch nie verstanden, warum es sich in den Koepfen festgesetzt hat, dass ein Umstieg in die Astrofotografie als erstes die Entscheidung nach irgendeiner (Riesen-) Brennweite ist.
Das ist wirklich als wuerde ein angehender Fotograf fragen, "hey Leute, soll Ich mir gleich eine Makrolinse, oder dann doch ein langes Tele kaufen?". Jede vernuenftige Antwort wuerde selbstverstaendlich in der Gegenfrage "Ja was willst Du denn eigentlich fotografieren?" enden.
Das ist doch hier nicht anders: Falls dir DS-Astrofotografie tatsaechlich Spass macht, dann wirst Du bereits mittelfristig merken, um die grosse Palette an verschieden grossen Objekten abzudecken (von 3xMonddurchmesser bis 0.1 Monddurchmesser) braucht man von 300mm bis >1200mm Brennweite eigentlich alles.
Nur braucht man nicht alles davon gleich oft.
Viele Objekte (gerade Nebel in der Milchstrasse) sind eigentlich sehr gross. Da braucht man gar nicht viel Brennweite, oft sind 500mm schon viel zu viel und man muss Mosaike machen (dauert laaaang).
Natuerlich macht es auch Spass mal in so grosse Nebel voll 'reinzuzoomen und richtig Brennweite einzusetzen.
Auch die meisten Galaxien sind mit 700-1000mm Brennweite (oder oft mehr) besser bedient.
Es ist daher wirklich am sinnvollsten, sich bei
www.astrobin.com oder bei Franks (aka Frasax) Vorschauvideos mal ein paar Objekte anzuschauen, die einen anmachen. Sich einfach ein paar Bilder 'rauszusuchen, die einem entgegenschreien "das Ding will Ich knipsen".
Danach schnappt man sich ein Programm wie Stellarium und definiert/selektiert mal eine Kamera die in's Budget passt und 2-4 verschiedene Teleskope mit verschiedenen Brennweiten.
Dann surfst Du diese Wunschobjekte einfach mal ab und schaltest mal das FOV von der Kamera ein.
Da kannst Du dann sehen, wie diese Objekte mit der jeweiligen Brennweite spaeter in etwa im Bild aussehen wuerden.
Und was dich da so im Schnitt am meisten anspricht, na da schaust Du mal ob nicht eine Brennweite schon etwas heraussticht. Bei vielen (aber nicht bei allen) ist das am Anfang irgendwas zwischen 400-700mm. Damit kann man schon viele schoene Sachen aufsammeln. Es kann sich natuerlich auch herausstellen, dass dabei bei dir ein 1200mm Brennweite dabei herauskommt, weil dich einfach kleinere Galaxien anmachen.
Das weiss hier keiner. Nur ahne Ich, dass Du ueberrascht sein wirst, dass 1,2m Brennweite fuer DS eher ein Spezialist ist, als ein Gassenhauer...
Wie dem auch sei, nach dem die Brennweite erst mal grob festgelegt ist, na dann schaut man sich mal sein Budget an (welches Oeffnungsverhaeltnis kann Ich mir leisten?), macht einige praktische Ueberlegungen (will Ich dauernd justieren?, welche Korrektoren brauche Ich, harmoniert das mit der Kamera, [...]), usw und sucht sich seinen Telekoptyp aus.
Was wirklich irgendwo eine bloede Strategie ist (die aber aus nicht hinreichend geklaerten Gruenden 90% der Einsteiger machen), ist sich zuerst auf ein Riesenrohr festzulegen und danach zu hoffen, "irgendwas wird sich schon finden, um es mit der Haubitze zu fotografieren".
Das kann mal in dieser Reihenfolge klappen, aber Ich kenne mehr Leute die sich irgendwann verkleinert haben und eigentlich fast keinen, der klein angefangen hat und seine kurzen Brennweiten wirklich ganz aufgegeben hat, sondern da wird i.d.R. nach oben ausgebaut.
Ich wuerde wetten, mit einem kleinen aber feinen APO (300-400mm) und einem richtig guten 8"F/4 Foto-Newton hast Du am Anfang fuer's gleiche Geld mehr Spass, weniger Aufbau-Aerger und mehr dankbare Ziele und mehr gute Bilder im Kasten als mit dem 12-Zoeller.
Das waere die rationale Linie, nur werden solche Kaufentscheidungen werden nicht rational getroffen, sondern letztendlich emotional.
Food for thought ...
MfG & CS