UHC-Filter für visuelle Beobachtung deep sky

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Ingo S

Mitglied
Hallo Astrofreunde

Sicherlich ist meine Frage hier im Forum schon beantwortet worden, konnte aber leider nicht die passende Antwort für mich finden.
Hat jemand Erfahrung mit dem Einsatz eines 2" UHC-Filters am 6" Dobson? Bin mit meiner deep sky Beobachtung im Grunde ganz zufrieden, lese aber immer wieder, daß mit einem hochwertigen UHC oder Oll Filter (z.B. am Orionnebel) noch so einiges mehr an Struktur sichtbar wird. Ich dachte da an einen UHC-Filter von Astronomik. Da diese Filter sehr teuer sind (ca. 200 Euro) hoffe ich auf eure Erfahrungen in der Anwendung dieses Filters.

Gruß aus Boltenhagen
Ingo
 
Hallo,

Ob ein UHC oder ein [OIII] der bessere Filter zum Einstieg für die Erhöhung vom Kontrast in der Deep-Sky Beobachtung ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Ich habe beide Filter, einen Astronomik UHC und einen Astronomik [OIII]. Am meisten setze ich den [OIII] ein, dieser Filter bringt einen deutlichen Gewinn an Kontrast zum Hintergrund von Objekten die Licht emittieren, wie viele Galaktische Nebel wie den Orionnebel, Zirrusnebel und viele weiteren Emissionsnebeln. Eine weitere Objektklasse für den [OIII] sind Planetarische Nebel.

Der UHC dunkelt den Hintergrund im Okular nicht so stark ab wie der [OIII]. Der Kontrast der Objekte zum Hintergrund im Okular ist hier nicht so hoch. Er bringt aber auf jedem Fall einen Gewinn in der Erkennbarkeit von Objekten die in den beiden [OIII] Linien und der H-beta Linie emittieren.

Beide Filter sind nicht geeignet um Objekte deutlicher sichtbar zu machen die im gesamten Kontinuum emittieren wie Offene und Kugelsternhaufen, Reflektionsnebel und Galaxien. Beide Filter dämpfen bei diesen Objekten das Licht wodurch sie deutlich schwieriger zu sehen sind.

Den [OIII] habe ich schon erfolgreich ab einer Teleskop Öffnung von 114mm eingesetzt. Ich würde auch wieder anstatt einen UHC einen [OIII] Filter kaufen und den UHC ganz weglassen. Ich setze den UHC kaum ein.

Viele Grüße
Gerd
 
Hi,

kann mich Gerd nur anschliessen.
OIII gibt in meiner Beobachtung einen deutlichen Effekt, UHC nicht.

Man muss auch beachten, dass die Filter nichts heller machen sondern nur dunkler.
Aber den Hintergrund halt noch ein bisschen dunkler. ;)
Sie werden also besser anwendbar/nutzbar um so grösser die Öffnung (mal wieder ;) ).

Gruß
Peter
 
Hallo Gerd, Hallo Peter

Vielen Dank für eure Antworten. Das war sehr hilfreich. Durch eure Unterstützung vermeidet man doch so manchen Fehlkauf.

Gruß Ingo
 
Hallo Ingo,

in einem anderen Thread hatte ich ein paar Links dazu zusammengetragen:

ich habe nochmal meine Bookmarks gesichtet und lege Dir folgende Links ans Herz, die nochmal viel Info zu dem Thema geben:

https://www.sternfreunde-muenster.de/pdf/nebelfilter20150210.pdf
Nebelliste
Enthalten auch Praxisbeispiele der Filterwirkung... aber auch nochmal der Hinweis: kein Filter macht visuell aus einem schlechten Himmel einen guten!

Und einen hab ich noch, hier werden auch verschiedene Filtertypen an gängigen Nebeln verglichen:

Filter Performance Comparisons For Some Common Nebulae | Prairie Astronomy Club

Dann natürlich auch die Seite von Sven Wienstein: Nebelfilter visuell

und die Deepsky Brothers haben unter Tipps&Tricks auch was zu Nebelfilter visuell: Deepsky Brothers - Die Astroseite für Einsteiger

Viel Spaß bei der Lektüre, beste Grüße und klare Nächte
Frank
 
Hallo Frank

Auch dir vielen Dank für deine Antwort.
Interessanter und lehrreicher Lesestoff - da werd ich mich gleich mal ran machen.

Gruß Ingo
 
Hallo Ingo,

unter dem Label UHC laufen sehr unterschiedliche Filter. Je breiter der durchgelassene Spektralbereich, desto geringer die Filterwirkung. Es gibt aber auch recht enge UHC Filter, die sind dann schon auch brauchbar.

Mein Orion Ultrablock (ein schmalbandiger UHC) und mein Svbony OIII (ein eher breiter OIII) Filter machen jedenfalls sonst bestenfalls erahnbare Nebel in sehr ähnlicher Weise sichtbar. Mir fehlt jetzt der Vergleich zu den bekannten Marken, aber ich bin zufrieden damit deutlich mehr zu sehen als ohne.

Bei den günstigen Filtern kann man allerdings auch Pech haben, dass der gewünschte Spektralbereich verfehlt wird. Mein Astro Professional gelabelter OIII, gebraucht erworben im Kombipack mit Farbfiltern, zeigt jedenfalls nicht die gewünschte Wirkung.

VG Klaus
 
Noch ein Punkt: Die Zeiten habe sich auch geändert, das immer mehr vorhande breitbandige LED-Licht bringt es mit sich, dass man mit UHC Filtern (die mehrere Durchlassbereiche haben) immer weniger das störende Steulicht ausfiltern kann. D.h. manches was vor 10 Jahren galt, gilt heute nur noch eingeschränkt.
-cb
 
Hallo Zusammen

Danke für die Info's zu den UHC und Olll Filtern. Die Auswahl und Qualität ist ja wirklich sehr umfangreich. Hatte in der Bildergalerie ein paar tolle Aufnahmen vom Leo Triplet (hoffentlich richtig geschrieben) gesehen. M65 u. 66 konnte ich auch finden, aber NGC3628 war für mich echt schwer auszumachen. Nur mit Vorlage der Aufnahme und auch mehr erahnen als wirklich sehen, ging es. Aber einfach den richtigen Filter rein und schon ist das Objekt deutlicher zu sehen, war wohl von mir etwas zu hoch gegriffen.
Werde heute die Lektüren, die Frank mir empfohlen hat, studieren. Mal sehen was da so geht.
Nochmals danke für eure Hilfe und Ratschläge.

Bis später
Gruß Ingo
 
Hi Ingo @Anna-Lena ,

ganz wichtig: Bei Galaxien nutzt visuell gar kein Filter.
Du wirst sie nur noch schlechter sehen. ;)
Die haben ein kontinuierliches Spektrum. Da kannst du nichts herausheben oder filtern.

Zweitens: Aufnahmen haben nichts mit dem visuellen Anblick zu tun. Du kannst da fast nichts davon lernen oder übernehmen fürs Visuelle.
Das ist ja zB das Blöde bei Stellarium. Das hat eine tolle Okular-Ansicht und da kannst du dann die DSO Bilder einblenden.
Das ist leider völlig falsch, da es nichts mit dem echten Anblick im Okular zu tun hat.

Besser sind übrigens von Hand gezeichnete Skizzen.

Gruß
Peter
 
aber NGC3628 war für mich echt schwer auszumachen

Hallo,

Wie ich oben schon geschrieben habe macht ein UHC oder ein [OIII] Filter an Galaxien keinen Sinn. Galaxien senden Licht über das gesamte Kontinuum aus. Diese Filter dämpfen Galaxien sowie Offene und Kugelsternhaufen Reflektionsnebel umd auch Dunkelnebel.
Nur für Nebel die durch Rekombination Licht emittieren sind diese Filter geeignet.

Viele Grüße
Gerd
 
Hallo Zusammen

Ohje das war jetzt aber mal echt viel Lesestoff. (astrotreff deep sky / Sven Wienstein / Deepsky Brothers). Musste zwischendurch mal 'ne Pause einlegen (sehr viele Informationen, die ich erstmal verarbeiten muss). Werde mir in den nächsten Tagen sicherlich den einen oder anderen Abschnitt nochmal durchlesen müssen. Okay, ein's ist klar, mal eben schnell einen Nebelfilter kaufen , einschrauben und fertig - kannst du vergessen. Da ist die Enttäuschung schon vorprogrammiert. Aber vielleicht - hoffentlich bald (nach corona) gibt es wieder Gelegenheiten sich in der praxis (heimische Sternwarten und ähnliches) ein Bild zu machen.

Gruß aus Boltenhagen Ingo
 
Okay, ein's ist klar, mal eben schnell einen Nebelfilter kaufen , einschrauben und fertig - kannst du vergessen.

Nein, so kompliziert ist das nicht.
Wenn ein "Nebelfilter" wie ein [OIII] der ein Linienfilter ist oder der UHC der ein Schmalbandfilter ist seinen Sinn entsprechend eingesetzt wird, dann fördern diese Filter den Kontrast der Objekte zum Hintergrund und damit die Sichtbarkeit der Objekte.

Immer wieder wichtig:
Diese Filter machen ein Objekt nicht heller sondern heben den Kontrast der Objekte durch die Blockung vom Licht beiderseits der Emissionslinien zum Hintergrund im Okular an.

Diese "Nebelfilter" wirken bei Objekten die in den beiden grünen Sauerstofflinien bei λ 495,9 und λ 500,7 nm emittieren oder zusätzlich in der blaugrünen Wasserstofflinie bei λ 486,1 nm (H β).

Diese Filter eignen sich für:
  • Galaktische Emissionsnebel.
  • Planetarische Nebel.
  • Supernova Überreste.
Diese Filter eignen sich nicht für:
  • Offene Sternhaufen.
  • Kugelsternhaufen.
  • Galaxien.
  • Dunkelnebel.
  • Galaktische Reflektionsnebel.
  • Protoplanetarische Nebel.
Gerade die Emissions- und Reflektionsnebel können in ihren Anteilen gemischt sein. Das gilt auch für Protoplanetarische Nebel. Bei diesen Objekten lohnt es sich immer mit und ohne Filter zu beobachten. Ich konnte mit einem [OIII] Filter auch die HII Regionen in der Galaxie Messier 33 herausarbeiten.

Viele Grüße
Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ingo,
Lass dich nicht von der ganzen Theorie dahinter verwirren. Probieren geht über studieren. Das Hintergrundwissen lässt sich dann mit etwas Erfahrung viel einfacher verstehen.
Wichtig ist am Anfang nur, dass der Filter auch am Okular angeschraubt werden kann (1,25‘‘ oder 2‘‘).
Welcher Filter bei welchem Objekt am meisten bringt kommt dann auch mit der Erfahrung.
Wenn dir ein Filter nicht zusagt kannst du ihn hier immer noch verkaufen. Oder du kaufst dir schon einen gebrauchten dann halten sich die Kosten sowieso in Grenzen.

CS,
Florian
 
Hallo Leute

Nach so viel Unterstützung und Tipps eurerseits, einiges an Lektüre, und etlichen Videos kann ich sagen, daß der Nebel vor meiner Stirn verfliegt und es langsam klarer wird. Was sind Emissionsnebel, Planetarische Nebel, Reflexionsnebel, was bringt sie zum leuchten und wie entstehen sie, Teleskopgröße und Lichtverschmutzung am Standort.
Zum Schluß wird's wohl daraus hinauslaufen - wie Florian schon sagte 'probieren geht über studieren'.
Ich bleibe weiter am Ball und würde euch dann gerne meine ersten praktischen Erfahrungen mitteilen.

Gruß Ingo
 
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