Verständnisfrage zu Okular, Gesichtsfeld, sichtbares Feld

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Ulfberht

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Hallo,

ich habe eine Verständnisfrage zu meinem Zoom-Okular, Baader Hyperion Mark IV 8 - 24 mm, Teleskop 254/1200 Sky-Watcher Flextube.

Laut meiner Berechnung ergeben sich folgende Werte:
BWGesichtsfeldVergrößerungBlickfeldAP
Hyperion2448°50x0,96°5,08
ES1482°86x0,96°2,96


Verstehe ich das richtig, dass ich mit beiden Okularen den selben Bereich überblicke? Objekte brauchen die selbe Zeit, um aus dem Blickfeld zu wandern? Um etwas anderes (besser) sehen zu können brauche ich mir z.B. kein ES 14 mm 82° anzuschaffen?
Wenn das so ist, worin liegt der Unterschied?
- Bei dem ES ist das Bild dunkler, dadurch entsteht mehr Kontrast?
- Das ES wird vermutlich zum Rand hin schärfer sein?

Grüße

Ulf
 
Hauptunterschied ist die Vergrößerung!

Gruß Horst
 
Eine Möglichkeit, sich den Unterschied zu visualisieren wäre die Software „Stellarium“. Dort sieht man die Auswirkung von scheinbarem Gesichtsfeld und Vergrößerung recht gut.

Ansonsten sind halt die Sterne im Zoom viel dichter beieinander. Auch wenn der Himmelsausschnitt gleich ist, wirkt alles viel weiter weg.

Viele Grüße
Sebastian
 
Hallo Ulf,

ein dunkleres Bild bedeutet immer weniger Kontrast. Allerdings spielt bei nahezu punktförmigen Objekten die Auflösungsfähigkeit des Sensors eine Rolle. Solange Dein Auge oder ein Chip einen Stern nur als Punkt wahrnimmt, ändert sich dessen Gesamthelligkeit mit wachsender Vergrößerung nicht, während beim Himmelshintergrund die Flächenhelligkeit abnimmt. Dadurch wird der Kontrast zwischen Sternen und Himmelshintergrund besser, der von bereits flächig erkennbaren Objekten wird aber schlechter. Sobald man bei ca 1mm AP die Sterne flächig wahrzunehmen beginnt, hört dieser Effekt dann auf und mit weiter steigender Vergrößerung werden auch die Sternabbildungen größer sichtbar und damit genauso dunkler, wie der Rest des Bildes.

Was die Randabbildung angeht: Das hängt sehr vom Teleskop ab. Auch ein 82° Okular hat seine Grenzen. Dein Gerät hat f/4,7 und da wird ein ES 14mm 82° nicht mehr bis ganz zum Rand scharf sein. Vom Hyperion Zoom erwarte ich's auch nicht, ich habe aber beide noch nicht in einem vergleichbaren Gerät vor dem Auge gehabt.

Spannend sind Weitwinkel-Okulare eigentlich wegen der Bildästhetik, die sich aus dem größeren "Bildkreis" ergibt. Ein Feld von 48° wird gerne als Tunnelblick bezeichnet, wobei das noch moderat ist, gegen Okulare mit 30°. Das ist für viele Sternfreunde derart schön und wichtig, dass dafür ein Haufen Kohle rausgehauen wird für Okulare mit 100° bis gar 120°.


Clear Skies
Sven
 
> ein dunkleres Bild bedeutet immer weniger Kontrast.

Das stimmt nicht.

Ganz gleich welche der Kontrastdefinitionen man benutzt – die Vergrößerung spielt darin keine Rolle. Der Kontrast hängt vom Verhältnis Bildhelligkeit zu Hintergrundhelligkeit ab.

Man könnte nun Kontrast als visuelle Erkennbarkeit auffassen und damit die Definitionen von Weber oder Michelson verlassen. Aber auch da stimmt die Aussage nicht. Die Erkennbarkeit eines Details (sagen wir einer schwachen Galaxie) wird mit der Vergrößerung besser solange
a) die Detailgröße noch nicht ~10 Bogenminuten beträgt
b) die Feldblende noch deutlich sichtbar ist.
Ab einer Detailgröße von ca. 1 Grad nimmt die Erkennbarkeit wieder langsam ab, da sich der Helligkeitsgradient auf ein zu großes Feld verschmiert. Wenn die Feldblende nicht mehr deutlich zu sehen ist, dann fehlt es wirklich an Licht. Bis dahin fehlt es nicht an Licht, sondern an Kontrast, Licht ist ja genug da, auch an Stellen, wo gar kein Objekt ist.

Ich schreibe hier absichtlich Detail und nicht Objekt. Ein DDeatil kann ein gazes Objekt sein (z.B. die angeführte schwache Galaxie) oder aber auch ein Teil eines Objektes, z.B. ein Lichtknoten in einem Kometenschweif. Die 10-Bogenminuten-Regel gilt für das zu betrachtende Detail, manchmal nur Teil eines Objektes.
 
Danke erst einmal bis hierhin.

Ich überlege, ob es Sinn macht, mir ein ES 82 Grad anzuschaffen. Das Zoom-Okular (zusammen mit der Barlow-Linse) deckt bereits die sinnvollen Brennweiten ab, so dass es auf jeden Fall zu einer Überschneidung käme. Deshalb auch die obige Tabelle wegen des wahren Gesichtsfelds/Blickfeldes, das für mich zunächst keinen Unterschied machte, außer bei der AP.

Bei meinem Okular ist das Gesichtsfeld bei 8 mm bei 68 Grad, bei 24 mm bei 48 Grad. Also würde ein großer Unterschied besonders im mittleren bis langen Brennweitenbereich bemerkbar sein. Leider war das Wetter seit Teleskopanschaffung im Oktober noch nicht so oft gut, als dass ich die für mich optimalen Okular-Brennweiten herausfinden konnte.

Grüße
Ulf
 
Hallo Uwe,

ja, nette Definition, technisch wie mathematisch völlig richtig, aber völlig nutzlos, um hier verständlich zu erklären, was man sieht. Es fehlt eben das Auge als Sensor mit seinem Dynamikumfang.

Clear Skies
Sven
 
An deiner Stelle würde ich ein wenig Erfahrung mit dem vorhandenen Okular sammeln und auf eine günstige Gelegenheit für einen Gebrauchtkauf warten. Wenn man mal durch ein paar verschiedene Okulare gesehen hat, bekommt man ein Gefühl dafür was einem wichtig oder eher unwichtig ist und kann danach gezielter aussuchen und entscheiden.

Gruß Horst
 
Weiter auszuprobieren ist die Alternative, die ich mir auch überlegt habe. Heute soll es gute Bedingungen geben.

Ich habe einen 15 %-Gutschein, gültig bis Ende Dezember. Damit bin ich in dem Bereich, den ich ausgeben möchte. Aber so eine Gelegenheit wird es im Laufe 2020 auch noch geben. Besser ist es natürlich, wie so oft, sich in Geduld zu üben.

Grüße
Ulf
 
Hallo Ulf,

Also würde ein großer Unterschied besonders im mittleren bis langen Brennweitenbereich bemerkbar sein.
im Prinzip ja, aber...

Das Hyperionzoom hat bei 14mm ca. 56° Gesichtsfeld, das ES 14mm zeigt mit 82° deutlich mehr. Dennoch würde ich eher zu einer längeren Brennweite mit größerem Gesichtsfeld raten, z.B. das 31mm Hyperion oder vergleichbares wenn Du einen 2" Okularauszug hast.

Gruß Uwe
 
Ich habe bereits das Hyperion Aspherical 31 mm 72°. Das wurde mir empfohlen, weil bei mir der Himmel nicht so dunkel ist. Ich habe keine Vergleiche und bin damit zufrieden.
 
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