Hallo zusammen,
auf der Emberger Alm war ich schon mehrmals und hatte dort den SQM-Bestwert von 21,65 (altes SQM ohne Linse). In Namibia maß das selbe Gerät einmal 22,35 und dieser Himmel war nicht nur sehr dunkel, sondern auch sehr transparent. Traumhaft, aber auch in Namibia ist nicht jede Nacht derart exzellent.
Ich möchte euch auf eine Sache hinweisen, die m.E. für diese Diskussion sehr wichtig ist. wenn wir ein SQM benutzen, machen wir eine Messung. Wenn wir die Grenzgröße schätzen (Anzahl von Sternen in einem Bereich, welcher ist der schwächste Stern den ich sehen kann und den schaue ich dann in einem Kartenprogramm etc. nach), dann kommen da subjektive Faktoren hinzu. Das habt ihr ja schon erwähnt, z.B. die Kondition des Beobachters, seine Erfahrung, wahrscheinlich auch das Vorwissen wo das schwache Objekt ist.
Wenn zeitgleich mehrere Leute am selben Ort schätzen, kommt eine ziemliche Spanne von fst-Schätzungen zustande, eine ganze Magnitude oder mehr habe ich schon vernommen. Woher kommt das?
Ich kann euch das nicht wissenschaftich schlüssig beweisen und habe dazu weder eine Studie gelesen noch durchgeführt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es an individuellen Unterschieden der Sehschärfe liegt. In einem Rechenmodell für die fst, das Bradley Schaefer aufgestellt und bereits in den 90ern in Sky&Telescope veröffentlicht hat, sind viele Parameter berücksichtigt. Da es praktischerweise von Paul Rodman (Autor der Software "Astroplanner") eine Implementierung des Schaefer'schen Modelle gibt, wo man selber an den Reglern drehen kann, ist eine Sensitivitätsanalyse schnell gemacht: welcher Paramter hat den größten Einfluß? Ich hatte vor mehr als 10 Jahren mit diesem Ding mal versucht, eigene Erfahrungen nachzuvollziehen und kam nie und nimmer auf die angegebenen Grenzgrößen, die mir durchgehend als viel zu gut erschienen.
Hier gibt es dieses Tool:
Visual Limiting Magnitude
Erst als ich an der Sehschärfe gedreht habe, wurden die Werte erheblich besser!
Will sagen: unsere Schätzungen der fst hängen stärker von der individuellen Sehschärfe ab, als viele andere Parameter. An denen kann man recht viel drehen, ohne dass sich das so deutlich auswirkt wie bei der Sehschärfe.
Nachts ist man tendenziell kurzsichtig, auch wenn man sonst keine Brille braucht (Nachtmyopie). Und mir ist jedesmal beim Beobachten mit einer "aktualisierten" Brille aufgefallen, dass ich damit schwächere Sterne sehen konnte als mit der alten Brille, die nicht meghr so genau passte - jedoch bei Nacht durchaus noch ganz gut zu gebrauchen war.
Damit ist m.E. klar,
* wovon die unterschiedlichen fst-Schätzungen verursacht werden
* dass fst-Schätzungen für Standortvergleiche oder die Beschreibung von Beobachtungsbedingungen eher schlecht zu gebrauchen sind und
* dass man am besten eine Messung macht, statt zu schätzen. Messen kann man mit dem SQM oder mit einer Digitalkamera.
Last but not least: der Himmel kann sehr dunkel sein, aber er muss nicht gleichzeitig sehr transparent sein. In diesem Sinn wäre wieder fst schätzen besser als das SQM, das ja im finsteren Keller traumhafte Werte messen kann ;-) Wir sehen, es ist und bleibt tricky.
Clear skies,
Tom