Re: Zeiss unter anderen Namen? Vorsicht bei äußerer Ähnlichkeit!
Hallo Hans,
wer käme auf die Idee zu sagen, ein BMW ist doch ein Mercedes oder ein Audi oder ein Porsche (je nach Typ), bloß weil das alles hochwertige Autos sind. Ein Docter ist ein Docter und kein Zeiss, und das beudeutet doch keine Abwertung seiner anerkannt guten Eigenschaften. Ich würde allenfalls gelten lassen, daß ein Docter ein Zeiss-Jena (oder besser: dessen optisch weitgehend baugleicher Nachfolger) sei. Zeiss ist auch nicht Leice und umgekehrt. Und ein Astrophysics ist kein Tele Vue oder Takahashi (oder umgekehrt), auch wenn das alles erstklassige Teleskope sein mögen.
Auch Zeiss West und Zeiss Ost (alial Jena etc.) waren nicht dasselbe, wenn auch in manchen Produkten durchaus gleichwertig. Seit Kriegsende erfolgte in beiden Teilen Deutschlands bei Zeiss-West und Zeiss-Ost jeweils voneinander unabhängige Wweiterentwicklung, die schließlich zu unterschiedlichen Produkten geführt hat. Nach der Wende wurde wieder zusammegeführt, was nach dem Krieg durch Spaltung getrennt worden oder (z.B. in Oberkochen) neu entstanden war.
Wer sich ernsthaft mit Astronomie befaßt, muß doch so etwas wie naturwissenschaftliche Exaktheit anstreben oder zumindest ein Gefühl dafür haben. Dann sollte man nicht so unkritisch Markennamen durcheinanderwürfeln.
Ich betone nochmals, daß ich "Docter" oder "aus Jena" etc. nicht schlecht machen will, aber es dennoch für einzig korrekt halte, wenn man diese Marken und Zeiss (West bzw. jetzt gesamtdeutsch) nicht gleichsetzt.
Und noch eine Anmerkung zu Franks Hinweis auf äußerliche Ähnlichkeit mancher unter anderem Namen produzierter Ferngläser mit Zeiss-Ferngläsern (vorzugsweise Zeiss-Ost bzw. Jena): Gerade die äußere Ähnlichkeit ist doch das Erste, das jeder Plagiator zu erreichen sucht, um seinem meistens minderwertigen Produkt das Image des hochwertigen Vorbilds zu verleihen oder - das ist die oft zutreffende schlimmere Variante - den potentiellen Käufer bewußt darüber zu täuschen. Als Beispiel mögen die Rolex-, Franck-Muller-, Corum-, Piaget-Uhrenimitate usw. dienen, die ja auch äußerlich selbst bei näherer Betrachtung und bis hin zum Firmanloge nicht nur auf dem Zifferblatt, sondern auch auf der Krone und der Schließe des Armbands kaum vom Original unterscheidbar sind, aber fast immer statt eines hochwertigen mechanischen Swiss-Werks ein billiges Japan-Quarzwerk enthalten und im Falle von Golduhren nur vergoldet sind. Also Vorsicht bei der Einschätzung der Herkunft eines Fernglases allein aufgrund seiner äußeren Form!
MfG Walter E. Schön