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Einjähriges: Erfahrungsbericht 12“-GSO-Volltubus-Dobson (TS Deluxe-Version)
Seit einem Jahr bin ich nun Dobsonaut und mit einem 12“-Zöller von GSO unterwegs, da ist es Zeit, einmal einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Meine Eindrücke möchte ich einmal wie folgt möglichst knapp zusammenfassen:
Ausstattung
Im Lieferumfang ist nicht viel enthalten, aber alles, was man braucht, um sofort beobachten zu können: 8x50-Sucher, 30mm 2“-Okular (Erfle), 9mm 1 ¼“-Okular (Plössl), Okularhalter, Crayford-Okularauszug mit Untersetzung, Tubus-Balancierung, Hauptspiegel-Lüfter.
Auf- und Abbau
13,5 kg Rockerbox sind fix in den Garten getragen, 19,5 kg Tubus-Gewicht bei 145 cm Tubuslänge ist da schon ein Kraft- und Balanceakt, aber machbar. Dadurch kann das Teleskop auch bei einer überraschenden Schönwetterlage fix an den Start gebracht werden, maximal unkompliziert also.
Inbetriebnahme
Die Sucherjustage ist schnell und hinreichend genau für das 30mm-Okular gemacht, da ich ihn auch nie aus dem Sucherhalter am Tubus entferne, brauche ich in Folgenächten nie nachjustieren. Mag sein, dass der 12“-Hauptspiegel einige Minuten zu Temperaturanpassung braucht, aber das fällt bei mir nicht ins Gewicht – wenn möglich baue ich das Teleskop zumeist schon 1-2 Stunden vor Beobachtungsbeginn auf. Den Hauptspiegel-Lüfter habe ich erst zwei Mal in Betrieb genommen, ergibt sich eine Spontanbeobachtung, nehme ich am Anfang eben erst einmal schwächere Vergrößerungen.
Beim Erstbetrieb habe ich per Laserkollimator Haupt- und Fangspiegel aus einer groben Fehllage heraus justieren müssen, aber der Zeitaufwand für eine genaue Justage übersteigt keine fünf Minuten. Die Fangspiegelschrauben sind arg stramm, mussten aber bislang nur zwei Mal benutzt werden. Am Hauptspiegel habe ich öfter nachjustiert, mag sein, dass sich durch meine Schlepperei schnell einmal eine Fehljustage ergibt – aber der Aufwand ist gering. Die drei Zug-/Druck-Schraubenpaare könnten etwas feinfühliger sein.
Erste Modifikation und Beobachtungen
Die Höhenlager sind – wenn das Gerät ausbalanciert ist – ziemlich gut handhabbar, in Azimut musste aber sofort etwas gegen die viel zu leichtgängige Mechanik getan werden. Rollenlager gut und schön, aber gut werden die erst, wenn man z.B. noch Filzstopper auf die Azimutplatte klebt.
Hat man das Thema erst einmal vom Tisch, kann man wirklich stundenlangen Beobachtungsspaß mit dem Dobson haben. Trotz der miesen Wetterlage 2020 (zumindest in der zweiten Jahreshälfte) konnte ich stressfrei einige Dutzend Deep-Sky-Objekte beobachten – das war auch der Plan. Ich nehme sehr oft zum Aufsuchen (per Starhopping am Sucher) dann schon ein Okular mit 115x-Vergrößerung, die Gängigkeit der Pressspan-Montierung lässt das zu.
Mein ausgesprochen mieser Standort in einem Düsseldorfer Vorort schränkt die Sichtbarkeit von Deep-Sky-Objekten natürlich ein, aber es gibt trotz allem immer noch Unmengen zu beobachten – bei mir liegt der Schwerpunkt bei Galaxien, offenen Sternhaufen und Planetarischen Nebeln.
Was kann man erreichen? Die stellare Grenzgröße liegt in guten Nächten bei 15.0 mag, Galaxien 13.-14. Größe hatte ich auch schon ausgespäht – damit bin ich zufrieden. Erstaunt haben mich aber auch Mars und Venus, an vergleichbaren Standorten habe ich auch in vielen Jahren Celestron 14-Beobachtung nicht das an Planetendetails gesehen, was mir der Dobson gezeigt hat. Ach ja, die hellsten Uranus-Monde gab es als Erstbeobachtung, dafür waren Jupiter und Saturn leider einfach zu tief im vergangenen Jahr, um sie oberhalb des Nachbarzaunes zu erwischen.
Ohne jegliche Nachführung gelangen auch Planeten- und Mondfotos – aber das war ein wirklich wilder Ritt. Da gibt es bessere Optionen als eine Rockerbox von der Stange.
Apropos Nachführung: Die GSO-Mechanik lässt gleichmäßiges „Nachgleiten“ am Objekt nicht zu oder macht es ziemlich ruckelig – also schaut man dem ihm beim Sehfeld-Drift zu. Ein kurzer Rucks, Objekt wieder zentriert – weiter driften…
Die Bildqualität
Ich würde nie so verwegen sein, bei einem 12“-Spiegelteleskop ein Prüfprotokoll zu erwarten. Wenn man es so gebraucht wie es gedacht ist, dann hat man nie die Möglichkeit, derlei Papierkram auch in der Beobachtungsrealität nachzuvollziehen. Da mein Standort auch selten beugungsbegrenzte Seeingbedingungen zu bieten hat, musste ich mich mit 1“-Doppelsternauflösung zufrieden geben. Was soll´s, Doppelsterne haben mich ohnehin noch nicht so ganz gepackt.
Die vorgenannten Grenzgrößen und Planeteneindrücke haben mich aber trotzdem überzeugt, gerade in Verbindung mit Nebelfiltern und auch Farbfiltern wird eine im Rahmen der Beobachtungsobjekte gute Kontrastwirkung erzielt.
Zubehör – was muss, was darf, was kann?
Gerade Dobson-Einsteiger sollten sich da ein paar Dinge durch den Kopf gehen lassen, ich fasse das einmal wie folgt zusammen:
Nun ist mein Bericht doch etwas länger geworden, nichts für ungut. Vielleicht kann der eine oder andere, der auch auf der Suche nach einem Dobson ist, mit dem Gesagten etwas anfangen.
Clear Skies und bleibt gesund!
Stefan Korth
P.S.: Anbei noch ein Bild zum Größenvergleich...
Seit einem Jahr bin ich nun Dobsonaut und mit einem 12“-Zöller von GSO unterwegs, da ist es Zeit, einmal einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Meine Eindrücke möchte ich einmal wie folgt möglichst knapp zusammenfassen:
Ausstattung
Im Lieferumfang ist nicht viel enthalten, aber alles, was man braucht, um sofort beobachten zu können: 8x50-Sucher, 30mm 2“-Okular (Erfle), 9mm 1 ¼“-Okular (Plössl), Okularhalter, Crayford-Okularauszug mit Untersetzung, Tubus-Balancierung, Hauptspiegel-Lüfter.
Auf- und Abbau
13,5 kg Rockerbox sind fix in den Garten getragen, 19,5 kg Tubus-Gewicht bei 145 cm Tubuslänge ist da schon ein Kraft- und Balanceakt, aber machbar. Dadurch kann das Teleskop auch bei einer überraschenden Schönwetterlage fix an den Start gebracht werden, maximal unkompliziert also.
Inbetriebnahme
Die Sucherjustage ist schnell und hinreichend genau für das 30mm-Okular gemacht, da ich ihn auch nie aus dem Sucherhalter am Tubus entferne, brauche ich in Folgenächten nie nachjustieren. Mag sein, dass der 12“-Hauptspiegel einige Minuten zu Temperaturanpassung braucht, aber das fällt bei mir nicht ins Gewicht – wenn möglich baue ich das Teleskop zumeist schon 1-2 Stunden vor Beobachtungsbeginn auf. Den Hauptspiegel-Lüfter habe ich erst zwei Mal in Betrieb genommen, ergibt sich eine Spontanbeobachtung, nehme ich am Anfang eben erst einmal schwächere Vergrößerungen.
Beim Erstbetrieb habe ich per Laserkollimator Haupt- und Fangspiegel aus einer groben Fehllage heraus justieren müssen, aber der Zeitaufwand für eine genaue Justage übersteigt keine fünf Minuten. Die Fangspiegelschrauben sind arg stramm, mussten aber bislang nur zwei Mal benutzt werden. Am Hauptspiegel habe ich öfter nachjustiert, mag sein, dass sich durch meine Schlepperei schnell einmal eine Fehljustage ergibt – aber der Aufwand ist gering. Die drei Zug-/Druck-Schraubenpaare könnten etwas feinfühliger sein.
Erste Modifikation und Beobachtungen
Die Höhenlager sind – wenn das Gerät ausbalanciert ist – ziemlich gut handhabbar, in Azimut musste aber sofort etwas gegen die viel zu leichtgängige Mechanik getan werden. Rollenlager gut und schön, aber gut werden die erst, wenn man z.B. noch Filzstopper auf die Azimutplatte klebt.
Hat man das Thema erst einmal vom Tisch, kann man wirklich stundenlangen Beobachtungsspaß mit dem Dobson haben. Trotz der miesen Wetterlage 2020 (zumindest in der zweiten Jahreshälfte) konnte ich stressfrei einige Dutzend Deep-Sky-Objekte beobachten – das war auch der Plan. Ich nehme sehr oft zum Aufsuchen (per Starhopping am Sucher) dann schon ein Okular mit 115x-Vergrößerung, die Gängigkeit der Pressspan-Montierung lässt das zu.
Mein ausgesprochen mieser Standort in einem Düsseldorfer Vorort schränkt die Sichtbarkeit von Deep-Sky-Objekten natürlich ein, aber es gibt trotz allem immer noch Unmengen zu beobachten – bei mir liegt der Schwerpunkt bei Galaxien, offenen Sternhaufen und Planetarischen Nebeln.
Was kann man erreichen? Die stellare Grenzgröße liegt in guten Nächten bei 15.0 mag, Galaxien 13.-14. Größe hatte ich auch schon ausgespäht – damit bin ich zufrieden. Erstaunt haben mich aber auch Mars und Venus, an vergleichbaren Standorten habe ich auch in vielen Jahren Celestron 14-Beobachtung nicht das an Planetendetails gesehen, was mir der Dobson gezeigt hat. Ach ja, die hellsten Uranus-Monde gab es als Erstbeobachtung, dafür waren Jupiter und Saturn leider einfach zu tief im vergangenen Jahr, um sie oberhalb des Nachbarzaunes zu erwischen.
Ohne jegliche Nachführung gelangen auch Planeten- und Mondfotos – aber das war ein wirklich wilder Ritt. Da gibt es bessere Optionen als eine Rockerbox von der Stange.
Apropos Nachführung: Die GSO-Mechanik lässt gleichmäßiges „Nachgleiten“ am Objekt nicht zu oder macht es ziemlich ruckelig – also schaut man dem ihm beim Sehfeld-Drift zu. Ein kurzer Rucks, Objekt wieder zentriert – weiter driften…
Die Bildqualität
Ich würde nie so verwegen sein, bei einem 12“-Spiegelteleskop ein Prüfprotokoll zu erwarten. Wenn man es so gebraucht wie es gedacht ist, dann hat man nie die Möglichkeit, derlei Papierkram auch in der Beobachtungsrealität nachzuvollziehen. Da mein Standort auch selten beugungsbegrenzte Seeingbedingungen zu bieten hat, musste ich mich mit 1“-Doppelsternauflösung zufrieden geben. Was soll´s, Doppelsterne haben mich ohnehin noch nicht so ganz gepackt.
Die vorgenannten Grenzgrößen und Planeteneindrücke haben mich aber trotzdem überzeugt, gerade in Verbindung mit Nebelfiltern und auch Farbfiltern wird eine im Rahmen der Beobachtungsobjekte gute Kontrastwirkung erzielt.
Zubehör – was muss, was darf, was kann?
Gerade Dobson-Einsteiger sollten sich da ein paar Dinge durch den Kopf gehen lassen, ich fasse das einmal wie folgt zusammen:
- Okulare: Nahezu alles ist besser als die Serienausstattung, von mir aus könnte man das Gerät auch ganz ohne Okulare verkaufen. Aber ich verstehe Hersteller und Händler, die zumindest die Option auf ein fertiges Komplettfernrohr aufrecht erhalten wollen. Man sollte im Sinne des Beobachtungsvergnügens auf jeden Fall aufrüsten, wohin – das wäre noch ein Thema für sich, aber da gibt es anderswo hinreichend tiefe Diskussionen. Bei mir ist es ein 3er Set Nagler-Okulare mit den Brennweiten 31mm, 13mm, 7mm.
- Filter: Egal, wie gut oder schlecht der Himmel ist, Nebelfilter helfen bei Emissionsnebeln und Planetarischen Nebeln immer weiter. Bei mir sind es Lumicon OIII und UHC, aber auch dafür gibt es Alternativen. Rotfilter für Mars und Blau-Violett-Filter für Venus sind gut.
- Heizelemente: Bei mir ein Muss, denn mein Garten liegt in einer kleinen Senke, da ist es gerade im Herbst und Winter immer schnell sehr feucht. Konkret werden bei mir Sucherfernrohr und Sekundärspiegel beheizt, mehr war noch nicht nötig.
- Weitere Zubehöroptionen:
- Magnetisches Tubusgewicht: Extrem hilfreich, wenn man zwischen dem 31mm-Nagler-Boliden und dem 7mm Geschwisterokular wechselt. Am besten gefällt mir die Orion-Variante mit Griff, Magneten und Flizgleitern. Nachteil: Einen vereisten Tubus mag das Teil nicht, dann fängt es an zu rutschen…
- Transportriemen für Autotransport: Noch habe ich den Dob nicht mit auf den Acker genommen, aber je nach Lage und Parkplatz machen die Teile den Aufbau einfacher.
- Rockerboxverstärkung: Ein Upgrade-Kit von Farpoint, um die mechanische Stabilität des Azimutunterbaus zu verstärken. Mal schauen, wie es hilft
- Was noch fehlt – oder auch nicht:
- Nachführplattform: Doch, das will ich haben, ich habe schon Lust auf ein paar Fotoexperimente, außerdem macht es die visuelle Beobachtung bei hohen Vergrößerungen einfacher.
- Motorfokus: Purer Luxus, aber wenn ich fotografieren wollte…
- digitale Teilkreise: Klingt verführerisch, aber für mich ist die visuelle Deep-Sky-Beobachtung ein absoluter Ausgleichssport zum pixelbestimmten Arbeitsalltag. Und – noch kann ich mir mit Starhopping und einem guten Himmelsatlas jedes Objekt einstellen, dass mein Fernrohr erreicht. Brauch ich also nicht.
- Stärkere Rockerbox mit größeren Azimuträdern: Ja, vielleicht, ich kenne einen guten Schreiner – oder doch Metallbau? Auch wenn die Pressspankonstruktion noch unter IKEA-Niveau ist, so ist sie jedenfalls so simpel, dass man sie jederzeit nachbauen (lassen) kann. Kein Stress also
- Der Dob – das Anfängerfernrohr?
Nun ist mein Bericht doch etwas länger geworden, nichts für ungut. Vielleicht kann der eine oder andere, der auch auf der Suche nach einem Dobson ist, mit dem Gesagten etwas anfangen.
Clear Skies und bleibt gesund!
Stefan Korth
P.S.: Anbei noch ein Bild zum Größenvergleich...