Alt vs Neue Teleskope

[Limili]

Ich hab so den Gedankengang ob ältere Teleskope im Vergleich zu neuen besser oder schlechter sind.

Beispiel. Nehmen wir einen Apo der um 10 bis 15 Jahre alt ist im Vergleich zu einem analogen aus 2024/25. Könnte man sicher auch mit Newtons machen.

Ich stelle 2 baugleiche Systeme neben einander einmal mit alten und einmal mit neuem Teleskop.
Ist sie Abbildungsleistung dann signifikant unterschiedlich.

Ist die Qualität quasi besser schlechter oder gleichwertig. Habt ihr da eine Meinung.

Grüße Danke

 

[Thomas F]

Ich sage mal: anders.

Ich habe 1974 mit Astronomie begonnen.
Von 1974 hatte ich ein Tasco 50/500
Von 1978 einen 114/900 Kaufhaus-Newton
Von 1980 ein Celestron C8
Von 2024 ein ZWO Seestar
Von 2024 einen Celestron 70/700 Starsense Explorer Refraktor

Die verwendeten Materialien wechselten in der Zeit von Metall zu Kunststoff was vor allem bei den Okularen spürbar ist.

Das Spektrum an Qualität wurde größer. Wenn ich heute viel investiere bekomme ich etwas Besseres als damals.
Wenn ich heute wenig investiere, komme ich in eine Liga, die es damals noch nicht gab. Man kann sie getrost "produzierter Müll" nennen.
Dazu zähle ich mal die Barlowlinse des 70/700. So etwas hätte früher keiner gewagt, seinem Produkt beizulegen. Erst recht kein Markenhersteller wie Celestron.
Die Qualität an Okularen wie Plössel, König, Erfle oder UWW gab es damals in meinem Umfeld nicht.
Technische Entwicklungen wie Guide Cam gab es auch nicht.

Geräte wie das Seestar bringen eine erstaunliche Leistung, die es vor einigen Jahren noch nicht zu dem Preis gab. Doch wie hoch ist die Chance, dass eines von ihnen in 2070 noch in Betrieb ist? Dann hätte es das Alter, das mein C8 jetzt hat.

Also keine eindeutige Antwort auf Deine Frage.
CS Thomas

 

[Wombat1964]

Ich gebe Thomas völlig recht....

Aber der Celestron 70/700 kostet mit dem Starsense Explorer System 130,- €.
Wer hätte sich vor 15 oder 25 Jahren so ein billiges Teleskop vorstellen können?

Ich habe ein LX200 von 1998 gebraucht gekauft. Ein 10''. Da ist die Originalrechnung dabei. 11.000,- DM mit einigem Zubhör.
Wenn ich mir die damalige Kaufkraft anschaue dann hat das Teleskop damals fast halb soviel gekostet wie ein VW Golf 5-Türer der im Jahr 1998 einen Listenpreis von etwa 18.000,- DM hatte.

Heute kostet ein VW Golf ab 28.330 € und das Celestron 70/700 130,- €.

Das Astronomiezeug ist wegen den Chezinesen super super billig geworden. Im Preis und (leider) auch in der Qualität.

Der Plastikschrott am Celestron (Tubus, Okulare, Barlow, Zenitprisma) ist schon beschrieben worden. Ich habe seit Weihnachten einen SW 150/750 Newton. Da kann man durch sanftes Drücken auf den Okualarauszug diesen in jede Richtung verwinden. Kollimination ist spannend... der Laser zeigt in alle Richtungen beim Anfassen des Auszugs... sowas hat man bei einem Newton in den Achtzigern niemals erlebt. Aber man kann ja einen Baader Steel-Track für knapp 400,- an den Newton für 350,- schrauben. Und eine bessere Fangspinne und Blende gibts für nochmals 500,- ... naja...

Und ja die große Ausnahme sind die Okulare: Die Qualität meiner heutigen APM XWA oder Morpheus hätte ich mir vor 20 oder 30 Jahren niemals vorstellen können. Ich habe noch meine Kellner und Mittenzwey-Okulare von meinem Vixen Cygnus 60L von 1984. Ich könnte mir heute gar nicht mehr vorstellen, durch solche winzigen Scherben mit vermutlich um 40 Grad Blickfeld schauen zu müssen!

Guido

 

[Antares]

Hi
früher hat man vieles so gebaut, dass es nicht nur funktioniert, sondern auch hält.
China und Taiwan waren vor 40 50 Jahren noch kein Thema. Ebenso das Plastik.
So gab es optische Qualität aus Japan und auch aus Russland, was heute selten ist.
So gibt es z.B: FluoritApos von Vixen auch unter Labeln Tasco, Celestron und ich glaube sogar Bresser.
Das sind qualitativ ganz andere Klassen, vergleicht man den Billigsektor heute.
Dafür kosteten 114er Newton 1000 DM und parallaktisch montierte 6 Zöller ein vielfaches.
Vergütungen, Spiegelbeschichtungen und die Okulare sind dagegen heute m.E: klar besser.
CS

 

[TaurusM45]

Hallo zusammen,

Interessanter Beitrag.
Ich hatte vor etwa einen halben Jahr die Wahl:
Neues C14 kaufen oder ein altes Meade 14" OTA.
Ich habe mich für den 22 Jahre alten Meade entschieden. Es ist noch ein Gerät aus Kalifornien. Robust und sehr gut gebaut. Plastik sucht man am Tubus vergebens. Die Optik ist einfach unschlagbar.
Also meiner Meinung nach ist hier ein gutes Beispiel für "Früher war alles besser"

Viele grüße
Andreas

 

[WUNNI]

Ich stelle 2 baugleiche Systeme neben einander einmal mit alten und einmal mit neuem Teleskop.
Ist sie Abbildungsleistung dann signifikant unterschiedlich.

Hallo,

zwei baugleiche Systeme können nicht signifikant unterschiedlich sein...
Wenn Du "10..15 Jahre" schreibst, kann ich nur rufen: "Nehm se 'n alten!" Die Qualität der Optiken dürfte ähnlich sein (wobei China-Optik ist angeblich besser geworden ist), die Mechanik war damals sicher eher besser.
Ausnahmen sind nur spezielle Dinge, die keine unendliche Lebensdauer haben, wie einige H-alpha-Filter, Elektronik (Teleskopsteuerungen, Kameras,...) oder Chrom-Sonnenfilter. Da muss man genauer hin- oder gleich wegschauen.
Vor allem der Preis! Gebraucht kannst Du mindestens 30% sparen.
Ich habe mir nur was neu gekauft, wenn ich es nicht gebraucht bekommen habe.

VG, Niko