Baubericht / Tagebuch meiner Sternwarte aufgrund vieler Anfragen

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Astro Steve

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Hallo ihr Lieben,

zuerst wollte ich ja das wegen dem Aufwand nicht machen, aber da ich nun doch schon viele Mails erhalten habe springe ich über meinen Schatten und erstelle einen Baubericht zu meiner erst kürzlich gebauten Sternwarte.
Ich versuche dabei auf große Erzählungen zu verzichten und nur die einzelnen Schritte zu dokumentieren um evtl. anderen, welche auch gerade am Planen und Überlegen sind zu helfen.
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Zu allererst muss ich sagen, ich kann es nur jedem der die Möglichkeit hat empfehlen!! Alleine in den letzten Wochen habe ich mehr gemacht als ich in den letzten Jahren gemacht habe!

Ich gehe raus, öffne das Dach, schalte die Montierung und meinen PC ein, starte Stellarium und fahre von der Parkposition aus los. Meine DSLR hängt auch fast immer dran. Ich kann innerhalb 5 Minuten anfangen zu Fotografien und gehe wieder ins Haus und verbringe die Zeit mit meiner Familie wenn ich nur fotografieren möchte. Kurz vor dem Bett gehen oder am nächsten Morgen vor der Arbeit, schnell Teleskop parken und Dach schließen - fertig!
Kein lästiges Auf und Abbauen mehr, kein Einnorden mehr, kein Alignment mehr, einfach loslegen oder zwischendurch mal kurz beobachten - EIN TRAUM!

Ich habe hier 2015 auf einem Berg am Fuße des bayerischen Waldes Haus gebaut und habe keine direkten Nachbarn und 65 km freie Sicht es ist hier wirklich traumhaft.
Jeden Abend auch wenn das Wetter schlecht ist reißt es meistens auf und man sieht solch ein Bild (Auf dem Foto war sogar schlechtes Wetter)
Zum Glück gibt es hier keine großen Bauvorschriften, man kennt den Bürgermeister und jeder kennt jeden...
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Aber nun zum Wesentlichen...
Ich habe knapp daneben eh erst ein Gartenhaus gebaut mit den Maßen 5x5 Meter, daher wollte ich die Sternwarte nicht zu groß bauen, ich habe mir für
ein Haus mit den Maßen 2,5 x 2,5 Meter entschieden und ich finde es absolut ideal von der Größe!

Also erstmal Boden ausgeschaufelt und das Beet und die Randsteine die ich erst letztes Jahr gesetzt habe wieder weggestemmt ;-)

(Ganz schön mühsam hier was einzustellen, ständig spinnt das hier, entweder kann ich nichts mehr schreiben oder die Bilder hängen sich auf oder der Text
ist plötzlich schwarz …..)

Ok.. dann die Schalung gesetzt, ins Wasser gerichtet und alles befestigt. Wo die Säule reinkommt habe ich wirklich einen ganzen Kubikmeter ausgeschaufelt!

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Jetzt hat sich vorhin wieder alles verschoben, Text Bild usw... aaaaahhhh lieber Admin kümmert euch mal da drum!

Eigentlich wollte ich noch was zum letzten Bild schreiben... es ist ein 250er KG Rohr, ich habe es mehrfach durchbohrt und mit Baustahlstäben versehen zum einbetonieren um einen stabilen Halt herzustellen.
Leider kann man hier ja immer nur 4 Bilder anfügen, daher erfolgt das ganze Schrittweise und weiter geht's...
 
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Das KG Rohr was ja später mal die Säule werden soll hundertprozentig ins Wasser richten und erstmal grob anbetonieren damit sich nachher beim ausbetonieren auch wirklich nichts mehr bewegen kann!
Ganz wichtig ist die Höhe der Säule richtig zu wählen! Das muss jeder für sich selbst bestimmen! Je niedriger desto weiter ist das Teleskop ich sage mal von der Hütte nachher geschützt, jedoch ist die horizontale Sicht auch viel begrenzter! Ich habe sie auf jeden Fall etwas höher gebaut damit ich wenig in der Sicht eingeschränkt bin.

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Nun habe ich noch überall Baustahlmatten eingelegt und alles ausbetoniert und in Zuge dessen auch gleich die Leistensteine gesetzt zur Abgrenzung an den Rasen. Leider wurde mir der Beton dann schon fast fest da ich alleine war und ich so schnell bei 30 Grad Außentemperatur gar nicht schaufeln und Schubkarrenfahren konnte :LOL: Aber wie ich eben bin muss ich immer alles alleine machen....

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Nun habe ich alles mit dicker Unkrautfolie ausgelegt und mit Splitt aufgefüllt sowie Mähkantensteine rumbetoniert damit mein Mähroboter wieder sauber rumfahren kann :)
 
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Nun der große Schock!!! Ich habe mit einem Transporter das Gartenhaus abgeholt und beim Aufmachen kamen schon mal 3 Mäuse herausgesprungen und alles war quasi zusammengefressen und Vollgekackt - Schock!!
Also wieder zurückgefahren und den Filialleiter verlangt, nach einer Stunde heftiger Diskussion habe ich dann ein neues Gartenhaus bekommen und mich bereit erklärt das alte selbst du entsorgen und ich habe das Haus dafür für sage und schreibe 350 Euro anstatt 650 bekommen!!!! Das hat sich dann im Nachhinein doch sehr rentiert - danke an die Mäuse!

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Nun ganz unspektakulär das Haus aufgebaut. Die Rahmenhölzer habe ich mit Dachpappe nach unten hin versehen wegen der Feuchtigkeit und habe diese auf dem Fundament fest verdübelt.


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Die Vorfreude steigt. Hier sieht man noch die Betonsäulenhalterung die ich nach Norden ausgerichtet habe mittels Kompass und dann natürlich in die Säule mit einbetoniert habe.
 
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Nun habe ich die Ausleger für das Dach angebracht und hätte wie man auf dem Foto sieht beinahe vergessen die Leiter die ich als Ablage benutzt habe wieder rauszutun :LOL: das wärs gewesen ….
Wie man sieht habe ich im Inneren des Hauses alles mit Rahmen verstärkt denn aus Erfahrung von meinem Gartenhaus dass sogar aus wesentlich dickeren Bohlen besteht weiß ich wie sehr sich das Holz über den Winter und Sommer verziehen kann!!
Auf den Auslegerbalken habe ich ein Aluminiumflachblech geschraubt auf dessen anschließend die Laufrollen des Daches laufen sollen.

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Nachdem ich alles Hundertprozentig ins Wasser gerichtet habe und auch alle Kreuzwinkel überprüft habe damit es auch wirklich symmetrisch ist (sonst würde sich das Dach anschließend verhaken) habe ich es festbetoniert.

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Hier sieht man das Flachblech was als Auflage dient und als Seitenführung habe ich ein L -Blech angebracht.
Auch sieht man wie weit mein einziger Nachbar weg ist, er schaltet sogar das Licht aus wenn ich Aufnahmen mache, sehr lobenswert!

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Nun habe ich die ganzen Hochlast Laufrollen in zwei Rahmenhölzer eingeklebt welche ich nachher seitlich an die Dachkonstruktion schraube. Auf denen soll das Dach dann rollen. Alles bisher rein aus dem Kopf heraus, aber ich denke es funktioniert schon ;-)
 
Da ich von der ersten Minute bis zur letzten die pralle Sonne habe, sieht mein Rasen im Hochsommer leider immer so schrecklich aus, gießen bringt hier gar nichts mehr.

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Dann das Dach ganz normal zusammengebaut und in der Innenseite die Balken mit den vorher gezeigten Rollen angeschraubt. Es liegt nun direkt auf dem Flachblech auf. Und hier auch schon der erste Test: (schade wollte ein kurzes Video anfügen geht nicht... Egal man kann das Dach auf jeden fall mit einem Finger wegrollen, alles funktioniert also wie gedacht.

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Hier sieht man es nochmal im Detail. Die L-Schienen geben die Führung des Daches vor. Mit den Spannschrauben an allen 4 Seiten kann man das Dach bombenfest machen, gerade bei mir sehr wichtig, das es hier oft ziemliche Stürme gibt. Mittlerweile war auch schon ein heftiger Sturm und der Belastungstest wurde bestanden.

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Nun das Dach einbrettern, mit Dachpappe versehen und anschließend noch mit schönen Schindeln, da so eine Dachpappe m.M. nach Schei** aussieht.
Das ganze Haus habe ich innen sowie außen komplett mit Holzschutzgrund eingelassen und anschließend noch farblich gestrichen. Für die Außenwände habe ich weiß gewählt, denn mein Gartenhaus habe ich Anthrazit gestrichen und es heizt sich dadurch im Sommer noch deutlich mehr auf
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Innen gings nun weiter mit verlegen des Stroms. Ich habe rechts und links jeweils 3 Steckdosen angebracht damit ich flexibel sein kann mit dem PC und an der Säule habe ich ebenfalls Steckdosen angebracht für die Montierung und Kamera

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Hier sieht man es nochmal mit den Steckdosen und auch habe ich eine normale und eine rote Leuchte angebracht.
Gott sei Dank habe ich damals für unvorhersehbare Zwecke ein extra abgesichertes Stromkabel einfach mal so um den Garten rumgelegt, jetzt habe ich es doch tatsächlich gebraucht - hätte ich aber nie gedacht dass es für eine Sternwarte ist!

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Das erste mal so zur Dämmerung drin zu sitzen und rauszusehen ist richtig spannend. Man fühlt sich fast wieder in seine Kindheit zurückgesetzt und zugleich kommt mir die Idee aus der Sternwarte eine Außensauna zu machen :eek:
 
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Dann endlich ist es so weit die erste Nacht - aufregend und alles klappt sofort auf Anhieb!

Hier auch gleich das allererste Ergebnis aus der Sternwarte von der ersten Nacht:

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Und zum Abschluss kann ich nur nochmal sagen: Es war die beste Entscheidung eine eigene kleine Sternwarte zu bauen, man hat viel mehr von dem Hobby und kann es auch neben den Arbeits und Familienalltag betreiben!

Ich hoffe ich konnte den ein oder anderen dazu motivieren!
Ich habe die Sternwarte ganz alleine ohne eine helfende Hand gebaut, das zeigt, dass es auch nicht so schwierig ist das zu bewerkstelligen und die Kosten halten sich auch in Grenzen.

Gerne beantworte ich Fragen dazu und ansonsten sage ich viele Grüße an alle, die es sich angesehen haben und ein herzliches Dankeschön.
 
Hallo,

ich hoffe Du hast alles und speziell die Balken welche den Boden tragen gegen Bläue behandelt. Mein erstes Gartenhaus war vom Boden her genau so aufgebaut wie deine Hütte und war leider nur Pilzfutter. Den Nachfolger habe ich komplett im Pilzschutz gebadet und auf nivellierbaren Füßen aufgebockt, seit dem gibt es kein Problem mehr damit.


MfG

Rainmaker
 
Hallo Rainmaker ja ich habe das ganze Haus innen und Aussen damit eingelassen und natürlich auch den Boden.
Bei der Sternwarte und auch bei meinem Gartenhaus sind gut 5 cm Luft rundum damit es durchzirkuliert es steht also nicht direkt auf dem Boden sondern ist erhöht.
 
Hallo,

wie schon zuvor gesagt, mein erste Hütte war auch genau aufgebaut wie deine, also Betonfundament, Teerpappe, behandelte Bodenbalken und dann der Fußboden. Nach zehn Jahren merkte man dann, dass da was nicht stimmte und anschließend lösten sich auch die unteren Bohlen der Hütte auf. Das hätte zunächst nicht gestört, aber die Tür wurde nicht im gleichen Maße abgebaut. ;)
Ich denke, dass das Problem daher rührte, dass die Teerpappe bei Wind und Regen halt ab und an nass wird die Pilze dann ihr Werk beginnen können.
Ich hoffe deine Hütte hält länger, denn da steckt halt doch nicht nur Geld, sondern auch Zeit drin.


MfG

Rainmaker
 
Die kann ruhig in 10 Jahren kaputt gehen dann hat man bei Frau wieder ein Argument noch was größeres und zeitgemäßes zu bauen ;)
 
Hallo Lordermark,

Jetzt hat sich vorhin wieder alles verschoben, Text Bild usw... aaaaahhhh lieber Admin kümmert euch mal da drum!

Eigentlich wollte ich noch was zum letzten Bild schreiben... es ist ein 250er KG Rohr, ich habe es mehrfach durchbohrt und mit Baustahlstäben versehen zum einbetonieren um einen stabilen Halt herzustellen.
Leider kann man hier ja immer nur 4 Bilder anfügen, daher erfolgt das ganze Schrittweise und weiter geht's...

Da andere auch Probleme mit der Anzahl der Bilder haben, setze ich den Wert pro Beitrag auf 8 Bilder hoch.

Bitte eröffne im Board https://forum.astronomie.de/forums/stoerungen-faq.86/ mal ein eigenes Thema und beschreibe etwas genauer, was Du mit den verschoben Bildern und Texten meinst. Am besten mit Bildschirmausschnitten.

Danke für Deine Unterstützung!

Dein Moderatorenteam
 
Das Stichwort ist "konstruktiver Holzzschutz". Es geht darum, dass Holzoberflächen nicht dauerhaft nass oder feucht sind, d.h. alles ist belüftet, es gibt keine flächigen Spalte, die durch Kapillarwirkung Wasser halten, keine waagerechten Flächen, wo Wasser stehen bleibt und was beregnet wird, braucht Tropfnasen, damit Wasser abtropft und nicht lange hängt.

Statt Dachpappe würde man besser Pfostenträger verwenden. Bei den Stützen wurde das korrekt gemacht, sofern unten etwas Luft zwischen Holz und Metall ist. Die Laufbänder der Rollen werden Probleme machen, weil es darunter immer feucht ist. Wenn man lange genug drüber nachdenkt, gibt es Details, bei denen man verrückt wird, aber es lohnt sich.

Michael
 
Mir hat mal ein Holzwurm gesagt.
Wenn du Holz für die ewigkeit haben willst.
Strahle es (entfernt weiches holz an der Oberfläche) und dann versiegel das harte Holz mit teurem Bootslack das Hält für die Ewigkeit.

Nur mal so am rande Vielleicht Hilft es wem.
 
Macht euch nicht so viele Gedanken und genießt das Hobby!
Ich wohne in einem Holzhaus, dass ich 2015 auch selbst gebaut habe... es könnte auch ein Asteorid in die Sternwarte stürzen :eek:
Ich bin seit gut 20 Jahren immer wieder am Bau von Häusern usw dabei, das passt schon so (y)
 
Hallo,

ich habe festgestellt, dass es sich durchaus lohnt vorher einen Kopf zu machen, denn sonst bekommt man nachher bei den nachträglich durchzuführenden Reparaturen echte Kopfschmerzen. Klar, wenn dir eine Lebensdauer von 10 Jahren ausreicht, weil Du danach eh was neues willst, dann ist erst mal alles gut. Leider tendiert das leben dazu einen mit weiteren Arbeiten zuzuschmeißen und Zeit, Geld und Gesundheit sind später oft nicht gerade in dem Maße vorhanden wie man es sich wünscht.

@Michael,
es lohnt sich verrückt zu werden? ;) [duck und weg = on]


MfG

Rainmaker
 
Da muss ich Rainmaker voll zustimmen, lieber sich vorher einen Kopf machen und man hat nachher Ruhe und Muse sich anderem zu zuwenden, als ständig am längst erledigt geglaubten nachzubessern. Das ist dann nur lästig.

Holz ist ein lebendiger Werkstoff und das ist auch gut so. Nur muss man sich bei der Entscheidung für Holz bewusst sein, dass man gewisse Maßnahmen einplanen muss. So darf nirgends dauerhaft Feuchte stehen und die Oberfläche muss entweder dauerhaft versiegelt (Lack) oder regelmäßig geölt oder gewachst werden. Nimmt man von sich aus ölhaltige Hölzer wie Tropenholz (umstritten) oder entsprechende hier wachsende Hölzer wie Lärche oder Douglasie (insofern diese dann nicht aus Sibirien kommen) ist man eine gewisse Zeit auf der sicheren Seite.

Ich würde empfehlen jetzt die Laufschiene mit einem umklappbaren Schutz zu versehen. Sonst wird es im Winter, wenn da Eis und Schnee drauf liegt, auch zu Problemen beim Aufschieben kommen.

Gruß
Martin
 
Moin,

einfach nur genial. Ich bin gerade dabei mein erstes Teleskop zu finden und dann sehe ich das hier! Riesen Lob für die Arbeit und den Mut so etwas in die Tat umzusetzen.

Viele Grüße,
Daniel
 
Schöner Baubericht.


Wie verhält sich das mit der Luftfeuchtigkeit im geschlossenen Zustand? Wegen der ganzen Elektronik. Schließt das Dach komplett dicht ab?

Gruß,
Michael
 
Schöner Baubericht.


Wie verhält sich das mit der Luftfeuchtigkeit im geschlossenen Zustand? Wegen der ganzen Elektronik. Schließt das Dach komplett dicht ab?

Gruß,
Michael
 
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