Mondeule
Aktives Mitglied
Für wenige Stunden ist auf dem Mondterminator zwischen der Tag-und-Nacht-Grenze an der nördlichen Kraterwand des Kraters Werner die Form eines X auf dunklem Grund zu erkennen. Diese X-Förmige Struktur entsteht durch den Einfall des Sonnenlichtes in einem bestimmten Winkel auf der Mondoberfläche.
Dieser Effekt wird als Clair-Obscur-Effekt bezeichnet und findet z.B. in der Kunst Anwendung. Der damit verbundene Begriff Chiaroscuro kommt aus dem italienischen und bedeutet übersetzt "hell-dunkel". Auf der Mondoberfläche entstehen durch Kraterwände und Vertiefungen starke Kontraste zwischen hell und dunkel.
Zu sehen ist das "Lunar X" nur wenige Stunden vor dem ersten Viertel nahe dem Mondterminator. Der Mond ist zu diesem Zeitpunkt 7,1 Tage alt. Dabei befindet sich die Form am Rande der Krater Blanchinus , La Caille und Purbach. Während die östliche Kraterwand von Purbach und die westliche Kraterwand von Blanchinus beleuchtet sind, liegen die anderen Bereiche der beiden Krater im Schatten.
Diesem Spiel von Licht und Schatten haben wir die visuelle Wahrnehmung eines X zu verdanken.
Der Krater Blanchinus trägt den Namen des italienischen Astronomen Giovanni Bianchini. Er hat einen Durchmesser von 60 Kilometern. Die Wände des Kraters sind genau wie bei La Caille stark erodiert.
Die mit Lava gefüllte Ebene von La Caille hat einen Durchmesser 61 Kilometern und ist damit nicht wesentlich größer als Blanchinus. Benannt ist der Krater nach dem französischen Astronomen Nicholas-Louis De La Caille (1713-1762).
Der Krater Purbach ist gegenüber den beiden vorgenannten Kandidaten im Durchmesser mit 119 Kilometer doppelt so groß. Seine Benennung verdankt er dem österreichischen Mathematiker und Astronomen Georg von Purbach (1423-1461). Die Wände des Kraters sind ebenfalls stark erodiert.
Die X-Form hat eine Ausdehnung von ca. 70 Kilometern und lässt sich mit einem Fernglas gut beobachten. Die Form des X ist ein beliebtes Beobachtungsobjekt für Mondbeobachter.
Sichtbar ist das "Lunar X" bei guten Bedingungen und gutem Seeing ab 17.20 Uhr (MEZ).
Zu diesem Zeitpunkt hat der Mond eine Höhe von 19 Grad über dem Horizont erreicht und ist am Abendhimmel in Süd-Südost-Richtung zu finden.
Die Erscheinung ist längstens bis 19.40 Uhr (MESZ) sichtbar.
Die Höhe des Mondes beträgt zu diesem Zeitpunkt 20 Grad über dem Horizont.
Kurze Zeit vorher, bereits ab 17.05 Uhr (MEZ), ist weiter nördlich auf der Mondoberfläche am östlichen Rand des Kraters Ukert die Form eines V zu erkennen. Hier werden die beiden östlichen Kraterwände von Ukert M und Ukert N beleuchtet, während die Tiefebenen der beiden Krater im Schatten verborgen bleiben. Die beiden Krater messen gerade mal 17 bzw. 22 Kilometer im Durchmesser und liegen mitten in der V-Form.
Zu diesem Zeitpunkt hat der Mond eine Höhe von 17 Grad über dem Horizont.
Die beiden Krater sind nach dem deutschen Historiker und Dichter Friedrich August Ukert (1780-1851) benannt.
Die Form wird auch als "Lunar V" bezeichnet und lässt sich bei guten Bedingungen gemeinsam mit dem "Lunar X" beobachten und fotografieren.
Das Lunar V lässt sich bis ca. 19.05 Uhr (MEZ) beobachten. Zu diesem Zeitpunkt hat der Mond eine Höhe von 21 Grad erreicht.
Die Beobachtung und Fotografie des "Lunar X" und "Lunar V" kann am Taghimmel aufgrund der Lichtverhältnisse schwierig sein. Bitte beachten Sie dies bei Ihrer Planung.
Eine besonders gelungene Aufnahme hat Rolf Hempel erstellt. Auf ihr sind das "Lunar X" als auch das "Lunar V" zu bestaunen! Die Aufnahme hat er mir für diesen Artikel zur Verfügung gestellt. Sie ist ein wahrer Augenschmaus und kann in voller Auflösung hier angeschaut werden.
Das "Lunar X" war 2009 Thema für das "Astrofoto des Tages" (Astronomy Picture of the Day - APOD). Diese sehr schöne Aufnahme ist auf der Website des APOD finden.
Die nächste Sichtbarkeit dieser Formen ist am 2.02.2020.
Vorbereitung für die Beobachtung
Bereiten Sie sich frühzeitig auf das Ereignis vor.
Wichtig ist, dass Sie für die gesamte Beobachtungszeit freie Horizontsicht haben.
Die Höhe des Mondes können Sie ausreichend genau über meine Ephemeridentabellen ermitteln. Nachfolgend die wichtigsten Informationen:
Datum / Uhrzeit (MEZ) | Azimut [Grad] | Elevation (Höhe) [Grad] | Grobe Himmelsrichtung |
Beginn Lunar V 04.11.2019 - 17.05 Uhr | 156° | 17° | Süd-Südost |
Beginn Lunar X 04.11.2019 - 17.20 Uhr | 162° | 19° | Süd-Südost |
Mitte Lunar V 04.11.2019 - 18:05 Uhr | 171° | 20° | Süd |
Mitte Lunar X 04.11.2019 - 18:20 Uhr | 175° | 21° | Süd |
Ende Lunar V 04.11.2019 - 19:05 Uhr | 186° | 21° | Süd |
Ende Lunar X 04.11.2019 - 19.40 Uhr | 194° | 20° | Süd-Südwest |
In meinem Glossar finden Sie weitere Erläuterungen zu den Angaben Azimut und Elevation.
Fangen Sie frühzeitig mit der Beobachtung an. Die Zeiten lassen sich nur mit einer Genauigkeit von 10-15 Minuten vorhersagen.
Halten Sie das Ereignis fest: Hilfreich ist eine Tonaufnahme, die Sie während der gesamten Zeit aufnehmen.
So konzentrieren Sie sich auf das Ereignis und können Ihre Eindrücke sprechen.
Vergessen Sie nicht, zu Beginn der Tonaufnahme das aktuelle Datum und die Uhrzeit auf zusprechen. Während der Beobachtung sollten Sie das in regelmäßigen Abständen wiederholen.
Später können Sie Ihre Aufnahmen am PC auswerten und Ihre Beobachtung zu Papier bringen. Für diese Zwecke eignen sich Mondbeobachtungsprotokoll besonders gut. Die Ergebnisse lassen sich so dokumentieren und archivieren. Für alle Interessierten biete ich meine Vorlagen für Beobachtungen zum Download an!
Natürlich können Sie dieses Ereignis zusätzlich zeichnen oder fotografieren.
Mondbeobachtungsprotokoll jetzt herunterladen.
Nachweise
Die Daten wurden mit https://www.calsky.com ermittelt und gelten für einen Beobachtungsort in Deutschland mit 50 Grad nördliche Breite und 10 Grad östliche Breite.
Die Angegeben Zeiten können auch für andere Orte im deutschsprachigen Raum verwendet werden.